green­peace-ak­ti­vis­ten sit­zen auf green­peace-pla­kat

felix schwenzel

und ein hund mit rin­gel­shirt schaut sich das an.

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ty­po­gra­fi­sche wit­ze

felix schwenzel

in al­ler be­schei­den­heit be­schränkt­heit ken­ne ich nur vier (ei­ni­ger­mas­sen) gute ty­po­gra­fi­sche wit­ze und drei da­von sind von mir (eins, zwei, drei). der vier­te ist nicht von mir (und auch nicht von pe­ter gla­ser), da­für aber auch der bes­te: „I shot the se­rif“:

wer kennt noch ty­po­gra­fi­sche wit­ze? oder heisst es ty­po­gra­fie­wit­ze? oder wit­ze über buch­sta­ben?

[nach­trag aus den kom­men­ta­ren]


kon­troll­freaks

felix schwenzel

die ver­le­ger jam­mern mal wie­der.

der satz oben ist nicht ganz kor­rekt, denn die ver­la­ge jam­mern seit jah­ren pau­sen­los. mal ist es die kos­ten­lo­s­kul­tur, die die zei­tungs-kul­tur zer­stört (we­gen ir­gend­ei­nes ge­burts­feh­lers), mal die such­ma­schi­nen die sich pa­ra­si­tär an den von ver­le­gern ge­schaf­fe­nen in­hal­ten be­rei­chern, dann ist es der staat, der droht die pri­vat­sphä­re sei­ner bür­ger bes­ser zu schüt­zen und bei­spiels­wei­se den adress­han­del ein­schrän­ken will und da­mit die pres­se­frei­heit be­droht, dann mal wie­der das in­ter­net als gan­zes, dass es hinz und kunz er­laubt sa­chen an­zu­bie­ten und zu kau­fen ohne auf die dienst­leis­tun­gen von zei­tun­gen zu­rück­grei­fen zu müs­sen. es ist, als ob die gan­ze welt sich ge­gen die ver­le­ger ver­schwo­ren hät­te.

doch dann, vor nicht ein­mal ei­nem jahr, leuch­te­te ein hoff­nungs­schim­mer auf. ste­ve jobs er­fin­det das ipad, ein ta­blet das er­staun­li­cher­wei­se ein­fach mal so funk­tio­niert und eng mit dem ap­ple-ei­ge­nen app-öko­sys­tem ver­bun­den ist, das be­reits vom ipho­ne her be­kannt ist, ge­wis­sen qua­li­täts­stan­dards folgt und das vie­le men­schen lie­ben, weil es eben ein­fach funk­tio­niert, mit be­to­nung auf „ein­fach“.

die ver­le­ger se­hen eine chan­ce. ein ge­schlos­se­nes, kon­trol­lier­tes sys­tem in dem nicht wie im www re­la­ti­ve an­ar­chie herrscht, wo je­der an­bie­ten kann was er will, son­dern wo, wie in an­stän­di­gen re­dak­tio­nen, auf die qua­li­tät ge­ach­tet wird. kon­trol­le! dar­auf fah­ren ver­le­ger ab!

dass das mit der kon­trol­le bei ap­ple, ge­nau wie in den meis­ten re­dak­tio­nen, nicht im­mer so toll funk­tio­niert, dass manch­mal auch schrott durch­rutscht, manch­mal ganz tol­le sa­chen aus un­er­find­li­chen grün­den aus­ge­sperrt wer­den und eben vor al­lem nicht ein­fach hinz und kunz mit­ma­chen kön­nen, son­dern nur leu­te die ein­tritt zah­len und sich an be­stimm­te re­geln hal­ten, auf ihr äus­se­res ach­ten und tit­ten und är­sche zen­sie­ren, da­mit kön­nen sich die ver­le­ger ar­ran­gie­ren. sie fin­den das ge­schlos­se­ne, kon­trol­lier­te sys­tem toll, vor al­lem weil man of­fen­sicht­lich rich­tig viel geld da­mit ver­die­nen kann.

ma­thi­as döpf­ner, der chef des sprin­ger-ver­lags, möch­te gar nie­der­knien vor dem schöp­fer die­ses ge­schlos­se­nen sys­tems, so be­geis­tert ist er vom kon­zept:

Je­der Ver­le­ger der Welt soll­te sich ein­mal am Tag hin­set­zen, um zu be­ten und Ste­ve Jobs da­für zu dan­ken, dass er die Ver­lags­bran­che ret­tet", sag­te der Sprin­ger-CEO in ei­nem Fern­seh­in­ter­view mit dem US-Jour­na­lis­ten Char­lie Rose. "Das iPad bringt das, auf das wir alle ge­war­tet ha­ben."
[…]
Das "coo­le Ge­rät" sei "ein­fach zu be­nut­zen" und der Preis sei mas­sen­markt­taug­lich. Aus Ver­le­ger­sicht be­son­ders wich­tig ist das ein­fa­che und be­reits eta­blier­te Be­zahl­mo­dell.

toll. nix wie rein da, mal eben ein paar mil­lio­nen rein­in­ves­tie­ren. das war vor nicht mal ei­nem jahr.

jetzt sagt VDZ-ge­schäfts­füh­rer wolf­gang fürst­ner, das sprach­rohr der deut­schen ver­le­ger, dass ap­ple die spiel­re­geln än­de­re und plötz­lich kei­ne sta­bi­len ver­trags­be­din­gun­gen für die ver­le­ger an­bie­te. wohl­ge­merkt, es geht um das ipad, ein ge­rät, dass noch kein jahr auf dem markt ist und das nicht wie ein blatt pa­pier so ist wie es ist, son­dern stän­dig wei­ter­ent­wi­ckelt und ver­bes­sert wird.

im sep­tem­ber letz­ten jah­res, also vor etwa vier mo­na­ten, hat ap­ple mit dem 4er iOS-be­triebs­sys­tem die mög­lich­keit ge­schaf­fen, dass ipad oder ipho­ne-be­nut­zer in da­für an­ge­pass­ten apps ein­käu­fe durch­füh­ren kön­nen. so kön­nen be­sit­zer ei­ner kos­ten­lo­sen zeit­schrif­ten-app in der app eine neue aus­ga­be kau­fen. oder spie­ler kön­nen sich neue le­vel oder werk­zeu­ge frei­schal­ten. oder was weiss ich. von an­fang an hiess es dazu in den AGBs:

Apps uti­li­zing a sys­tem other than the In App Purcha­se API (IAP) to purcha­se con­tent, func­tion­a­li­ty, or ser­vices in an app will be re­jec­ted.

mit an­de­ren wor­ten, im ver­trag den je­der app-ent­wick­ler mit ap­ple ab­schliesst steht drin, dass der ent­wick­ler aus­ser­halb der app kei­ne in­hal­te für die app ver­kau­fen darf, so­fern er die­se mög­lich­keit nicht auch in der app bie­tet. dass ap­ple die­se ver­trags­klau­sel in den letz­ten letz­ten 4 mo­na­ten nicht durch­ge­setzt hat, ist eine an­de­re sa­che. im ver­trag stehts drin.

jetzt jam­mern die ver­le­ger, dass ap­ple auf sei­nen ei­ge­nen re­geln be­steht und die­se künf­tig durch­set­zen will. „in­sta­bi­le ver­trags­be­din­gu­ne­gen“, man fühlt sich be­tro­gen und die press­frei­heit ist plötz­lich wie­der in ge­fahr.

ich fra­ge mich, le­sen ver­le­ger die ver­trä­ge die sie ab­schlies­sen vor dem ab­schluss nicht durch? in­ves­tie­ren ver­le­ger mil­lio­nen in sys­te­me, ohne die ver­trä­ge was­ser­dicht zu ma­chen? re­den die über­haupt mit ih­ren ge­schäfts­part­nern? und vor al­lem, ver­ste­hen ver­le­ger nicht den sinn von ge­schlos­se­nen, kon­trol­lier­ten, fremd­be­stimm­ten sys­te­men?

mir kommt das so ein biss­chen vor, als ob die ver­le­ger sich in ei­nen zug nach ham­burg set­zen und auf hal­ben weg, wenn sich zeigt dass der zug wirk­lich nach ham­burg fährt, mer­ken dass mün­chen auch ne schö­ne stadt ist. die ver­le­ger er­in­nern sich dann an ih­ren ge­sell­schaft­li­chen auf­trag und die pres­se­frei­heit und schnau­zen den zug­chef an, be­stehen dar­auf nach mün­chen zu fah­ren und in die lok wol­len sie auch, we­gen der pres­se­frei­heit.

ist das denn so schwer zu be­grei­fen? wer sich in ein ge­schlos­se­nes, kon­trol­lier­tes sys­tem, wie ein flug­zeug, ei­nen zug oder den ap­ple-app-store be­gibt (was ja durch­aus vor­tei­le ha­ben kann, man kommt zu­ver­läs­sig von a nach b, man kann für sa­chen geld ver­lan­gen, die sonst kein arsch be­zah­len wür­de), ist man dazu ver­dammt nach den re­geln die­ses sys­tems zu agie­ren — oder das sys­tem zu ver­las­sen.

die ver­le­ger wol­len (oder kön­nen) kei­ne züge kau­fen (zu teu­er, zu war­tungs­in­ten­siv, zu kom­pli­ziert, zu ri­si­ko­reich), wol­len aber trotz­dem lok­füh­rer spie­len. die ver­le­ger wol­len dass alle an­de­ren sich an die an­wei­sun­gen des pi­lo­ten hal­ten, sie selbst wol­len aber ger­ne die durch­sa­gen schrei­ben und auf­sa­gen und aus­ser­dem die flug­rou­te mit­be­stim­men.

der gröss­te witz an der gan­zen sa­che ist ja, dass die ver­le­ger rum­be­haup­ten dass al­les im sin­ne ih­rer le­ser zu tun. dass sie die in­ter­es­sen, adres­sen oder te­le­fon­num­mern ih­rer le­ser be­nö­tig­ten um ih­nen ein ade­qua­tes le­se­ver­gnü­gen zu bie­ten. sie be­haup­ten, dass es im in­ter­es­se des le­sers ist, sich abos auf kom­pli­zier­ten, selbst zu­sam­men­ge­den­gel­ten ver­le­ger-web­sei­ten zu kau­fen, statt es sich mit ei­nem klick in ei­ner app zu be­sor­gen. sie glau­ben, dass es im in­ter­es­se der le­ser ist, sie nach der kün­di­gung ei­nes abos an­zu­ru­fen oder sich per post an sie ran­zu­wan­zen und zu fra­gen ob sie nicht viel­leicht doch wie­der ein abo ab­schlies­sen woll­ten. ver­le­ger tun so, als ob ihre le­ser es knor­ke fän­den, wenn ver­la­ge mit ih­ren adres­sen han­del be­trei­ben und sie über in­ter­es­san­te preis­aus­schrei­ben in­for­mie­ren.

ver­le­ger stem­men sich mit al­ler kraft ge­gen drei haupt­strö­mun­gen die das in­ter­net vor­an­treibt: ein­fach­heit, of­fen­heit und kun­den­ori­en­tie­rung.

sie lei­den un­ter kon­troll­wahn und lie­ben es die fak­ten mit ih­ren kro­ko­dils­trä­nen zu ver­wi­schen. in­ter­es­san­ter­wei­se ver­bie­tet ap­ple den ver­la­gen kei­nes­falls ihre abos auch über ihre ei­ge­nen sys­te­me zu ver­kau­fen. ap­ple ver­pflich­tet sie le­dig­lich dazu, wenn sie das tun wol­len, auch die in-app kauf-al­ter­na­ti­ve an­zu­bie­ten. dass sie mit ih­rem da­ten­hun­ger und hoch­kom­pli­zier­ten be­stell­sy­te­men ge­gen die un­kom­pli­zier­te ein­klick-abo-va­ri­an­te von ap­ple nicht an­stin­ken kön­nen ist den ver­le­gern wohl klar. des­halb ent­schei­den sie sich wohl dem­nächst in ei­ge­ner sa­che kräf­tig ge­gen ap­ple zu trom­meln und hier und da ein paar tat­sa­chen zu ver­dre­hen. es geht ja ums gan­ze, um pres­se­frei­heit, adress­han­del, und die ei­ge­ne ren­di­te. die ver­le­ger ha­ben sich jetzt so­gar über­legt, dass man mal mit ap­ple re­den könn­te:

Wir ste­hen erst am An­fang des Dia­logs mit Ap­ple. Wir wol­len da­her nicht mit pro­zes­sua­len Mög­lich­kei­ten dro­hen. So­lan­ge wir ei­nen fai­ren In­ter­es­sen­aus­gleich er­zie­len kön­nen, ste­hen po­li­ti­sche und recht­li­che Mög­lich­kei­ten nicht auf der Ta­ges­ord­nung. Das ist für uns klar. Wir be­fin­den uns am Be­ginn ei­ner neu­en Wirt­schafts­ord­nung, die auch mit­tel­stän­di­schen Ver­la­gen Be­tei­li­gung am Wett­be­werb und Markt­zu­gang er­mög­li­chen muss. Wenn das nicht mög­lich ist, ist die Po­li­tik auf­ge­ru­fen, ei­nen neu­en Ord­nungs­rah­men zu schaf­fen.

