um weihnachten herum, zum 30C3 in hamburg, flogen mir vortragsempfehlungen für diesen vortrag um die ohren. jetzt will ich ihn mir auch wirklich anschauen, aber bevor ich das tue, empfehle ich ihn hier erstmal. alle anderen 30C3-vorträge sind auch online. /events.ccc.de
torsten dewi hat recht, die autoren von sherlock sind leider begeisterter von ihrem stoff, als die zuschauer. fand ich den ersten teil der neuen staffel immerhin noch unterhalsam, kam mir der zweite anstrengend, zu konstruiert und prätentiös vor. der dritte teil ging dann wieder, auch wenn alles, aber auch wirklich alles eine spur zu dick aufgetragen wurde.
anmerkung/nachtrag 04.02.2014: zum aktuellen repository vom reclaim social media plugin gehts hierlang. meine reclaim-testsite ist hier: wirres.net/reclaim/.
vor ein paar tagen hat daniel nix mich auf POSSE hingewisen („POSSE is an acronym/abbreviation for Publish (on your) Own Site, Syndicate Elsewhere“). POSSE bedeutet, man solle auf seiner eigenen website publizieren und diese inhalte dann in die passenden kanäle (twitter, facebook, gemneinschaftsblogs, flickr, …) verteilen.
die indiewebcamp-seite zum thema ist schwerer lesestoff. ich habe daran lange gelesen gekaut und gedacht: WTF? bis ichs einigermassen verstanden hatte.
im prinzip ist POSSE das gegenteil von dem was wir uns für reclaim social media ausgedacht haben. das was reclaim macht, nennen die leute vom indieweb nämlich PESOS („Publish Elsewhere, Syndicate (to your) Own Site“).
der prototyp des neuen reclaim social media-plugins (entwicklung auf github) zieht mittlerweile ganz zuverlässig und einigermassen leicht zu konfigurieren alle eigenen instagram-bilder aus dem silo, ebenso alle eigenen facebook-statusmeldungen, vines, tweets oder google-plus-einträge. das kann man unter anderem hier sehen oder hier. (das ist alles nicht so furchtbar neu, ansätze und plugins gibts dafür bereits einige. ein beispiel weiter unten.)
mir gefällt nach wie vor die reclaim-idee, inhalte mit optimierten apps, webanwendungen, webinterfaces zu erstellen, zu teilen oder ins netz zu laden und diese dann in kopie auf einem eigenen server permanent zu speichern. jeweils mit möglichst vielen metadaten, wie den bildern, geokoordinaten, original-adresse, eventuell nativem embedcode. was dabei unter umständen auf der strecke bleibt ist der kontext. die kommentare, die likes, favs, shares oder re-publizierungen. instagrate pro macht das ähnlich (also auf PESOS-art) und synchronisiert seit der neuesten version auch kommentare und likes auf den eigenen server. da aber alle social-media-silos eine spezielle schneeflocke sind, müsste man diesen mechanismus, der abgesehen davon auch nicht annährend in echtzeit funktioniert, für jedes silo neu programmieren. kann man machen, aber …
POSSE ist wahrscheinlich auch nicht die lösung, aber der ansatz ist eben genau umgekehrt. zum beispiel twitter: statt einen tweet zu schreiben, schreibt ein guter POSSEr eine notiz auf dem eigenen server. so macht das beispielsweise aaron parecki, hier. diese notiz wird dann von p3, pareckis CMS, auf twitter kopiert, hier. so hat man im prinzip eine art twitlonger, lange tweets, die auf dem eigenen server leben (hier zum beispiel twitter und aaronparecki.com).
besonders schön ist aber, dass dieser ansatz es erlaubt, replies oder favoriten oder retweets einzufangen.
das geht mit einem webmention-proxy wie brid.gy, auf den matthias pfefferle hier hinweist. im prinzip basiert das auf einem vereinfachten pingback-, bzw. trackback-protokoll, webmention genannt.
nächstes beispiel: anstatt auf sebastian gregers twitter-frage auf twitter zu antworten, tut aaron parecki es auf seiner eigenen seite. trotzdem taucht die antwort auch (verkürzt) auf twitter auf:
Das ZDF-Politbarometer kam man einfach zusammenfassen: Datenschutz und NSA-Skandal? Interessiert keine Sau. presseportal.de/pm/7840/2641924/z…
Ich finde es clever vom Guardian, die Snowden-Papiere in kleinen Schnipseln zu veröffentlichen. So wird dieses wichtige Thema nicht mit einem großen Knall verpuffen, sondern brennt lange weiter. Aber ich habe den Eindruck, das Thema hat sich auch abgenutzt. Man traut den Geheimdiensten alles zu, aber fühlt sich nicht bedroht. Wer täglich "Feuer" ruft, ohne dass es erkennbar brennt, wird nicht mehr gehört. Wohlgemerkt, da ist ein Unterschied zwischen gefühlter und tatsächlicher Bedrohung.
