danke!
volkspartei internet
heute nachmittag habe ich mit kai biermann telefoniert. das ergebnis diese telefonats kann man, unter anderem, auf zeit.de nachlesen:
Denn es ist nicht "das Netz", das dort seine Meinung ausdrückt und sich einen anderen Bundespräsidenten wünscht. So etwas zu behaupten, würde die Wahrnehmung in eine völlig falsche Richtung lenken, ja den politischen Willen sehr vieler negieren. Bedeutete es doch, dieses Interesse ein paar verirrten "Netzmenschen" zuzuschreiben, die Hobbits gleich ein verstecktes Leben unter uns führten, wie Blogger Felix Schwenzel sagt. "Das Netz" aber seien längst wir alle, es ist "die wahre Volkspartei, denn dort sind alle Schichten vertreten".
mit dem zitat habe ich, obwohl es nicht autorisiert wurde, überhaupt kein problem, es gibt das was ich gesagt habe angemessen wieder. dennoch möchte ich es in einen kontext stellen. denn vor allem habe ich das was ich gesagt habe, auf die frage, ob ich glaube, dass das netz etwas verändern könne, geantwortet. mein gedanke dazu war, dass das netz einzelnen, vielen einzelnen eine stimme verleiht. diese stimmen, die durch das netz hörbar oder sichtbar werden sind nicht immer stimmen die dem politischen konsens entsprechen, sie können durchaus blöd, antisemitisch, wenig durchdacht oder eben auch dem zeitgeist der massenmedien entsprechen — aber sie sind niemals stimmen aus dem netz, sondern immer stimmen von menschen, von bürgern.
dass diese stimmen früher ungehört verhallt sind oder in den mülleimern der redaktionsstuben landeten, heisst nicht dass sie vorher nicht vorhanden waren. sie waren nur still. jetzt sind sie laut — und nicht immer angenehm. und so wie man früher die stimmen, die sich versuchten gehör zu verschaffen, durch die verbindung zu bestimmten orten zu diskreditieren versuchte („stammtisch“, „gosse“, „strasse“, „leserbriefe vom schreibtisch eines oberstudienrates“), versucht man das jetzt auch, indem man sie als aus dem „netz“ stammend beiseite wischt. dass mittlerweile ungefähr jede bevölkerungsgruppe im „netz“ vertreten ist, dass sich dort menschen aus alle sozialen schichten versammeln, ignoriert man gerne und tut so, als seien menschen im netz eine eigene art menschen, hobbits gleich, die mit grossen füssen in einer traumhaft schönen phantasiewelt leben.
den anspruch den die grossen volksparteien an sich selbst stellen, menschen aus allen schichten eine gemeinsame stimme zu verleihen, verlieren die volksparteien zunehmend. und das netz schickt sich an genau diese lücke zu füllen.
[nachtrag 08.07.2010]
interessanter vortrag des grünen robert heinrich über soziale netzwerke „als Seismograph, die Macht der vernetzten Unterstützer, wachsende Wechselstimmung und charismatische Mobilisierung“ auf carta.
das ist doch kein wetter!
mohn
lauenburg
sehr malerisch, dieses lauenburg.


dort haben die beifahrerin und ix uns heute als touristen verkleidet (etwas unauthentisch, weil nicht mit zweidrittel-hosen) in den gassen herumgetrieben.
in lauenburg gibt es offenbar eine gleichstellungsbeauftragte die nicht lange fackelt und auch mal gerne die gleichstellung vollstreckt und dafür kassiert.

lauenburg schien heute an einer sehr, sehr vollen elbe zu liegen, so dass man einige der sitzbänke nur über das wasser erreichen konnte.

als ich dieses plakat sah, habe ich mich zuerst ein bisschen wegen der überdosis euphorie und pathos erschrocken und dann komischerweise an BP und den golf von mexico denken müssen. bitte nicht fragen warum.

hihi
extrem widersprüchliche werbung

das streetart aussenwerbungs-unternehmen wall hat seine besten texter zur eigenwerbung verpflichtet um allen werbewilligen in berlin die zentrale botschaft von wall einzubläuen: „Wall bietet in Berlin die ganze Bandbreite leistungsstarker Aussenwerbung.“
blöd nur, dass der letzte satz den ganzen vorherigen werbe-blah widerspricht:

wie blöd ist das denn? warum soll man denn werbung bei einem unternehmen buchen, wennn dann an der werbung niemand vorbeikommt? dann kann man auch gleich auf dem mond werben. da kommt auch niemand dran vorbei.
