prinz grössenwahn von ichweissalles (in einem jahr reich durch bloggen und saufen genussblogging) läuft amok und schreit dabei: „ihr looser lauft ja amok! ihr macht euch lächerlich!“ ich hoffe der grund für solchen klugschiss ist nur arroganz und nicht dummheit.
p.s.: wer öffentlich seine meinung kundtut, muss auch damit rechnen falsch zitiert zu werden.
ahh. man lernt nie aus. im aktuellen bvg-kundenmagazin lese ich in einer dokumentation über den „star“-visagisten rené koch („engagement in sachen gutaussehen ist [sein] credo“):
denn gutes aussehen wird längst nicht mehr ausschliesslich von frauen gepachtet. männer an den spiegel!
vor meinem nächsten rendevous werde ich also ein bisschen schönheit gutes aussehen pachten. die frage bleibt: wie wird die pacht abgerechnet — minutengenau, wöchentlich, monatlich? und was hat deutschlands grösstes politisches magazin, der spiegel, mit gutem aussehen zu tun?
das heft (plus_09) liegt im handlichen mini-tabloid-format in allen bvg-haltestellen aus. kostet nix und ist äusserst lesenswert.
ich nenne das mal phantasievoll-abschreiben oder alternativ: mit legastenie und dummheit offensiv und öffentlichkeitswirksam umgehen:
Die Handelsblatt-Gruppe startete gestern in Frankfurt mit der ersten Tageszeitung, die sich völlig aus Internet-Kommentaren zusammensetzt und den Leser binnen 20 Minuten über alle relevanten Geschehnisse ins Bild setzen soll.
aufgewachsen bin ich mit den „aachener nachrichten“, ein käsiges regionalblatt. das war immer noch besser als die „aachener volkszeitung“ die sich erst vor einigen jahren von ihrer runenschrift im titel trennen konnten und sich jetzt schlicht „aachener zeitung“ nennt (die „volks-zeitung“ kommt jetzt von springer und verkauft volks-waren). ich habe schon als „jugendlicher“ regelmässig zeitung gelesen. richtig zu schätzen gelernt habe ich zeitungslesen aber erst in meiner fernsehlosen zivildienstzeit. da hatte ich „die zeit“ aboniert und schätzte die im gegenteil zum reisserischen fernsehjournalismus gesetzte, reflektierte und wohl-recherchierte art zu berichten. den fall der mauer habe ich nicht am fernsehschirm beobachtet, sondern in „der zeit“ (und in berlin und erfurt, live).
das zeit-abo habe ich abbestellt als die zeit sich „redesigen“ liess und kurz darauf das „zeit magazin“ abschaffte. dann kam noch michael naumann als verleger und fing an die zeit durch hohles gesabbel zu verwässern. ich empfand die zeit plötzlich als unlesbar. in stuttgart war das besonders hart, denn die dortigen regionalzeitungen waren fast so schlecht wie das dortige radio. radio-hören habe ich mir in stuttgart abgewöhnt, durch die „stuttgarter zeitung“ biss ich mich trotzdem jeden morgen, bei herbertz, da musste ich wenigstens nur den käse auf dem brötchen zahlen, nicht den in der zeitung.
überraschend fand ich anfangs die „franfurter allgemeine sonntagszeitung“. erstaunlich viele gute artikel, nicht so viel aufgewärmte agenturscheisse. etwas teuer, aber es gab nix schöneres als den sonnatg vormittag/mittag verkatert im burgerking zu sitzen und die fas (durch) zu lesen.
in berlin las ich nach meiner ankunft zuerst die „berliner zeitung“, auch weil ich mir ein, zweimal ein gratisabo aufschwätzen liess, bis ich merkte wie lustlos das blatt recherchiert und geschrieben ist. die kantine der berliner zeitung war qualitativ um längen besser als das blatt. kann auch sein, dass die gesichter der redakteure in der kantine mich von der „berliner zeitung“ abgebracht haben, ich krieg das nicht mehr ganz zusammen. wahrscheinlich war es eine kombination von beidem.
