tag 2 und 3 #rp10

felix schwenzel, , in wirres.net    

den zweiten tag der republica habe ich gegen 10 im quatsch comedy club begonnen. dort, in der atmosphäre eines „70er-Jahre-Softporno-Sets“, sprach geert lovink. der gilt als internet-kritiker, was man auch raushören konnte weil er sich teilweise dem internet oder der open source-idee gegenüber kritisch äusserte, das aber irgendwie nicht schlüssig belegen konnte und mehr energie darauf verwendete über die arbeit seines instituts zu reden. der vortrag wirkte etwas unschlüssig und konfus, aber die atmosphäre und cocktail-bestuhlung im #qcc fand ich sehr angenehm.

danach spachen wolfgang blau und kristin zeier mit mark glaser über irgendwas mit journalismus, was interessant war aber von dem ich kein wort wiedergeben kann, weil ich mir nichts gemerkt und nichts notiert habe. franziska hat sich was gemerkt, aber was das war, hab ich gerade schon wieder vergessen. bemerkenswert ist aber vielleicht noch, dass wolfgang blau tatsächlich ziemlich gut fragen stellen kann, sogar auf englisch. kristin zeier spricht auch toll englisch, kann aber nicht so gut fragen.

das panel über fallstricke und chancen im communitymanagment war mir dann endgültig ne nummer zu trocken und ich entschied mich irgendwas anderes zu machen. in der business-lounge (in die nur die 21 business-ticket-käufer und „speaker“) durften gabs noch ein stück lachs, vier dünne scheibchen zuccini und acht reiskörner. das essen war sehr lecker und salzig.

gegen 1430 bin ich dann zum ersten mal zum workshop2-raum gegangen um nicht wieder nicht reinzukommen. der raum war aber geschlossen und hatte einen zettel an der tür auf dem stand „voll sorry“.

„voll sorry“

das fand ich nett, kam aber nicht rein. um 1445 hab ich mich dann in die schlange vor dem „voll sorry“-raum gestellt und bekam tatsächlich einen platz um jens scholz, caro, anne roth und bov darüber reden zu hören was am internet hassenswert ist. eingeleitet wurde von bov mit diesem text, was ich sehr, sehr lustig fand. hassenswertes am internet haben die vier nichts gefunden, wohl aber einiges was nervt. am besten hat mir gefallen, dass caro sagte, dass blogger die noch nicht mal die adjektive aus pressemitteilungen streichen nerven würden. das hab ich natürlich gleich für meinen vortrag geklaut (danke caro).

danach hab ich noch einige stunden auf der republica rumgestanden und das rumstehen sehr genossen, bevor ich nach hause gegangen bin um weiter an meinem eigenen vortrag zu schreiben. der vortrag lastete mir nun schon zwei oder drei wochen wie ein schweinebraten im magen. vor peinlichen situationen bei öffentlichen auftritten hab ich schon länger keine angst mehr, aber die furcht völlig zu versagen oder zu blackouten sitzt tief. deshalb hatte ich mir gedacht, dass ich den vortrag einfach vorher vorbereiten könnte, mir also vorher ausdenke was ich sage und dazu ein paar keynote-slides vorbereite die mir dann helfen mich zu erinnern was ich eigentlich sagen wollte. wochenlang hab ich drüber nachgedacht was ich wohl erzählen würde — ergebnislos bis sonnatg abend, ca. 22 uhr. die idee auszuformulieren hat dann bis freitag 14 uhr gedauert.

(der letzte absatz ist die längste entschuldigung den bobs fernzubleiben die jemals geschrieben wurde.)

freitag fing um 10 mit dem unfassbar langsam redenden, aber unerhört überzeugenden götz werner an. werner beherrscht die kunst wie eine kung-fu-katze* zu argumentieren und passt allein deshalb auf eine katzenbild-fan-veranstaltung wie die republica. erstaunlich ist die agressive ablehnung die ihm von mitgliedern der grünen entgegenschlägt. das habe ich vor vier jahren mal bei götz werner im streitgespräch mit fritz kuhn erlebt und diese jahr als sich julia seliger als fragestellerin getarnt vor ihm auskotzte.

bei miriam meckel zog das rhetorische tempo dann wieder an. meckel ist brilliant, witzig, locker und irre sympathisch. trotzdem hab ich mich gelangweilt, bin abgeschwiffen und schliesslich rausgegangen. ich hatte ja auch noch nen vortrag vorzubereiten. das hab ich dann auch gemacht, habe mir um 1430 uhr zwei micro-bier reingekippt und bin um 15 uhr in den quatsch comedy-blub gegangen um mich dort zu akklimatisieren. das hat auch hervorragend geklappt, die stimmen von fiete stegers, tim pritlove, markus heidmeier und daniel fiene hatten eine äusserst beruhigende bis einschläfernde wirkung auf mich. allerdings musste ich dreimal aufs klo rennen.

dann war ich dran, hab die anmoderation von bov versaut (sorry bov) und zum ersten mal auf der bühne einer comedy-bühne (zu meinem erstaunen) leute zum lachen gebracht. 16. april 2010: erster auftritt im quatsch comedy club in berlin — das wird das highlight meines lebenslaufs. zwei stunden später gabs bereits eine rezension in der morgenpost die den vortrag erstaunlich treffend zusammenfasst. noch kürzer hat max den vortrag zusammengefasst. in ein paar tagen gibt es wohl eine videoaufzeichnung von der veranstaltung (nachtrag: hier gibts ein bootleg), ebenso wie einen von allen gags befreiten vortragstext (nachtrag: seit montag auf zeit.de).

*) kung-fu-katzen argumentieren so, dass sich die argumente in den kopf des zuhörers einschleichen und dort den eindruck machen selbst-ausgedachte argumente zu sein. ausserdem können sie gegnerischen argumenten so ausweichen, dass sie sich automagisch gegen den gegner wenden.

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[nachtrag 22:30]
christian cordes hat bovs und meinen auftritt mitgefilmt und auf vimeo veröffentlicht.

vimeo-video
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