über­setzt steht da: wir ha­ben bis­her nicht mit ap­ple ge­re­det, weil wir da­von aus­gin­gen, dass ap­ple auf uns zu­kommt und uns mit klei­nen prä­sen­ten be­grüsst. schliess­lich wäre das ipad ohne die ver­le­ger nie zu ei­nem sol­chen er­folg ge­wor­den. wir ver­le­ger sind un­fass­bar wich­tig für das ge­mein­wohl. wenn ap­ple jetzt al­ler­dings nicht nach un­se­rer pfei­fe tanzt, las­sen wir un­se­re an­wäl­te und un­se­re lob­by­is­ten von der ket­te. wo­hin das führt, wenn wir un­se­ren pu­bli­zis­ti­schen und po­li­ti­schen ein­fluss spie­len las­sen, da­von kann goog­le ja schon ein lied sin­gen.


vie­les was ap­ple macht, mag ich nicht. ich habe kein ipho­ne und kein ipad, un­ter an­de­rem weil mir das kon­zept von ge­schlos­se­nen sys­te­men un­wohl­sein be­rei­tet. ich habe zwar ein mac­book, füh­le mich aber mit dem teil nicht ein­ge­schlos­sen oder in mei­nen op­tio­nen nicht ein­ge­schränkt. ich kann kom­man­do­zei­len-tools be­nut­zen, DVDs oder CDs rip­pen, wenn ich woll­te und al­les was je ein ent­wick­ler für os x ent­wi­ckelt hat in­stal­lie­ren und aus­füh­ren. ge­nau­so wie auf mei­nem pre. der liess sich mit ei­nem ein­fa­chen ko­n­a­mi-code roo­ten, wenn es ge­nü­gend ent­wick­ler gäbe, könn­te ich all de­ren soft­ware auf mei­nem pre in­stal­lie­ren, ohne dass palm oder jetzt HP die soft­ware erst prü­fen müss­te.

ich mag es, mir ein­bil­den zu kön­nen, dass ich ma­chen kann was ich will. ich mag es we­ni­ger, in mei­nen op­tio­nen ein­ge­schränkt zu sein.


riv­va

felix schwenzel

das tol­le an riv­va wa­ren gar nicht die sto­ries die es oben, oder auf der start­sei­te, an­zeig­te, son­dern die links drun­ter, die meta-ebe­ne, wer was über die sto­ries sag­te die nach oben schwom­men.

nicht die din­ge die oben schwam­men wa­ren das wirk­lich in­ter­es­san­te, son­dern die, die es zum schwim­men brach­ten. das war die ma­gie von riv­va. und das ist der wah­re ver­lust. das salz. riv­va hat das salz des oze­ans der in­for­ma­ti­on sicht­bar ge­macht. jetzt sieht man das salz nicht mehr, son­dern schmeckt es nur noch. scha­de.

apro­pos oben schwim­men, apro­pos pa­thos und poe­sie. mein liebs­ter satz­fet­zen den ich je­mals am an­fang ei­nes ro­mans las lau­tet: „sor­row floats“. und „sor­row“ war ein fur­zen­der hund.


such­ma­schi­nen-spam mit air­bag

felix schwenzel

in mei­nem vor­he­ri­gen ar­ti­kel habe ich ja be­haup­tet, dass spie­gel-on­line links ver­kauft und da­mit das such­ma­schi­nen-ran­king der ver­link­ten site er­höht. frank pa­ta­long, lei­ter des netz­welt-res­sorts bei spie­gel-on­line, stell­te das in dem ar­ti­kel den ix kri­ti­sier­te le­dig­lich als eine „weit ver­brei­te­te Pra­xis“ in der „Blog-Sze­ne“ dar, und ver­gass zu er­wäh­nen, dass es eben­falls eine weit ver­brei­te­te pra­xis im ge­sam­ten in­ter­net und ins­be­son­de­re auch auf web­sei­ten gros­ser me­di­en­häu­ser und eben spie­gel-on­line ist. chris­toph kap­pes woll­te das in ei­nem kom­men­tar bei mir ger­ne dif­fe­ren­zie­ren:

Die bei­den Fäl­le sind un­ter­schied­lich, weil in ei­nem Fal­le die Such­ma­schi­ne "ge­täuscht" wird. In an­de­rem Fall bil­den die Links die wirt­schaft­li­che Ko­ope­ra­ti­on ab.

ich sehe das nicht so. such­ma­schi­nen (so se­hen die das zu­min­dest) wer­den in je­dem fall von be­zahl­ten links ge­täuscht. egal ob das blog­ger ma­chen oder, bei­spiels­wei­se, spie­gel-on­line. egal ob wer­bung drü­ber­steht oder nicht.

goo­gles sicht ist da ganz ein­fach:

Search en­gi­ne gui­de­lines re­qui­re ma­chi­ne-re­a­da­ble dis­clo­sure of paid links in the same way that con­su­mers on­line and off­line app­re­cia­te dis­clo­sure of paid re­la­ti­onships (for ex­am­p­le, a full-page news­pa­per ad may be hea­ded by the word "Ad­ver­ti­se­ment")

auf deutsch: be­zahl­te links müs­sen ma­schi­nen­les­abr ge­kenn­zeich­net wer­den. man mar­kiert be­zahl­te links mit dem rel="no­fol­low" at­tri­but.

spie­gel-on­line macht das nicht, was auch ver­ständ­lich ist, denn sonst wür­den die wer­be­trei­ben­den, bzw. link-käu­fer na­tür­lich we­ni­ger be­zah­len. ei­ner­seits sorgt spie­gel-on­line durch „ko­ope­ra­ti­ons­sei­ten“ wie die­ser na­tür­lich für ei­nen trans­fer von traf­fic und kun­den zum part­ner. aber eben auch goog­le-juice wird trans­fe­riert, also, in pa­ta­longs wor­ten, spie­gel-on­line trägt dazu bei „das Ran­king die­ser Web­sei­ten in den Lis­ten der Such­ma­schi­nen zu ver­bes­sern“.

wirft man ei­nen blick auf den quell­text der par­ship-wer­be­sei­te bei spie­gel-on­line, fin­det man zu­nächst tat­säch­lich meh­re­re links zu par­ship.de. un­ter an­de­rem die­sen:

kein no­fol­low-at­tri­but, ein kla­rer ver­stoss ge­gen die such­ma­schi­nen-re­geln. spie­gel-on­line oder par­ship ver­ste­hen aber ihr ge­schäft. da­mit die par­ship.spie­gel.de-sei­te nicht in den goog­le such­ergeb­nis­semn auf­taucht, wur­de noch ein ca­no­ni­cal-link hin­zu­ge­fügt:

da­mit kann man such­ma­schi­nen auf dop­pelt vor­han­de­ne in­hal­te hin­wei­sen („du­pli­ca­te con­tent“), dass heisst, die par­ship.spie­gel.de-sei­te wird von goog­le igno­riert, weil die spie­gel-sei­te sagt, dass das ori­gi­nal bei par­ship.de liegt. das funk­tio­niert ganz gut:

da­mit ist die spie­gel-par­ship-sei­te in den sucherge­bis­sen un­sicht­bar, der goog­le-juice der spie­gel-do­main wird aber wei­ter­ge­ge­ben.

ich bin kein all­zu­gros­ser SEO-ex­per­te und die wege von goog­le sind so­wie­so un­er­gründ­lich. es kann also durch­aus sein, dass das ca­no­ni­cal-at­tri­but so wirkt, dass die sei­te par­ship-spie­gel.de den such­ma­schi­nen-richt­li­ni­en ent­spricht, der of­fi­zi­el­len do­ku­men­ta­ti­on und re­geln von goog­le ist das aber so nicht zu ent­neh­men.

zu­mal spie­gel-on­line auch „part­ner“-sei­ten hat wie die­se, auf de­nen das ca­no­ni­cal-at­tri­but nicht ver­wen­det wird und die links eben­so­we­nig mit „no­fol­low“ ge­kenn­zeich­net sind.

tat­sa­che ist: spie­gel-on­line ver­kauft links und kenn­zeich­net die­se nicht wie von such­ma­schi­nen ge­for­dert als be­zahl­te links. aus goo­gles sicht ist das kla­res such­ma­schi­nen-spamming. mög­li­cher­wei­se ist das auch der grund für die sub­do­mains auf de­nen spie­gel-on­line die­ses spiel­chen spielt: um die cash­cow-do­main spie­gel.de mit ei­nem pa­ge­rank 8 vor ei­ner mög­li­chen ab­wer­tung zu schüt­zen. such­ma­schi­nen-spam mit air­bag eben.

üb­ri­gens, ro­bert ba­sic sah das vor drei jah­ren an­ders. den le­sern ge­gen­über ach­tet er auf gröss­te trans­pa­renz und of­fen­le­gung, ge­gen­über goog­le aber nicht. also kei­ne ma­schi­nen­les­a­ba­re of­fen­le­gung, dass die links be­zahlt sind mit­tels „no­fol­low“. war­um?

An­nah­me: Ich ver­kau­fe Paid Links, sie­he Si­de­bar rechts un­ten. Das mag Goog­le nicht lei­den. Und ich mag Goog­le nicht lei­den, die sich null ko­ope­ra­tiv zei­gen, Ar­gu­men­te dazu habe ich durch­ge­kaut, al­ter Hut. Kurz­um: Ich sehe es nicht ein, war­um wir für Goog­le die Drecks­ar­beit ma­chen, da­für letzt­lich nur ein be­schei­de­nes Such­ran­king “ge­schenkt” be­kom­men, Goog­le aber Mil­li­ar­den nicht zu ei­nem ge­rin­gen An­teil durch un­se­re Ar­beit ein­sackt.

ba­sic legt lo­bens­wer­ter­wei­se gros­sen wert auf trans­pa­renz. wenn er wirbt oder ge­schäf­te macht, sagt er was er tut. auch beim ver­kauf von links tut er das. mei­ner mei­nung nach (wenn das oben noch sei­ne mei­nung ist), täuscht er mit die­ser hal­tung zwar nicht sei­ne le­ser, wenn die den „an­zei­ge“-text se­hen, da­für aber such­ma­schi­nen­be­nut­zer, die dann durch ge­kauf­te links ma­ni­pu­lier­te sch­er­geb­nis­se zu se­hen be­kom­men.

da chris­toph kap­pes den ar­ti­kel an­ge­regt hat, hier gleich noch sei­ne an­mer­kung zu mei­nem hin­weis, dass spie­gel-on­line auch (wie an­geb­lich auch die „blogs-zene“) goog­le-juice wei­ter­gibt:


pa­ta­long im glas­haus

felix schwenzel

frank pa­ta­long, eine wie sa­scha pal­len­berg kürz­lich mein­te, „tech­ni­sche Flach­pfei­fe“, der das netz­welt-res­sort von spie­gel on­line ver­ant­wor­tet, schrieb heu­te den wahr­schein­lich be­klopp­tes­ten ar­ti­kel sei­ner kar­rie­re.

den ar­ti­kel schrob er er auf eine sei­te, auf der es un­ten von be­zahl­ten und kryp­tisch als „Ser­vice­an­ge­bo­te von SPIE­GEL-ON­LINE-Part­nern“ ge­kenn­zeich­ne­ten spam wer­be­links wim­melt (klei­ne aus­wahl: rou­ten­pla­ner, „Ein Ser­vice von Nav­teq“, arzt­su­che, „Ein An­ge­bot von ime­do.de“, job­su­che, „Ein Ser­vice von Mons­ter.de“). pa­ta­long:

Sei­ne an­ge­kün­dig­te und in­zwi­schen er­folg­te Skan­dal-Ver­öf­fent­li­chung be­zieht sich auf eine in der Blog-Sze­ne weit ver­brei­te­te Pra­xis, den so­ge­nann­ten be­zahl­ten Back­link […]. Da­bei kas­sie­ren Blog­ger in der Re­gel klei­ne Sum­men da­für, be­stimm­te Web­sei­ten in ih­ren Blogs zu ver­lin­ken und so dazu bei­zu­tra­gen, das Ran­king die­ser Web­sei­ten in den Lis­ten der Such­ma­schi­nen zu ver­bes­sern. Denn Teil der Such­lo­gik von Craw­ler-Such­ma­schi­nen wie Goog­le ist das Prin­zip: je mehr Links dort­hin, des­to wich­ti­ger die Sei­te".

der spie­gel macht nichts an­de­res. be­zahl­te back­links, teil­wei­se ge­tarnt durch sub-do­mains wie spie­gel.mons­ter.de, manch­mal aber auch mons­ter.spie­gel.de, en mas­se, auf je­der ein­zel­nen re­dak­tio­nel­len sei­te. das ist nicht un­ge­wöhn­lich, denn die­se pra­xis ist in der me­di­en­sze­ne weit ver­brei­tet. die welt.de machts, die zeit.de machts — alle ma­chen es. da­bei kas­sie­ren die on­line­au­trit­te der me­di­en­häu­ser in der re­gel grös­se­re sum­men da­für, das ran­king die­ser web­sei­ten in den lis­ten der such­ma­schi­nen zu ver­bes­sern. vor nicht all­zu­lan­ger zeit wur­de der pa­ge­rank di­ver­ser web­sei­ten da­für von goog­le mas­siv zu­rück­ge­setzt, weil goog­le die­se art der wer­bung als spam und such­ma­schi­nen­ma­ni­pu­la­ti­on sieht.

aber im­mer­hin ist pa­ta­long auch an­satz­wei­se selbst­kri­tisch:

Die Stei­ge­rung die­ses Prin­zips ist die so ge­nann­te Pre-Sell-Page. Sie ist eine qua­si ein­ge­schleus­te Sei­te ei­nes Wer­be­kun­den in den re­dak­tio­nel­len Kon­text ei­nes Blogs - so wie die Son­der­bei­la­ge der Zei­tung zum The­ma "Au­to­früh­ling". Das ist okay, so­lan­ge "Wer­bung" dar­über­steht.

beim spie­gel steht „Ser­vice­an­ge­bo­te“ drü­ber oder „Win­ter­rei­fen­spe­cial“. ist das okay?