[hier kann man übrigens auch werben, ohne das jemand die werbung sieht. einfach die taste „w“ drücken - und weg isse die werbung.]
gauck is my president

ich halte die nominierung der SPD und grünen von joachim gauck für das amt des bundespräsidenten für eine kluge entscheidung. dem parteipolitisch motivierten kandidaten christian wulff einen überparteilich auftretenden, redegewandten und klugen kanditaten gegenüberzustellen, der in ost und west für seine arbeit geschätzt wird, hat eine gewisse brillianz. brillianter und populärer wäre eventuell noch die nominierung von horst schlämmer gewesen.
gauck scheint nicht nur bei unseriösen nicht-repräsentativen web-umfragen populär zu sein, selbst die konservative „welt“ findet ihn besser als wulff und stellt treffend fest: „Ein Bundespräsident darf nicht nach Parteibuch ausgewählt werden.“
einen faszinierenden gedanken schreibt detlef guertler in sein taz-blog. warum sollen wir nicht versuchen dafür zu sorgen, dass nicht wulff, sondern gauck gewählt wird?
[W]enn es gelänge, [Gauck] durch eine Volksbewegung ins Amt zu heben, würde das Deutschlands politische Kultur massiv bereichern; durch einen Sieg der direkten Demokratie über küchenkabinettliches Parteiengeschacher, und natürlich auch durch das rückstandslose Verschwinden von Guido Westerwelle und Angela Merkel – es sei denn, dass die Kanzlerin als alte Gauck-Bekannte und Überlebenskünstlerin noch schnell die Fronten wechselt und sich an die Spitze der Reformbewegung stellt.
nicht nur wullfs profillosigkeit oder seine angebliche nähe zu einer eigentümlichen christlichen „missierungsbewegung“ machen wulff in meinen augen unakzeptabel als bundespräsidenten, vor allem das hauruckartige und parteipolitisch motivierte durchpeitschen von wulff als kandidat der CDU/CSU/FDP-koalition scheint nicht nur mir sauer aufzustossen, sondern auch vielen in der FDP.
Es geht nicht darum, sich den Kopf der CDU- und FDP-Idioten zu zerbrechen, sondern darum, alle Kräfte zu mobilisieren, um Joachim Gauck zum Bundespräsidenten zu machen. Ich schlage dafür den Montagswahlkampf vor: Jeder mache an jedem Ort an jedem Montag um 17 Uhr Wahlkampf für Joachim Gauck, so gut er eben kann. Ob durch Abhaltung einer Demo oder eines Flashmobs, ob durch eine Schweigeminute oder eine Redeviertelstunde im Büro. Ob durch Tragen eines Go-for-Gauck-T-Shirts oder durch Verstreuen von als verkollerte Stasi-Akten verkleidetem Konfetti – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
das wäre doch mal eine prima gelegenheit die angebliche kampagnenfähigkeit* des blog-, facbook-, twitter- und internetcommunitybenutzer-dings mal auszutesten.
ich fordere mich hiermit öffentlich auf, für joachim gauck zu wahlkämpfen. vier wochen zeit.
*) der oben verlinkte artikel bei den ruhbaronen ist ein weitere trauriger journalistischer tiefpunkt, der diesem hetz-artikel, zumindest in sprachlicher und journalistischer unfähigkeit, in nichts nachsteht. für eine kurze weile dachte ich ja, die diversen unterirdischen artikel bei den ruhrbaronen seien ausrutscher gewesen. mittlerweile glaube ich aber, dass man dort den ehrgeiz hat die „bild“-zeitung sprachlich und journalistisch zu unterbieten.
