comedy-dienstag auf bahn.tv

felix schwenzel, , in wirres.net    

abmahnungen zu bekommen oder ganz allgemein, mit juristen zu reden, ist nicht unbedingt lustig. im gegenteil. genau wie bei schreiben vom finanzamt, bekomme ich beim öffnen und lesen von anwaltspost meistens ein unangenehmes ziehen in steissbein-nähe, so in etwa vergleichbar dem gefühl dass ix bekomme, wenn ich an der kante vom grand canyon oder aus dem fenster vom berliner fernsehturm nach unten gucke. ausserdem steigt der blutdruck fühlbar und hält sich für ein paar tage auf hohem niveau.

das eigentlich schockierende bei abmahnungen oder anrufen von anwälten die einen unter druck setzen wollen sind die drohungen. explizit, zwischen den zeilen oder beim ausmalen der konsequenzen die jeder schritt nach der abmahnung bedeuten könnte. genüsslich wiesen mich bisher alle anwälte die sich die mühe machten mich für ihre mandanten zu kontaktieren darauf hin, dass unter umständen nicht unerhebliche kosten auf mich zukommen würden. das ist das eigentlich unangenehme an abmahnungen. dass da jemand ist, der einem einfach droht, einen versucht einzuschüchtern und es, manchmal allzu offensichtlich, geniesst in einer position der stärke zu stehen — statt einen einfach um etwas zu bitten.

durch die wahl einer sprache die ungefähr alle die nie jura studiert haben nicht verstehen, zwingen einen anwälte auch meist ihre spielregeln auf. sie entziehen ihrem schreiben jeden rest von erkennbarer menschlichkeit und zwingen einen sich hilfe und rat einzuholen, bei jemandem der diese sprache versteht.

trotz alle dem, obwohl ich weiss wie unangenhem es ist, eine abmahnung zu bekommen, habe ich eben laut losgelacht, als ich las, dass die deutsche bahn markus beckedahl heute abgemahnt hat um ein internes memo, dass er veröffentlicht hat, „verschwinden“ zu lassen.

fiete stegers weist zwar in einem kommentar darauf hin, dass das schreiben der bahn „für einen Juristenschrieb […] sachlich, fast schon nett formuliert“ erscheine, unter anderem weil da „keine besonderen Drohungen drin oder so etwas“ stünden. trotzdem. wie machttrunken muss man sein, zu meinen, mit einer solchen aktionen erfolg zu haben. als ob die aktuelle öffentlichkeitswirkung nicht schon schlecht genug sei, lässt man die juristen, ohne besondere, sondern nur mit normalen drohungen (einstweilige verfügung, vorbehalt von geltendmachung von schadensersatzansprüchen) in den porzellanladen laufen. als ob man das nicht mit ein paar erfahrenen presse- oder PR-fuzzis und ein paar freundlichen telefonaten lautloser und eleganter hätte machen können.

ich fand das witzig. noch witziger fand ich robin meyer-luchts empfehlung an die bahn zur verbesserung der öffentlichkeitsarbeit:

Pleon, fischerAppelt übernehmen Sie. (*

abgesehen davon, erklärt er nochmal sehr anschaulich in 10 punkten, warum die bahn keine chance gegen markus beckedahl hat.

popkorn!

*) siehe dieses und jenes.

[nachtrag 20:16]
spon, der westen berichten mittlerweile (irre. früher hat es vier tage gedauert bis abmahnungen von bloggern auf spon auftauchten. jetzt gehts in 5 stunden.) und markus beckedahl lässt das memo vorerst online.

[nachtrag 07.02.2009]
markus beckedahl schreibt, dass die bahn aufgebe. erstaunlich trotzdem die sperrigkeit mit der ein nicht namentlich genannt werden wollender „sprecher“ der bahn im gespräch mit matthias schindler rumdruckst. lesenswert ist auch die nun überflüssige antwort von markus beckedahls anwälten an die bahn.