mehr oder weniger unabsichtlich gewöhnte ich mich beim täglichen kaffetrinken an den „tagesspiegel“, der lag da immer rum. auch wenn vorne die dumpfbacke als herausgeber prangte, er las sich gut der tagesspiegel. mittlerweile ist der tagesspiegel die zeitung, über die ich mich am wenigsten aufrege. auch wenn der andere herausgeber neben der dumpfbacke mittlerweile bei der zeit gelandet ist, ich schätze den tagesspiegel mehr und mehr. unter anderem wegen solcher artikel. IMHO sauberer, bescheidener, handwerklich anständiger journalismus, ohne angst vor text und tiefe.
vor kurzem wurde einem in berlin „die welt kompakt“ hinterhergeschmissen. morgens von ekligen lächelnden drückerkolonnen verteilt. ich liess mir das blatt das eine oder andere mal schenken. aber was ich dort las trieb mir meist sofort die zornesröte ins gesicht. oberflächlicher stiefellecker-journalismus, die ohnehin schon debile kacke vom mutterblatt auf 200 worte oder weniger zusammengedampft. gross nur im ankündigen: „das ist ideal für mobile, aktive menschen, die unterwegs lesen wollen, in der u-bahn zum beispiel oder beim frühstück im coffee-shop.“
und jetzt noch mehr käse, diesmal aus dem hause handelsblatt/holtzbrinck. mit hohlen, dummen marketingsprüchen angekündigt, mit sinnlosem „epaper“ ins netz gepfeffert, für die katz. ja der tagesspiegel kommt aus dem gleichen mutterhaus, aber im tagesspiegel kann man die artikel wenigstens in voller länge lesen und nicht als schnittkäse.
viele worte, kurzer sinn: wieso sollte ich mir ne halbe bratwurst kaufen, wenn ich fürs doppelte eisbein mit kartoffelpüree und sauerkraut bekomme, bzw. wer mit iPod liest denn überhaupt zeitung?
dieser „tabloid“-schrott stinkt jetzt schon nach verwesung.
[wer einen sehr viel besser geschriebenen (mit rechtschreibung!) abgesang auf den käseblatt-journalismus lesen will, der lese „Ein Dutzend Gründe, warum Blogs den Journalismus im Internet aufmischen werden“ von don alphonso im blogs!-buch (don, kann man das jemals online lesen?)]
gibts eigentlich auch eine finanzministeriums-phimose? das hiesse ja, eichel könnte nicht mehr „raus“, also z.b. nicht mehr bei der christiansen auftreten.
finanzministeriums-phimose hiesse also, dass sich eichels ministerium verenge? oder nur die ausgänge?
vorsicht bei der google-suche nach „phimose“! nicht ausversehen auf die bild-suche klicken!
wer fabriziert bitte so eine scheisse? und das dann auch noch „kunst und kommunikation“ nennen. diese seite kommuniziert: wir haben keine ahnung.
heiner lernte ich beim zivildienst kennen. ein mann mit warmen, freundlichen augen und damals schon graumeliertem vollbart. er war zwar nicht offiziell der chef der holzwerkastatt in der ich während des zivildienstes arbeitete, aber praktisch schon. er hielt den laden, die maschinen und die arbeitsabläufe am laufen. er brachte mir den respekt vor den maschinen, der kreissäge, dem bandschleifer und der schleifscheibe bei. mit ihm fuhr ich einen so hoffnungslos überladenen pferdeanhänger voller spanplatten durch die gegend, dass wir berge ausschliesslich im ersten gang hochfahren konnten. von ihm lernte ich die liebe zum holz. genug pathos, aber ich lernte wirklich viel von ihm. und wir wurden gute freunde, auch wenn er ein paar jahre älter als ich war. heiner lebte (und lebt) in einem dorf bei fulda mit höchstens 80 bewohnern, gichenbach, ein richtiges kaff. selbst die nächste „gross“-stadt, fulda, ist ja bekanntermassen ein kaff, mit anderen worten, heiner lebt am arsch der welt.
ente, huhn, wollschwein
neben seiner arbeit bei den antroposophen in der holzwerkstatt, hielt heiner ein paar tiere: ein paar rhönschaafe, ein paar ungarische wollschweine (sehr robuste schweine die man selbst im winter draussen stehen lassen kann), hühner, gänse und laufenten. die rhönschaafe wurden quasi vermietet, um weiden ökologisch wertvoll zu mähen, die gänse starben nach einem schönen, aufregenden und freilaufenden leben auf der wiese massenhaft im november um sich in weihnachtsbraten zu verwandeln, die schweine gruben wiesen um und leben AFAIK noch immer, die laufenten teilten alle paar jahre das schicksal der gänse und die hühner waren zum eierlegen verdammt. kurz, eine politisch korrekte idyle. ich liebe sie noch heute.
