suchmaschinen-spam mit airbag

felix schwenzel, , in wirres.net    

in meinem vorherigen artikel habe ich ja behauptet, dass spiegel-online links verkauft und damit das suchmaschinen-ranking der verlinkten site erhöht. frank patalong, leiter des netzwelt-ressorts bei spiegel-online, stellte das in dem artikel den ix kritisierte lediglich als eine „weit verbreitete Praxis“ in der „Blog-Szene“ dar, und vergass zu erwähnen, dass es ebenfalls eine weit verbreitete praxis im gesamten internet und insbesondere auch auf webseiten grosser medienhäuser und eben spiegel-online ist. christoph kappes wollte das in einem kommentar bei mir gerne differenzieren:

Die beiden Fälle sind unterschiedlich, weil in einem Falle die Suchmaschine "getäuscht" wird. In anderem Fall bilden die Links die wirtschaftliche Kooperation ab.

ich sehe das nicht so. suchmaschinen (so sehen die das zumindest) werden in jedem fall von bezahlten links getäuscht. egal ob das blogger machen oder, beispielsweise, spiegel-online. egal ob werbung drübersteht oder nicht.

googles sicht ist da ganz einfach:

Search engine guidelines require machine-readable disclosure of paid links in the same way that consumers online and offline appreciate disclosure of paid relationships (for example, a full-page newspaper ad may be headed by the word "Advertisement")

auf deutsch: bezahlte links müssen maschinenlesabr gekennzeichnet werden. man markiert bezahlte links mit dem rel="nofollow" attribut.

spiegel-online macht das nicht, was auch verständlich ist, denn sonst würden die werbetreibenden, bzw. link-käufer natürlich weniger bezahlen. einerseits sorgt spiegel-online durch „kooperationsseiten“ wie dieser natürlich für einen transfer von traffic und kunden zum partner. aber eben auch google-juice wird transferiert, also, in patalongs worten, spiegel-online trägt dazu bei „das Ranking dieser Webseiten in den Listen der Suchmaschinen zu verbessern“.

parship.spiegel.de

wirft man einen blick auf den quelltext der parship-werbeseite bei spiegel-online, findet man zunächst tatsächlich mehrere links zu parship.de. unter anderem diesen:

links ohne nofollow

kein nofollow-attribut, ein klarer verstoss gegen die suchmaschinen-regeln. spiegel-online oder parship verstehen aber ihr geschäft. damit die parship.spiegel.de-seite nicht in den google suchergebnissemn auftaucht, wurde noch ein canonical-link hinzugefügt:

canonical-link bei parship.spiegel.de

damit kann man suchmaschinen auf doppelt vorhandene inhalte hinweisen („duplicate content“), dass heisst, die parship.spiegel.de-seite wird von google ignoriert, weil die spiegel-seite sagt, dass das original bei parship.de liegt. das funktioniert ganz gut:

google findet parship.spiegel.de nicht

damit ist die spiegel-parship-seite in den suchergebissen unsichtbar, der google-juice der spiegel-domain wird aber weitergegeben.

ich bin kein allzugrosser SEO-experte und die wege von google sind sowieso unergründlich. es kann also durchaus sein, dass das canonical-attribut so wirkt, dass die seite parship-spiegel.de den suchmaschinen-richtlinien entspricht, der offiziellen dokumentation und regeln von google ist das aber so nicht zu entnehmen.

zumal spiegel-online auch „partner“-seiten hat wie diese, auf denen das canonical-attribut nicht verwendet wird und die links ebensowenig mit „nofollow“ gekennzeichnet sind.

tatsache ist: spiegel-online verkauft links und kennzeichnet diese nicht wie von suchmaschinen gefordert als bezahlte links. aus googles sicht ist das klares suchmaschinen-spamming. möglicherweise ist das auch der grund für die subdomains auf denen spiegel-online dieses spielchen spielt: um die cashcow-domain spiegel.de mit einem pagerank 8 vor einer möglichen abwertung zu schützen. suchmaschinen-spam mit airbag eben.

übrigens, robert basic sah das vor drei jahren anders. den lesern gegenüber achtet er auf grösste transparenz und offenlegung, gegenüber google aber nicht. also keine maschinenlesabare offenlegung, dass die links bezahlt sind mittels „nofollow“. warum?

Annahme: Ich verkaufe Paid Links, siehe Sidebar rechts unten. Das mag Google nicht leiden. Und ich mag Google nicht leiden, die sich null kooperativ zeigen, Argumente dazu habe ich durchgekaut, alter Hut. Kurzum: Ich sehe es nicht ein, warum wir für Google die Drecksarbeit machen, dafür letztlich nur ein bescheidenes Suchranking “geschenkt” bekommen, Google aber Milliarden nicht zu einem geringen Anteil durch unsere Arbeit einsackt.

basic legt lobenswerterweise grossen wert auf transparenz. wenn er wirbt oder geschäfte macht, sagt er was er tut. auch beim verkauf von links tut er das. meiner meinung nach (wenn das oben noch seine meinung ist), täuscht er mit dieser haltung zwar nicht seine leser, wenn die den „anzeige“-text sehen, dafür aber suchmaschinenbenutzer, die dann durch gekaufte links manipulierte schergebnisse zu sehen bekommen.

da christoph kappes den artikel angeregt hat, hier gleich noch seine anmerkung zu meinem hinweis, dass spiegel-online auch (wie angeblich auch die „blogs-zene“) google-juice weitergibt:

»Primaerabsicht bei SpOn ist Traffic/Umsatz "vornherum" & Google-Juice "hinten" nur Seiteneffekt«