mir fiel dazu gerade spontan nur ein albernes popkultur-zitat ein: „who watches the watchmen?“ und eigentlich ist das auch das entscheidende, die gewaltenteilung oder wie die amerikaner das viel bildlicher ausdrücken: „checks and balances“.
es gibt meiner meinung nach keine vierte kränkung der menschheit¹, sondern einen mangel an balance, einen mangel an funktionierender kontrolle und -- möglicherweise ist das am schwerwiegendsten -- einen mangel an problembewusstsein.
zu 1: man kann von einem löwen der einen zerfleischt nicht enttäuscht sein. das ist seine natur. man kann sich aber gut vor ihm schützen oder den löwen kontrollieren, in seiner bewegungsfreiheit einschränken. regierungen und geheimdienste sind weder böse noch gut, sondern komplizierte machtwerke deren ziel die selbsterhaltung und machtausweitung ist. nur mit ständig angepassten und effektiven kontroll- und balance-mechanismen sind staatlicher machtmissbrauch, korruption und gewalt in grenzen zu halten.
spannende frage: soll genetisch optimierter reis, der durch seinen vitamin-a-gehalt menschen vor erblindung wegen vitamin-a-mangel retten kann, als einfallstor für „eine neue gentechnikfreundliche Kultur“ bekämpft werden -- oder eben nicht.
ich bin beiden lagern gegenüber skeptisch, möglicherweise, weil ich auf pauschale könnte-menschen-retten-argumente allergisch reagiere. aber auch totalopposition sehe ich eher skeptisch.
heute auf dem weg von der arbeit zum alexanderplatz kommen mir zwei extrovertierte, gutgelaunte jugendliche mit je einer getränkeflasche in der hand entgegen und scheinen sich für mich zu interessieren.
der eine macht handbewegungen, wie ich sie manchmal im fernsehen bei hip-hop-musikern sehe und sagt: „boar, so mit so nem bart ist man doch echt ehrenwert.“
dazu muss ich vielleicht sagen, dass ich meinen bart sein ein paar wochen nicht abrasiert habe, weil mich die haare im gesicht bis jetzt nicht gestört haben. so ab einem zentimeter ist das normalerweise der fall. derzeit offenbar nicht.
da ich meistens wenig interesse an der kommunikation mit fremden habe (manchmal auch mit bekannten), ignorierte ich den offensichtlich milde angetrunkenen heihopei freundlich nickend. also richtig ignoriert habe ich ihn ja nicht, weil ich ihn angeguckt habe und genickt habe -- aber eben auch mit unveränderter geschwindigkeit weitergelaufen bin.
offenbar war das aber doch etwas zu viel ignoranz, denn hinter mir hörte ich dann die nicht mehr so gutgelaunte heiopei-stimme die mir hinterrief:
Auf jede Aktion erfolgt eine Reaktion. Dieser physikalische Grundsatz gilt auch für disruptive Technologien, die eine Bedrohung für den Status quo darstellen.
ich habe den text von sascha lobo mittlerweile gelesen. wie ca. sechs schrillionen andere auch. und ich finde saschas text gar nicht so missmutig wie manche überschriftenleser ihn darstellen. trotzdem würde ich gerne noch ein bisschen nachdenken, bevor ich zu saschas text selbst etwas schreibe. don dahlmann hat ganz schön drüber nachgedacht und verbreitet weiter naiven optimismus. (naiv deshalb, weil sascha seiner eleganten selbstbeschimpfung, natürlich anderen, die weiterhin glauben, dass das internet nicht kaputt sei, ebendiese naivität unterstellt.)
das ist noch sehr roh und langsam und fehlerträchtig, aber es funktioniert schon ganz gut auf meiner testinstanz: reclaim social media als alles in einem plugin. es gibt noch einiges zu tun, aber wordpress- oder composer-kundige pre-alpha-tester oder helfer oder code-angucker würden nicht schaden.