pa­ta­long scheint an ei­ner art of­fen­le­gungs­all­er­gie zu lei­den. aber er hat nicht nur den fin­ger in der nase, wäh­rend er das na­sen­boh­ren kri­ti­siert, er lässt auch an­de­re das sa­gen, was er ger­ne selbst sa­gen wür­de, weil er aus jour­na­lis­ti­schen grün­den um ob­jek­tiv zu wir­ken, das nicht selbst sa­gen kann:

Ein von uns kon­tak­tier­ter Blog­ger woll­te dazu öf­fent­lich nichts sa­gen, um sich nicht mit dem als kon­flikt­freu­dig be­kann­ten "Dis­ser" Pal­len­berg an­zu­le­gen.

na gut, muss er ja nicht ver­ra­ten, dass pal­len­berg ihn ver­letzt hat. trotz­dem liest sich dass jetzt wie eine bil­li­ge re­tour­kut­sche und ein be­lei­dig­tes ab­wat­schen, weil pal­len­berg nicht mit pa­ta­long spre­chen woll­te:

Die 'Qua­li­tae­t' des Con­tents (von SPIE­GEL ON­LINE, Red.) laesst mich ein­fach nicht ueber mei­nen Schat­ten sprin­gen, um sie bei ih­rer Re­cher­che auch nur an­nae­hernd zu un­ter­stuet­zen.

also flott un­ter die fuss­mat­te gu­cken, um zu se­hen, ob da viel­leicht et­was dreck liegt:

Uns la­gen In­for­ma­tio­nen vor, dass Pal­len­bergs Mo­ti­ve nicht ganz un­ei­gen­nüt­zig sein könn­ten.

na­tür­lich! pal­len­berg bet­telt, ganz ei­gen­nüt­zig, um auf­merk­sam­keit und an­er­ken­nung. wie je­der jour­na­list das auch tut. und ja, er stellt sich im vor­feld un­ge­schickt, gross­kot­zig und un­pro­f­fe­sio­nell an, wie er mitt­ler­wei­le selbst ein­räumt. aber oh schreck! es „ru­mort in Blog­ger­krei­sen“! pa­ta­long raunt: eine kam­pa­gne, ge­gen ei­nen wett­be­wer­ber könn­te das gan­ze sein! und pal­len­berg sitzt laut pa­ta­long im glas­haus, weil er sel­ber links zu un­ter­neh­men setzt, goog­le-an­zei­gen ein­bin­det, „in de­nen die Pro­duk­te, über die er schreibt, be­wor­ben wer­den“, ge­winn­spie­le ver­an­stal­tet und af­fi­lia­te-wer­bung macht. al­les din­ge die das glas­haus, in dem pa­ta­long sitzt und schreibt, na­tür­lich nie­mals ma­chen wür­de.

ach je, ich habe pil­le­pal­len­berg (sor­ry) auch ans bein ge­pin­kelt, weil ich ge­nervt war von sei­nem tscha­ka-ge­tue und sei­nen auf­ge­bla­se­nen an­kün­di­gun­gen und sei­nem un­ge­schick­ten ge­zap­pel. aber so eine bil­li­ge re­tour­kut­sche, ohne jede selbst­re­flek­ti­on und ele­ganz ist noch­mal ne num­mer pein­li­cher. ich plä­die­re für eine straf­ver­set­zung von pa­ta­long zu on­line­kos­ten.de.

al­lein für die­sen satz, soll­te pa­ta­long bei der wort­spiel­po­li­zei an­ge­klagt wer­den und zur stra­fe sechs wolf schnei­der bü­cher le­sen:

Doch ist das wirk­lich ein Skan­dal?
Wenn, dann ist wäre es ein sze­ne­wei­ter, denn na­tür­lich sind die Zei­ten der un­be­fleck­ten In­for­ma­ti­ons­emp­fäng­nis auch in Blog­ging­hau­sen lan­ge Zeit vor­bei.

ich glau­be ernst­haft, dass ein schwach­sin­ni­ge­rer satz in­halt­lich, wie sprach­lich, noch nie ge­sagt wur­de.


tsu­na­mis sind auch nicht mehr das was sie mal wa­ren

felix schwenzel

net­book­news.de: Ba­sic­thin­king, On­line­kos­ten GmbH und der Key­word-Spam

das ist ein lau­er furz, kein tsu­na­mi, und schon gar kein ul­ti­ma­ti­ver. hier sieht man deut­lich, was für ein auf­ge­bla­se­ner tsch­ka-fatz­ke und jour­na­lis­ten­dar­stel­ler sa­scha pal­len­berg ist, wenn man be­denkt, was er im vor­feld für ei­nen wind um die­sen lau­en furz ge­macht hat. dass ba­sic­thin­king und on­line­kos­ten.de auf ih­rem ver­zwei­fel­ten mo­ne­ta­ri­sie­rungs­weg sich schon lan­ge in eine öde-po­pö­de-gas­se ma­nö­vriert ha­ben, er­kennt eine flü­gel­lah­me tau­be auf den ers­ten blick. wer ge­steht dem con­tent-, link­bait- und wer­be­quark auf ba­sic­thin­king.de oder on­line­kos­ten.de auch nur ein quent­chen glaub­wür­dig­keit zu? aus­ser leu­ten die sch zum bei­spiel auch mu­si­cals an­gu­cken?

„tsu­na­mi“. tz.

oder kann mir mal je­mand er­klä­ren, wo ge­nau die bri­sanz von pal­len­bergs „ent­hül­lun­gen“ steckt? und was ent­hüllt pal­len­berg dem­nächst? eine ent­hül­lung die die me­di­en­welt er­schüt­tern wird? kai diek­mann pin­kelt im ste­hen?

[via]

[nach­trag 28.01.2010]
ah. sa­scha pal­len­berg ru­dert kräf­tig zu­rück und di­stan­ziert sich von sei­nem ver­bal-tscha­ka-gross­an­kün­di­gungs-ge­döns:

Ja, ich habe of­fen­bar zu hef­tig ge­trom­melt und muss nun da­mit le­ben, dass mir aus dem Tsu­na­mi ein Well­chen in ei­nem Tuem­pel ge­macht wird. Ich haet­te da pro­fes­sio­nel­ler agie­ren und ge­wis­se Be­griff­lich­kei­ten ver­mei­den sol­len. Das war nicht rich­tig und die Kon­se­quen­zen tra­ge ich nun. [quel­le]


sind deut­sche ree­der pi­ra­ten?

felix schwenzel

fragt jens ber­ger in der te­le­po­lis.

ich habe mich vor zwei jah­ren schon­mal über deut­sche ree­der furcht­bar auf­ge­regt die ei­ner­seits ei­nen gross­teil ih­rer flot­te aus steu­er­grün­den aus­flag­gen, also un­ter der flag­ge von bei­spiels­wei­se ka­ri­bi­schen in­sel­staa­ten fah­ren las­sen und an­de­rer­seits von der po­li­tik re­gel­mäs­sig for­dern, die­se aus­ge­flagg­ten schif­fe von der ma­ri­ne oder bun­des­po­li­zei vor pi­ra­ten­an­grif­fen be­schüt­zen zu las­sen (PDF-pres­se­mit­tei­lung des ver­bands deut­scher ree­der vom ok­to­ber 2010, gleich­lau­ten­de for­de­rung in der frank­fur­ter rund­schau von ja­nu­ar 2011, ta­ges­spie­gel zum the­ma im de­zem­ber 2008).

in der te­le­po­lis schreibt jens ber­ger jetzt et­was aus­führ­li­cher zum the­ma. der ar­ti­kel wirkt, zu­min­dest bei mir, wie ein brech­mit­tel und zeigt deut­lich und de­tail­iert, wie deut­sche ree­der völ­lig un­ge­niert ge­win­ne durch steu­er­flucht und steu­er­tricks pri­va­ti­sie­ren, aber die ri­si­ken und die über­nah­me der kos­ten da­für ver­ge­sell­schaf­ten und dem steu­er­zah­ler auf­drü­cken wol­len.

jens ber­ger:

Die For­de­rung der deut­schen Ree­der, ihre Schif­fe künf­tig durch be­waff­ne­te Po­li­zis­ten oder Ma­ri­ne­sol­da­ten an Bord ab­si­chern zu las­sen, ist nicht nur rea­li­täts­fern, son­dern auch un­an­stän­dig. Es ist ja nicht nur so, dass die Ree­der be­reits bis zur Hut­krem­pe vom deut­schen Steu­er­zah­ler sub­ven­tio­niert wer­den. Die Aus­flag­gung der Schif­fe hat eine völ­ker­recht­li­che Si­tua­ti­on ge­schaf­fen, die die Wün­sche der Ree­der oh­ne­hin ad ab­sur­dum führt.

[…] Es stellt sich oh­ne­hin die Fra­ge, war­um ein Staat eine be­stimm­te Bran­che auf Kos­ten der Ar­beit­neh­mer und des Fis­kus wei­ter­hin in die­sem ab­sur­den Maß un­ter­stüt­zen soll­te. Doch das ist kei­ne The­ma der öf­fent­li­chen Dis­kus­si­on. Viel­leicht wäre zu­nächst zu klä­ren, wer denn hier die Pi­ra­ten sind.

[ar­ti­kel kom­plett le­sen]


re­pu­bli­ca 2021

felix schwenzel

als ich heu­te sa­scha lo­bos le­ser-wahl-vor­schlä­ge für sei­nen vor­trag auf der re­pu­bli­ca ge­le­sen habe, bin ix aus dem stau­nen nicht mehr raus­ge­kom­men.

nach­dem jens scholz und ix letz­tes jahr die glei­che idee (jens, ix) für ei­nen vor­trag hat­ten („war­um das in­ter­net scheis­se ist“), hat­ten die­ses jahr sa­scha lobo und ix die glei­che idee. OK. ich hat­te nur eine idee, sa­scha hat drei. an­fang ja­nu­ar hab ich mei­nen vor­schlag ein­ge­reicht und kann da­mit rei­nen ge­wis­sens be­haup­ten, mich bei der ideen­fin­dung nicht an sa­scha lobo ori­en­tiert zu ha­ben.

wenn ich al­ler­dings das glück habe, dass ers­tens mein vor­trags­vor­schlag von den re­pu­bli­ca-or­ga­ni­sa­to­ren an­ge­nom­men wird, kann ich zwei­tens, wenn sa­schas vor­trags­ter­min vor mei­nen ge­legt wird, sei­ne bes­ten ideen klau­en und dann selbst ver­wurs­ten.

na­tür­lich muss sein vor­trags­vor­schlag „welt 2026“ erst­mal ge­wählt wer­den, was er aber mit si­cher­heit wird, weil er na­tür­lich das bes­te the­ma von al­len ist.

hier ist der text mei­ner be­wer­bung für die re­pu­bli­ca 2011 von an­fang ja­nu­ar:

die zu­kunft des in­ter­net, der welt und des gan­zen rest

1996 hat­te ich mir fest vor­ge­nom­men ei­nen text über die po­ten­zia­le und die zu­kunft des in­ter­net schrei­ben. da­mals war der in­ter­net-hass noch nicht er­fun­den, bzw. man nann­te in­ter­net-hass da­mals gleich­gül­tig­keit. ich war da­mals feu­er und flam­me für die mög­lich­kei­ten die das in­ter­net bot und in zu­kunft bie­ten wür­de. ein paar jah­re spä­ter habe ich mich ge­är­gert, den text nicht ge­schrie­ben zu ha­ben. hät­te ich ihn ge­schrie­ben, gäl­te ich jetzt si­cher­lich als vi­sio­när. so hat mich mei­ne faul­heit und un­ent­schlos­sen­heit da­von ab­ge­hal­ten früh vi­sio­när zu wer­den. also habe ich mir ge­dacht, wer­de ich eben spä­ter vi­sio­när. auf der re­pu­bli­ca 2011 möch­te ich über die po­ten­zia­le und die zu­kunft des in­ter­net (und der welt) re­den, um dann in ei­nem vor­trag auf der re­pu­bli­ca 2021 zu zei­gen, dass ich in je­dem ein­zel­nen punkt recht be­hal­ten ha­ben wer­de.

hier, der ein­fach­heit­hal­ber, der ent­spre­chen­de vor­schlag von sa­scha:

Die Welt 2026

In fünf­zehn Jah­ren sieht die Welt zwei­fel­los an­ders aus, aber wie? Atom­be­trie­be­ne Mac­Books? Di­gi­ta­le De­mo­kra­tur? Al­les aug­men­ted? Das In­ter­net eine Face­book-App? Oder der Bör­sen­gang des In­ter­net? Ap­ple führt die To­des­stra­fe ein? In die­sem Vor­trag soll über die­se zu­ge­ge­ben plum­pen Fra­gen hin­aus in Sze­na­ri­en er­forscht wer­den, wie die Di­gi­ta­le Welt sich ent­wi­ckeln könn­te und in ih­rem Fahr­was­ser die Koh­len­stoff­welt. Zu­sätz­lich zu den Sze­na­ri­en wer­den drei bis fünf Ge­schäfts­mo­del­le der Zu­kunft vor­ge­stellt (mit 97% Er­folgs­ga­ran­tie ab 2026).


black­ber­ry torch

felix schwenzel

black­ber­ry be­wirbt den neu­en black­ber­ry torch auf sei­ner home­page mit dem be­ein­dru­ckend blö­den wer­be­spruch „Al­les in ei­nem De­sign“. ich fin­de das eine pri­ma idee, den black­ber­ry mal mit ei­nem de­sign her­zu­stel­len. das ist mal ein al­lein­stel­lungs­merk­mal.

und weil ich ge­ra­de da­bei war, ei­nen test des black­ber­ry torch zu schrei­ben, hab ich auch gleich noch ei­nen kur­zen film mit dem black­ber­ry auf­ge­nom­men.

