ich habe adgefiltert

felix schwenzel

frank pa­ta­long hat mal wie­der ins in­ter­net ge­weint. zu­letzt hat er das, so­weit ich das mit­be­kom­men habe, 2010 auf spie­gel on­line. da­mals sprach er noch von ei­nem „16 Jah­re alte Deal zwi­schen On­line-Me­di­en und Me­di­en­nut­zern“ der an­geb­lich lau­te­te:

Wir lie­fern Ih­nen kos­ten­frei In­hal­te, und Sie se­hen sich da­für im Um­feld Wer­bung an.

ich habe da­mals leicht po­le­misch, aber mit nach wie vor gül­ti­gen ar­gu­men­ten ge­ant­wor­tet. da­mals wun­der­te ich mich vor al­lem dar­über, dass der deal mit mir gar nicht ge­schlos­sen wur­de. im ge­gen­teil, den deal den ich ger­ne mit on­line-me­di­en ab­schlies­sen wür­de lau­tet:

wen du willst dass dei­ne le­ser dich ernst­neh­men und un­ter­stüt­zen, musst du sie auch ernst neh­men.

das habe ich, wie ge­sagt, 2010 ge­schrie­ben und ich glau­be das mit dem ernst­neh­men ist nach wie vor ein pro­blem. al­les was pa­ta­long zur ad­blo­cker dis­kus­si­on, da­mals wie heu­te, ein­fällt ist pu­bli­kums­be­schimp­fung:

  • die le­ser igno­rie­ren die wirk­lich­keit (die der ver­la­ge, ver­mu­te ich mal)
  • die le­ser sind nicht be­reit dau­er­haft im netz zu zah­len
  • die le­ser sind auch am ki­osk nicht mehr be­reit zu zah­len
  • die le­ser er­tra­gen noch nicht­mal ein „we­nig Bling-Bling“
  • le­ser, die for­dern wer­bung we­ni­ger stö­rend zu ge­stal­ten, sind be­scheu­ert und be­griffs­tut­zig
  • vie­le „vor sich hin­sal­ba­dern­de“ le­ser wa­ren 1994 noch nicht mal im netz und wa­gen es jetzt eine in­sti­tu­ti­on die es seit 1994 ist, zu kri­ti­sie­ren
  • die le­ser ma­chen al­les ka­putt

im­mer­hin hat pa­ta­long in der ak­tu­el­len pu­bli­kums­be­schimp­fung nicht wie­der die olle deal-ka­mel­le auf­ge­wärmt. jetzt ist apo­ka­lyp­se an­ge­sagt. wie 1983 im spie­gel beim wald­ster­ben. da war es zwar ein hi­ro­shi­ma das den deut­schen wäl­dern we­gen sau­rem re­gen be­vor­stand, jetzt ist es die apo­ka­lyp­se die den deut­schen on­line-me­di­en (oder wie pa­ta­long es aus­drückt: „po­pu­lä­ren Web­sei­ten“) be­vor­steht, we­gen wer­be­fil­tern.


kurz ein wort zu wer­be­fil­tern. ich be­nut­ze zwar auch ei­nen wer­be­fil­ter, aber vie­le „po­pu­lä­re Web­sei­ten“ sind da­drin auf ei­ner weis­sen lis­te. trotz­dem sehe ich — auch bei kom­plett de­ak­ti­vier­tem wer­be­fil­ter — fast kei­ne wer­bung. aus dem ein­fa­chen grund, dass ich zu­sätz­lich noch ghos­tery be­nut­ze. ghos­tery fil­tert an­fra­gen drit­ter auf web­sei­ten weg. das heisst zum bei­spiel, dass die face­book- und twit­ter-but­tons die vie­le be­trei­ber „po­pu­lä­rer Web­sei­ten“ in ihre sei­ten ein­bau­en da­mit ein­fach weg­ge­fil­tert wer­den. so kön­nen we­der twit­ter, noch face­book, aber auch un­zäh­li­ge an­de­re diens­te nicht mehr mei­ne wege im netz und mein surf- und klick­ver­hal­ten ver­fol­gen und auf ih­ren ser­vern pro­to­kol­lie­ren.

in ei­nem nor­ma­len brow­ser­fens­ter bin ich stets bei face­book, twit­ter, aber auch, be­si­pi­els­wei­se, ama­zon, pin­te­rest und hinz und kunz an­ge­mel­det. das fin­de ich an­ge­nehm, denn so kann ich ohne wei­te­re an­mel­dung di­rekt mein face­book, mein ama­zon oder mein twit­ter auf­ru­fen, wenn mir da­nach ist. wo­nach mir al­ler­dings nicht ist, ist hinz und kunz ohne mein zu­tun zu er­zäh­len wo ich mich im netz rum­trei­be. ich möch­te selbst be­stim­men wer et­was über mich er­fährt und wer nicht. ich bin mit mei­nen da­ten über­aus gross­zü­gig, was der spie­gel im üb­ri­gen im­mer wie­der in el­len­lan­gen ti­ra­den an­pran­gert und als ex­trem dumm dar­stellt, aber ich möch­te die kon­trol­le be­hal­ten. ich möch­te die kon­trol­le nicht an die wer­be­ab­tei­lung oder die ver­mark­ter von „po­pu­lä­ren Web­sei­ten“ ab­ge­ben.

