freier tag heute

felix schwenzel in artikel

auf dem weg zum flughafen tegel, um sieben uhr morgens am kurt-schumacher-platz

heu­te sehr früh zum flug­ha­fen ge­fah­ren um dort nen miet­wa­gen zu ho­len. bis jetzt hab ich am flug­ha­fen te­gel im­mer grös­se­re au­tos be­kom­men als ich be­stellt und be­zahlt habe und vor al­lem hat nie ei­ner der au­to­ver­mie­tungs­schal­ter­an­ge­stell­ten ver­sucht sein ver­kaufs­script auf mich an­zu­wen­den. na gut, den voll­kass­ko­schutz mit null euro selbst­be­tei­li­gung ver­su­chen mir im­mer alle an­zu­dre­hen. heu­te kam ich dann doch wie­der in den ge­nuss ei­ner sa­les-script-auf­füh­rung: „ih­nen kann ich heu­te et­was be­son­de­res an­bie­ten, für nur 16 euro ein up­grade auf ne e-klas­se …“

das ist ei­gent­lich schon der to­des­stoss für ein ver­kaufs­ge­spräch, weil der herr mit 16 euro ei­gent­lich 48 euro mein­te: 16 euro pro tag. aufs glatt­eis ge­führt zu wer­den mag ich nur un­ter be­stimm­ten um­stän­den. heu­te je­den­falls war ich nicht in die­sen um­stän­den und sag­te „nö dan­ke“.

„mit dem voll­kas­ko­schutz mit null euro selbst­be­tei­li­gung be­kom­men sie die e-klas­se kos­ten­los.“

na­tür­lich kos­tet das voll­kas­ko-up­grade mehr als 16 euro pro tag. die­se sa­les-tricks funk­tio­nie­ren bei mir sehr gut, wenn ich nach 17 stun­den flug aus ei­nem flug­zeug stei­ge, heu­te um sie­ben war ich aus­ge­schla­fen. ich lehn­te er­neut dan­kend ab.

„ok, ich ma­che ih­nen ein an­ge­bot und gebe ih­nen das up­grade für 7 euro.“

weil die e-klas­se ein die­sel mit harn­stoff-tech­no­lo­gie war, die ja so um­welt­freund­lich sein soll, aber auch um end­lich ins auto stei­gen zu kön­nen, sag­te ich dann ja.


um neun sind wir los­ge­fah­ren, pünkt­lich um zwölf, wie vom na­vi­ga­ti­ons­sys­tem vor­aus­ge­sagt ka­men wir im „ho­tel frei­geist“ in nort­heim an. wir wa­ren hier mit mei­ner mut­ter, mei­nem va­ter und mei­ner schwes­ter ver­ab­re­det, um mei­nen opa, der vor zwan­zig jah­ren ge­stor­ben war, um­zu­bet­ten, da­mit er ne­ben sei­ner frau, die letz­tes jahr ge­stor­ben war, lie­gen konn­te.

vor­her gabs na­tür­lich noch mit­tag­essen. auf der spei­se­kar­te wird no­va­lis zi­tiert:

Wer Schmetterlinge lachen hört,
der weiß, wie Wolken schmecken.

mei­ne mut­ter moch­te den spruch.

ich nahm als vor­spei­se ein rin­der-tar­ta­re, von re­gio­na­len rin­dern glau­be ich, dass mir et­was zu pom­pös or­na­men­tiert war, aber sehr, sehr le­cker schmeck­te.

tartare im hotel freigeist

als haupt­gang hab ich mir ein pilz­ri­sot­to kom­men las­sen. das war auch sehr le­cker und es kam viel be­schei­de­ner auf den tisch.