da der black­ber­ry den ich in den letz­ten wo­chen ge­tes­tet habe mit ei­ner vo­da­fone SIM kam, hat­te ich auch die ge­le­gen­heit „deutsch­lands bes­tes netz“, so nennt vo­da­fone sein netz, zu tes­ten. und was soll ich sa­gen, es hat mich nicht ent­täuscht. in mei­ner ber­li­ner woh­nung, mit­ten im prenz­lau­er­berg, zeig­te mir das vo­da­fone-netz die GPRS-nase. kein umts-emp­fang, das o2-netz zeigt mir da­ge­gen zu­hau­se UMTS-voll­aus­schlag an. wei­te­re stich­pro­ben zeig­ten mir, dass das vo­da­fone-netz fast über­all dort wo das o2-netz schwä­chel­te, eben­falls schwä­chel­te. selbst am alex­an­der­platz, mit­ten in ber­lin, im kauf­hof-re­stau­rant, schwä­chel­te das vo­da­fone-netz und zeig­te mir (wie o2) kei­nen emp­fang an. ei­nen punkt konn­te das vo­da­fone-netz le­dig­lich auf dem fir­men-klo ho­len. da hat­te es, im ge­gen­teil zu o2, gu­ten emp­fang.

noch er­schü­tern­der fand ich, dass das vo­da­fone-black­ber­ry-por­tal (www.mo­bi­lee­mail.vo­da­fone.de) vom black­ber­ry aus nicht zu be­die­nen ist. um dort mein vor­be­rei­te­tes black­ber­ry-ac­count „fer­tig­zu­stel­len“, muss­te ich ei­nen nor­ma­len brow­ser auf ei­nem nor­ma­len com­pu­ter (al­ler­dings mit un­gül­ti­gem be­triebs­sys­tem) be­nut­zen. aber wie ge­sagt: schön wenn sich die vor­ur­tei­le die ix ge­gen vo­da­fone habe, be­stä­ti­gen.


mark­for­schung mit abo

felix schwenzel

ges­tern hab ix post von der FAS be­kom­men. mal wie­der die alt­be­kann­te und un­fass­bar dum­me an­wanz-tour „Sie wur­den aus­ge­wählt um“ ein paar als mei­nungs­um­fra­ge ge­tarn­te un­sin­ni­ge fra­gen zu be­ant­wor­ten und um ih­nen ein abo an­zu­dre­hen. ver­la­ge wan­zen sich auch ger­ne mit fol­gen­der va­ria­ti­on an: „Ihre Mei­nung ist uns wich­tig“ und des­halb wol­len wir ih­nen ein abo ver­ti­cken.

lo­bens­wer­ter­wei­se war ein rück­um­schlag bei­gelegt, des­sen por­to die „markt­for­schung“ der faz ger­ne über­nimmt. was spricht ei­gent­lich da­ge­gen, den rück­um­schlag leer zu­zu­kle­ben und in den brief­kas­ten zu wer­fen? was wäre wenn das alle, die sol­chen wer­be­müll be­kom­men, tun wür­den?


war­um nervt on­line-wer­bung?

felix schwenzel

war­um ist on­line wer­bung so scheis­se und im wahrs­ten sin­ne des wor­tes da­ne­ben? nach­dem john­ny haeus­ler kürz­lich drü­ber rä­so­niert hat, nimmt lou­is gray das neue goog­le opt-out plug­in zum an­lass, wer­be­trei­ben­de dar­um an­zu­fle­hen sei­ne pro­fil­da­ten aus­zu­wer­ten, um ihm end­lich pas­sen­de wer­bung zu zei­gen. oder zu­min­dest kei­nen ner­vi­gen müll mehr.

For al­most two ye­ars now, I've been as­king ad com­pa­nies to le­vera­ge my so­cial pro­files on­line. I am ti­red of get­ting sin­gles ads, or mor­tga­ge ads or used car ads or any type of ads that don't match me as an in­di­vi­du­al. […] I would be more than eager to put more data into the sys­tem to make it a bet­ter sys­tem, in­clu­ding all the ads ever­y­whe­re I go.

So in­s­tead of em­bra­cing the­se ad blo­ckers and coo­kie strip­pers, le­t's find a way to make the qua­li­ty of the ads more per­so­nal, more re­le­vant, and sim­ply bet­ter over­all. Plea­se.

ix hab mir vor ner wei­le auch mal ge­dan­ken dazu ge­macht, wo­bei ich mich nicht ge­fragt habe, war­um wer­bung fast nie passt, son­dern war­um wer­bung ei­gent­lich blin­ken und quä­ken muss. hat wer­bung frü­her nicht auch ohne an­kli­cken, doo­fe face­book­sei­te und lang­wei­li­ge landing­pa­ges funk­tio­niert?

und nein, ich will mit ge­trän­ken kei­nen dia­log füh­ren, son­dern sie ein­fach nur trin­ken. oder eben nicht. ich trink eh nur dia­log­frei­es lei­tungs­was­ser und fla­schen­bier.


ent­wirr es

felix schwenzel

stimmt:


ikea in­te­gral schar­nie­re sind blum clip top-schar­nie­re

felix schwenzel

drei sa­chen ha­ben mich in den letz­ten bei­den wo­chen ge­nervt.

1) was der du­zen­de ikea-ka­tolg sagt
2) was der freund­li­che, sie­zen­de, info-schal­ter-mit­ar­bei­ter von ikea moor­fleet sag­te
3) was der show­pro­fi hin­ter dem tre­sen von von der ah und lunk bei der rück­ga­be von zwei tür­dämp­fern sag­te


zu 1)
ikea sagt:

Wie ma­chen wir das nur, dass wir Jahr für Jahr güns­ti­ger wer­den? Ganz ein­fach: Je mehr Pro­duk­te wir ver­kau­fen und Platz spa­rend ver­pa­cken, des­to mehr spa­ren wir bei Pro­duk­ti­on und Trans­port. Die­se Er­spar­nis ge­ben wir so­fort an dich wei­ter.

zum bei­spiel tür­dämp­fer. zwei stück da­von kos­ten bei ikea 5,00 euro. die din­ger sind zu­ge­ge­be­ner­mas­sen toll, pas­sen auf die „IN­TE­GRAL“ schar­nie­re mit 110° öff­nungs­win­kel, die für 4,00 euro für zwei stück ver­kauft wer­den.

im li­gno­shop.de kos­ten zwei tüdämp­fer der glei­chen mar­ke (ikea ver­kauft bän­der und dämp­fer von blum) 3,06 euro.

mit an­de­ren wor­ten, ikea ver­kauft ein pro­dukt dass sie bei ei­nem fremd­her­stel­ler ein­kau­fen (wahr­schein­lich zu ei­nem ein­kaufs­preis von un­ter ei­nem euro) für 2,50 euro. pea­nuts, klar, aber der voll­mun­di­ge spruch mit der er­spar­niss die ikea an die kun­den wei­ter­gibt, schmeckt plötz­lich leicht schal.

zu ike­as ver­tei­di­gung muss man sa­gen, dass sie die tür­bän­der selbst zu ei­nem preis ver­kau­fen, der mit den prei­sen, bei­spiels­wei­se des li­gno­shops, mit­hal­ten kann. zwei in­te­gral stan­dard­bän­der mit 110° öff­nungs­win­kel ver­kauft ikea für 4,00 euro, bei li­gno­shop kos­ten zwei bau­glei­che bän­der 4,68 euro und man muss noch zwei mon­ta­ge­plat­ten für 1,10 euro kau­fen, die bei ikea bei den 4,00 euro be­reits in­klu­si­ve sind.

die bän­der mit 155° öff­nungs­win­kel kos­ten bei ikea pro stück 5,00 euro, bei li­gno­shop zahlt man da­für 5,62 euro (5,07 plus mon­ta­ge­plat­te für 0,55 euro).

wo­bei man sich durch­aus be­rech­tigt dar­über auf­re­gen kann, dass ikea in die tüte mit den 155° bän­dern nur eins legt, in die 110° band-tüte aber zwei. die­se ver­brau­cher-täu­schung täuscht so­gar das kü­chen-be­ra­tungs­per­so­nal-frau die uns nach der kü­chen­pla­nung zwei bän­der zu­we­nig auf die ein­kaufs­lis­te ge­setzt hat — wohl weil sie wie je­der nor­ma­le mensch da­von aus­geht, das je zwei bän­der pro ver­pa­ckungs­ein­heit ver­kauft wer­den.

zu 2)
der man an der in­fo­the­ke be­ant­wor­te­te mei­ne fra­ge, ob es für die 155° bän­der auch dämp­fer gäbe mit nein. na toll. da kauft man bei ikea ne kü­che wo fast alle tü­ren lei­se zu­fal­len, bis auf die mit gros­sem öff­nungs­win­kel, die knal­len dann.

be­son­ders är­ger­lich und un­ver­ständ­lich ist, dass der her­stel­ler der 155° bän­der, die fir­ma blum, die­se dämp­fer zum auf­ste­cken durch­aus führt. hier, bei li­gno­shop kann man sie ein­zeln für 2,12 euro kau­fen.

noch­mal lang­sam zum mit­schrei­ben und für die mit­le­sen­den such­ma­schi­nen-craw­ler:

die ikea in­te­gral schar­nie­re (so nennt ikea tür­bän­der, bzw. topf­bän­der) mit 153° öff­nungs­win­kel (so nennt ikea ei­nen 155° öff­nungs­win­kel) kön­nen mit blum blu­mo­ti­on auf­steck-tür­dämp­fern 973A (be­stell­num­mer 973A7000) ge­dämpft wer­den. kau­fen kann man die din­ger un­ter an­de­rem hier.

tür­dämp­fer für ikea in­te­gral schar­nie­re mit 110° öff­nungs­win­kel kann man um ein viel­fa­ches güns­ti­ger als bei ikea, bei­spiels­wei­se hier kau­fen.

hier ein paar bil­der der ikea, bzw. blum schar­nie­re mit und ohne blum blu­mo­ti­on tür­dämp­fer.

zu 3)
un­ge­duld gibt im­mer pro­ble­me, ge­nau­so wie der glau­be im in­ter­net oder auf mö­bel­her­stel­ler-web­sei­ten selbst al­les re­cher­chie­ren zu kön­nen. ich woll­te dem ikea-ty­pen na­tür­lich nicht glau­ben, dass es kei­ne dämp­fer für die weit­win­kel-schar­nie­re gäbe. al­les was ich bei blum auf den web­sei­ten pas­sen­des fand, wa­ren tür­dämp­fer zum ein­schrau­ben (blu­mo­ti­on 971A). be­stell­num­mer 971A05E0. zwi­schen weih­nach­ten und neu­jahr bei ah und lunk an­ge­ru­fen, „ja ha­ben wir, jaja, wir ma­chen nur ge­ra­de in­ven­tur, kom­men sie im neu­en jahr!“ also in der ers­ten ja­nu­ar-wo­che zu von der ah und lunk ge­fah­ren: „nee, die ha­ben wir nicht, nur wel­che von het­tich“. also ha­ben wir die din­ger zum ein­schrau­ben von het­tich ge­kauft. die wa­ren aber aus zwei grün­den scheis­se. sie mach­ten fie­se klack-ge­räu­sche bei öff­nen der tür, pass­ten nicht 100% (die tür fiel zu­erst zu, be­vor sie ge­bremst wur­de, statt ein­fach sanft zu­zu­fal­len) und sie wa­ren ka­ta­stro­phal kom­pli­ziert aus­zu­rich­ten.

dann traf es mich wie der blitz. ich er­in­ner­te mich an ei­nen wer­be­dis­play von blum auf dem ver­kaufs­tre­sen von ah und lunk wo die blum 155° bän­der ge­zeigt wur­den mit ge­nau die­sem auf­clip-dämp­fer. also der bei­fah­re­rin auf­ge­tra­gen die het­tich-dämp­fer zu­rück­zu­brin­gen und die neu­en zu kau­fen. ich habe der bei­fah­re­rin ex­tra ei­nen aus­druck die­ser sei­te mit­ge­ge­ben und die be­stell­num­mer 973A7000 rot um­ran­det. kann nix schief­ge­hen, denkt man, screen­shot, foto, be­stell­num­mer und demo-dis­play auf dem ver­kaufs­tre­sen. ging aber schief, der fach­ver­käu­fer mein­te es bes­ser zu wis­sen und gab ihr dämp­fer für 110° öff­nungs­win­kel-bän­der mit. die sei­en rich­tig.

also bin ich selbst hin­ge­fah­ren um die fal­schen bän­der zu­rück­zu­ge­ben und zu ver­su­chen die rich­ti­gen zu kau­fen. man muss dazu wis­sen, dass ah und lunk ei­ner der we­ni­gen händ­ler in ham­burg ist, die über­haupt blum-pro­duk­te füh­ren. ah und lunk hat über­haupt die tolls­ten pro­duk­te die es für schrei­ner über­haupt gibt. wachs­kit, ma­ki­ta-ma­schi­nen, schub­la­den-aus­zü­ge, bän­der, werk­zeug­kis­ten — lau­ter sa­chen, die man ein­mal kauft und die nie ka­putt­ge­hen, weil sie für pro­fis ge­macht sind. also ge­nau das zeug, was man im bau­markt nicht be­kommt. wo al­les was man kauft toll ver­packt ist, aber nach ge­nau 2 jah­ren ka­putt­geht und wo man noch nie von wachs­kit oder ma­ki­ta ge­hört hat. weil die pro­duk­te bei ah und lunk so toll sind und man sie in ham­burg fast nir­gend­wo an­ders be­kommt, ist der la­den im­mer voll und hat öff­nungs­zei­ten wie in den sieb­zi­ger jah­ren und sehr ge­wöh­nungs­be­dürf­ti­ges ver­kaufs­per­so­nal. dort gibt es auch min­des­tens 10 ver­käu­fer, von de­nen aber im­mer 80 pro­zent in hin­ter­zim­mern oder im la­ger auf­hal­ten.