also habe ich ghos­tery recht un­durch­läs­sig kon­fi­gu­riert. das führt bei man­chen ame­ri­ka­ni­schen oder bri­ti­schen web­sei­ten dazu, dass auch die an­zei­ge von in­hal­ten nicht mehr funk­tio­niert, weil die be­trei­ber man­cher „po­pu­lä­rer Web­sei­ten“ nicht nur die aus­lie­fe­rung von wer­bung an drit­te aus­ge­la­gert ha­ben, son­dern auch die aus­lie­fe­rung von in­hal­ten. in sol­chen fäl­len wechs­le ich dann in den an­ony­men brow­ser­mo­dus (im üb­ri­gen eine der gross­ar­tigs­ten er­fin­dun­gen von chro­me), in dem we­der ghos­tery, ein ad­blo­cker, noch ir­gend­ein an­de­rer plug­in ak­tiv ist. aber ich bin im an­ony­men brow­ser­fens­ter eben auch nicht bei face­book, twit­ter oder ama­zon an­ge­mel­det.


der spie­gel­ver­lag (bzw. ei­ner sei­ner toch­ter­ver­la­ge) war üb­ri­gens vor etwa 15 jah­ren der mei­nung, dass man mit ei­nem or­dent­lich ge­mach­ten wirt­schafts­ma­ga­zin kein geld ver­die­nen kann. nach nur drei aus­ga­ben stopp­te der spie­gel­ver­lag das pro­jekt ec­o­ny. mitt­ler­wei­le ist das nach­fol­ge­ma­ga­zin „brand­eins“ auch wirt­schaft­lich ein knal­ler. so was fällt mir im­mer ein, wenn leu­te an­de­re als ah­nungs­los, sal­ba­dernd oder kurz­sich­tig ar­gu­men­tie­rend be­schimp­fen um ih­ren vor weis­heit strot­zen­den und in­no­va­ti­on bers­ten­den ar­beit­ge­ber zu ver­tei­di­gen.


of­fen­sicht­lich funk­tio­niert der wer­be­blo­cker-snif­fer der zeit nicht so toll.


Mit Mut­ter te­le­fo­niert. Sie woll­te ler­nen, wie man #Ad­Blo­cker in­stal­liert. Hat sie auf Spon ge­le­sen. Gut ge­macht @spie­gelon­line!

13.05.2013 19:14 via Tweet­bot for iOS Re­p­ly Ret­weet Fa­vo­ri­te 

@tris­tes­se­de­lu­xe Till­mann All­mer


noch­mal zu­rück zu ghos­tery, bzw. zum the­ma, dass die ad­blo­cker-dis­kus­si­on auch eine bug­blo­cker, flash­blo­cker oder so­gar ja­va­script-blo­cker dis­kus­si­on sein soll­te, bzw. eine um da­ten­kra­ken (üb­ri­gens eins der lieb­lings­the­men des ge­druck­ten spie­gels, zu­min­dest wenn es sich um kra­ken an­de­rer han­delt). wenn ich das rich­tig mit­be­kom­men habe, hat le­dig­lich die süd­deut­sche in ih­rem bit­te-ma­chen-sie-eine-blo­ckier­aus­nah­me-für-uns-text auf die tra­cker-pro­ble­ma­tik hin­ge­wie­sen. ste­fan plö­chin­ger:

Wir ha­ben au­ßer­dem in un­se­ren Da­ten­schutz­re­geln er­klärt, wie Sie per­so­na­li­sier­te Wer­bung aus­steu­ern kön­nen, falls Sie sich dar­an stö­ren - auch dies im Sin­ne von Ih­nen, un­se­ren Nut­zern.

in den da­ten­schutz­re­geln der süd­deut­schen, die ich im üb­ri­gen ziem­lich bei­spiel­haft fin­de, wird dann auch tat­säch­lich in all­ge­mein­ver­ständ­li­chem deutsch auf die tra­cker-pro­ble­ma­tik hin­ge­wie­sen:

