wie tim bur­ton ge­gen wal­ter moers ver­lor

felix schwenzel

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eben big fish von tim bur­ton ge­se­hen. ganz net­ter film. ein paar mal muss­te ich la­chen, die lie­bes­ge­schich­te war rüh­rend, die fi­gu­ren und die ge­schich­te zum teil ganz sku­ril. mehr nicht. das wor­um es in die­sem film ging, das ge­schich­ten­er­zäh­len, war der schwächs­te teil des films.

im ge­gen­teil zu manch an­de­rer ge­schich­te die uns die fi­nan­zi­ell dar­ben­de film­in­du­trie zum frass vor­wirft, war big fish eine der bes­se­ren, aber wenn man vor­her wal­ter moers „die 13 1/2 le­ben des käpt’n blau­bär“ ge­le­sen hat, er­scheint die ge­schich­te drö­ge, lang­wei­lig und ba­nal. ja, käpt’n blau­bär. je­der der ab und zu die sen­dung mit der maus guckt weiss, dass käpt’n blau­bär scheis­se ist. das liegt aber nicht an wal­ter moers, dem schöp­fer der fi­gur, son­dern am wdr, der die rech­te an käpt’n blau­bär von moers ge­kauft hat und da­mit macht was er will, im üb­ri­gen schon län­ger ohne das wohl­wol­len von wal­ter moers. ich ken­ne vie­le er­wach­se­ne die die sen­dung mit der maus lie­ben und re­gel­mäs­sig gu­cken, aber ich ken­ne kei­nen der nicht bei käpt’n blau­bär ab­schal­tet.

ganz an­ders das buch. ich hät­te es wohl nie ge­le­sen, wenn es mir nicht gita, mei­ne chef­buch­emp­feh­lerin, wärms­ten emp­foh­len und ge­schenkt hät­te. wi­der­wil­lig und mit der al­ber­nen stoff­fi­gur aus dem fern­se­hen im kopf be­gan ich das buch zu le­sen und war schnell ge­fes­selt. ge­fes­selt vom sprach­witz, von der un­kon­ven­tio­nel­len art zu er­zäh­len und der aus dem buch trie­fen­den, über­bor­den­den phan­ta­sie. man hat beim le­sen das ge­fühl moers muss­te das buch schrei­ben um nicht vor lau­ter ideen zu plat­zen. wo­her hat er all die ideen frag­te ich mich un­ent­wegt und schwer ei­fer­süch­tig. und die spra­che! kein ein­zi­ger an­gli­zis­mus kommt moers über die lipp­pe. er reizt die deut­sche spra­che aus wie dou­glas adams die eng­li­sche. er kon­stru­iert neue wor­te, neue my­to­lo­gi­sche fi­gu­ren, al­le­samt klug, wit­zig und stim­mig er­zählt. ganz ne­ben­bei er­fährt man auch was in wahr­heit (sic!) mit at­lan­tis pas­siert ist.

ich kom­me mir schon fast vor wie eine trat­schwel­le. den trat­schwel­len be­geg­net kapt’n blau­bär, als er auf ei­nem floss, schiff­brü­chig auf dem meer treibt. ei­gent­lich re­den „trat­schwel­len“ schiff­brü­chi­ge in den wahn­sinn, doch mit dem blau­bä­ren, der, als sie ihn tra­fen noch kein wort spre­chen konn­te, ha­ben sie mit­leid und brin­gen ihm das spre­chen bei. al­les was sie über das spre­chen wis­sen brin­gen sie ihm bei. sei­ne lek­ti­on hat der blau­bär gut ge­lernt, so dass er die 700 sei­ten des buchs als ich-er­zäh­ler mit die­sem wis­sen bes­tens be­fül­len kann.

so kam ich also schon im kino auf den ab­sur­den ver­gleich zwi­schen tim bur­ton, mit sei­ner leicht lang­wei­li­gen, ba­na­len ge­schich­te und wal­ter moers mit sei­nem wit­zi­gen, sprit­zi­gen, mit äus­serst phan­ta­sie­vol­len ge­schich­ten ge­spick­ten buch. den di­rek­ten ver­gleich ge­winnt moers. haus­hoch. le­se­be­fehl.