bitte haben sie verständnis dafür, dass wir sie abmahnen mussten

felix schwenzel, , in wirres.net    

wolfgang zehrt, pressesprecher der nachrichtenagentur dapd hat unter dem artikel von thomas cloer, in dem er beschreibt, wie er offensichtlich zu unrecht von der dapd wegen einer urheberrechtverletzung abgemahnt wurde, kommentiert (siehe auch was ix zur abmahnung schrob). wolfgang zehrt schreibt, dass die dapd „im Sinne der Fotografen und der zahlenden Kunden“ herausfinden „müsse“, ob deren fotos unentgeldlich „werblich oder geschäftlich (!) benutzt“ würden und entsprechend dagegen vorgehen müsse. das ist verständlich. dapd hat das recht zu bestimmen für wieviel geld und von wem die fotos ihrer fotografen verwendet werden sollen. wer würde das ernsthaft in frage stellen?

wolfgang zehrt meint auch, dass es angesichts der masse von fotos die dapd täglich herausgibt, sehr schwer sei den überblick zu wahren. und weil es nahezu unmöglich sei, „von Hand jeden Monat die Verwendung von etwa 50.000 Bilder[n] im Internet“ zu prüfen, müsse man das automatisiert prüfen. auch dafür könnte man verständnis aufbringen.

warum man aber verständnis dafür aufbringen sollte, dass dapd offenbar wiederholt selbst das urheberrecht bricht, indem es werke dritter als die eigenen ausgibt und für deren verwendung geld verlangt, ist mir schleierhaft. wolfgang zehrt verniedlicht das als „fehler“, die „abundzu“ passierten.

erstens wäre es interessant, ob die dapd das argument von fehlern die „abundzu“ passieren, auch bei zu recht abgemahnten gelten lässt. ach sie haben unser bild ausversehen, wegen eines bedauerlichen fehlers werblich oder geschäflich benutzt? dafür haben wir verständnis, uns passieren auch fehler. vermutlich sieht die dapd fehler anderer, im sinne „der Fotografen und der zahlenden Kunden“, nicht so locker.

zweitens wäre es interessant zu erfahren warum die dapd es bei der verfolgung von rechtsbrüchen in kauf nimmt, selbst das recht zu brechen, weil das verfahren das sie gewählt hat nicht richtig funktioniert.

was soll man von einem fahrradverleih halten, der willkürlich ausgewählte fahrradfahrer auf der strasse des diebstahls bezichtigt und von grossen, muskelbepackten männern bedrohen lässt, die guten argumenten oder einer sachlichen diskussion nicht zugänglich sind? laut wolfgang zehrt kein problem, in diesem fall könne man einfach eine email an ihn schreiben und er würde die bedrohlichen männer dann zurückpfeifen. (zehrt sagt tatsächlich, man solle ihm persönlich eine email schreiben, wenn man das gefühl habe, die dapd werfe einem „zu Unrecht eine Urheberrechtsverletzung vor“.)

wolfgang zehrt plädiert dafür, für die von der dapd gewählte form der selbstjustiz verständnis aufzubringen. es hat durchaus etwas irrsinniges, dass der dapd-sprecher glaubt, dass die verfolgung unschuldiger und die anmassung von urheberrechten dritter für ihre gerechte sache in kauf zu nehmen ist, nur weil der bedauerlicherweise kein zuverlässig funktionierendes verfahren zur verfügung steht.

aber das unverfrorenste an der ganzen sache ist, dass der pressesprecher der dapd verständnis für diese form der willkür verlangt, ihm in seinem kommentar bei thomas cloer aber nicht mal der hauch einer entschuldigung über die lippen kommt. in der politik nennt man soetwas die arroganz der macht. ich nenne es im fall der dapd einfach mal hochmut und heulsusentum auf sehr hohem niveau.

liebe dapd, lieber wolfgang zehrt, bitte haben sie verständnis dafür, dass ich für ihr fehlerbehaftetes automatisiertes verfahren urheberrechtsverletzungen zu ahnden nichts als unverständnis aufbringen kann und ihren umgang mit fehlern extrem fragwürdig finde.