um es kurz zu ma­chen, als ich die fal­schen dämp­fer zu­rück­brach­te, mach­te sich der ver­käu­fer ers­ten über mich lus­tig, was ich im­mer sehr amü­sant fin­de weil ich blog­ger bin und das da­nach auf­schrei­ben kann und sag­te mir, dass sie die dämp­fer nicht vor­rä­tig hät­ten. ich ent­geg­ne­te, dass sie die dämp­fer aber mit ei­nem bei­spiel­werk­stück auf dem ver­kaufs­tre­sen be­wer­ben wür­den und frag­te ob er die dämp­fer nicht be­stel­len kön­ne. der ver­käu­fer er­klär­te mir, dass man ihn aus­la­chen wür­de, wenn er zwei dämp­fer be­stel­len wür­de. in an­de­ren wor­ten, mit lauf­kund­schaft oder schnö­se­li­gen pri­vat­kun­den möch­te man bei ah und lunk nichts zu tun ha­ben. bei ah und lunk ver­kauft man eben nur das was ge­ra­de vor­rä­tig ist und was der chef per­sön­lich für gut oder bet­sel­len­swert hält.

ich hab die din­ger dann bei li­gno­shop be­stellt. da musst eich zwar 4,95 euro ver­sand­kos­ten be­zah­len, muss­te aber nicht drei­mal hin­fah­ren, habe be­kom­men was ich be­stellt habe, nie­mand mach­te sich über mich lus­tig und nie­mand wur­de aus­ge­lacht.

und jetzt schlies­sen alle tü­ren in der neu­en kü­che lei­se. aus­ser man haut die tür zu fest zu.


schön häss­lich

felix schwenzel

eben hat mir ste­fan nig­ge­mei­er den link zu die­sem ar­ti­kel von jo­han­na ador­ján ge­schickt. ob ich den schon ge­le­sen hät­te. hat­te ich nicht, ich lese ge­ra­de fast nix, weil ich den gross­teil mei­ner frei­zeit da­mit ver­brin­ge mö­bel hin und her zu schie­ben, kü­chen auf­zu­bau­en oder pas­sen­de tür­dämp­fer zu fin­den oder mir ame­ri­ka­ni­sche fern­seh­se­ri­en aus der kon­ser­ve an­zu­se­hen (hät­te mir mei­ne ver­wand­schaft doch bloss nicht ge­sagt, dass „two and a half men“ lus­tig ist, is­ses näm­lich wirk­lich).

also hab ich den ar­ti­kel ge­le­sen. der ar­ti­kel ist na­tür­lich, wie al­les was jo­han­na ador­ján schreibt, le­sens­wert. der teaser des ar­ti­kels, der mög­li­cher­wei­se gar nicht von jo­han­na ador­ján stammt, son­dern von ei­nem re­dak­teur, weiss man ja nie so ge­nau, fasst den ar­ti­kel tat­säch­lich poin­tiert zu­sam­men:

Mit­ten in Ber­lin, am so­ge­nann­ten Spree­drei­eck, steht ein Ge­bäu­de von über­wäl­ti­gen­der Häss­lich­keit. Kei­ner woll­te es so. Trotz­dem wur­de es ge­baut. Wie konn­te das ge­sche­hen?

jetzt fra­ge ich mich, was macht ei­gent­lich eine stadt aus? schön­heit? muss eine stadt, müs­sen die ge­bäu­de ei­ner stadt schön sein, um ei­ner stadt zu die­nen? hei­del­berg ist schön, frei­burg auch und tü­bin­gen glau­be ich auch. aber sind das städ­te, oder pit­to­res­ke pro­vinz­käf­fer?

ist es nicht viel­leicht so, dass die at­trak­ti­vi­tät ei­ner stadt mit de­ren häss­lich­keit steigt? oder mo­de­ra­ter ge­fragt: kann ei­ner gut funk­tio­nie­ren­den stadt häss­lich­keit über­haupt et­was an­ha­ben? new york ist, wie ber­lin, ab­grund­tief häss­lich. und trotz­dem liebt je­der die­se bei­den städ­te. oder ge­nau­er, je­der hass-liebt bei­de städ­te. eine rich­tig gute stadt wird stän­dig be­schimpft. das all­jähr­li­che ge­jam­mer der ein­woh­ner ge­hört zu ei­ner at­trak­ti­ven stadt ein­fach dazu. die ber­li­ner jam­mern wie die new yor­ker über den man­gel­haf­ten win­ter­dienst, in new york sta­pelt sich im win­ter — und manch­mal auch im som­mer — der müll me­ter­hoch in den stras­sen und alle jam­mern stän­dig über den öf­fent­li­chen nah­ver­kehr.

aber hat sich schon­mal je­mand ge­fragt, war­um die schwa­ben in mas­sen nach ber­lin kom­men? viel­leicht weil sie die schnau­ze voll ha­ben von der kehr­wo­che, den ab­ge­leck­ten geh­we­gen, dem fun­tio­nie­ren­den nah­ver­kehr und den pit­to­res­ken schwä­bi­schen vor­städ­ten?

hat die schön-, häss­lich- oder sau­ber­keit viel­leicht gar nichts mit der at­trak­ti­vi­tät ei­ner stadt zu tun, son­dern viel eher fak­to­ren wie dich­te, funk­tio­na­li­tät, viel­falt oder so­gar gi­gan­tis­mus?


zu­rück zum spree­drei­eck. ei­ner­seits fin­de ich den bau gar nicht so häss­lich. ich fah­re jede wo­che ein paar­mal mit der s-bahn an dem bau vor­bei. und wenn ich so an dem teil vor­bei­fah­re den­ke ich im­mer, „gar nicht mal so schlecht“. ich mag wie die fas­sa­de sich beim vor­bei­fah­ren öff­net und schliesst, je nach po­si­ti­on der s-bahn, ich mag wie die fried­rich­stras­se sich in eine schlucht ver­wan­delt hat, die ei­nem eine ah­nung von gross­stadt gibt. ich mag wie die fri­sche fas­sa­de jetzt schon oll und ab­ge­ranzt wirkt und ich mag die et­was miss­ra­te­nen pro­por­tio­nen. im ver­gleich zum wirk­lich ab­grund­tief häss­li­chen ale­xa am alex­an­der­platz (oder je­dem an­de­ren in den letz­ten jah­ren an ei­ner s-bahn-li­nie ge­bau­ten ein­kaufs­zen­trum) wür­de ich mich so­gar dazu hin­reis­sen las­sen, das ge­bäu­de, im ver­gleich, als meis­ter­werk zu be­zeich­nen.

über­haupt, wenn man schon über häss­lich­keit klagt, fin­den sich in ber­lin tat­säch­lich hun­dert­mal mehr bei­spie­le auf de­nen man be­rech­tigt her­um­ha­cken und mä­keln könn­te. al­lein der his­to­ri­sie­ren­de kotz­bro­cken na­mens „ho­tel ad­lon“ am pa­ri­ser platz: was für eine pein­li­che pos­se die­ses ge­bäu­de ist! und was pas­siert mit die­sem pein­li­chen mach­werk? gün­ter beh­nisch pin­kelt dem häss­li­chen ding ein­fach ans bein und klebt ei­nen glas­pa­last an des­sen rück­wand. jetzt steht die aka­de­mie der küns­te am pa­ri­ser platz und schreit laut und deut­lich: guck mal wie pein­lich ro­man­ti­sie­rend und aus der zeit ge­fal­len das ge­bäu­de ne­ben mir ist. beh­nischs bau wirkt auf mich, als hät­te ein spöt­ti­scher spray­er „mi­nia­tur wun­der­land“ auf die brand­wand des ad­lon ge­sprüht.

ge­wöh­nung, dich­te und viel­falt glei­chen die häss­lich­keit aus. ein­fach so. über das ale­xa rege ich mich schon lan­ge nicht mehr auf. es steht da, ist häss­lich — und funk­tio­niert. der la­den ist im­mer voll. es ist häss­lich, lebt aber. die schön­hau­ser-al­lee-ar­ka­den: häss­lich wie die nacht, aber sie funk­tio­nie­ren. ich geh da stä­dig rein.

vor ei­ner wei­le war der kauf­hof am alex­an­der­platz ein häss­li­cher be­ton­klotz mit wa­ben-fas­sa­de. dann kam klei­hues und woll­te das haus schön ma­chen und es ha­gel­te pro­tes­te. auch von mir. jetzt steht da ein wun­der­schö­ner klotz, lebt und ist im­mer voll.

häss­lich­keit in der stadt ist so­was von re­la­tiv.


be­son­ders in­ter­es­sant fin­de ich ja, dass jo­han­na ador­ján in ih­rem ar­ti­kel stän­dig mies van er rohe an die wand malt:

Für eben je­nen Ort hat­te Lud­wig Mies van der Rohe 1921 sei­nen glä­ser­nen Wol­ken­krat­zer „Wabe“ ent­wor­fen, der, ob­wohl nie ge­baut, zu ei­ner Iko­ne der Mo­der­ne wur­de, ei­nem der wich­tigs­ten Ge­dan­ken­ge­bäu­de des 20. Jahr­hun­derts.

mies ent­wurf sei „kühn“ ge­we­sen und, so zi­tiert sie den ar­chi­tek­ten arno brandl­hu­ber, der jet­zi­ge ent­wurf sei jetzt zu ei­nem „Qua­si­mo­do“, ei­nem zwit­ter aus „Mies und dem 19. Jahr­hun­dert“ ge­wor­den. also eben nicht kühn, nicht iko­nisch und to­tal un­wich­tig. mag ja al­les sein, aber mies ent­wurf wäre si­cher noch häss­li­cher ge­wor­den. den vor­platz vor dem seagram buil­ding das mies van der rohe 1950 in new york bau­te, nut­zen üb­ri­gens auch kei­ne skate­board­fah­rer.

das was wir heu­te als die bau­sün­den der sech­zi­ger und sieb­zi­ger jah­re in mo­der­nen me­tro­po­len wahr­neh­men, geht zu nicht un­we­sent­li­chen tei­len auf die bau­phi­lo­so­phie von lud­wig mies van der rohe zu­rück. uni­for­me, schmuck­lo­se bau­ten, in­dus­tria­li­sier­te bau­me­tho­den die sich nach den be­dürf­nis­sen der tech­nik und nicht de­nen der men­schen rich­te­ten sind wur­den in den letz­ten jah­ren nicht als kühn oder iko­nisch wahr­ge­nom­men, son­dern als das trau­ri­ge elend der mo­der­ne. der ame­ri­ka­ni­sche ar­chi­tek­tur-kri­ti­ker pe­ter bla­ke ver­al­ber­te das mot­to der mo­der­nen bau­phi­lo­so­phie „form fol­lows func­tion“ mit „form fol­lows fias­co".


noch­mal: ge­wöh­nung, dich­te und viel­falt glei­chen die häss­lich­keit aus. als ich in stuttghart ar­chi­tek­tur stu­dier­te, be­fand sich die ar­chi­tek­tur-fa­kul­tät in ei­nem aus­ge­spro­chen häss­li­chen ge­bäu­de na­mens k2. über die jah­re be­gann ich das ge­bäu­de zu lie­ben. die grund­ris­se wa­ren ge­ni­al auf die nut­zung zu­ge­schnit­ten, das ge­bäu­de war irre funk­tio­nal und hat­te — auf den zwei­ten blick — ech­te qua­li­tä­ten. im üb­ri­gen (jetzt ver­stei­ge ich mich zu ei­ner ganz stei­len the­se) wür­de ich be­haup­ten, dass gu­tes de­sign oder gute ge­stal­tung sich oft da­durch of­fen­bart, dass sie auf den ers­ten blick häss­lich wirkt. mir ist bei­spiels­wei­se (bis auf we­ni­ge aus­nah­men) noch kei­ne neue mo­del­rei­he von mer­ce­des oder BMW auf den ers­ten blick schön vor­ge­kom­men. im­mer erst nach ein paar jah­ren, of­fen­bar­ten sich mir die de­tails, die ge­stal­tungs­grund­sät­ze, so dass ich, im­mer erst nach ei­ner gan­zen wei­le, sa­gen konn­te: schö­nes auto. neu­es oder un­ge­wohn­tes wirkt auf den ers­ten blick im­mer häss­lich. le­ben wir ein paar jah­re mit dem neu­en, ge­wöh­nen wir uns nicht nur dar­an, hat es die rich­ti­gen qua­li­tä­ten, schät­zen wir es am ende viel­leicht so­gar.

mit kunst ver­hält es sich mei­ner mei­nung nach ähn­lich. mein ver­hält­nis zur kunst ist seit frü­her kind­heit vom glei­chen me­cha­nis­mus ge­prägt: als mei­ne el­tern ei­nen fuss von joa­chim ban­dau an­schlepp­ten (etwa in der art des klei­nen fus­ses hier, et­was mi­ni­ma­lis­ti­scher und mat­ter) fand ich das als kind ma­xi­mal be­scheu­ert und geld-ver­schwen­de­risch. mitt­ler­wei­le lie­be ich die plas­tik über al­les und streich­le sie je­des­mal wenn ich zu­hau­se bei mei­nen el­tern bin. kunst ver­än­dert sich, oder ge­nau­er die re­zep­ti­on von kunst ver­än­dert sich, wenn man mit ihr zu­sam­men lebt. vie­le qua­li­tä­ten von kunst of­fen­ba­ren sich erst, wenn man ih­nen eine wei­le aus­ge­setzt ist. häss­li­ches ver­wan­delt sich oft in be­wun­derns­wer­tes, wun­der­schö­nes.

das soll jetzt nicht heis­sen, dass al­les häss­li­che mit der zeit und der ge­wöh­nung schön wird, oder dass das spree­drei­eck schön sei, son­dern es soll heis­sen, dass wir man­chen din­gen zeit ge­ben müs­sen. und: das wirk­lich häss­li­che lässt sich in ei­nen funk­tio­nie­ren­den (stadt) or­ga­nis­mus treff­lich in­te­grie­ren (und auch igno­rie­ren).


was ich sa­gen woll­te: der bau am spree­drei­eck ist aus­druck un­se­rer zeit. die ver­krüp­pel­ten pro­por­tio­nen sind aus­druck der un­fä­hi­gen ver­wal­tung, von kom­pro­mis­sen, mau­sche­lei­en, in­kom­pe­tenz, be­scheu­er­ten bau­vor­schrif­ten und grös­sen­wahn. viel­leicht ist der bau auch wirk­lich häss­lich. wenn man al­ler­dings be­denkt, dass sich, als der eif­fel­turm ge­baut wur­de, alle pa­ri­ser dar­in ei­nig wa­ren, dass er ab­grund­tief häss­lich sei, ist das was jo­han­na ador­ján über das spree­drei­eck schrob viel­leicht das gröss­te kom­pli­ment was man ei­nem ge­bäu­de ma­chen kann. schön häss­lich und eben ur­ban.

