theater vs. kino

felix schwenzel

ich habe heute früh im waschsaloon einen text (offline) geschrieben, eben noch ein bisschen weitergeschrieben und dann später (online) nochmal nach einem text/link bei mir gesucht den ich in den text einbauen wollte. dabei habe ich gemerkt, das beide texte (fast) genau gleich anfangen und eigentlich beide das gleiche aussagen, nämlich dass ich theater nicht mag. (den aktuellen) text zwei habe ich geschrieben um eine einleitung zu einer film-empfehlung hin zu bekommen, text eins habe ich damals geschrieben um nach einem theaterbesuch meinen unmut am theater allgemein herauszublasen.


ich mag theater nicht sonderlich. das habe ix mit elle gemeinsam . theater hat was, diese direktheit, die nähe, das unmittelbare und manchmal sogar geruch. aber es hat auch oft diesen drang sich trotz minderer qualität in den vordergrund zu spielen, provokation nennen das die theatermacher gerne. dieses zwanghafte rumexperimentieren finde ich manchmal ziemlich anstrengend anzuschauen. komischerweise ist es umgekehrt ziemlich spassig, also theater zu machen. das mache ich sehr gerne, auch in der doppelten bedeutung auf die ich hier gerade provokant anspiele. ich stand einmal auf der anderen seite, als mein damaliger ehemaliger mitbewohner hannes mich fragte ob ich keine lust hätte das bühnenbild für eine seiner produktionen zu gestalten. so macht theater spass, am text arbeiten, am licht, an der bühne, am setting, an der stimmung. der prozess ist der witz am ganzen. wenn ich dann als nicht an der entstehung beteiligter, als naiver, die vorgeschichte nicht kennender zuschauer in unser theaterstück („ der hirsch auf der treppe “) gekommen wäre, ich hätte mich wahrscheinlich furchtbar aufgeregt und hätte versucht rauszugehen. bei uns war das schwer, denn wir hatten das publikum ganz provokativ nach draussen gesetzt, gespielt wurde drinnen. ausserdem wurden die zuschauer mit dem bus am züricher schauspielhaus eingesammelt und dann mit dem bus ca. 20. km zum spielort gefahren. da konnte man nicht einfach nachhause gehen.

aber auch im „normalen“ theater ist es äusserst schwer zu gehen, wenn man es zum beispiel nicht bis zur pause aushalten möchte.

kurzum, als rezipient kann ich mit dem theater meist nicht viel anfangen, mit ein paar ausnahmen. diese ausnahmen basierten meist auf empfehlungen. in stuttgart empfahl mir beispielsweise jan, mein anderer theaterbelasteter wg-mitbewohner, ab und zu stücke die in „der rampe“ spielten, meist stücke in denen er mitspielte. mir gefielen die stücke meistens sogar. junges, engagiertes theater, sowohl die regisseure, als auch die bühnenbildner und schauspieler engagierten sich überdurchschnittlich und lieferten kurzweiliges, interessantes theater. ein paar jahre später arbeitete jan in tübingen an einem kleinen theater. er lud mich und peter zur premiere ein. peter und ich langweilten und ärgerten uns über das stück kaputt, es war nicht auszuhalten, so schlimm, dass wir, noch vor der pause den ort der qual verliessen und ich damit auch meine freundschaft zu jan aufs spiel setzte. ich vermute stinkig isser schon gewesen, aber ein paar jahre später meldete er sich bei mir in berlin mal wieder. wir gingen sogar nochmal gemeinsam ins theater, tranken ab & zu ein bierchen.

ausser jan vertraue ich sehr wenigen menschen, wenn sie mir theaterstücke empfehlen wollen. ja mir fällt spontan keiner ein. bei kino ist das anders. meist kann man schon am trailer sehen ob der film was taugt und kritikermässig kennt man nach einer weile halt auch seine pappenheimer. im kino gibts zwar auch enttäuschungen, aber die kommen mir prozentual viel niedriger vor als im theater und falls es mal ganz schlimm werden sollte, fällt das rausgehen auch viel leichter als im theater. keiner fühlt sich beleidigt.

heute habe ich von jan wieder mal eine empfehlung bekommen. für einen kinofilm. zuerst dachte ich, oh, toll, jan hats bis ins kino geschafft, aber auf der besetzungsliste habe ich ihn nicht gefunden und auf meine mail hat er auch (noch) nicht geantwortet.

der trailer sieht im gegenteil zur website zum film ganz vielversprechend aus. die „katze im sack“ läuft ab 14. april in ein paar kinos in berlin, leipzig, dresden, hamburg und münchen. eigenwerbung:

Der Spielfilm ist radikales, konsequentes, junges Kino, wurde letztes Jahr auf dem First Steps als "bester Nachwuchsfilm des Jahres" ausgezeichnet, hat auf dem Max Ophüls Festival in Saarbrücken Preise für das "beste Drehbuch" und die "beste Filmmusik" erhalten, lief gerade sehr erfolgreich in der Nachwuchsreihe "Perspektive Deutsches Kino", auf der Berlinale und ist ab 14. April im Kino zu sehen. (In Leipzig: Schaubühne Lindenfels)

auch wenn die worte „radikal“, „konsequent“ und „jung“ in der eigenwerbung eher an nerviges autoren-theater erinnern, werde ich mir den film anschauen, vom licht und der story scheint er ein bisschen gegendiewandig zu sein.

mann. soviel text für eine film empfehlung. das geht auch kürzer. demnächst.