[nachtrag 21:05h]
regina mönch schreibt in der faz:
Joachim Gaucks Kandidatur ist ein Coup und ein intellektuelles Versprechen, das an die Bewerbung Richard von Weizsäckers erinnert.
ein so brillianter coup, dass man kaum glauben möchte dass die SPD daran beteiligt war. [via haiko hebig]
[nachtrag 06.06.2010, 18:35]
tolles interview mit joachim gauck in der welt. ausserdem, oben bereits in einem link versteckt, gibt es hier bei petitiononline.com eine petition für die wahl von joachim gauck zum bundespräsidenten und seit heute früh diese von nico lumma aufgesetze website wir-fuer-gauck.de. beide petionien zu zeichnen schadet sicherlich nichts.
[nachtrag 07.06.2010]
die illustration von christian wulffs-„profil“ habe ix mit freundlicher genehmigung von klaus stuttmann ausgeliehen.
niggemeier vs. keese*

ich war auch auf der veranstaltung von auf der arnd haller, der justiziar von google deutschland, nikolas hill, „Staatsrat der Behörde für Kultur, Sport und Medien“, christoph keese, lobbyist der axel springer ag und stefan niggemeier über das leistungsschutzrecht diskutierten und über die stefan niggemeier einen furiosen artikel verfasst hat. ich bin der erfindung des hyperlinks heute sehr dankbar, denn dem artikel von stefan niggemeier ist eigentlich nichts hinzuzufügen und so brauche ich nicht zu versuchen meine notizen zu entziffern und etwas darüber schreiben, was mir unter umständen auch noch eine verleumndungsklage von christoph keese eingebracht hätte. oder ist die behauptung, jemand könne rehäugig lügen ohne rot zu werden, gar nicht verleumnderisch?
*) niggemeier hat eindeutig gewonnen, nicht nur laut @haberflock. klarer punktsieg, auch schon bevor er den artikel schrob.
→ weiterlesenund es hat bing gemacht …

[via]
schroedern
bei den ruhrbaronen ist in den letzten tagen ein erschütterndes schauspiel zu beobachten. im ersten akt kotzt sich stefan schroeder in einem kurzen text über das, seiner meinung nach, zu milde urteil gegen jörg tauss aus und vergisst vor lauter kotzerei und hasskübel-ausschütten die fakten einigermassen zusammenzuhalten. nach hinweisen in den kommentaren doktert er an seinem text herum, ändert ein paar unhaltbare passagen, besteht aber, im zweiten akt, darauf ausser einem kleinen fehler, keine fehler gemacht zu haben.
im dritten akt fühlt sich stefan schroeder bereits so geschwächt, dass er sich mit stefan laurin zu einer „autorengruppe“ zusammenschliesst um weiter emotionen gegen tauss zu schüren darüber zu berichten, dass sie von jörg tauss’ amnwalt einen korrekturbogen geschickt bekommen haben, in dem sie auf weitere fehler aufmerksam gemacht wurden und gleichzeitig gebeten wurden, diese fehler zu korrigieren (laut tauss anwalt übrigens ohne kostennote).
im vierten, und sicherlich nicht letzten akt, schicken tauss und sein anwalt der „autorengruppe“ erneut einen korrekturbogen, diesmal mit kostennote. [@jmoenikes-tweets via wayne]
da haben wir den salat: aus einer hass-laune heraus kotzt stefan schroeder ins ruhbarone-blog und jetzt tanzen mehrere erwachsene männer und hunderte kommentatoren um die pfütze und streiten sich seit ein paar tagen über den wahrheitsgehalt der auf dem boden wabernden kotze. die beiden stefans von den ruhrbaronen sind der meinung, dass die kotze in wahrheit ein leckeres süppchen voller „klarer worte“, wahrheit und schönheit ist, tauss und sein anwalt bestehen weiter darauf einige der klümpchen aus der pfütze zu entfernen seien, wahrscheinlich weil sie der irrigen überzeugung sind, dass journalisten-kotze rufschädigend sei. journalisten-kotze ist zwar in der tat rufschädigend, meist aber lediglich für den, der sie produziert hat.
eine einfache meldung aus der berliner zeitung:
Sprayer gefasst: Drei Männer haben in Mitte auf einer Fläche von 95 Quadratmetern einen S-Bahnzug besprüht. Zivilbeamte der Bundespolizei nahmen am Montagmorgen zwei der drei Graffitisprayer auf frischer Tat fest. Ein 32-Jähriger versuchte zu flüchten und trat einen Beamten gegen den Oberkörper. Der 32-jährige Leipziger und der 33-jährige Berliner sind bereits wegen gleicher Delikte bekannt.