hauseingang am arsch der welt
kleine ärsche der welt haben den vorteil, dass sich alle kennen. heiner kennt den förster des dorfes ganz gut. der lässt ihn bei sich zuhause ab & zu fernsehen gucken und im wald rehe abschiessen. so kam ich nicht nur ab und an in den genuss einer köstlichen, muskulösen, nicht-fetten weihnachtsgans, sondern manchmal auch in den genuss eines frischen rehs. heiner brachte mir bei was man mit so einem toten vieh macht: erst mal 2-4 tage koppfüber abhängen lassen, dann „aus dem fell schlagen“ und zerlegen. danach kann man es essen oder einfrieren. „aus dem fell schlagen“ heisst nichts anderes als das fell vom körper ziehen. das erfordert einerseits einiges an geschick, aber auch teilweise enorme kraft. das fell ist ziemlich gut an so einem reh festgewachsen. aber mit der richtigen technik kann man die haut recht gut vom fleisch lösen, erst mit einer stochernden, flachen hand das gewebe von der haut trennen, danach mehr oder weniger nach unten abreissen, immer wieder mit der hand gewebe trennend.
ich lernte diese technik ganz gut und wenn ich ein reh „aus dem fell schlug“ musste ich immer wieder darüber staunen, wie archaisch dieser akt war, auch wie brutal. im nachhinein glaube ich, mir damit die berechtigung erarbeitet zu haben hamburger zu essen. ich hatte damals die weltverbesserliche vorstelllung, dass jeder der fleisch essen möchte, auch mal ein tier selbst zerlegen sollte. allerdings habe ich bisher darauf verzichtet ein reh „aufzubrechen“ oder zeuge davon zu sein. ein reh „aufbrechen“ bedeutet dem reh die innereien, die gedärme zu entnehmen nachdem das reh erschossen wurde. das geschieht meist im noch-warmen-zustand des toten tieres. sehr brutal.
warum ich das alles schreibe? die bild-„zeitung“ hat mich drauf gebracht.
symbolbild
gestern gab es eine bild-schlagzeile die besagte, dass im deutschen fernsehen angeblich das „letzte tabu“ gebrochen worden sei: eine brust vergrösserungs-op live im fernsehen. ich habe das nicht gesehen und ehrlichgesagt auch nicht viel interesse das zu sehen. ich habe es nämlich schon mal gesehen. um zu erklären wo ich es gesehen habe muss ich nochmal einen kleinen bogen schlagen: mein vater ist arzt. frauenarzt. als frauenarzt führt er ab und zu auch brust-ops (mammaplastik, mammaneoplastik) durch, allerdings nicht aus kosmetischen gründen, sondern meist aus rekonstruktiven gründen, nach brustkrebs zum beispiel. da er aber im umgang mit technischen geräten ziemlich unbegabt ist, musste ich ihm oft bei der bedienung des videorekorders assistieren. zum beispiel beim einlegen und abspielen von brust-op-fortbildungs-videos. so kam ich bereits in jungen jahren dazu einer brust op am fernsehschirm beizuwohnen. was mich überraschte war die brutalität mit der der chirurg bei der op vorging. um ein silikonkissen in die brust einzuführen muss natürlich erst das brust-gewebe gelöst werden, damit genug platz für das kissen vorhanden ist. überraschend für mich war, dass die handbewegungen die gleichen waren wie die, die mir heiner zum reh-fell-lösen beigebracht hatte. mit der hand voll rein, zack, zack.
eigentlich logisch, dass jeder chirurgische eingriff eine verletzung des körpers bedeutet, auch das brust-aufpumpen. man hält sich das nur nie so recht vor augen. was wollte ich nochmal sagen?
Oh weih, aus meinem Bildschirm tropft es ... Vorher Vasiline gekauft?
andererseits schön, dass der zeit-salon langsam aber sicher meine blog-roll durchackert und bald die ganze weblog-bedeutungs-mafia durch hat. aber wenn die a-list-blogger durch sind, dann gibts überaschungen, ok?