Die Kehr­sei­te die­ses Vor­ge­hens ist, dass die so­zia­len Netz­wer­ke fak­tisch auch Ihr Le­se­ver­hal­ten auf un­se­rer Sei­te ana­ly­sie­ren kön­nen - wie auch Ihr Ver­hal­ten auf vie­len an­de­ren Sei­ten, denn das Vor­ge­hen ist Markt­stan­dard. Wenn Sie die­ses so­ge­nann­te Track­ing ver­hin­dern wol­len, müs­sen Sie sich ent­we­der auf den Platt­for­men wie Face­book und Goog­le ab­mel­den, wenn Sie un­be­ob­ach­tet durch das In­ter­net sur­fen wol­len, oder in den Priv­at­mo­dus Ih­res Brow­sers wech­seln.

na gut, dass der hin­weis auf blo­cker wie ghos­tery fehlt, kann ich nach­voll­zie­hen, da ghos­tery auch den gan­zen an­de­ren scheiss blo­ckiert. wie man den gan­zen an­de­ren scheiss die web­tra­cker, bugs, coo­kies aus­op­tiert, wird über vie­le ab­sät­ze hin­weg, mit gros­ser de­tail­lie­be in der sz-da­ten­schutz­er­klä­rung er­klärt:

Mehr In­for­ma­tio­nen zu nut­zungs­ba­sier­ter On­line-Wer­bung: www.mei­ne-coo­kies.org. Wenn Sie sie de­ak­ti­vie­ren wol­len: www.you­ron­line­choices.com. […] mehr über Ihre Rech­te und die Pri­vat­sphä­ren-Ein­stel­lun­gen fin­den Sie in den Da­ten­schutz­hin­wei­sen von Face­book. […] Ge­naue­re In­for­ma­tio­nen zu Art, Zweck und Um­fang so­wie der wei­te­ren Nut­zung Ih­rer Da­ten durch Twit­ter, mehr über Ihre Rech­te und die Pri­vat­sphä­ren-Ein­stel­lun­gen fin­den Sie in den Da­ten­schutz­hin­wei­sen von Twit­ter. […] Ge­naue­re In­for­ma­tio­nen zu Art, Zweck und Um­fang so­wie der wei­te­ren Nut­zung Ih­rer Da­ten durch Goog­le, mehr über Ihre Rech­te und die Pri­vat­sphä­ren-Ein­stel­lun­gen fin­den Sie in den Da­ten­schutz­hin­wei­sen von Goog­le. […] Wenn Sie die Da­ten­ana­ly­se ver­hin­dern wol­len, kön­nen Sie die­ses Brow­ser-Plug­in her­un­ter­la­den und in­stal­lie­ren oder die Spei­che­rung von Coo­kies in Ih­rem Brow­ser ge­ne­rell de­ak­ti­vie­ren. […] De­tail­lier­te In­for­ma­tio­nen zum Da­ten­schutz der Fir­ma Comscore fin­den Sie auf die­ser Sei­te. […] De­tail­lier­te In­for­ma­tio­nen zum Da­ten­schutz bei Chart­beat fin­den Sie auf die­ser Sei­te. […] De­tails zum Da­ten­schutz fin­den Sie bei der Fir­ma In­fon­line, die für das SZM zu­stän­dig ist, und der Da­ten­schutz­web­site der IVW. Sie kön­nen die Da­ten­ver­ar­bei­tung auf die­ser Sei­te un­ter­bin­den. Die Reich­wei­ten-Sta­tis­ti­ken sind öf­fent­lich hier ein­seh­bar. […] Auch [bei der VG Wort] wer­den IP-Adres­sen nur an­ony­mi­siert ver­ar­bei­tet und kei­ne per­so­nen­be­zo­ge­nen Da­ten ge­spei­chert, ein Un­ter­bin­den ist der­zeit nicht mög­lich. […]

es fol­gen noch hin­wei­se zum da­ten­schutz und zur de­ak­ti­vie­rung von tra­ckern bei der AGOF, iq di­gi­tal, goog­le ad­sen­se, nugg.ad, und plis­ta. man könn­te also, wenn man als nut­zer zwei bis drei stun­den zeit in­ves­tiert durch­aus vie­le der tra­cker die ei­nen auf süd­deut­sche.de ver­fol­gen und be­ob­ach­ten de­ak­ti­vie­ren oder ent­schär­fen. das geht in­dem man sich die da­ten­schutz­be­stim­mun­gen der sz und ih­rer 15 part­ner durch­liest und dann eben­so­vie­le kon­fi­gu­ra­ti­ons­sei­ten be­sucht, die ei­nen coo­kie set­zen und hoch und hei­lig ver­spre­chen, ei­nen nicht mehr zu be­ob­ach­ten. das glei­che kann man dann noch für die an­de­ren „po­pu­lä­re Web­sei­ten“ ma­chen und in zwei bis drei ta­gen hat man al­les hin­kon­fi­gu­riert.