wie würde der ruhrbaron stefan schroeder, rein hypothetisch, diese meldung wohl kommentieren? so vielleicht?
in berlin haben zivilpolizisten drei asoziale schweine beim zerstören von fortbewegungsmitteln auf frischer tat erwischt. obwohl die polizisten die blindwütigen allgemeinguts-zerstörer an der flucht hindern konnten, entwischte eines der drei vandalen-schweine. ich hätte ihm gegönnt, dass die zivilpolizisten ihm auf der flucht in die beine geschossen hätten, damit er seiner gerechten strafe zugeführt hätte werden können. jetzt kann er sich mit seiner widerlichen tat, für deren folgen wir steuerzahler zum grossen teil aufkommen müssen, bei seinen verlotterten freunden brüsten. dieses asoziale grobzeug, dass uns immer wieder ganze strassen- oder s-bahn-züge vollschmiert ist nachgewisenermassen resozialisierungsresistent. da bei den proleten, die diese gesellschaftsschädigenden schandtaten begehen, meist kein geld zu holen ist und sie kurz nach ihrer tat meist auf freien fuss gesetzt werden, sehe ich nur eine erfolgversprechende methode unter diese grassierende seuche einen schlussstrich zu ziehen. sprayern die hand abhacken!
und ende.
das was malte welding zum thema ursula von der leyen sagt, hat auf den ersten blick nicht viel mit stefan schroeder und stefan laurin zu tun:
Es reicht nicht, durch Kindergärten zu ziehen und Vergewaltigungen von Kindern schlecht zu finden. Das tut jeder, er tourt damit bloß nicht durch die Republik, weil es selbstverständlich ist und den politischen Aussagegehalt hat von Facebookgruppen, die sich gegen AIDS, Krieg und Umweltverschmutzung richten. Dass sie ihren politischen Gegnern implizit unterstellt hat, Kinderpornographie gutzuheißen, zeugt hingegen von einer Skrupellosigkeit, die selten zu finden ist. (weiterlesen)
gegen leute zu hetzen und emotionen zu schüren die mit kinderpornografie in verbindung gebracht werden ist billig - genauso billig wie zu versuchen das leid von kindern zu instrumenetalisieren um symbolische, aber nutzlose gesetze durchzupeitschen. differenzieren, oder auf einer sachlichen ebene bleiben, kann man auch, wenn man diese taten verabscheuungswürdig findet.
besonders erschütternd ist deshalb zu sehen, wie die ruhrbarone mit der kritik an schroeders text umgehen. stefan schroeder meint, er werde kritisiert weil er seiner meinung „klare worte“ gegeben habe und die kritik daran nichts als tauss-verteidigung wäre. stefan laurin hängt die latte noch ein bisschen höher und echauffiert sich darüber, dass man den text kritisiere, statt sich über die tat aufzuregen. in den kommentaren sagt er:
Hat sich mal einer von Euch klar gemacht, um was für Bilder es das geht? Dass dafür Kinder missbraucht wurden? Hat auch nur einmal einer daran gedacht, anstatt reflexartig Tauss zu verteidigen?
als ob es nicht möglich sei, sowohl den text, als auch tauss zu kritisieren, als ob die abscheulichkeit der bilder um die es geht, die (journalistische) abscheulichkeit von billiger polemik rechtfertigen würde. ich finde es abstossend, wie stefan laurin das leid missbrauchter und vergewaltigter kinder zur verteidigung eines textes nutzt, der voller unwahrheiten, gehässigkeit, wut und journalistischer unfähigkeit ist. statt die leser mit argumenten von der eigenen position zu überzeugen, versuchen stefan laurin und stefan schroeder die leser mit ekel und emotionaler manipulation zu überzeugen. klar, das kann man machen, wenn man für die „bild“-zeitung oder den waz-konzern arbeitet, aber für die journalistische reputation ist das sicher nicht förderlich.
up in the air

was für ein wunderbarer film.
man soll filme ja nicht nach dem vorspann beurteilen. bei up in the air kann man das machen. der vorspann versetzt einen in genau die richtige erwartungshaltung. auf den punkt geschnitten, kein schnitt zuviel, keiner zu wenig, keiner zu lang, keine der zwei minuten langweilig. wäre der film nicht so gut, würde ich sagen, der vorspann wäre besser als der film selbst. jetzt kann ich nur sagen, wer den vorspann mag, sollte sich sofort in eine DVDthek seines vertrauens bewegen und den film ausleihen.