[nachtrag] die url auf die lobeshymne war falsch.
der „extrem normale typ aus japan“ sagt ausserdem, dass sanrio alleine mit lizenzen jährlich 13,7 millionen dollar einnimmt. da kann man doch nur sagen: endlich mal ein gutes gewissen beim fälschungen-kaufen. mist. ich kauf die scheisse ja gar nicht, auch nicht falsch. egal.
vor ein paar wochen habe ich mir ripley‘s game in meiner lieblingsvideothek an der schönhauser, ecke stargarder strasse ausgeliehen.
der film ist nicht schlecht, man muss auch (wie ich) nicht wissen, dass es eine art sequel zu the talented mr. ripley ist, diesmal allerdings nicht von matt damon gespielt, sondern vom grossartigen john malkovich. der film spielt in italien, berlin und sonstwo.
sehr viel in berlin. unter anderem auch in der stargarder strasse, ecke greifenhagener strasse, eine ecke die mir auf meinem nachhauseweg oder zur DVDhek auch schon auffiel weil sie auf der einen seite einen typischen blick auf eine „mitte-strassenschlucht“ und den fernsehturm bietet, auf der anderen seite eine schöne evangelische kirche, in der beim kirchentag die evangelen kekse mit katholen assen und sich ganz viele katholen darüber aufregten.
schön fanden das wohl auch die location scouts von „ripley's game“ und drehten dort eine szene mit 360° kamerafahrt für den vollen blick.
witzig, und deshalb schreibe ich das eigentlich auch nur, die videothek, die location einer „schlüsselszene“ und meine wohnung liegen alle auf einer geraden, stargarder strasse genannt. das kommt nicht allzu oft vor, dass man an einer filmlocation vorbeikommt, wenn man die DVD zurück zur DVDhek bringt. oder?
weblogs sind nicht böse. höchsten zäh, öde, verwurstet, zu bunt oder zu gepierct.
3. Warum schreibst Du ein Weblog?
gleiche antwort wie auf fast alle anderen fragen; weil es geht.
aber auch, weil ich dann nicht so viel reden muss, weniger gute links in den bookmarks aus den augen verliere und sicher auch weil ich gerne gelesen werde und so selten sex habe (sublimieren).
4. Was ist die beste/persönlichste/schönste Geschichte in Deinem Weblog?
die beste geschichte? ich finde ab & zu kurze, schnell formulierte, hingerotzte gedankenblitze — ob mit oder ohne bildchen — gut, aber am besten ist wahrscheinlich mein brief an vöslauer. die besten geschichten werden von der werbung geliefert und brauchen oft nur einen kurzenkommentar um sie ins gegenteil zu verkehren.
sehr persönlich ist sicherlich die geschichte von nele, auch weil sie frei von witzelsucht ist. überhaupt sind geschichten die tödlich enden meist ganz persönlich.
schön finde ich auch heute noch die geschichte, in der ich erzähle wie ich über frauen sprang. schön deshalb, weil es auch im echten leben ne schöne geschichte war und mir beim aufschreiben — wie ich in aller bescheidenheid behaupten möchte — ein paar lustige formulierungen einfielen.
wenn ich sowas lese, dass anlässlich des kinostarts von „der untergang¡“ in sämtlichen McDonalds-filialen das spezial-menü „hitlerburger royal SS“ sowie „eva brownies mit haselnussgeschmack“ angeboten würden, dann vergeht mir die lust am schreiben: so witzig sein ist mir unmöglich. [via rochus]
man könnte fast mitleid bekommen mit den bigotten von der bild-„zeitung“; sie nennen pressemitteilungen mittlerweile „geheimpapiere“ und „geheimbriefe“.
erinnert mich ein bisschen an meine zeit in der grundschule. einige meiner mitschüler behaupteten felsenfest ihre väter seien astronauten.
wie verzweifelt muss ein „journalist“ sein um solchen kinderkram zu fabrizieren, nur für ein bisschen aufmerksamkeit?
seit tagen denkt peter praschl über ein paar sätze von mirja du mont nach. unter anderem hat sie gesagt: „[in sneakern] sieht man immer jung, sportlich und trotzdem sexy aus.“
jung, sportlich und trotzdem sexy? jetzt muss ich auch ein bisschen nachdenken...