war ja nicht alles schlecht bei den nazis

felix schwenzel, , in wirres.net    

Frauenwarte, Heft Nr. 23, Mai 1939

im abendblatt steht ein bericht von der jüngsten buchvorstellung von eva herman. während der buchvorstellung soll herman sympathie mit den nazis zum ausdruck gebracht haben:

In diesem Zusammenhang machte die Autorin einen Schlenker zum Dritten Reich. Da sei vieles sehr schlecht gewesen, zum Beispiel Adolf Hitler, aber einiges eben auch sehr gut. Zum Beispiel die Wertschätzung der Mutter. Die hätten die 68er abgeschafft, und deshalb habe man nun den gesellschaftlichen Salat. (quelle)

die wertschätzung der nazis für mütter war ja relativ eingeschränkt. mütter die nicht der richtigen „rasse“ angehörten oder „erbkrank“ waren wurden nicht so doll wertgeschätzt, sondern vergast, zwangssterilisiert oder für medizinische experimente misbraucht und gequält. arische mütter hingegen, die nicht „erbkrank“, „kriminell“ oder „asozial“ waren bekamen hin und wieder sogar ein „mutterkreuz“ verliehen. allerdings nur unter der voraussetzung, dass ihre kinder „lebend geboren wurden“ und sie sich „rassegemäß“ verhielten.

das kann man „sehr gut“ finden, so eine art der wertschätzung von müttern. nur warum? weil man es „sehr gut“ findet, dass frauen als zuchtmaschinen für das fortbestehen einer fanatischen ideologie wertgeschätzt werden? findet eva herman es auch „sehr gut“, dass frauen zum kriegsende als zwangsarbeiterinnen in die rüstungsindustrie gezwungen wurden? findet eva herman es „sehr gut“, dass ideologisch nicht kompatible mütter im dritten reich einfach vergast wurden?

damals waren es die juden, der „jüdische intelllekt“ der angeblich „den gesellschaftlichen salat“ anrichteten, jetzt die 68er. eva herman scheint argumentativ adolf hitler enorm nahe zu stehen:

Wir haben deshalb die Frau eingebaut in den Kampf der völkischen Gemeinschaft, so, wie die Natur und die Vorsehung es bestimmt hat. [...] Kämpferinnen für das gemeinsame Leben im Dienste der gemeinsamen Lebenserhaltung, die dabei den Blick nicht auf die Rechte richten, die ein jüdischer Intellektualismus vorspiegelt, sondern auf die Pflichten richten, die die Natur uns gemeinsam aufbürdet.

[M. Domarus. Hitler. Reden 1932 bis 1945. Kommentiert von einem deutschen Zeitgenossen. Bd. 1, 1932 – 1945. Leonberg(4) 1988, S. 451, quelle]

was für eine wertschätzung!

meint eva herman wirklich, ohne „schlechtes“ wie adolf hitler wäre das dritte reich ganz kuschelig gewesen? ist eva herman wirklich so ahnungslos und verblendet wie das zitat aus dem abendblatt nahelegt? oder ist sie einfach nur sausackblöd?

[bildquelle]

[nachtrag 08.09.2007]
die faz zitiert das abendblatt und meint im NDR (für den herman die sendung „herman & tietjen“ moderiert) sei die aufregung gross. die faz meint, „noch“ sei herman dort nicht gefeuert worden.

[nachtrag 09.09.2007]
seit heute mittag tickerte es dann durch die ard: der NDR „beendet Zusammenarbeit mit Eva Herman“. NDR-programmdirektor volker herres meint frau herman stehe es frei, ihren „Mutterkreuzzug“ fortzusetzen, aber mit der rolle einer NDR-fernsehmoderatorin sei ihr verhalten nicht länger zu vereinbaren.

[nachtrag 07.10.2007]
herman hat zwischenzeitlich, 20 tage nch ihren aussagen, ihre sicht der dinge und was sie wirklich gesagt habe auf ihre homepage gestellt. und ich hab nochmal drüber nachgedacht.

[nachtrag 30.01.2009]
das kölner amtsgericht hat dem hamburger abendblatt untersagt hermans äusserungen wie folgt zusammenzufassen:

Da sei vieles sehr schlecht gewesen, zum Beispiel Adolf Hitler, aber einiges eben auch sehr gut. Zum Beispiel die Wertschätzung der Mutter.

wörtlich gesagt hat herman

Und wir müssen vor allem das Bild der Mutter in Deutschland auch wieder wertschätzen lernen, das leider ja mit dem Nationalsozialismus und der darauf folgenden 68er-Bewegung abgeschafft wurde. Mit den 68ern wurde damals praktisch alles, das alles [abgeschafft], was wir an Werten hatten. Es war eine grausame Zeit, das war ein völlig durchgeknallter, hochgefährlicher Politiker, der das deutsche Volk ins Verderben geführt hat, das wissen wir alle. Aber es ist damals eben auch das, was gut war, und das sind Werte, das sind Kinder, das sind Mütter, das sind Familien, das ist Zusammenhalt – das wurde abgeschafft .

via stefan niggemeier.

Frauenwarte, Heft Nr. 23, Mai 1939