der spiegel, ein polizeistaat ohne staat

felix schwenzel, , in wirres.net    

spiegel 33/2009

in seiner titelgeschichte vom montag über die verkommene welt des internets („Während an der Oberfläche des digitalen Reichs tausend bunte Blumen blühen, wuchert im Wurzelwerk darunter ein Pilzgeflecht aus Intrigen, Täuschung und Terror“) schreibt der spiegel unter anderem:

Das Internet – ein Polizeistaat ohne Staat: Wer sich in das soziale Netzwerk Facebook einklinkt, das tun zurzeit etwa 250 Millionen Menschen, geht seiner Persönlichkeitsrechte oft verlustig. Der Weltkonzern der freien Kommunikation behält sich vor, sämtliche Infos und Bilder, die von der Gemeinde in die Foren eingestellt werden, zu verwenden und auch an Dritte zu lizenzieren, bis der Nutzer sie „löscht“.

Doch auch nach dem „Löschen“ bleiben die Daten auf den Servern als Sicherungskopie erhalten. Oftmals sind peinliche Fotos zu diesem Zeitpunkt längst reproduziert und an anderen Stellen im Netz veröffentlicht worden. Menschen verkaufen ihren Schatten – umsonst und für immer. Leute, die im Überschwang Anzügliches über sich oder andere preisgegeben haben, können dies niemals wieder zurückrufen.

[hervorhebungen von mir]

der spiegel bietet seinen nutzern auch mögichkeiten an, bilder hochzuladen. unter einestages.spiegel.de soll „das kollektive Gedächtnis unserer Gesellschaft“ entstehen. um dem spiegel dabei zu helfen, kann man geschichten und fotos hochladen. die werden zwar von „der“ redaktion geprüft, aber die nutzungsbedingungen von eines tages unterscheiden sich keineswegs besonders von denen die der spiegel bei facebook anprangert:

4. Sie übertragen SPIEGEL ONLINE das nichtexklusive, zeitlich, inhaltlich und räumlich unbeschränkte Recht, das Werk (Fotos, Bilder, Grafiken, Videos, Text, Audio) honorarfrei beliebig oft zeitlich, räumlich und inhaltlich unbeschränkt bei allen von SPIEGEL ONLINE betriebenen Websites zu nutzen. SPIEGEL ONLINE ist insbesondere berechtigt, das Werk in Onlinenetzen zu präsentieren und zu veröffentlichen, zu vervielfältigen, zu verbreiten, zu vermieten, es zu digitalisieren und elektronisch zu speichern und internen und externen Nutzern zur Recherche zur Verfügung zu stellen sowie zu verlagsüblicher Werbung zu verwenden. […]

7. Sie können Ihre Mitgliedschaft bei einestages durch schriftliche Mitteilung an die Redaktion beenden. Die Redaktion sperrt dann Ihren Zugang, in Ihrem öffentlichen Kontobereich eventuell angezeigte persönliche Daten werden gelöscht. Sie erklären sich mit Ihrer Zustimmung zu diesen AGB einverstanden, dass Texte, Bilder, Videos, Audios und alle anderen Werke, die sie als einestages-Mitglied eingestellt haben, auch nach dem Ende Ihrer Mitgliedschaft weiterhin unter Ihrem Namen auf den Seiten von einestages öffentlich sichtbar bleiben. Ein Anspruch auf Löschung von Inhalten, an denen Sie SPIEGEL ONLINE die Nutzungsrechte eingeräumt haben, besteht nicht.

[hervorhebungen von mir, quelle]

so ist das beim spiegel. arschiges verhalten ist beim spiegel OK, bei anderen ist es vergleichbar mit dem wirken eines polizeistaates. wobei, das argument ist ja bekannt. journalisten und „qualitätsmedien“ wie der spiegel verdammen ja alles was keine ordentliche redaktion vorweisen kann. denn die redaktion stellt sicher, dass keine fehler passieren, keine persönlichkeitsrechte verletzt werden, keine peinlichen bilder gezeigt werden und keine existenzen vernichtet werden. ausser es besteht ein journalistisches interesse daran. oder so.