making a murderer s01e01

felix schwenzel, , in gesehen    

making a murderer

erstmal das angenehme: kein sprecher im off, kein dramatischer erzähler und erst recht kein sprecher der die übersetzten aussagen der menschen, die im bild zu sehen sind, über das bild quatscht (obwohl man das auf netflix zuschalten kann, wenn einem danach sein sollte). die dramtik, die ganze erzählung, setzt sich allein durch den schnitt des rohmaterials zusammen, dass laura ricciardi und moira demos über 10 jahre hinweg gesammelt haben. natürlich werden auch neuere HD-aufnahmen regelmässig in das alte bildmaterial geschnitten, inklusive der unvermeindlichen steadycam stimmungsaufnahmen

gerade wegen der sprecherlosigkeit, dadurch dass sich die geschichte quasi selbst erzählt und der erzähler nur im hintergrund (stumm am schnittpult) in erscheinung tritt, wirkt und geht einem die geschichte sehr nah. niemand sagt einem direkt, was man von dem, was man sieht, halten soll — oder wie man die protagonisten finden solle. der zuschauer, ich, muss alle bewertungen selbst vornehmen. wie bei einem guten film.

dass der regisseur, die drehbuchschreiber, die schauspieler einen dabei steuern, dinge auslassen (könnten), der geschichte einen drall geben ist wohl auch einer der gründe warum die serie derzeit sehr kontrovers diskutiert wird. (der hauptgrund dürfte allerdings sein, dass man beim zusehen zeuge himmelschreiender ungerechtigkeit und justizwillkür wird.)

dustin rowles hat beispielsweise auf pajiba ein stück veröffentlicht, das in der überschrift fragt, ob making a murderer wirklich alle beweise gezeigt hat. ich lese den text erst, wenn ich die serie zuende gesehen habe, das empfiehlt rowles auch:

Do yourself a favor, and don’t spoil anything about the series before watching it. It’s easy enough to do a Google search and ruin the ending, but the ending doesn’t tell the real story, because the real story is about our messed up legal system and how it deprives the socioeconomically disadvantaged and the uneducated of the presumption of innocence. It’s a crazy story, and viewers of Making a Murderer will find themselves pulling their hair out in furious anger. You will yell “Fuck that guy,” or “Fuck everybody” at least half a dozen times over the course of the series. It’s also wildly addictive, the kind of 10-hour series you’ll inadvertently find yourself binge-watching in a day […].

If you haven’t watched it, go do so now. Everything below will contain spoilers for those who have already watched it.

die beifahrerin ist bereits bei folge 6 und ist völlig fassungslos, was sie dort zu sehen bekam. ich fürchte ich werde mich auch aufregen und habe mir ehrlich gesagt gewünscht, die serie hätte nach dieser ersten folge aufgehört: ein mann der 18 jahre unschuldig im gefängnis sass, freigelassen wird und gegen die polizei klagt. das ist, wie es in der ersten folge gezeigt wurde, für meine verhältnisse schon erschüternd genug. aber soweit ich mitbekommen habe, ist das eben erst der anfang. ich fürchte zur entspannung und zur restaurierung meines glaubens an die gerechtigkeit und effektivität des amerikanischen justizsystems, muss ich mir zwischen den einzelnen folgen von making a murderer immer wieder ein, zwei folgen bones reinpfeifen.

auf netflix gesehen, auch auf youtube:

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