dass die ver­la­ge ghos­tery nicht er­wäh­nen kann ich nach­voll­zie­hen. ne­ben ghos­tery gibt es noch eine wei­te­re al­ter­na­ti­ve, auf die kei­ne der „po­pu­lä­ren Web­sei­ten“ die sich an der ad­blo­cker-aus­nah­me-kam­pa­gne be­tei­ligt ha­ben hin­weist; näm­lich auf eine un­ter­stüt­zung der „do not track“ an­wei­sung. das liegt na­tür­lich dar­an, dass die vie­len hun­dert wer­be­part­ner, also da­ten­samm­ler und aus­wer­ter mit de­nen vie­le „po­pu­lä­re Web­sei­ten“ zu­sam­men­ar­bei­ten, die­se an­wei­sung of­fen­bar nicht be­ach­ten. ich glau­be, dass das ein schlüs­sel sein könn­te: we­ni­ger, an­ge­neh­me­re und (auf wunsch) die pri­vat­sphä­re re­spek­tie­ren­de wer­bung. ad­block­plus sieht das in sei­nen hin­wei­sen auf kri­te­ri­en ak­zep­ta­bler wer­bung“ auch so:

Die­se Kri­te­ri­en sind noch nicht fi­nal, wir ar­bei­ten an ih­rer Ver­bes­se­rung. Ins­be­son­de­re wol­len wir vorraus­set­zen, dass die Pri­vat­sphä­re der Nut­zer re­spek­tiert wird (ver­pflich­ten­de Un­ter­stüt­zung von Do Not Track).


die ver­ach­tung die pa­ta­long ei­nem teil sei­ner le­ser an den kopf wirft ist nicht nur für ihn ty­pisch. was die le­ser wol­len, ent­schei­det im ver­lags­we­sen im­mer noch der ge­setz­ge­ber und die ver­lags­lei­tung. kei­ner der be­tei­lig­ten ver­la­ge hat mei­nes wis­sen je­mals bei sei­nen le­sern nach­ge­fragt wel­che art von wer­bung sie akt­zep­ta­bel fin­den. aus­ser der taz bit­tet kein ver­lag um spen­den oder fi­nan­zi­el­le un­ter­stüt­zung. kein ver­lag bie­tet eine wer­be- und tra­cker­freie web­ver­si­on sei­ner sei­ten für abon­nen­ten oder un­ter­stüt­zer.

ob­wohl: im grun­de ge­nom­men be­fra­gen die ver­la­ge ihre nut­zer. mit ana­ly­se­soft­ware und tra­ckern. so er­ken­nen sie, was ihre le­ser be­son­ders oft an­kli­cken, was nicht, wel­che über­schrif­ten funk­tio­nie­ren, wel­che nicht. und sie er­ken­nen, dass die le­ser so ge­nervt von der ge­schal­te­ten wer­bung sind, dass sie sie aus­fil­tern. re­dak­tio­nell re­agie­ren die „po­pu­lä­ren Web­sei­ten“ auf das nut­zer­ver­hal­ten in­dem sie ent­spre­chen­de in­halt­li­che schwer­punk­te set­zen, kom­pak­ter schrei­ben oder an den über­schrif­ten fei­len. kon­se­quen­zen aus der po­pu­la­ri­tät von wer­be­fil­tern sind nicht etwa ver­su­che die wer­bung ak­zep­ta­bler zu ge­stal­ten, son­dern auf­ru­fe die wer­bung so wie sie ist zu ak­zep­tie­ren. was ak­zep­ta­bel ist, be­stimmt hier nicht der be­nut­zer, son­dern der ver­mark­ter.

ich glau­be nicht dass die­se hal­tung lang­fris­tig zum er­folg führt.


  e13.de: Der Ad­Blo­cker Ap­pell (ur­sprüng­li­che Fas­sung)   #

kiki hat „den ers­ten Ent­wurf des Bet­tel­briefs“ ge­fun­den.

  an­mut­und­de­mut.de: Wer­bung vs. Pri­vat­sphä­re   #

ben­ja­min bir­ken­ha­ke über wer­bung und track­ing:

Das gan­ze Track­ing wird von den Ver­mark­ter und Wer­be­kun­den ge­macht, weil sie es kön­nen und weil bei den Ver­la­gen das nö­ti­ge Wis­sen und da­her auch das ent­spre­chen­de Pro­blem­be­wußt­sein fehlt. Man un­ter­wirft sich wi­der­stands­los hier halt den Vor­ga­ben der Ver­m­ak­ter. Tech­nisch ist das al­les nicht nö­tig und könnt ohne wei­te­re an­ders um­ge­setzt wer­den. Dann wür­de die Wer­bung auch nicht­ein­mal von Ad-Blo­cker ge­blockt wer­den (kön­nen).