[p.s.: die urls von faz-ar­ti­keln sind wirk­lich häss­lich. kei­ner woll­te es so. trotz­dem se­hen die URLs so aus. wie konn­te das ge­sche­hen?]


die kü­chen-di­ät

felix schwenzel

vor zwei jah­ren ha­ben die bei­fah­re­rin und ix am hei­lig­abend in las ve­gas ge­hei­ra­tet, die­ses jahr ha­ben wir am hei­lig­abend eine kü­che ge­lie­fert be­kom­men. die kü­che hat­ten wir am tag vor­her bei ikea ge­kauft, ge­lie­fert wur­de sie von her­mes in ei­nem lie­fer­wa­gen von sixt, die bei­den her­mes-mit­ar­bei­ter ka­men aus russ­land, der miet­wa­gen aus mün­chen.

die kü­che be­trach­te­te ich als mein bis­her gröss­tes und kom­pli­zier­tes­tes weih­nachts­ge­schenk. als kind be­kam ich lego ge­schenkt, was im prin­zip recht ein­fach auf­zu­bau­en ist. kom­pli­zier­ter wur­de es, als ich zwölf oder drei­zehn wur­de und ei­nen kos­mos elek­tro­tech­nik-ex­pe­ri­men­tier­kas­ten ge­schenkt be­kam. die ex­pe­ri­men­te wa­ren teil­wei­se der­art schwer auf­zu­bau­en, dass ich schier dar­an ver­zwei­fel­te. so war ein ex­pe­ri­ment in dem elek­tro­tech­nik-bau­kas­ten ein elek­tro­mo­tor (bzw. ge­ne­ra­tor) mit selbst auf­zu­wi­ckeln­den spu­len. wi­ckeln sie mal als 12jäh­ri­ger drei­mal 6000 spu­len­win­dun­gen per hand!

eine ikea-kü­che auf­zu­bau­en ist so­was wie die kö­nigs­klas­se der weih­nachts­ge­schenk-mon­ta­ge, nicht ganz un­ähn­lich der kom­ple­xi­tät, elek­tro­mo­tor­spu­len selbst zu wi­ckeln. man braucht zeit, ge­duld und sorg­falt. fehlt die sorg­falt, dreht sich der mo­tor nicht oder — im fall der kü­che — hän­gen die tü­ren schief.


in mei­ner zeit als schrei­ner­lehr­ling ha­ben wir nie län­ger als ei­nen tag für eine kü­chen­mon­ta­ge ge­braucht. al­ler­dings wa­ren die kü­chen da­mals auch schon fer­tig ge­stri­chen und elek­tro- oder klemp­ner­ar­bei­ten muss­ten wir nicht durch­füh­ren. aus­ser­dem wa­ren die meis­ten kü­chen die wir da­mals mon­tier­ten von pog­gen­pohl und nicht von ikea. pog­gen­pohl-kü­chen er­lau­ben es im ge­gen­teil zu ikea kü­chen, ein­mal auf­ge­häng­te ober­schrän­ke noch mit ei­ner ge­nia­len mech­nik nach­zu­jus­tie­ren. bei ike­a­kü­chen ist das ein from­mer wunsch. eine hö­hen­ver­stel­lung ist zwar theo­re­tisch mög­lich (sie­he sym­bol­wunsch­bild), prak­tisch ist es aber so, dass der schrank im­mer auf der schrau­be auf­liegt.

bei den bau­chi­gen alt­bau­wän­den in un­se­rer kü­che ist es aus­ser­dem so, dass so­wohl die ober-, als auch die un­ter­kan­te der ober­schrän­ke etwa ein bis zwei zen­ti­me­ter ab­stand zur wand hiel­ten und nur die mit­te an der wand auf­la­gen. wie gut dass ich vor­her eine rie­si­ge tüte ziem­lich ge­nia­ler kei­le ge­kauft hat­te. kei­le sind ne­ben der säge dem ak­ku­schrau­ber und dem ham­mer (und der hoff­nung dass es passt) die haupt­werk­zeu­ge ei­nes schrei­ners. alle paar wo­chen schnitt ich als lehr­ling ei­nen sack voll kei­le aus ab­fall­holz zu, die wir dann für die mö­bel­mon­ta­ge be­nutz­ten. holz­kei­le ha­ben ihre vor­tei­le, aber die­se plas­tik­kei­le die ich bei bau­haus in der par­kett-ab­tei­lung kauf­te auch.

ei­nen ein­zel­nen keil kann man nor­mal als keil be­nut­zen, zwei auf­ein­an­der­lie­gen­de als ab­stands­hal­ter mit fes­ter di­cke.

das tol­le an die­sen kei­len ist aber, dass man die di­cke des ab­stands mit zwei kei­len zwi­schen we­ni­gen mi­li­me­tern und an­der­t­alb zen­ti­me­tern va­rie­ren kann (oder mit vier kei­len bis zu drei zen­ti­me­ter)

ins­ge­samt habe ich bei der mon­ta­ge der ober­schrän­ke wohl 30 bis 40 kei­le ver­bal­lert. die kü­che liegt also nicht auf der wand auf, son­dern auf kei­len.


er­schüt­ternd ist, was man bei ikea al­les selbst ma­chen muss. klar, dass man die kor­pus­se der schrän­ke selbst zu­sam­men­baut, eben­so wie man sich selbst tech­ni­ken ein­fal­len las­sen muss, um die schrän­ke aus­zu­rich­ten. auch die schmuck­sei­ten und fuss­leis­ten der schrän­ke muss man sich selbst zu­sä­gen, die kü­che vor­her selbst strei­chen, das loch für den was­ser­hahn in die spü­le schnei­den, lö­cher für die spü­le in die ar­beits­plat­te schnei­den und sich aus­den­ken, wie man die ka­bel der be­leuch­tung ver­schwin­den lässt, ohne die ka­bel durch den schrank zu füh­ren (sieht scheis­se aus und ist un­prak­tisch) oder hin­ter dem schrank zu füh­ren (geht nicht, die rück­wand ist bün­dig).

den trick mit der ka­bel­füh­rung hab ich mir in der ikea kü­chen­au­stel­lung ab­ge­guckt. dort hat man hin­ter den lam­pen ein ver­deck­tes loch ge­bohrt und die ka­bel in ei­ner nut un­ter der un­te­ren schmuck­sei­te zur sei­te nach hin­ten ge­führt um sie dann in ei­ner nut in der seit­li­chen schmuck­leis­te nach oben zu füh­ren.

ich muss ganz ehr­lich sa­gen, ich habe mich auf all die schwie­rig­kei­ten und her­aus­for­de­run­gen bei der mon­ta­ge ge­freut. auf kei­nen fall woll­te ich die kü­che von je­mand an­de­rem mon­tie­ren las­sen (die spu­len für den elek­tro­mo­tor hat mir vor dreis­sig jah­ren mein opa ge­wi­ckelt). die kü­che von ei­nem dienst­leis­ter lie­fern zu las­sen fand ich an­ge­mes­sen. den ein­kauf, das ver­la­den, der trans­port und das nach oben in die woh­nung schlep­pen, zu­mal an ei­nem hei­lig­abend, für 89 euro er­le­di­gen zu las­sen wür­de ich auch nicht teu­er nen­nen. ei­nen lie­fer­wa­gen bei sixt zu mie­ten und zwei rus­sen zum schlep­pen or­ga­ni­sie­ren, kann schnell teu­rer wer­den.

auch wenn mir das nie­mand glaubt: ich baue ikea-mö­bel lei­den­schaft­lich ger­ne zu­sam­men. der schrei­ner in mir freut sich, wenn ix kon­struk­ti­ons­knif­fe ent­de­cke, die sich ikea zur kos­ten­ein­spa­rung aus­ge­dacht hat oder wenn ix sehe, wie kom­ple­xi­tät der kon­struk­ti­on der ein­fach­heit wich. beim ver­ein­fa­chen ist ikea ap­ple eben­bür­tig (auch das glaubt mir nie­mand, stimmt aber). mög­li­cher­wei­se bin ich auch der ein­zi­ge mensch auf der welt, der die ikea mon­ta­ge­an­lei­tun­gen, die zu 99 pro­zent ohne wor­te aus­kom­men, ge­ni­al fin­det.


der auf­bau der kü­che hat dann doch et­was län­ger ge­dau­ert. am hei­lig­abend und am ers­ten weih­nachts­fei­er­tag war nicht viel zu ma­chen, da muss­ten wir bei ver­wand­ten spach­teln. in der kü­che ha­ben wir am zwei­ten weih­nacht­fei­er­tag auch ein biss­chen ge­spach­telt und den grund­an­strich er­le­digt. am mon­tag ha­ben wir im in­ter­net ge­le­sen, dass tief­grund das an­strei­chen ganz un­ge­mein er­leich­tert und der putz beim far­be an­rol­len nicht ab­brö­ckelt. diens­tag habe ich die ers­te hälf­te der ober­schrän­ke und kei­le mon­tiert, mitt­woch die zwei­te hälf­te und die un­ter­schrän­ke, don­ners­tag die ar­beits­plat­te zu­ge­schnit­ten, das spül­be­cken aus­ge­schnit­ten und mon­tiert und an­ge­schlos­sen und am frei­tag den neu­en ess­tisch mon­tiert, die tü­ren aus­ge­rich­tet und die kü­che wie­der ein­ge­räumt.

vom ein­kauf bei ikea bis zur fer­ti­gen, neu­en kü­che sind so im­mer­hin neun tage ver­gan­gen. aber ich fin­de es hat sich ge­lohnt. in der kü­che, in der wir vor kur­zem zu dritt kaum ste­hen konn­ten, kön­nen wir jetzt zu dritt am tisch sit­zen. ich kom­me von mei­nem platz aus an die tel­ler, die glä­ser, die tas­sen, die kaf­fee­ma­schi­ne und das oli­ven­öl — ohne auf­zu­ste­hen! zum kühl­schrank ist es ein schritt, zum herd an­der­t­alb. ich habe eine gan­ze nacht wach­ge­le­gen und dar­über nach­ge­dacht wo­her die mas­sen an platz plötz­lich kom­men, bzw. wo sie vor­her ver­schwen­det wa­ren. ich kann es mir auch nicht er­klä­ren, aber durch das mehr an platz, lässt sich so­gar das kind zu freu­den­ge­sän­gen hin­reis­sen.


ich bin mir nicht ganz si­cher was mein lieb­lings­fea­ture an der neu­en kü­che ist. mehr platz ist schon­mal ganz vor­ne. ganz vor­ne auch das kü­chen­brett, dass sich auf das spül­be­cken le­gen lässt. ganz gross ist auch der aus­zug (schub­la­de) un­ter der spü­le, der voll aus­fährt, gut rollt, ge­dämpft schliesst und 25 jah­re ga­ran­tie hat. mög­li­cher­wei­se sind es aber die tür­dämp­fer von blum die man auf die tür­bän­der auf­knip­sen kann (zwei stück für 5 euro) und die für lei­se schlies­sen­de tü­ren sor­gen. da­mit kann man die tü­ren so fest zu­pfef­fern wie man will, sie schlies­sen sich lei­se und lang­sam — 25 jah­re lang.

in ei­nen ober­schrank ha­ben wir ei­nen aus­zug ein­ge­baut, des­halb ha­ben die tü­ren dort statt der üb­li­chen bän­der die 120° weit öff­nen, bän­der die 153° weit öff­nen. das doo­fe: ikea meint da­für gäbe es kei­ne tür­dämp­fer. blum, der her­stel­ler der bän­der und der dämp­fer die ikea ver­kauft, meint aber, dass es die gäbe, zwar nicht zum auf­klip­sen, son­dern zum ein­schrau­ben. lei­der ist es gar nicht so ein­fach nach weih­nach­ten, zwi­schen den jah­ren, ei­nen ge­eig­ne­ten ei­sen­wa­ren­fach­händ­ler zu fin­den, der ge­ra­de kei­ne in­ven­tur macht. da­durch dass zwei tü­ren der neu­en kü­che jetzt noch un­ge­dämpft schlies­sen, ver­stärkt sich aber bei mir der ein­druck, dass das ge­dämpf­te schlies­sen der tü­ren mein ab­so­lu­tes lieb­lings­fea­ture an der neu­en kü­che ist.