3cm auf jeder seite

eins der lustigsten youtube-videos das ich je gesehen habe.
[nachtrag 31.05.2010]
es sind 3, nicht 6 zentimeter auf jeder seite. das hab ix inner überschrift korrigiert.
kekse
in der db-lounge bekommt man kostenlose kalte und heisse getränke, servietten, löffel, zeitungen und kekse. ausserdem sind sie auf den meisten deutschen bahnhöfen der einzige ort an denen man kostenlos pinkeln kann. der kaffee in der db-lounge im berliner hauptbahnhof ist übrigens erstaunlich lecker. die kostenlos-kultur der db-lounge wird aber auch von einigen menschen ausgenutzt. heute abend sass ich einem älteren herrn gegenüber, der sich zu seinem kaffee auf eine untertasse ungefähr zwanzig kostenlose, einzeln verpackte kekse gepackt hatte und sich ungefähr 5 minuten damit beschäftigte die kekse auszupacken, in seinen mund zu schieben und sie genüsslich und lautstark zu zerkauen.
vor ein paar wochen hab ich den typen übrigens auf youtube gesehen.
stefan winterbauer formuliert knapp daneben
stefan winterbauer schreibt erstaunliches:
Auch in den USA haben die Einwohner der Bundesstaaten Oregon, Washington und jüngst Massachusetts wegen des Ausspähens privater Daten eine Sammelklage gegen Google eingereicht.
das sind 3826000 (oregon), 6664000 (washington) und 6594000 menschen, in summe also 17084000 menschen, die eine sammelklage gegen google eingereicht haben? erstaunlich!
blödsinn ist es natürlich auch, wenn winterbauer schreibt:
Offiziell wollte Google lediglich den Standort von WLAN-Netzen speichern, um seine ortsbasierten Dienste zu verbessern.
es sind nicht die „ortsbasierten Dienste“ die google mit der erfassung von wlan-netzen verbessern wollte, sondern die qualität und geschwindigkeit der ortung.
noch quatschiger ist es einen satz vorher:
Bei dem Abfotografieren von Häusern und Straßenzügen hatten die Google Autos, versehentlich wie es heißt, sensible Daten aus ungesicherten, privaten WLAN-Netzen gespeichert, u.a. Internet-Adressen und Auszüge von E-Mails.
natürlich hat google diese daten nicht nur aus ungesicherte privaten, sondern allen ungesicherten WLAN-netzen erfasst, an denen das streetview-auto vorbeifuhr. des weiteren kann man keine daten aus privaten WLANs „abfotografieren“ und autos sind denkbar ungeeignet um daten zu speichern. dafür benutzt man beispielsweise festplatten. obwohl: es kann kann natürlich sein, dass man in der meedia-redaktion daten auf 3,5 zoll oder gar 2,5 zoll autos speichert. weiss man ja nicht.
[nachtrag]
stefan winterbauer schreibt erschütternder weise im medium magazin eine kolumne namens „Blasen und Phrasen“. diese kolumne ist laut selbstbeschreibung ein „Brevier für mehr Klartext“. die haben humor!
ich frage demnächst mal beim „medium magazin“ nach, ob die interesse an einer rechtschreib- und zeichensetzungs-kolumne von mir hätten.
[nachtrag 27.05.2010, 09:20h]
stefan winterbauer hat sich in den kommentaren bedankt und den text bei meedia von „ungenauigkeiten“ und „ungereimtheiten“ befreit — freilich ohne das im text, wie er es gerne sagt, zu „kommunizieren“.
ulbricht und ix
david foster wallace: „schrecklich amüsant - aber in zukunft ohne mich“
vor ein paar tagen hat mir die beifahrerin ein buch von david foster wallace auf den nachttisch gelegt. auf dem nachttisch sind bücher bei mir nicht sonderlich gut aufgehoben, weil ich beim im bett lesen immer einschlafe. als ich es dann mal mit in die badewanne nahm, hab ich es in einem rutsch halb durchgelesen (zuende gelesen habe ich es an einem anderen tag in der badewanne). es ist mit 183 kleinen seiten aber auch nicht sonderlich umfangreich. der inhalt des buches lässt sich ebenfalls flott zusammenfassen: david foster wallace begibt sich im märz 1995 für eine woche an bord eines kreuzfahrtschiffes und schreibt darüber.