Derart absurd sind manchmal die Beschreibungen, dass [...] Spötter [Armeechef Abd al-Fattah al-Sisi] schon als Ägyptens Chuck Norris bezeichnen - mit den entsprechenden Witzen wie: "Das einzige Mal, als Sisi einen Fehler gemacht hat, war, als er dachte, dass er einen Fehler gemacht hat."
abgesehen davon, dass wir aus dem kino oder der chilenischen literatur oder dem studium unserer verfassung wissen, dass es keine gute idee ist, wenn das militär innere angelegenheiten regelt, fiel mir kürzlich auf, dass die NSA eine militär-behörde ist. damit greift das militär in nicht unerheblichem masse in zivile angelegenheiten ein. wenn ich das recht verstehe, war mal geplant, dass die NSA amerikanische staatsbürger nicht ausspähen dürfe, womit wohl genau diese einmischung in zivile inner-amerikanische angelegenheiten verhindert werden sollte.
nach dem was wir soweit wissen, sind auch amerikanische staatsbürger oder abgeordnete nicht vor der ausspähung durch die NSA geschützt. damit scheint die doktrin der zivilen kontrolle des militärs zumindest in gefahr.
das arbeitszeug des militärs ist vorrangig gewalt und dominanz, nicht vernunft und ausgleich. deshalb sollten wir uns weiterhin bemühen, das militär sorgfältig zu kontrollieren und ihm keine politischen entscheidungen überlassen. eine gesellschaft in der das militär den lauf bestimmt, führt zwar mitunter zu grandioser literatur, genialen komikern oder tollen kolumnen von sascha lobo, aber in einer zivilen gesellschaft lebt es sich doch insgesamt besser.
jochen siemens plaudert über die schanze und die hafenstrasse in hamburg und den ehemaligen bürgermeister klaus von dohnanyi. und wenn man das so liest, erkennt man, dass jochen siemens eigentlich sagen will, dass olaf scholz eine niete ist. /stefan niggemeier
schönes, langes lesestück, das gut zeigt, warum ich die us-wired immer noch überragend finde. spannend zu lesen, wie kopfgeldjäger in den USA arbeiten und gleichzeitig erschütternd, wie einfach es offenbar ist an FBI- oder homeland-security-datenbanken zu kommen: mit bekannten, die einem nochwas schuldig sind.
auch gelernt: die digirtalen spuren die wir hinterlassen können durchaus sehr effektiv zur verwirrung von ermittlern und datensammlern genutzt werden. /pxlnv.com
I began this project nineteen years ago. The wife of a friend was nine months pregnant, and I had an idea - based on time-lapse photography - to photograph them together, on the same day every year, forever. I planned the shoots in a formal, almost scientific way. Every year, at the same time, against the same backdrop, under the same lighting. This way there are no distractions, only the miracle of growth and the changes of time and age.
thomas wüppesahl, kriminalbeamter a.d. und ehemaliger bundestagsabgeordneter der grünen im taz-interview:
Glauben die Verantwortlichen in der Polizeiführung, dass ihre Strategie der Härte letztlich zum Erfolg führt?
Ja, das glauben die, aber das wird krachend in die Hose gehen. Denn die Stimmung heizt sich im Moment immer weiter auf. Es gibt einfach ungelöste gesellschaftliche Konflikte. Doch Neumann streitet ab, dass die Konflikte um die Rote Flora, die Esso-Häuser und die Lampedusa-Flüchtlinge überhaupt politische Fragen sind. Für ihn sind alle diese Punkte bereits geklärt, dass hat er im Innenausschuss gesagt. Das ist irre.
nico lumma hält von thomas wüppesahl überigens „quasi nix“.
super! die sache mit den privilegien und der unterschiedlichen behandlung von menschen je nach hautfarbe so gut erklärt, dass ich sie auch verstehe. /eric hauth
volker könig macht sich die mühe mal die diffusen horrormeldungen über amazon anzugucken und schlussfolgert, dass er als verdi-mitglied nicht so irre zufrieden ist, mit dem was verdi gerade macht. ausserdem:
69% der Verkäuferinnen und Verkäufer im Einzelhandel arbeiten für einen Niedriglohn, bekommen also weniger Stundenlohn, als ein Amazon-Mitarbeiter im Versandlager.
günter hack über journalismus in zeiten der überwachung:
Abgesehen davon, dass Greenwald mit den klassischen Methoden des investigativen Journalismus vorgeht, zeichnet sich sein Fall nämlich durch eine besondere Eigenschaft aus: Journalisten ist es schlicht unmöglich, nicht Akteur des Überwachungsthemas zu sein. Wenn Geheimdienste und andere Behörden unkontrollierten Lese- und Schreibzugriff auf alle Kommunikationsnetze haben und deren Sicherheitsmechanismen systematisch unterwandern, um ihre Arbeit bequemer zu machen, dann sind alle journalistischen Formen systemisch bedroht, können ihren Aufgaben in der Gesellschaft nicht mehr nachkommen.
ebensowenig ist es journalisten natürlich unmöglich, nicht akteure in der gesellschaft zu sein, über die sie berichten.