ges­tern sag­te je­mand zu mir ich sähe müde aus. als sie das sag­te, be­merk­te ich, dass ich tat­säch­lich kurz ab­ge­drif­tet war, mein geist auf wan­de­rung war, ohne ziel, aber auch ohne an­fang. das ist tat­säch­lich der zu­stand in dem ich nor­ma­ler­wei­se ein­schla­fe. das ist ein sehr an­ge­neh­mer zu­stand, zwi­schen ver­schie­de­nen wel­ten und vol­ler lee­re. ich bin dann je­den­falls auf­ge­wacht (ob­wohl ich gar nicht schlief) und auch den rest des ta­ges wach ge­we­sen, aus­ser zu ei­nem kur­zen mit­tags­schlaf. so wie heu­te.

abends bin ich sel­ten müde. es gibt so viel zu tun. ins in­ter­net schrei­ben, et­was hier schrau­ben, et­was dort dre­hen, fern­se­hen gu­cken, es­sen. im fern­se­hen liess ich heu­te abend mis­si­on im­pos­si­ble — the fi­nal recko­ning lau­fen. nach 16 mi­nu­ten und zwei se­kun­den schlug ich auf die pau­se tas­te weil ich es nicht mehr aus­hielt. man sieht dort ei­nen al­ten mann der ju­gend­li­che, schrank­far­be­ne haa­re trägt und die ers­ten 10 mi­nu­ten vor sei­nem in­ne­ren auge sze­nen aus sei­nen al­ten fil­men ab­lau­fen lässt. alle die er trifft oder die zu ihm spre­chen, sa­gen ihm er sei „the one“, der aus­er­wähl­te um die welt zu ret­ten. er sagt es auch ir­gend­wann selbst in die­sen ers­ten 16 mi­nu­ten und zwei se­kun­den, er glaubt es also auch selbst. ich nicht.

also schal­te ich um zu ei­ner emp­feh­lung von turi (zwei), eine hel­ge schnei­der doku. die kann man in der ard me­dia­thek se­hen, ich schau sie in me­dia­the­kweb­view. 40 mi­nu­ten schaf­fe ich, dann is­ses doch n biss­chen lang­wei­lig. wie al­les von hel­ge schnei­der pen­delt auch die­se „do­ku­men­ta­ti­on“ zwi­schen bril­li­ant, lang­wei­lig, pein­lich und strunzt­lus­tig. gran­dio­se klei­ne ideen, ein­ge­bet­tet in ei­nen strom aus über­do­dier­ten ab­sur­di­tä­ten und nor­ma­li­tä­ten. und auch wie al­les im zu­sam­men­hang mit hel­ge schnei­der, eine fra­ge der stim­mung. ich glau­be ich bin heu­te nicht in hel­ge-schnei­der-stim­mung und auch nicht in tom-crui­se-stim­mung.

bei kon­stan­tin lese ich (wie­der) ein sehr schö­nes zi­tat:

I as­ked AI what we do with time, and it came back with words that were com­mer­cial and vio­lent. We spend time, save time, take time, and make it; ma­na­ge, track, and save it; we kill time, we pass it, we was­te it, bor­row, and ste­al it. We ab­u­se time and it beats us back up, eit­her in re­tri­bu­ti­on or self-de­fen­se. It’s a zero-sum per­spec­ti­ve of the ma­te­ri­al of our li­ves; it makes us pri­soners to our own uti­li­ty.

The AI said not­hing about love, loyal­ty, or en­thu­si­asm. When you wrap tho­se up, it be­co­mes clear that the best thing to do with time is to de­vo­te it. That is how you get time on your side. When you are working with time in­s­tead of against it, every bit mat­ters, it all counts, even the fallow times, the emp­ty times, the time off the path.

als ich zur zi­tat­quel­le durch­klick­te fand ich ei­nen sehr schö­nen blog­ar­ti­kel. ich mag es wenn leu­te sich kri­tisch hin­ter­fra­gen, leicht grum­py sind, aber nicht zy­nisch. wenn die bal­nce der schlech­ten lau­ne stimmt, wenn licht am ende der wor­te ist und klei­ne weis­hei­ten aus der de­pri­mier­ten stim­mung fal­len. das bes­te was man mit zeit tun kann, ist sie et­was zu wid­men, nicht sie zu zäh­len oder zu spa­ren oder zu ver­trei­ben. wun­der­bar.

aber fast noch schö­ner ist die sei­te auf der das steht. auf den ers­ten blick sieht die sei­te wie eine nor­ma­le blog-bei­trags­sei­te aus.

dann scrollt man wei­ter …

… und wei­ter …

… und wei­ter …

… und es geht im­mer wei­ter …

… un­ter dem blog-bei­trag öff­net sich die kom­plet­te wei­te­re web­site …

… und hört gar nicht auf …

… bis man dann doch ir­gend­wann am ende an­kommt. wun­der­bar. toll.

aber auch auf ei­ner mi­se­ra­bel ge­stal­te­ten web­sei­te und in gräss­lich zu­sam­men­ge­hack­tem bei­trags-html kön­nen schö­ne tex­te ein zu­hau­se fin­den, wie die­ser hier von cory doc­to­row: Plu­ra­li­stic: Zu­cker­muski­an so­lip­sism (via vowe.net).

ich fin­de doc­to­rows spra­che ein biss­chen zu ge­feilt und hoch­ge­sto­chen, aber ei­gent­lich stört mich das nur wenn er sei­ne tex­te vor­liest. wenn man sie selbst im ei­ge­nen tem­po und mit der ge­wohn­ten in­ne­ren stim­me liest, le­sen sie sich er­staun­lich gut und klug.


das se­maglut­id-ta­ge­buch las­se ich heu­te aus­fal­len. ich habe kei­ne neu­en er­kennt­nis­se ge­won­nen, un­ge­fähr das glei­che ge­ges­sen wie in den letz­ten ta­gen und wie­der 200 gramm ver­lo­ren. ein­zig er­wäh­nens­wert ist viel­leicht, wie le­cker der him­beer-quark heu­te nach­mit­tag war, näm­lich sehr.