das buch liest sich auch deshalb so flüssig, weil es grossartig von marcus ingendaay übersetzt wurde. mir ist das überhaupt noch nie passiert, dass ich beim lesen dachte: „was für ein schönes deutsch!“ und mir plötzlich auffiel, dass das gar kein deutscher autor ist, den ich da lese. ingendaay hat das buch so toll übersetzt, dass wallace glatt als deutscher autor durchgehen würde. ich würde sogar so weit gehen und sagen, ingendaay übersetzt und schreibt noch einen ticken besser als carl weissner.
wallace schreibt unprätentiös, aber unfassbar scharf und genau beobachtend, lästert unerbittlich gegen gäste oder bedienstete die er nicht mag, wirkt aber nie misanthrop, im gegenteil, er schreibt extrem subjektiv, wertet aber vielmehr durch die art wie er menschen und zustände neutral beschreibt als durch urteile. ähnlich wie jochen reineckes „geister abschütteln“, erinnert mich „schrecklich amüsant - aber in zukunft ohne mich“ an einen zu lang geratenen blogartikel. wallace nennt sich im buch auch einmal selbst „verkappter journalist“, etwas was heutzutage nur noch blogger tun (oder so von musikanten genannt werden). statt hyperlinks nutzt wallace fussnoten, insgesamt weit über 136 stück. fussnote 136 ist die letzte fussnote, da manche fussnoten aber auch mit fussnoten versehen sind, dürften es so um die 150 fussnoten sein.
natürlich schweift wallace teilweise irre weit ab, bleibt aber selbst in diesen abschweifungen akribisch. in einer dieser abschweifungen, widmet er sich über ca. 10 seiten der werbung und der PR. er regt sich furchtbar über einen bezahlten PR-text des von ihm hochgeschätzten amerikanischen schriftstellers frank conroy auf, der im katalog der kreuzfahrtlinie, mit der auch wallace unterwegs war, erschienen ist.
Das Hauptübel des Projekts «Meine Celebrity-Kreuzfahrt» ist seine Scheinheiligkeit. Wie dreist hier Product-Placement betrieben wird, zersetzt jede literarische Seriosität und übertrifft in dieser hinsicht alles, was man in den vergangenen Jahren erleben musste. Conroys «Essay» erscheint in einer Art Sonderteil in der Mitte des Heftes, auf dünnerem Papier und mit einem anderen Layout, und erweckt dadurch den Eindruck eines Auszugs aus einem eigenständigen literarischen Werk. Doch das ist keineswegs der Fall. Tatsächlich handelt es sich um eine reine Auftragsarbeit, bezahlt von Celebrity, nur wird das nirgendwo erwähnt. […]
Kurz, Celebrity Cruises verkauft uns Conroys Reisebericht als Essay und nicht als Werbung. Dies jedoch ist von Übel. Warum? Weil ein Essay, unabhängig von der darin zum Ausdruck gebrachten Wertung des Celebrity-Produkts, eben zuallererst dem Leser verpflichtet ist und nicht dem Auftraggeber. Und ob er sich dessen bewusst ist oder nicht, der Leser verlässt sich auf diese Selbstverpflichtung des Autors und begegnet dem Essay mit einem hohen Grad an Vertrauen. Werbung funktioniert dagegen völlig anders. Werbung hat sich, was ihren Wahrheitsgehalt angeht, nur an bestimmte formaljuristische und mit etwas rhetorischem Geschick leicht zu umgehende Regeln zu halten — und kennt darüber hinaus nur ein einziges Ziel: Umsatzsteigerung. Ganz gleich, was die Werbung zur Ergötzung des Lesers alles inszeniert, es geschieht nie zu dessen Nutzen. Und der Leser weiß das natürlich, er weiß dass der Unterhaltungswert von Werbung einem Geschäftskalkül folgt und wird ihr entsprechend mit Vorsicht begegnen. Wir alle nehmen Werbung gewissermaßen nur gefiltert wahr38.
