war ja nicht al­les schlecht bei den na­zis

felix schwenzel

>

im abend­blatt steht ein be­richt von der jüngs­ten buch­vor­stel­lung von eva her­man. wäh­rend der buch­vor­stel­lung soll her­man sym­pa­thie mit den na­zis zum aus­druck ge­bracht ha­ben:

In die­sem Zu­sam­men­hang mach­te die Au­torin ei­nen Schlen­ker zum Drit­ten Reich. Da sei vie­les sehr schlecht ge­we­sen, zum Bei­spiel Adolf Hit­ler, aber ei­ni­ges eben auch sehr gut. Zum Bei­spiel die Wert­schät­zung der Mut­ter. Die hät­ten die 68er ab­ge­schafft, und des­halb habe man nun den ge­sell­schaft­li­chen Sa­lat. (quel­le)

die wert­schät­zung der na­zis für müt­ter war ja re­la­tiv ein­ge­schränkt. müt­ter die nicht der rich­ti­gen „ras­se“ an­ge­hör­ten oder „erb­krank“ wa­ren wur­den nicht so doll wert­ge­schätzt, son­dern ver­gast, zwangs­ste­ri­li­siert oder für me­di­zi­ni­sche ex­pe­ri­men­te mis­braucht und ge­quält. ari­sche müt­ter hin­ge­gen, die nicht „erb­krank“, „kri­mi­nell“ oder „aso­zi­al“ wa­ren be­ka­men hin und wie­der so­gar ein „mut­ter­kreuz“ ver­lie­hen. al­ler­dings nur un­ter der vor­aus­set­zung, dass ihre kin­der „le­bend ge­bo­ren wur­den“ und sie sich „ras­se­ge­mäß“ ver­hiel­ten.

das kann man „sehr gut“ fin­den, so eine art der wert­schät­zung von müt­tern. nur war­um? weil man es „sehr gut“ fin­det, dass frau­en als zucht­ma­schi­nen für das fort­be­stehen ei­ner fa­na­ti­schen ideo­lo­gie wert­ge­schätzt wer­den? fin­det eva her­man es auch „sehr gut“, dass frau­en zum kriegs­en­de als zwangs­ar­bei­te­rin­nen in die rüs­tungs­in­dus­trie ge­zwun­gen wur­den? fin­det eva her­man es „sehr gut“, dass ideo­lo­gisch nicht kom­pa­ti­ble müt­ter im drit­ten reich ein­fach ver­gast wur­den?

da­mals wa­ren es die ju­den, der „jü­di­sche in­tell­lekt“ der an­geb­lich „den ge­sell­schaft­li­chen sa­lat“ an­rich­te­ten, jetzt die 68er. eva her­man scheint ar­gu­men­ta­tiv adolf hit­ler enorm nahe zu ste­hen:

Wir ha­ben des­halb die Frau ein­ge­baut in den Kampf der völ­ki­schen Ge­mein­schaft, so, wie die Na­tur und die Vor­se­hung es be­stimmt hat. [...] Kämp­fe­rin­nen für das ge­mein­sa­me Le­ben im Diens­te der ge­mein­sa­men Le­bens­er­hal­tung, die da­bei den Blick nicht auf die Rech­te rich­ten, die ein jü­di­scher In­tel­lek­tua­lis­mus vor­spie­gelt, son­dern auf die Pflich­ten rich­ten, die die Na­tur uns ge­mein­sam auf­bür­det.

[M. Doma­rus. Hit­ler. Re­den 1932 bis 1945. Kom­men­tiert von ei­nem deut­schen Zeit­ge­nos­sen. Bd. 1, 1932 – 1945. Le­on­berg(4) 1988, S. 451, quel­le]

was für eine wert­schät­zung!

meint eva her­man wirk­lich, ohne „schlech­tes“ wie adolf hit­ler wäre das drit­te reich ganz ku­sche­lig ge­we­sen? ist eva her­man wirk­lich so ah­nungs­los und ver­blen­det wie das zi­tat aus dem abend­blatt na­he­legt? oder ist sie ein­fach nur sau­sack­blöd?

[bild­quel­le]

[nach­trag 08.09.2007]
die faz zi­tiert das abend­blatt und meint im NDR (für den her­man die sen­dung „her­man & tiet­jen“ mo­de­riert) sei die auf­re­gung gross. die faz meint, „noch“ sei her­man dort nicht ge­feu­ert wor­den.

[nach­trag 09.09.2007]
seit heu­te mit­tag ti­cker­te es dann durch die ard: der NDR „be­en­det Zu­sam­men­ar­beit mit Eva Her­man“. NDR-pro­gramm­di­rek­tor vol­ker her­res meint frau her­man ste­he es frei, ih­ren „Mut­ter­kreuz­zug“ fort­zu­set­zen, aber mit der rol­le ei­ner NDR-fern­seh­mo­de­ra­to­rin sei ihr ver­hal­ten nicht län­ger zu ver­ein­ba­ren.

[nach­trag 07.10.2007]
her­man hat zwi­schen­zeit­lich, 20 tage nch ih­ren aus­sa­gen, ihre sicht der din­ge und was sie wirk­lich ge­sagt habe auf ihre home­page ge­stellt. und ich hab noch­mal drü­ber nach­ge­dacht.

[nach­trag 30.01.2009]
das köl­ner amts­ge­richt hat dem ham­bur­ger abend­blatt un­ter­sagt her­mans äus­se­run­gen wie folgt zu­sam­men­zu­fas­sen:

Da sei vie­les sehr schlecht ge­we­sen, zum Bei­spiel Adolf Hit­ler, aber ei­ni­ges eben auch sehr gut. Zum Bei­spiel die Wert­schät­zung der Mut­ter.

wört­lich ge­sagt hat her­man

Und wir müs­sen vor al­lem das Bild der Mut­ter in Deutsch­land auch wie­der wert­schät­zen ler­nen, das lei­der ja mit dem Na­tio­nal­so­zia­lis­mus und der dar­auf fol­gen­den 68er-Be­we­gung ab­ge­schafft wur­de. Mit den 68ern wur­de da­mals prak­tisch al­les, das al­les [ab­ge­schafft], was wir an Wer­ten hat­ten. Es war eine grau­sa­me Zeit, das war ein völ­lig durch­ge­knall­ter, hoch­ge­fähr­li­cher Po­li­ti­ker, der das deut­sche Volk ins Ver­der­ben ge­führt hat, das wis­sen wir alle. Aber es ist da­mals eben auch das, was gut war, und das sind Wer­te, das sind Kin­der, das sind Müt­ter, das sind Fa­mi­li­en, das ist Zu­sam­men­halt – das wur­de ab­ge­schafft .

via ste­fan nig­ge­mei­er.