[piqd] Geduld üben

felix schwenzel in notiert

Wenn die Bei­fah­re­rin un­ge­dul­dig wird oder gar wü­tend, sage ich im­mer scherz­haft: „Wir müs­sen mal wie­der Ge­duld üben.“ Ich selbst hal­te mich ei­gent­lich gar nicht für ei­nen be­son­ders ge­dul­di­gen Men­schen. Ge­dulds­spie­le trei­ben mich in den Wahn­sinn, ich kann al­ler­dings bei Din­gen die mit mei­ner Ar­beit zu tun ha­ben oder mit den Elek­tro­nik-Bas­te­lei­en, die ich zur Heim­op­ti­mie­rung ma­che und die stän­dig an mei­nen Kom­pe­tenz­gren­zen krat­zen, sehr, sehr be­harr­lich sein.

Die Bei­fah­re­rin ist üb­ri­gens auch bei al­lem was ihre Ar­beit be­trifft, wo­chen­lan­ges Ma­len an ei­nem ein­zi­gen Bild, Fo­tos so lan­ge be­ar­bei­ten bis wirk­lich alle Far­ben stim­men, un­er­müd­lich und lang­at­mig. Bei al­lem an­de­ren, was ihr im Le­ben be­geg­net, hat sie die Ge­duld ei­ner zwei Mil­li­me­ter lan­gen Zünd­schnur.

Bei all mei­nen Ge­dulds­de­fi­zi­ten habe ich al­ler­dings be­merkt, dass Ge­duld, be­wusst aus­ge­übt, enorm be­ru­hi­gend und be­frie­di­gend wirkt. Wich­ti­ger noch: Din­ge die man ge­dul­dig aus­übt sind am Ende oft ef­fi­zi­en­ter als die ei­li­ge Va­ri­an­te. Und da­mit mei­ne ich nicht nur die auf­ge­reg­ten Über­ho­ler, de­nen man fünf Am­peln spä­ter meist wie­der be­geg­net.

Ich habe mich je­den­falls sehr ge­freut, als ich mei­nen Scherz („Wir müs­sen mal Ge­duld üben!“) kürz­lich im In­ter­net in ernst­ge­mein­ter Form ge­fun­den habe.

Ja­son Fried schreibt, dass er sich im neu­en Jahr vor­ge­nom­men habeGe­duld zu üben. Beim Ein­kauf stellt er sich an die längs­te Schlan­ge, statt Prime nutzt er die lang­sams­te Ver­sand­art. Wann im­mer sich die Ge­le­gen­heit er­gibt, ent­schei­det er sich eher fürs War­ten, als für die flot­te Al­ter­na­ti­ve — und statt beim War­ten an sei­nem Han­dy rum zu dad­deln, ge­niesst er das Nichts­tun:

In a world whe­re ever­yo­ne seems to be su­per busy all the time, bum­ping into more mo­ments with not­hing to do seems like a real dis­co­very.

(Viel mehr steht im Ar­ti­kel üb­ri­gens nicht, aber al­lein we­gen des Sein­feld-Zi­tats in den Kom­men­ta­ren lohnt sich der Klick. Und um ein biss­chen Ge­duld zu üben, lies­se sich der Ar­ti­kel auch vor­treff­lich mit der Hand ab­schrei­ben.)

si­gnalv­noi­se.com: Put­ting on some wait