Im Fall des Conroy-«Essays» setzt Celebrity Cruises alles daran, diesen Filter durch den Kunstanspruch des Textes zu deaktivieren. Doch Werbung, die vorgibt, Kunst zu sein, gleicht im günstigsten Fall dem gewinnenden Lächeln dessen, der etwas von einem will. Das ist nicht nur unaufrichtig, die dubiose Ausstrahlung solcher Erzeugnisse kann sich in uns anreichern wie ein Umweltgift. Die aus Berechnung unternommene Simulation zweckfreier Freundlichkeit bringt langfristig alle unsere Maßstäbe durcheinander und führt dazu, dass irgendwann auch das echte Lächeln, die genuine Kunst, die wahre Freundlichkeit unter Kommerzverdacht stehen. Andauernder Vertrauensbruch macht ratlos und einsam, hilflos und wütend und ängstlich. Er ist die Ursache von Verzeiflung.
(38) Aus diesem Grund wird selbst wirklich schöne, intelligente oder mitreißende Werbung (und die gibt es) niemals echte Kunst sein können. Ihr fehlt nämlich derGeschenkcharakter(d.h. sie wurde niefürihren Adressaten gemacht).[seite 65 ff., fettungen von mir]
die fussnote 38 hat es meiner meinung nach in sich. in einigen blogartikeln der letzen tage habe ich genau über dieses thema gelesen, wenn auch meist in etwas anderem zusammenhang. so schreibt michael seemann auf faz.net, dass blogtexte (in der regel) „geschenke“ seien:
Man setzt sich hin, schreibt und veröffentlicht ohne die Intention, irgendetwas dafür zurück zu bekommen. Antje Schrupp hat das auf ihre unnachahmlich persönliche Art erzählt, wie das Bloggen für sie funktioniert und ich kann mich ihrer Erfahrung nur anschließen. Für sie funktioniert Bloggen über eine Form des "Begehrens" nach dem Ausdruck für ein Thema. Dieser Ausdruck, würde ich hinzufügen, ist ein Begehren des Schenkens, des Teilens der Information mit der Welt.
dieser geschenkcharakter von blogs (oder auch literatur oder kunst) ist wohl auch der grund, warum einige so empfindlich oder übersensibel auf werbung in blogs reagieren. wie ich mir vor einer weile schon mal länglich überlegt habe, auch nicht ganz zu unrecht. vertrauen und aufmerksamkeit der leser sind, ebenso wie blogtexte, geschenke, die man gar nicht hoch genug schätzen kann. vor allem wenn man so schreibt wie ix.
um die pathos-skala noch eine stufe höherzudrehen: heute habe ich bei ralf schwartz ein video über einem todkranken mann gesehen, der seine ganze sozialhilfe und restlebenszeit für musikinstrumente und kostenlosen musikuntericht ausgibt die er kindern schenkt. unter anderem sagt er in diesem film: „music is a gift.“
bleibt eigentlich nur eine frage: ist das werbung wenn ich zum kauf des david foster wallace-buches auffordere?
wie sein t-shirt-aufdruck aussehen
es gibt diese „How to look like your shirt print“-gruppe auf facebook und flickr, wo sich leute fotografieren die so aussehen wie ihr t-shirt-aufdruck. grossartig finde ich herrn bosch als jack-nicolson-t-shirt. eigentlich ist es immer ein schlechtes zeichen, wenn man dieselben sachen wie die bild-zeitung gut findet, aber diese facebook-gruppe find ix gut.
und ix hab jetzt auch ein bild auf dem ich aussehe wie mein t-shirt:

das shirt ist übrigens schon mindestens 8 oder 9 jahre alt und habe ich habe es hierher.
amazon, google-reader, haustechnik, pampelmusen, celine dion
verkäuferkonto bei amazon gesperrt bekommen, weil mich nach acht jahren mit ausschliesslich positiven bewertungen, ein kunde negativ bewertete und zu meinen frasier-DVDs meinte:
Zustand wurde "wie neu" beschrieben war jedoch höchstens als "gebraucht" einzustufen.
so schnell kann das gehen. ich habe ja hoffnung dass ich bei amazon nicht mit einem textbaustein-robert abgespeist werde und meine bitte um reaktivierung meines verkäufer-kontos auch gelesen wird.
