unprätentiösität

felix schwenzel

mir ha­ben auf der re­pu­bli­ca die vor­trä­ge und men­schen ge­fal­len, die sich un­prä­ten­ti­ös ga­ben und im bes­ten fal­le auch sind. ne­ben dem wort „flausch“ oder flau­schig­keit, war das wort un­prä­ten­ti­ös für mein emp­fin­den der ent­schei­den­de be­griff für die re­pu­bli­ca die­ses jahr.

ja, es war irre flau­schig, kon­tro­ver­ses, was es dem hö­ren­sa­gen nach durch­aus ge­ge­ben ha­ben soll, habe ich nicht mit­be­kom­men. ich habe von ei­nem BR-fern­seh­team ge­hört die ver­zwei­felt nach sa­scha-lobo-has­sern ge­sucht ha­ben — und zu­min­dest auf der re­pu­bli­ca nie­man­den fan­den.

auf den büh­nen ka­men die un­prä­ten­tiö­sen men­schen am bes­ten an. ne­ben phil­ip ban­se, raul kraut­hau­sen, sa­scha lobo, john­ny haeus­ler und vie­len an­de­ren, fiel das be­son­ders beim re­gie­rungs­spre­cher stef­fen sei­bert auf. es gab leu­te die sich über die po­si­ti­ve re­so­nanz die der @re­gie­rungs­spre­cher auf der rp12-büh­ne pro­vo­zier­te wun­der­ten und so­was wie schmei­che­lei oder kri­tik­un­fä­hig­keit der an­we­sen­den ver­netz­ten men­schen wit­ter­ten.

ich glau­be es ist ganz an­ders, bzw. viel ein­fa­cher: sei­bert schmei­chel­te sich nicht ein, son­dern war, ganz im wort­sinn, un­prä­ten­ti­ös: er war ehr­lich, ver­such­te sich nicht klü­ger, grös­ser oder tol­ler zu ma­chen als er ist, stand zu sei­nen er­fah­rungs- und wis­sen­lü­cken und ver­such­te sei­ne un­si­cher­heit nicht zu ka­schie­ren. dass er zu­dem me­di­en­pro­fi ist, der sei­ne wor­te wohl zu wäh­len weiss und mit ei­ner or­dent­li­chen por­ti­on hu­mor und schlag­fer­tig­keit ge­seg­net ist hilft, ent­schei­dend und ent­waff­nend ist aber, glau­be ich, das stef­fen sei­bert be­reit war zu sei­nen schwä­chen und feh­lern zu ste­hen und be­schei­den auf­trat. be­schei­den in dem sin­ne, dass ihm klar war, dass er das pu­bli­kum nicht durch sei­ne her­aus­ge­ho­be­ne pos­ti­on als spre­cher der re­gie­rung oder ex-nach­rich­ten­spre­cher (oder gar ei­nem aka­de­mi­schen ti­tel) zu ge­win­nen ver­such­te, son­dern auf der büh­ne, hier und jetzt, mit dem was er sag­te.

ich glau­be wenn ich po­li­ti­ker wer­den wür­de, wäre das mit dem ein­ge­ste­hen von schwä­chen und feh­lern, dem ver­zicht auf die dar­stel­lung von be­scheid­wis­ser­tum und dem ver­zicht auf das ein­for­dern von re­spekt qua amt der weg den ich auf der öf­fent­li­chen büh­ne wäh­len wür­de. ich glau­be eine sol­che po­li­ti­sche be­we­gung gibts noch nicht. (hin­weis: der letz­te satz war iro­nisch.)