2 von 66 seen

felix schwenzel

>

die bei­fah­re­rin hat sich in den kopf ge­setzt, dass wir ein­mal um ber­lin wan­dern, auf dem 66-seen-wan­der­weg. da­für hat sie sich so­gar die­ses buch ge­kauft und hat uns am sonn­tag zwei klei­ne etap­pen in und um straus­berg raus­ge­sucht.

für die an­rei­se habe ich mir, wie von mir emp­foh­len, die geo epo­che „wil­der wes­ten“ ge­kauft, denn die an­rei­se per u- und s-bahn dau­ert knapp 1½ stun­den. gute ge­le­gen­heit zum le­sen. in straus­berg ha­ben wir dann ei­nen bock ge­se­hen, sind ent­lang der al­ten stadt­mau­er in die alt­stadt ge­gan­gen und ha­ben dort ei­nen klei­nen um­weg zur ma­ri­en­kir­che ge­macht.

in straus­berg sieht man, dass die stadt sehr alt ist. man sieht mit­tel­al­ter­li­che spu­ren und man sieht was pas­siert, wenn man häu­ser ein­fach ein paar de­ka­den rum­ste­hen lässt.

vor dem wan­dern muss man sich na­tür­lich erst­mal stär­ken. wir ha­ben das im re­stau­rant zur fäh­re ge­macht, wo man sehr nett draus­sen im vor­gar­ten sit­zen kann.

die be­die­nun­gen wa­ren enorm freund­lich, aber sehr sel­ten. es hat un­ge­fähr 45 mi­nu­ten ge­dau­ert, bis wir un­se­re be­stel­lun­gen vor uns ste­hen hat­ten, ich hat­te mich für schwei­ne­le­ber ent­schie­den.

so­wohl der rot­kohl als auch das kar­tof­fel­pü­ree wa­ren haus­ge­macht und sehr le­cker. die le­ber auch. die bei­fah­re­rin war mit ih­rem sa­lat glau­be ich nur so mit­tel­zu­frie­den.

dann sind wir am ufer des straus­sees ent­lang rich­tung sü­den ge­lau­fen, bis wir am süd­ende des sees auf den of­fi­zi­el­len, mit blau­en punk­ten ge­kenn­zeich­ne­ten 66-seen-wan­der­weg ge­lang­ten.

der wan­der­weg führt durch wohn­ge­bie­te, klei­ne und gros­se wäld­chen, über s-bahn­schie­nen und stras­sen. ein­sam­keit und stil­le muss man nicht fürch­ten, der stras­sen- und zi­vi­li­sa­ti­ons­lärm ver­liess uns — zu­min­dest auf die­ser etap­pe — nie.

am süd­li­chen ende des her­ren­see gibt es ei­nen „ru­he­forst“. hier kön­nen sich wald­men­schen be­stat­ten las­sen, mar­kiert oder un­mar­kiert. die in­fo­ta­fel er­klärt:

Der RuheForst Strausberg am Herrensee bietet Menschen die letzte Ruhestätte in einem herrlichen, leicht zu erreichenden Mischwald.

Im RuheForst befinden sich zahlreiche RuheBiotope, deren Mittelpunkt jeweils ein Baum bildet. Um einen RuheBiotop befinden sich bis zu 12 Urnenplätze. Hier können einzelne Personen, Familien oder sich im Leben nahestehende Menschen zusammen beigesetzt werden.

der bei­fah­re­rin ge­gen­über äus­ser­te ich den wunsch, dass mei­ne urne auf dem ka­min­sims ste­hen sol­le, das sei, falls sie fra­gen soll­te, mein letz­ter wil­le.
- „aber wir ha­ben doch gar kei­nen ka­min!“
- „dann musst du ei­nen bau­en, wenn ich ster­be …“

ir­gend­wann fan­den wir ein stück ge­rahm­ten wald. das aus­stel­lung­s­tück wald wür­de, so er­klär­te es eine in­fo­ta­fel, na­tur­ver­jüngt, das heisst der wald­be­stand wird auf „na­tür­li­chem“ weg er­neu­ert, durch „sa­men­be­fall“, „stock­aus­schlag“ und „wur­zel­brut“. ob der rah­men wan­de­rer zur sa­men­spen­de oder nur zur be­wun­de­rung ani­mie­ren soll, weiss ich nicht.