mein ganzer google-reader ist voll mit google zeug. google-tv, neues android, font-einbettungs-API, buzz-API, eric-schmidt-zitate, und tausend andere google-neuigkeiten — alles weil google eine entwickler-konferenz macht und google-angestellte manchmal was sagen. jetzt weiss ich immerhin warum das ding google-reader heisst.
wer links oder weiterführende informationen sucht, kann ja in seinen eigenen feed-reader gucken.
ich muss dringend millionär werden. einer meiner ersten kindheitsträume war nicht lokomotiv-führer zu werden, sondern elektrische geräte fernsteuern zu können. dazu muss man natürlich wissen, dass elektrische geräte in meiner kindheit alle per hand gesteuert wurden. lichtschalter musste man drücken, radiosender wechselte man durch drehen an einem drehknopf, manche plattenspieler haben damals zwar bereits den tonabnehmer automatisch auf die platte gelegt, aber nur wenn man einen schalter am gerät bediente. ich glaube selbst fernseher musste man damals noch per hand bedienen, aber es gab ja eh nur drei sender.
als kind habe ich mir teilweise hochkomplexe mechanische konstruktionen gebaut, um beispielsweise vom bett aus das licht auszumachen oder zugangskontrollen und alarmanlagen zur zimmer-sicherung zu haben. damals hatte ich übrigens noch grössere probleme mit der qualitätssicherung als heute.
heutzutage kann man wenigsten fast die gesamte „unterhaltungselektronik“ fernsteuern oder in seine hostentasche stecken. aber lichtschalter, heizungen, waschmaschinen, geschirrspüler, wasserkocher oder kaffeemaschinen sind immer noch nicht ordentlich fernsteuerbar. technisch geht das zwar mittlerweile, ist aber wohl irre teuer und die verschiedenen systeme scheinen zueinander völlig inkompatibel zu sein. da muss sich dringend etwas tun!
manche pampelmusen schminken sich offenbar mit rouge und lidschatten.

dieses grand-prix-gedöns interessiert mich relativ wenig, auch wenn stefan niggemeier kürzlich einen halben abend damit zubrachte mir auch nur ein quentchen interesse an der veranstaltung abzugewinnen. was mich dann ein bisschen traumatisiert hat war dieses video das er mir gezeigt hat, in dem celine dion 1988 für die schweiz singt (und gewann). an diesem auftritt ist wirklich alles schrecklich: die musik, die stimme, die gestik, der pathos, das kleid, die frisur, die schuhe, das gesicht, die augenbrauen. (ist das eigentlich eine urbane legende, dass das wort „hackfresse“ eigens für celine dion erfunden wurde?)
hamburger kunsthalle macht dicht

die hamburger kunsthalle soll für mehrere monate schliessen, schreibt die taz. laut taz hat die hamburger kultursenatorin karin von welck der kunstahalle vorgegeben im jahr 2010 220tausend euro zu sparen. wenn man die kunsthalle mehrere monate nicht öffne, so die rechnung, könne man das geld sparen:
Die ersten beiden Schließungswochen beruhen allerdings auf regulären Ausstellungsumbauten: "Pop Life" geht, Wandmaler David Tremlett kommt; eine aufwendige Installation. Falls alles nach Plan verläuft, soll sie am 24. Juni eröffnet werden - und danach sofort schließen. Bis Ende September müssen die drei Etagen sowie der Eingangsbereich des Gebäudes geschlossen bleiben, will man besagte 220.000 Euro einsparen.
witzig. statt wie anderswo nächte der offenen museen zu veranstalten, veranstaltet hamburg monate des geschlossenen museums.
ein prima vorschlag kommt von katia kelm:
vielleicht sollten die die galerie der gegenwart einfach an ikea vermieten. dann bringt der laden wenigstens mal was ein.
[via, mehr fotos]
[nachtrag 04.06.2010]
vom hörensagen habe ich die information, dass die kunsthalle nun doch nicht schliesst, aber weiterhin sparen muss. nur soll die leitung der kunsthalle sich selbst überlegen wie das geld einzusparen ist und nicht der senat. sobald ich dazu eine linkbare quelle gefunden habe, trage ich sie hier nach.