stra­te­chery.com Good­bye Gate­kee­pers   #

ben thom­son nimmt den wein­stein-miss­brauchs-skan­dal zum an­lass über gate­kee­per nach­zu­den­ken und zeigt auf, was das ra­di­ka­le ver­schwin­den der gate­kee­per gu­tes und we­ni­ger gu­tes mit sich bringt.

[T]he end of gate­kee­pers is ine­vi­ta­ble: the In­ter­net pro­vi­des ab­un­dance, not sc­ar­ci­ty, and power flows from dis­co­very, not dis­tri­bu­ti­on. We can re­g­ret the ch­an­ge or re­lish it, but we can­not halt it: best to get on with ma­king it work for far more peo­p­le than gate­kee­pers ever hel­ped — or ha­ras­sed.

ich fand den text sehr le­sens­wert und hat­te beim le­sen meh­re­re aha-er­leb­nis­se.

  nau­til.us: Why Fu­tu­rism Has a Cul­tu­ral Blind­s­pot   #

le­sens­wer­ter text über den blin­den fleck von zu­kunfts­pro­gno­sen: un­ser ver­hal­ten und kul­tu­rel­le nor­men. kier­an hea­ly er­klärt war­um das so ist:

Un­til re­cent­ly, cul­tu­re ex­plai­ned why things stay­ed the same, not why they ch­an­ged. Un­ders­tood as a mo­no­li­thic block of pas­si­ve­ly in­ter­na­li­zed norms trans­mit­ted by so­cia­liza­ti­on and ca­no­ni­zed by tra­di­ti­on, cul­tu­re was nor­mal­ly seen as in­hi­bi­ting in­di­vi­du­als.

der glau­be, dass kul­tur eine kon­stan­te sei, dass es kul­tu­rel­le tra­di­tio­nen gäbe, die iden­ti­tät stif­ten oder in sich sta­bil, ge­ge­ben oder na­tür­lich sei­en, wird ja auch in der po­li­tik im­mer wie­der als ar­gu­ment ge­nutzt. aber jede tra­di­ti­on war ir­gend­wann auch mal neu und pro­gres­siv — und meis­tens vor gar nicht so lan­ger zeit. wir ten­die­ren dazu nicht nur zu ver­ges­sen dass sich un­ser kul­tu­rel­ler rah­men stän­dig ver­än­dert, son­dern auch wie schnell das pas­siert. der text nennt ein schö­nes bei­spiel: das spu­cken. in der öf­fent­lich­keit zu spu­cken war noch vor kur­zen so nor­mal, dass es teil­wei­se hef­tig re­gu­liert war, wo man spu­cken dürf­te und wo nicht. kon­ser­va­ti­ve ver­wei­sen ger­ne auf alle mög­li­chen tra­di­tio­nen, de­ren ver­schwin­den an­geb­lich un­se­re iden­ti­tä­ten oder un­se­re kul­tur ver­wa­schen oder ge­fähr­den wür­den, aber die we­nigs­ten wün­schen sich spuck­näp­fe, kau­ta­bak, pfer­de­kut­schen oder die me­di­zi­ni­schen stan­dards von vor 80 jah­ren zu­rück.

un­se­re un­fä­hig­keit zu er­ken­nen wie wech­sel­voll kul­tur und tra­di­tio­nen sind, er­schwert nicht nur den blick in die zu­kunft, son­dern auch ver­nünf­ti­ge po­li­ti­sche de­bat­ten.

  spie­gel.de: Wor­an „die Me­di­en“ wirk­lich Schuld sind - Sa­scha-Lobo-Ko­lum­ne   #

ein wei­te­rer ein­leuch­ten­der me­di­en­theo­re­ti­scher text, hier von sa­scha lobo. der text be­nö­tigt kei­ne er­gän­zun­gen, aber ich will es doch ver­su­chen: das ver­schwin­den der gate­kee­per-funk­ti­on der me­di­en war be­reits am an­fang der di­gi­ta­li­sie­rung gut zu an­ti­zi­pie­ren und vor­aus­zu­se­hen. die wah­ren fol­gen, wie zum bei­spiel das phä­no­men das sa­scha lobo hier als „Epo­che des Me­di­en­ni­hi­lis­mus“ um­schreibt, hin­ge­gen nicht. im ge­gen­teil, das ver­schwin­den der gate­kee­per wur­de (auch von mir) eher naiv oder ein­di­men­sio­nal als be­frei­ung und be­rei­che­rung er­hofft.

der tech­no­lo­gi­sche wan­del ist (oft) schon schwer ge­nug vor­aus­zu­se­hen, aber die di­rek­ten und in­di­rek­ten kul­tu­rel­len fol­gen noch um ein viel­fa­ches schwe­rer. und wenn sie da sind, sind sie un­fass­bar schwer zu be­grei­fen, selbst wenn sa­scha lobo beim ver­ste­hen hilft.

  mar­co.org: The im­pos­si­ble dream of USB-C   #

die­ser text ist noch er­nüch­tern­der als der prak­ti­sche tech­ni­sche stand von usb-c, den be­sit­zer von usb-c an­schlüs­sen der­zeit im all­tag er­le­ben dür­fen. usb-c ist fast noch schlim­mer als das SCSI-vo­doo, das ich in sa­chen pe­ri­phe­rie­ge­rä­te vor 20 jah­ren er­le­ben durf­te. manch­mal geht’s, manch­mal nicht und oft pas­sie­ren un­er­klär­li­che din­ge.

im büro habe ich mir ei­nen usb-c ad­ap­ter für schlap­pe 80 euro kau­fen las­sen, der mir strom, ether­net, ein paar klas­si­che usb-an­schlüs­se und ei­nen mo­ni­tor­an­schlüss (per hdmi) auf ei­nen usb-c-an­schluss lei­tet. stöps­le ich das hdmi-ka­bel aus, hört der com­pu­ter auf zu la­den, auch wenn ich es wie­der ein­ste­cke. schlies­se ich ein hdmi-zu-mini-dis­play­po­rt-ka­bel an den ad­ap­ter an, ver­wei­gert der gan­ze ad­ap­ter sei­nen dienst.

wahr­schein­lich müs­sen wir noch 2-3 jah­re war­ten, bis das usb-c-ge­döns ei­ni­ger­mas­sen zu­ver­läs­sig funk­tio­niert und be­zahl­bar wird, aber dann gibt’s si­cher schon den nächs­ten stan­dard, der uns mit sei­nen kin­der­krank­hei­ten und mond­prei­sen nervt.