über weih­nach­ten bis zum 1.1.2011 habe ich drei kilo ab­ge­nom­men. ich hat­te zwar auch ei­nen tag die scheis­se­rei, aber ich bin der fes­ten über­zeu­gung, dass ich, ar­bei­te­te ich wie­der re­gel­mäs­sig als schrei­ner, wie­der rank und schlank wäre.

[mehr kü­chen­pho­tos bei face­book]


[nach­trag]
hier noch zwei vor­her-fo­tos.


kau­dern

felix schwenzel

vol­ker kau­der hat der ber­li­ner zei­tung ein in­ter­view ge­ge­ben. auf­merk­sam dar­auf wur­de ich durch se­bas­ti­an reichl, der sich be­reits tref­fend und le­sens­wert dar­über auf­reg­te. was se­bas­ti­an rei­chel nicht kom­men­tier­te ist fol­gen­der satz von vol­ker kau­der:

Mei­ne Er­fah­rung ist, dass al­les was mög­lich ist, ge­macht wird.

die­ser satz ist ei­gent­lich sen­sa­tio­nell. denn kau­der ist bei­spiels­wei­se ein gros­ser be­für­wor­ter der vor­rats­da­ten­spei­che­rung, bei der be­kannt­lich ver­dachts­un­ab­hän­gig da­ten von al­len bür­gern er­ho­ben, ge­spei­chert und ver­ar­bei­tet wer­den. die­se da­ten sind, wie je­der der sich im be­reich von in­for­ma­ti­ons-tech­no­lo­gie aus­kennt, auch miss­bräuch­lich zu nut­zen. wenn ich mich recht er­in­ne­re hat vol­ker kau­der auch dem „zu­gangs­er­schwe­rungs­ge­setz“ zu­ge­stimmt, ei­nem ge­setz, das im prin­zip die grund­la­gen ei­ner zen­sur­in­fra­struk­tur le­gen wür­de, in­dem es dem BKA ohne wei­te­re ge­richt­li­che über­prü­fung er­lau­ben wür­de, web­sei­ten zu sper­ren.

und wenn nun, frei nach vol­ker kau­der, al­les was mög­lich ist, auch ge­macht wird, wie kann er dann rei­nen ge­wis­sens ge­set­zen zu­stim­men de­ren miss­brauchs­po­ten­zi­al so hoch ist?

in­ter­es­sant.

apro­pos glau­be. das zi­tat von vol­ker kau­der dass sich se­bas­ti­an rei­chel vor­ge­knöpft hat lau­tet:

Ich glau­be nicht, dass sich Kin­der wün­schen, in ei­ner ho­mo­se­xu­el­len Part­ner­schaft auf­zu­wach­sen.

ich fin­de das in mehr­fa­cher hin­sicht be­mer­kens­wert (hab ich schon ge­sagt, dass man den ar­ti­kel von se­bas­ti­an rei­chel dazu un­be­dingt le­sen soll­te?). ei­ner­seits: seit wann ist po­li­tik eine glau­bens­fra­ge? oder an­ders for­mu­liert: soll­ten po­li­ti­ker wie vol­ker kau­der nach ih­rem gut­dün­ken ent­schei­den oder be­wer­ten, wie kin­der auf­zu­wach­sen ha­ben? was ist, wenn ein po­li­ti­ker glaubt, dass kin­der sich nicht wün­schen in ei­nem haus­halt mit fern­se­her auf­zu­wach­sen? soll­te dann der ge­setz­ge­ber da­für sor­gen, dass fa­mi­li­en, in de­nen ein fern­se­her vor­han­den ist, kei­ne kin­der ad­op­tie­ren dürf­ten? soll­te fa­mi­li­en die in der nähe von atom­kraft­wer­ken le­ben, das recht kin­der zu ad­op­tie­ren ent­zo­gen wer­den?

auch wenn vol­ker kau­der of­fen­bar aus christ­li­chen leit­kul­tur­grün­den der wis­sen­schaft tief miss­raut („was mög­lich ist wird auch ge­macht“), ich fin­de es gut, dass es wis­sen­schaft­li­che un­ter­su­chun­gen gibt. zum bei­spiel un­ter­su­chun­gen dar­über, wie „Kin­der mit zwei Müt­tern oder mit zwei Vä­tern“ sich ent­wi­ckeln. das er­staun­li­che er­geb­nis:

Nach den neu­es­ten Er­kennt­nis­sen von Stacey und Bi­blarz ist auch wei­ter­hin da­von aus­zu­ge­hen, dass Kin­der in ho­mo­se­xu­el­len Fa­mi­li­en so glück­lich (oder un­glück­lich) sind wie in he­te­ro­se­xu­el­len Fa­mi­li­en auch.

mehr noch:

Doch die Stu­di­en zeig­ten, so die bei­den So­zio­lo­gen, dass die Kin­der ho­mo­se­xu­el­ler El­tern dem­ge­gen­über "eine be­ein­dru­cken­de psy­chi­sche Stär­ke an den Tag zu le­gen schei­nen."

und kin­der die von ho­mo­se­xu­el­len paa­ren auf­ge­zo­gen wer­den, nei­gen we­ni­ger zu ste­reo­ty­pen. ich glau­be ja, dass dass es vol­ker kau­der zu wün­schen ist, dass er in ei­ner ho­mo­se­xu­el­len part­ner­schaft auf­ge­wach­sen wäre. das hät­te ihn vor sei­ner pie­fi­gen igno­ranz, ar­ro­ganz und pein­li­chen arsch­krie­che­rei in kon­ser­va­ti­ve är­sche selbst­dar­stel­lung als kon­ser­va­ti­ver be­wahrt.

vor al­lem wo es doch ei­gent­lich ganz ein­fach ist:

Kin­der sind dort glück­lich, wo sie mit Lie­be, Re­spekt und kla­ren Li­ni­en er­zo­gen wer­den […].

ach so, eins noch. zum the­ma volks­ent­schei­de weist kau­der auf die schweiz als ab­schre­cken­des bei­spiel und sagt:

Schau­en Sie sich die Schweiz an: Da gibt es Ent­schei­de über den Raus­schmiss von Asyl­be­wer­bern. Das kann man doch Deutsch­land gar nicht wün­schen.

da muss ich ihm recht ge­ben. in deutsch­land be­schlies­sen gott­sei­dank po­li­ti­ker so­was und nicht das volk.

[wie man sieht, schrei­be ich wie­der klein. ich bre­che das ex­pe­ri­ment mit gross- und klein­schrei­bung nicht aus faul­heit oder weil ich es schön fin­de ab, son­dern weil mei­ne le­ser das so wol­len.]


Win­ter

felix schwenzel

Es ist so kalt, dass die ru­mä­ni­schen Bett­le­rin­nen nicht mehr die Hilfs­be­reit­schaft von an­de­ren Tou­ris­ten aus­zu­nut­zen ver­su­chen in­dem sie fra­gen „Do you speak Eng­lish?“ son­dern nur noch ent­nervt „Eng­lish?“ fra­gen.


Das bes­te Netz der Welt Deutsch­lands, mit dem Vo­da­fone für sich wirbt, ist, wenn man von Ber­lin nach Ham­burg fährt, ge­nau­so löch­rig wie das von O2. Nun gut, ich gebe zu, die Tun­nel­aus­fahrt aus dem Haupt­bahn­hof Ber­lin ist bei Vo­da­fone et­was bes­ser ab­ge­deckt als bei O2.

Bei mir zu­hau­se im Prenz­lau­er Berg strahl­te mich heu­te früh auf dem Test-Black­ber­ry mit Vo­da­fone-Netz ein fröh­li­ches „Vo­da­fone GPRS“ an. Der Pre zeig­te Voll­aus­schlag von „O2 G3“ an. Wer­bung ist so scheis­se.


Apro­pos Wer­bung. Die Kam­pa­gne „Wir kön­nen al­les aus­ser Hoch­deutsch“ läuft wei­ter. Schö­nes Pla­kat:

Ob­wohl, heisst „Ar­bei­ten“ auf schwä­bisch wirk­lich „Ar­bie­ten“?


der lu­pen­rei­ne Jour­na­list Jo­sef Jof­fe Bill O’Reil­ly spricht bei Da­vid Let­ter­man (Sen­dung vom 09.12.2010) über Wiki­leaks und vom „Hoch­verr­rat“. Wit­zig fand ich, dass der Ver­fech­ter von „Smal­ler go­vern­ment, less go­vern­ment spen­ding, less in­tru­si­on at the fe­de­ral le­vel“ die Macht der ame­ri­ka­ni­schen Re­gie­rung für gren­zen­los hält:

Here's the in­te­res­t­ing thing. The US go­vern­ment knew that this was hap­pe­ning and they could have clo­sed this down [er meint Wiki­leaks]. We have the ca­pa­ci­ty to clo­se down any web­site in the world that we want to. But they did­n't. So that’s a re­al­ly in­te­res­t­ing deal. Why didn’t they clo­se it down, if it’s so bad?

Tja.


Die Kunst­hal­le sieht ein biss­chen trau­rig aus.

So fand ich den Schuh­kar­ton am schöns­ten.


Mer los­se d’r Dom en Frank­furt

felix schwenzel

Screen­shot aus das A-Team (2010) mit ei­nem schö­nen Luft­bild des Frank­fur­ter Haupt­bahn­hofs ne­ben dem Dom.

[Ja, neu ist das nicht, aber ich guck den Film ge­ra­de. Er­schüt­tern­der­wei­se fin­de ich den Trash gar nicht schlecht.]


vet­ter, buz­zi, buz­zi, joop, kau­litz, dr. na­kamats und hun­dert­pfund

felix schwenzel

udo vet­ter hat hier (bei ca. 23 mi­nu­ten) ein paar sehr net­te sa­chen über die­ses blog und mich ge­sagt. ein biss­chen muss­te ich auch la­chen, als udo sich auf die fra­ge, ob „man“ mich we­gen mei­ner „flot­ten sprü­che“ auch schon mal „raus­pau­ken“ müs­se wei­ger­te über man­dan­ten­ver­hält­nis­se zu re­den.

udo mein­te auch, dass mei­ne klein­schrei­bung „schwer er­träg­lich“ und ein gros­ser feh­ler sei. Zur Fei­er des Ta­ges wer­de ich zu­nächst die nächs­ten zehn Ar­ti­kel in or­dent­li­cher Gross- und Klein­schrei­bung ver­fas­sen. Mit kor­rek­ter Recht­schrei­bung oder Zei­chen­set­zung wer­de ich nicht die­nen kön­nen, die kann ich näm­lich nicht.

Trotz­dem noch­mal ein zwei Wor­te zur Klein­schrei­bung. Ei­ner­seits fin­de ich sie seit ich Otl Ai­cher las ein­fach wun­der­schön. Ai­cher schrob ja alle sei­ne Bü­cher in kon­se­quen­ter Klein­schrei­bung, zu­min­dest die, die ich las. An­de­rer­seits soll­te man sei­ne ei­ge­nen Vor­stel­lun­gen von Schön­heit an­de­ren nicht über­mäs­sig auf­zwin­gen. Dann wie­der­um, habe ich nie das Be­dürf­nis ver­spürt, das zu ma­chen was an­de­re von mir er­war­ten, im Ge­gen­teil, ich schrei­be hier ge­nau das was mich in­ter­es­siert — was ja auch der Reiz an die­sem Blog­dings ist. Et­was zu po­le­misch viel­leicht, habe ich die Klein­schrei­bung auch hin und wie­der als hoch­ef­fek­ti­ven „Arsch­loch­fil­ter“ wahr­ge­nom­men. Mit an­de­ren Wor­ten, hier le­sen (ver­mut­lich) vor al­lem Leu­te mit, die das was ich schrei­be in­ter­es­siert und nicht wie gross oder klein ich es schrei­be.

Wie ge­sagt, ich pro­bie­re es mal mit Gross- und Klein­schrei­bung — aus­ser, was ich nicht wirk­lich er­war­te, es outen sich mehr als 10 Fans mei­ner Klein­schrei­bung in den Kom­men­ta­ren.


Die­ses Vi­deo aus der ers­ten Staf­fel der Mup­pets-Show fasst un­ge­fähr al­les das zu­sam­men, was ich bis vor ein paar Jah­ren zum The­ma Öf­fent­lich­keit, Pri­vat­s­hä­re, In­ter­net und Preis­ga­be von per­sön­li­chen In­for­ma­tio­nen ge­dacht habe. Kurz: je mehr In­for­ma­tio­nen man über sich selbst preis­gibt, des­to un­kla­rer wird das was wahr ist. Bis vor kur­zem glaub­te ich, dass man die Men­schen mit In­for­ma­tio­nen über sich selbst zu­kip­pen kann und es da­mit im­mer schwe­rer wird die ei­gent­li­che Sub­stanz da­hin­ter klar zu er­ken­nen. Seit­dem Goog­le die Kraft des Bru­te-Force Da­ten­mi­nings und der Al­go­rith­men da­hin­ter im­mer ein­drucks­vol­ler de­mons­triert, den­ke ich lang­sam an­ders dad­rü­ber.

Aus die­sem und ein paar an­de­ren Grün­den habe ich üb­ri­gens seit ein paar Jah­ren äus­serst gute Er­fah­run­gen da­mit ge­macht, Ar­ti­kel auf wir­res.net die äl­ter als drei Jah­re sind für die Goog­le-In­de­xie­rung zu sper­ren. Mit an­de­ren Wor­ten, Ar­ti­kel auf wir­res.net die äl­ter als drei jah­re sind, sind über Goog­le (und alle Such­ma­schi­nen die sich an die Ro­bots-An­wei­sun­gen hal­ten) nicht mehr auf­find­bar. Ei­ner­seits bil­de ich mir ein, dass mich die­se Mass­nah­me das eine oder an­de­re mal da­vor be­wahrt hat Udo Vet­ters Diens­te in An­spruch zu neh­men, an­de­rer­seits müs­sen Goog­le und sei­ne Be­nut­zer ja nicht al­les von mir wis­sen.


