bild kokst nicht

felix schwenzel

>

man­che wor­te ha­ben ja meh­re­re be­deu­tun­gen. so be­zeich­nen „sekt und ka­vi­ar“ zwar ei­ner­seits perl­wein und störei­er (nicht die störei­er die man bei kund­ge­bun­gen auf po­li­ti­ker wirft, son­dern die des fi­sches), bzw. stör­ro­gen, aber die­se re­de­wei­se wird auch be­nutzt um se­xu­al­prak­ti­ken zu be­zeich­nen die mit ei­ner fi­xie­rung auf fä­ka­li­en zu tun ha­ben. man soll­te die­se re­de­wen­dung also mit vor­sicht ge­brau­chen, wenn man sich oder an­de­re nicht lä­cher­lich ma­chen will.

ähn­lich ver­hält es sich mit der re­de­we­nung „das näs­chen pu­dern“. das kann laut die­ser web­sei­te was mit schmin­ken zu tun ha­ben, ein syn­onym für aufs klo ge­hen oder das kok­sen, also ko­ka­in schnup­fen, sein.

die nase zu pu­dern kann also „kok­sen“ be­deu­ten. so­weit so gut.

heu­te las ich in der bild­zei­tung ei­nen ar­ti­kel von ca­ro­lin dend­ler, in dem sie schrieb, nicht nur min­des­tens 20 mi­nu­ten wäh­rend des wie­ner opern­balls auf der toi­let­te zu­ge­bracht zu ha­ben (und „zu­fäl­lig“ au­gen­zeu­gin des „ball­hö­he­punk­tes“ wur­de), son­dern auch die toi­let­te zum „nase pu­dern“ auf­such­te.

[Ger­ri Hal­li­well] stöhn­te ein­mal tief, be­vor sie die Toi­let­ten­tür zu­schloß: „Wann kann ich end­lich ins Bett?“ Ganz zu­fäl­lig und prak­ti­scher­wei­se wur­de ich [Ca­ro­lin Dend­ler] Au­gen­zeu­ge des Ball­hö­he­punkts, ir­gend­wann muß man sich ja die Nase pu­dern...

Ge­gen 23.15 Uhr und eine Vier­tel­stun­de spä­ter klopft ihre Ma­na­ge­rin Jo­a­na an der Tür: „Geri, bist du o. k.?“ Kei­ne Ant­wort. Ich fra­ge die Ma­na­ge­rin: „Jo­a­na, wie ge­fällt Ih­nen der Abend? Amü­siert sich Geri?“ Sie rollt die Au­gen und meint: „Es ist schreck­lich, ganz schreck­lich.“

was will uns ca­ro­lin dend­ler da­mit sa­gen? dass sie zur alt­mo­di­schen rie­ge von frau­en ge­hört die sich re­gel­mäs­sig aus kos­me­ti­schen grün­den mit pu­der­quas­te und pu­der­do­se die nase pu­dern und da­bei ris­kie­ren sich das abend­kleid zu ver­sau­en? dass sie so fein ist, dass sie statt „ich geh mal eben pis­sen“, „ich bin gleich zu­rück, ich gehe mir nur mal eben 20 mi­nu­ten die nase pu­dern“ sagt? oder deu­tet sie an, dass sie auch mal ger­ne ver­bo­te­ne kon­ser­vie­rungs­mit­tel be­täu­bungs­mit­tel kon­su­miert?

also ich kann mir das ehr­lich­ge­sagt nicht vor­stel­len, dass ir­gend­je­mand aus der bild-„zei­tungs“-re­dak­ti­on kokst. ich glau­be da­für wür­de ich so­gar mei­ne hand ins feu­er le­gen (und der bild­zei­tungs­kum­pel jo­han­nes paul II si­cher auch). des­halb bin ich si­cher, dass wir im som­mer­loch, wenn der bild­zei­tung die the­men aus­ge­hen, den gros­sen re­dak­ti­ons haar­pro­ben test in der bild-„zei­tung“ le­sen wer­den, der auch den letz­ten zweif­ler da­von über­zeu­gen wird: bild kokst nicht!