ruhewald bürgerholz in northeim

mei­ne oma ha­ben wir letz­tes jahr im „ru­he­wald bür­ger­holz“ be­stat­ten las­sen. sie sprach nicht ger­ne über ih­ren tod, vor al­lem weil sie ihn auch mit 92 für sehr un­wahr­schein­lich hielt. ihr ein­zi­ger aus­ge­spro­che­ner wunsch war, ne­ben ih­rem mann be­stat­tet zu wer­den. letz­te jahr liess sich die­ser wunsch aus ir­gend­wel­chen bü­ro­kra­ti­schen oder or­ga­ni­sa­to­ri­schen grün­den noch nicht um­set­zen, die­ses jahr konn­ten wir ihr den wunsch er­fül­len.

blick vom ruhewald bürgerholz in northeim auf einen anderen wald

das grab im wald zu fin­den war gar nicht so ein­fach. die be­stat­ter war­te­ten ei­gent­lich am „an­dachts­platz“ auf uns, ka­men dann aber zu uns rü­ber, als sie merk­ten, dass wir eher dar­an dach­ten, am grab selbst ein biss­chen an­däch­tig zu sein. ei­ner der her­ren brach­te dann die urne, in die mein opa um­ge­bet­tet wur­de, sehr an­däch­tig, zu uns rü­ber. ich kam mir vor wie im film:

die urne war sehr schön (und kom­pos­tiert sich in den nächs­ten jah­ren selbst), auch die klei­ne an­dacht war stil­voll, aber vor al­lem la­gen die bei­den jetzt wie­der zu­sam­men. dar­über freu­ten sich auch die bei­den be­stat­ter.

auf dem rück­weg sa­hen wir die vor­be­rei­tun­gen für ei­nen schul­klas­sen­aus­flug in den wald, für den (of­fen­sicht­lich) eine falk­ne­rin aus dem kreis nort­heim en­ga­giert wor­den war, die den kin­dern ei­nen rot­schwanz­bus­sard, eine schlei­er­eu­le und ei­nen uhu mit­ge­bracht hat­te.

schleiereule
uhu

mein va­ter, der sich mit vö­geln ei­gent­lich sehr gut aus­kennt [sic!] er­kann­te den rot­schwanz­bus­sard nicht, was aber dar­an liegt, dass er nicht hei­misch ist, son­dern aus nord­ame­ri­ka kommt. die schlei­er­eu­le war re­la­tiv jung, der uhu hin­ge­gen um die 36 jah­re alt. in der wi­ki­pe­dia steht, dass uhus in ge­fan­gen­schaft bis zu 68 jah­re alt wer­den kön­nen. in frei­heit wer­den sie bei wei­tem nicht so alt. eine häu­fi­ge to­des­ur­sa­che von eu­len in deutsch­land ist hun­ger. es gibt im­mer we­ni­ger mög­lich­kei­ten für eu­len im win­ter mäu­se zu ja­gen, ei­ner­seits weil die schäd­lichs­be­kämp­fung die zahl der mäu­se kräf­tig re­du­ziert (und die nah­rung ver­gif­tet), an­de­rer­seits weil eu­len kaum noch zu­gang zu scheu­nen ha­ben, um dort auch im win­ter zu ja­gen. weg­flie­gen woll­ten die schlei­er­eu­le und der uhu, als wir so um sie rum­stan­den, trotz­dem stän­dig.


nach dem abend­essen habe ich die spei­se­kar­te nach whis­ky ab­ge­sucht. im „frei­geist“ gabs nur ei­nen schot­ti­schen sin­gle malt, bun­na­hab­hain. der kommt wie mein lieb­lings­whis­ky laphroiag auch aus is­lay und in der tat hat er mir auch sehr gut ge­schmeckt: viel we­ni­ger tor­fig als der laphroiag, aber ähn­lich äthe­risch-leicht. im whis­ky-store wird er als „leicht mit Früch­ten, ei­nem Hauch Va­nil­le“ be­schrie­ben und ich muss sa­gen das stimmt. vor al­lem schmeckt er sehr viel kom­ple­xer, bei­na­he wür­de ich sa­gen kom­pli­zier­ter, als der laphroiag. ger­ne wie­der.