Frie­de­mann Ka­rig schreibt äus­serst dif­fe­ren­ziert und un­knü­we­rig über Wol­fang Joop und Bill Kau­litz die kürz­lich ir­gend­wann mal ge­mein­sam durch die Nacht in Pa­ris zo­gen und da­bei auch über das In­ter­net re­de­ten. Sein Fa­zit, dem ich, nach­dem ich die Sen­dung ge­se­hen habe, ab­so­lut zu­stim­men wür­de, lau­tet:

Bill Kau­litz wür­de das In­ter­net also ger­ne ab­schal­ten. Und zwar für alle. Je­doch nicht aus stu­rer Tech­nik­feind­lich­keit oder Al­tru­is­mus. Nicht, weil er die Welt bes­ser ma­chen woll­te. Nicht, weil er zu alt da­für ist oder es nicht be­die­nen kann. Nicht, weil er zu viel von sei­ner ei­ge­nen Mu­sik ge­hört hat und jetzt die Stil­le sucht.
Son­dern aus ba­na­lem öko­no­mi­schen Ego­is­mus.

Dass es ihm nicht (nur) um die Kunst geht, um sein krea­ti­ves Schaf­fen das er durch das In­ter­net ge­fähr­det sieht, merk­te man spä­tes­tens dann, als er sich bit­ter­lich dar­über be­klag­te, dass vor der Ver­öf­fent­li­chung ei­ner To­kio Ho­tel-Plat­te, be­reits neun stü­cke im In­ter­net zu ha­ben wa­ren und er mein­te, dass sie die Plat­te dann ja fast nix mehr wert sei.

Auch wit­zig dass sich Kau­litz un­ter hef­ti­gem Ni­cken von Joop dar­über be­klag­te, dass im In­ter­net je­der al­les kom­men­tie­re kön­ne und da­mit jede „Ma­gie“ zer­stö­re. Kurz vor­her tratsch­te Wol­fang Joop noch über Iman Bo­wie, die sich „al­les ma­chen liess, al­les, die Tit­ten, das Ge­sicht, al­les“. Auch wie sie die Schön­heits­ope­ra­tio­nen der Tit­ten, des Ge­sichts und al­lem an­de­ren fi­nan­zier­te trat­sche Joop frei­mü­tig ins Fern­se­hen. Im In­ter­net, dem gros­sen Ma­gie­zer­stö­rer, ha­ben die Men­schen im­mer­hin noch den An­stand das The­ma Schön­heits­chir­ur­gie mit ei­nem Fra­ge­zei­chen zu gar­nie­ren. Joop zer­stört die „Ma­gie“ von Imans Aus­se­hen wäh­rend er in ei­nem teu­ren pa­ri­ser Re­stau­rant mampft und be­klagt sich dann dar­über, wenn es an­de­re auch ma­chen.

Ähn­lich wi­der­sprüch­lich emp­fand ich Wolf­gang Jo­ops Spruch, dass er ja in letz­ter Zeit sehr, sehr ka­me­ra­scheu ge­wor­den sei, weil er das was die Ka­me­ras pro­du­zier­ten nicht mehr mit sei­nem Bild von sich selbst ver­ein­ba­ren kön­ne. Mit an­de­ren Wor­ten, er hält sich für zu alt und un­schön um noch vor die Ka­me­ra zu tre­ten, was ihn frei­lich nicht da­von ab­hält mit Bill Kau­litz eine ein­stün­di­ge Sen­dung zu pro­du­zie­ren („Hab ich für dich ge­tan, Bill“) oder pein­li­che Fo­tos von And­re Ri­val an­fer­ti­gen zu las­sen, da­mit ich mor­gens, wenn ich auf den Bus war­te, eine Por­ti­on Mit­leid Fremd­schä­men emp­fin­den kann.

Die Sen­dung an­zu­se­hen lohnt sich üb­ri­gens al­lein des­halb, um ein­mal zu se­hen wie Pa­tri­cia Rie­kel sich (ge­gen Ende der Sen­dung) an Pro­mis ran­wanzt. Über­haupt ist der Ti­tel der Sen­dung leicht da­ne­ben. „Durch die Nacht mit Wolf­gang Joop und Bill Kau­litz“ hät­te auch der Ein­facheit hal­ber „Das gros­se Ran­wan­zen“ ge­nannt wer­den kön­nen.


Schö­ne Ge­schich­te über Dr. Na­kamats, die Ber­li­ner Zei­tung und Fritz Schu­mann (via Bild­blog). So geht das mit dem Blog­gen.


Schö­ne Stüh­le.


„la fa­mi­glia“ in der coc­co­li­no „show­lounge“

felix schwenzel

ges­tern abend war ich mit ei­ni­gen kol­le­gen in der, wie sie sich selbst be­schreibt, „ko­mö­di­an­ti­schen din­ner­show“ la fa­mi­glia. von die­sen „din­ner­shows“ gibt es ja mitt­ler­wei­le ei­ni­ge, hab ich ge­hört. kon­zep­tio­nell habe ich die­se shows nie ver­stan­den. so­weit ich mir das bis vor kur­zem zu­sam­men­reim­te, be­kommt man dort et­was zu es­sen und wird von schau­spie­lern oder schau­stel­lern oder ir­gend­wel­chen an­de­ren künst­lern beim es­sen ge­stört. seit ges­tern hal­te ich es auch für mög­lich, dass es um­ge­kehrt ist, dass man mit sei­nen nie­de­ren be­dürf­nis­sen wie stö­rungs­frei­er kom­mu­ni­ka­ti­on mit dem kell­ner, ge­trän­ke­wün­schen und ge­trän­ke­ent­sor­gung, ess­ge­räu­schen und -ge­rü­chen die künst­ler bei ih­rer vor­füh­rung stört.

ähn­lich wie bei mu­si­cals, die in der re­gel eine ge­schich­te, die sich auf ei­ner hal­ben dina4-sei­te er­zäh­len lässt, durch exes­si­ves rum­ge­sin­ge und rum­ge­ham­pel auf zwei bis drei stun­den län­ge stre­cken und mit bun­ten kos­tü­men aus­schmü­cken, ver­ste­he ich nicht wirk­lich war­um man sich eine sol­che ver­an­stal­tung ei­gent­lich an­se­hen soll­te.

aber nun war ich ges­tern nun­mal zu die­ser „ko­mö­di­an­ti­schen“ ess­ver­an­stal­tung ein­ge­la­den. ich habe lan­ge über­legt, ob ich die­sem ge­schenk­ten gaul ins maul schau­en soll (ein bis zwei stun­den) und ob ich et­was, in das vie­le men­schen ex­trem viel ar­beit, herz­blut und en­er­gie ge­steckt ha­ben, mit ei­nem fe­der­strich mit feh­ler­haf­ter recht­schrei­bung und mä­an­dern­den satz­un­ge­tü­men nie­der­ma­chen soll.

ich habe mich ent­schie­den es zu tun, weil ich mich ge­är­gert habe. aus meh­re­ren grün­den — und die müs­sen jetzt mal eben raus.

ers­tens war das es­sen kalt. also nicht die an­ti­pas­ti oder das ti­ra­mi­su, son­dern die nu­deln. und nicht nur die nu­deln an un­se­rem tisch, son­dern die nu­deln an min­des­tens drei ti­schen um uns her­um. und mit kalt mei­ne ich nicht lau­warm, son­dern kühl­schrank-kalt. die an­ti­pas­to be­stan­den aus ei­nem strei­fen ein­ge­leg­ter ro­ter und ei­nem strei­fen gel­ber pa­pri­ka, ei­ner schei­be zuc­ci­ni, ei­ner ka­rot­ten­schei­be, ei­ner schei­be au­ber­gi­ne und zwei un­fass­bar sub­til an­ge­mach­ten blät­tern sa­lat. im­mer­hin war die ma­ri­na­de ganz le­cker und ich hat­te den gan­zen abend was da­von, wenn ich mal auf­stiess.

zwei­tens fand ich die show ganz furcht­bar. lang­wei­lig, un­wit­zig und viel zu lang. da­für, dass ich die show furcht­bar fand, kön­nen die schau­spie­ler oder die pro­du­zen­ten der show na­tür­lich nichts. wo­her sol­len die auch wis­sen, dass ich nicht auf sieb­zi­ger-jah­re par­ty­kel­ler-hu­mor ste­he, der sich fast aus­schliess­lich um tit­ten, är­sche und das fi­cken dreht? wo­her sol­len die pro­du­zen­ten wis­sen, dass ein hu­mor der sich auf das pa­ra­phra­sie­ren von se­xu­el­len hand­lun­gen und die be­die­nung von aus­ge­lei­er­ten kli­schees be­schränkt, mich vor fremd­scham bei­na­he pa­ra­ly­siert?

ganz im ernst, es ist völ­lig OK, dass es leu­te gibt, die zum bei­spiel ei­nen sol­chen hu­mor (von ei­nem der drei haupt­dar­stel­ler der show) zum schrei­en ko­misch fin­den (you­tube di­rekt­qual) oder sich eben auch bei „la fa­mi­glia“ kö­nig­lich amü­sie­ren. in der tat wur­de ge­lacht und auch ein biss­chen ap­plau­diert.

seit ges­tern wün­sche ich mir des­halb eine kla­re vor­ab-hu­mor-klas­si­fi­zie­rung, wie es das zur klas­si­fi­zie­rung von mu­sik be­reits gibt. so wür­de ich mir mit ziem­li­cher si­cher­heit kei­ne volks­mu­sik- oder marsch­mu­sik­kon­zer­te an­se­hen, weil schon von wei­tem am na­men er­kenn­bar ist, dass die ver­an­stal­tung und ix nicht kom­pa­ti­bel sein wer­den.

nun gut, bei der show-selbst­be­schrei­bung hät­te ix schon ver­dacht schöp­fen kön­nen:

Mu­si­ca, Pas­ta e Tea­t­ro! Eine herr­lich sprit­zi­ge Ko­mö­die mit ku­li­na­ri­schen und mu­si­ka­li­schen High­lights!

wenn die ad­jek­tiv­dich­te sich in ei­nem ab­satz 50% nä­hert, soll­te man sehr, sehr vor­sich­tig wer­den. und ei­gent­lich sind sol­che pres­se­zi­ta­te ein un­über­seh­ba­res warn­zei­chen:

"Amou­rö­se Ver­wick­lun­gen, es flie­gen die Fet­zen - ra­send ko­misch!", so ur­teilt be­geis­tert die Pres­se.

wo­bei es aus mei­ner sicht so­gar eine glat­te lüge ist, „ko­misch“ fand ich es nur spo­ra­disch und erst recht nicht ra­send, son­dern schlep­pend — ob­wohl man über hu­mor ja strei­ten kann (äh, kann man über hu­mor strei­ten?).

zu­min­dest hät­te ich mich wohl we­ni­ger ge­är­gert, wenn im fly­er statt „ra­send ko­misch“ ge­stan­den hät­te: „leu­te die ma­rio barth und fips as­mus­sen mö­gen, mö­gen auch die­se volks­hu­mor­din­ner­show.“

aber viel­leicht soll­te ich mich nicht über die show är­gern, son­dern über „die pres­se“ die pr-müll ein­fach so über­nimmt.

ganz wich­tig ne­ben der hu­mor­klas­si­fi­zie­rung wäre noch eine vor­he­ri­ge län­gen­an­ga­be. denn drit­tens hat die show von 19:30 bis un­ge­fähr 23:30 uhr ge­dau­ert. das sind qual­vol­le vier stun­den un­ter­bro­chen nur von ei­ner kur­zen be­stell­pha­se vor der show und ei­ner kur­zen pau­se, in der es kal­te pas­ta gab.

wür­de die show mit ei­ner sol­chen an­ga­be wer­ben, kä­men viel­leicht ins­ge­samt we­ni­ger leu­te, aber am ende blie­ben mehr zu­frie­de­ne: „die show be­steht aus zwei ein­stün­di­gen, et­was zä­hen und in die län­ge ge­zo­ge­nen ak­ten, für das es­sen, ge­trän­ke­be­stel­lun­gen und dis­kus­sio­nen mit dem kü­chen­per­so­nal ha­ben sie ins­ge­samt 45 mi­nu­ten zeit. nach dem schluss­ap­plaus und drei frei­wil­li­gen, un­ge­be­te­nen zu­ga­ben, neh­men wir uns noch­mal 30 mi­nu­ten zeit um alle mit­wir­ken­den ein­zeln vor­zu­stel­len.“

aber es gab auch po­si­ti­ve aspek­te. die kell­ne­rin war et­was wit­zi­ger und schlag­fer­ti­ger als ro­bert lou­is gries­bach, die in die show ein­ge­ar­bei­te­te schleich­wer­bung für fiat wur­de in witz­chen ver­packt, die show war in 3D (witz bei gries­bach.de ge­lie­hen), ich habe tat­säch­lich ins­ge­samt vier­mal la­chen müs­sen (ein­mal al­ler­dings auf dem klo, we­gen dem ty­pen mit brech­durch­fall ne­ben­an) und die kal­ten nu­deln lies­sen mich ziem­lich kalt, weil sie trotz­dem le­cker wa­ren.

so viel ar­beit, so­viel mühe von so­vie­len men­schen die in die­ser show steckt. doof nur, dass man das merk­te — so ur­teilt re­la­tiv un­be­geis­tert der schwen­zel.