wer zwei­mal fickt, dem glaubt man nicht

felix schwenzel

es ist je­der hin­sicht un­säg­lich dumm, was ali­ce schwar­zer kürz­lich an jörg ka­chelm­ann ge­rich­tet ge­sagt hat:

Viel­leicht geht Ih­nen auf­grund Ih­rer Se­xu­al­prak­ti­ken aber auch al­les durch­ein­an­der.

die­ser satz ist nicht nur dumm und ar­ro­gant, son­dern auch men­schen­ver­ach­tend. wel­che se­xu­al­prak­tik wäre es denn nach ali­ce schwar­zers mei­nung, die men­schen dazu bringt nicht al­les durch­ein­an­der­zu­brin­gen oder mit der man ver­mei­den könn­te, von ihr als po­ten­zi­el­ler ver­bre­cher ge­se­hen zu wer­den? mo­no­ga­me he­te­ro­se­xua­li­tät ohne anal­sex? mo­no­ga­me ho­mo­se­xua­li­tät aus­schliess­lich mit schmu­se­sex? pe­nis­lo­ser ge­schlechts­ver­kehr ohne sex­spiel­zeug? mis­sio­nar­stel­lungs­sex? ent­halt­sam­keit? ona­nie? oder könn­te sie die se­xu­al­prak­ti­ken mei­nen, die uns die kir­chen emp­feh­len?

und wer ist schwar­zer, dass sie die zu­rech­nungs­fä­hig­keit, ver­nunft, schuld, ge­walt­be­reit­schaft oder den cha­rak­ter ei­nes men­schen mit ir­gend­ei­ner se­xu­al­prak­tik, von der sie wahr­schein­lich nur vom hö­ren­sa­gen aus pu­bli­ka­tio­nen mit sei­te-1-arsch-und-tit­ten-mäd­chen er­fah­ren hat, in ver­bin­dung brin­gen kann? die päps­tin? die ethikb­auf­trag­te der deutsch­land AG?

was wür­de schwar­zer sa­gen, wenn man ihr ih­ren ei­ge­nen satz vor­hal­ten wür­de? „fa­schis­tIn“? „schwu­len­has­se­rIn“? „pascha“?

vor al­lem, wel­che se­xu­al­prak­tik meint sie über­haupt? pro­mis­kui­tät? macht pro­mis­kui­tät tat­säch­lich un­zu­rech­nungs­fä­hig? sind men­schen mit mehr als ei­nem se­xu­al­part­ner, un­fä­hig mo­ra­li­sche ka­te­go­rien zu wer­ten und zu er­ken­nen?

ge­nau­so un­säg­lich und dumm wie schwar­zers ge­schwätz, fin­de ich üb­ri­gens ei­nen satz aus ju­lia see­lig­ers kom­men­tar zum the­ma. statt schwar­zer zu emp­feh­len ihr bild-zei­tungs-abo zu kün­di­gen, sagt sie:

Es ist Zeit, dass Schwar­zer als Fe­mi­nis­tin Num­mer eins ab­tritt.

ers­tens fra­ge ich mich wann ge­nau sich ali­ce schwar­zer zur „Fe­mi­nis­tin Num­mer eins“ er­klärt hat oder wann und wo sie für sich den ers­ten platz un­ter den fe­mi­nis­tin­nen be­an­sprucht hat. da schwar­zer von ei­nem amt, dass sie nicht in­ne­hat oder dass ihr ge­le­gent­lich von der dep­pen­frak­ti­on an­ge­hängt wird, nicht zu­rück­tre­ten kann, kann man see­lig­ers satz nur fol­gen­der­mas­sen le­sen: „die schwar­zer soll end­lich die schnau­ze zu fe­mi­nis­ti­schen the­men hal­ten oder zu­min­dest aus der öf­fent­lich­keit ver­schwin­den.“

die­ser spruch ist min­des­tens ge­nau­so ar­ro­gant, über­heb­lich und au­to­ri­tär in sei­ner hal­tung, wie das ge­re­de von schwar­zer selbst.

[nach­trag 06.08.2010]
„pro­mis­ku­ri­tät“ mit „pro­mis­kui­tät“ er­setzt und heu­et beim arzt im war­te­zim­mer eine lan­ge ge­schich­te über ka­chelm­ann im stern ge­le­sen. dort stand un­ter an­de­rem, ei­ni­ges über ka­chelm­ann se­xu­al­prak­ti­ken. wahr­schein­lich stands so auch in ei­ni­gen an­de­ren schund­blät­tern, die ihre ers­ten sei­ten oder an­de­re in­hal­te mit nack­ten frau­en schmü­cken. hat­te ich vor­her nicht mit­be­kom­men und viel­leicht sind ka­chelm­ann se­xu­al­prak­ti­ken dann auch ge­gen­stand des ge­richts­ver­fah­rens. ka­chelm­ann we­gen sei­ner se­xu­al­prak­ti­ken die zu­rech­nungs­fä­hig­keit ab­zu­spre­chen fin­de ich nach wie vor un­ter­ir­disch. aber mir ist auf­ge­fal­len, dass ich für die be­haup­tung die­se hal­tung schwar­zers sei men­schen­ver­ach­tend kei­ne ar­gu­men­te ge­lie­fert habe. pas­sen­der wäre wohl das ver­bohrt, ideo­lo­gisch oder ka­tho­lisch zu nen­nen. in wahr­heit ist es wohl ein­fach nur selbst­über­schät­zung, in­to­le­ranz und ar­ro­ganz.