gauck is my president

felix schwenzel, , in wirres.net    

das profil von christian wulff
das profil von christian wulff

ich halte die nominierung der SPD und grünen von joachim gauck für das amt des bundespräsidenten für eine kluge entscheidung. dem parteipolitisch motivierten kandidaten christian wulff einen überparteilich auftretenden, redegewandten und klugen kanditaten gegenüberzustellen, der in ost und west für seine arbeit geschätzt wird, hat eine gewisse brillianz. brillianter und populärer wäre eventuell noch die nominierung von horst schlämmer gewesen.

gauck scheint nicht nur bei unseriösen nicht-repräsentativen web-umfragen populär zu sein, selbst die konservative „welt“ findet ihn besser als wulff und stellt treffend fest: „Ein Bundespräsident darf nicht nach Parteibuch ausgewählt werden.“

einen faszinierenden gedanken schreibt detlef guertler in sein taz-blog. warum sollen wir nicht versuchen dafür zu sorgen, dass nicht wulff, sondern gauck gewählt wird?

[W]enn es gelänge, [Gauck] durch eine Volksbewegung ins Amt zu heben, würde das Deutschlands politische Kultur massiv bereichern; durch einen Sieg der direkten Demokratie über küchenkabinettliches Parteiengeschacher, und natürlich auch durch das rückstandslose Verschwinden von Guido Westerwelle und Angela Merkel – es sei denn, dass die Kanzlerin als alte Gauck-Bekannte und Überlebenskünstlerin noch schnell die Fronten wechselt und sich an die Spitze der Reformbewegung stellt.

nicht nur wullfs profillosigkeit oder seine angebliche nähe zu einer eigentümlichen christlichen „missierungsbewegung“ machen wulff in meinen augen unakzeptabel als bundespräsidenten, vor allem das hauruckartige und parteipolitisch motivierte durchpeitschen von wulff als kandidat der CDU/CSU/FDP-koalition scheint nicht nur mir sauer aufzustossen, sondern auch vielen in der FDP.

guertler schlägt vor:

Es geht nicht darum, sich den Kopf der CDU- und FDP-Idioten zu zerbrechen, sondern darum, alle Kräfte zu mobilisieren, um Joachim Gauck zum Bundespräsidenten zu machen. Ich schlage dafür den Montagswahlkampf vor: Jeder mache an jedem Ort an jedem Montag um 17 Uhr Wahlkampf für Joachim Gauck, so gut er eben kann. Ob durch Abhaltung einer Demo oder eines Flashmobs, ob durch eine Schweigeminute oder eine Redeviertelstunde im Büro. Ob durch Tragen eines Go-for-Gauck-T-Shirts oder durch Verstreuen von als verkollerte Stasi-Akten verkleidetem Konfetti – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

das wäre doch mal eine prima gelegenheit die angebliche kampagnenfähigkeit* des blog-, facbook-, twitter- und internetcommunitybenutzer-dings mal auszutesten.

ich fordere mich hiermit öffentlich auf, für joachim gauck zu wahlkämpfen. vier wochen zeit.

* * *

*) der oben verlinkte artikel bei den ruhbaronen ist ein weitere trauriger journalistischer tiefpunkt, der diesem hetz-artikel, zumindest in sprachlicher und journalistischer unfähigkeit, in nichts nachsteht. für eine kurze weile dachte ich ja, die diversen unterirdischen artikel bei den ruhrbaronen seien ausrutscher gewesen. mittlerweile glaube ich aber, dass man dort den ehrgeiz hat die „bild“-zeitung sprachlich und journalistisch zu unterbieten.

* * *

[nachtrag 21:05h]
regina mönch schreibt in der faz:

Joachim Gaucks Kandidatur ist ein Coup und ein intellektuelles Versprechen, das an die Bewerbung Richard von Weizsäckers erinnert.

ein so brillianter coup, dass man kaum glauben möchte dass die SPD daran beteiligt war. [via haiko hebig]

[nachtrag 06.06.2010, 18:35]
tolles interview mit joachim gauck in der welt. ausserdem, oben bereits in einem link versteckt, gibt es hier bei petitiononline.com eine petition für die wahl von joachim gauck zum bundespräsidenten und seit heute früh diese von nico lumma aufgesetze website wir-fuer-gauck.de. beide petionien zu zeichnen schadet sicherlich nichts.

[nachtrag 07.06.2010]
die illustration von christian wulffs-„profil“ habe ix mit freundlicher genehmigung von klaus stuttmann ausgeliehen.

das profil von christian wulff
das profil von christian wulff