ah­nungs­lo­sig­keit

felix schwenzel

kürz­lich las ich, dass ro­bert ba­sic un­ter­wegs nach las ve­gas sei. dort sei er in ei­nem ho­tel na­mens „the ve­ne­ti­an“ un­ter­ge­bracht. er gab zu, das ho­tel nicht zu ken­nen. wie kann man das ve­ne­ti­an nicht ken­nen frag­te ich mich. die­ses grös­sen­wahn­sin­ni­ge ho­tel dass den mar­kus­platz und ve­ne­digs ka­nä­le in­nen nach­ge­baut hat, nicht ganz rea­lis­tisch zwar (die ka­nä­le rie­chen nach chlor und nicht nach scheis­se wie im ori­gi­nal) aber doch ziem­lich am­bi­tio­niert — das kennt doch je­der. mein ers­ter ge­dan­ke war: wie kann man so ah­nungs­los sein und das nicht ken­nen? mein zwei­ter ge­dan­ke war: war­um soll­te er das wis­sen? nur weil ich zu­fäll­lig mal da war und er nicht soll­te ich klü­ger sein?

mir fiel auf, dass ich re­flex­ar­tig ar­ro­gant bis über­mü­tig re­agie­re wenn leu­te et­was nicht wis­sen, das ich weiss. und das mir, der ich mir — wenn ich mich trau­en wür­de — doch so­kra­tes spruch „ich weiss dass ich nichts weiss“ auf den bauch tä­to­wie­ren lies­se, weil ich den spruch als eine der we­ni­gen ab­so­lut gül­ti­gen wahr­hei­ten er­kannt zu ha­ben glau­be. aus­ser­dem glaub­te ich im­mer, dass un­der­state­ment, bzw. be­schei­den­heit nicht nur eine zier sind, son­dern im mensch­li­chen mit­ein­an­der den um­gang un­ge­heu­er er­leich­tern.

ei­ner­seits ist es so, dass ich leu­te die den ein­druck er­we­cken könn­nen zu al­lem und je­dem et­was qua­li­fi­zier­tes zu sa­gen, leu­te die al­les mit klu­gen zi­ta­ten aus­schmü­cken könn­nen oder sa­chen wis­sen die ich nicht mal im traum wüss­te durch­aus be­wun­dern kann — so­lan­ge sie die­ses über­wis­sen iro­nisch oder selbst­re­flek­tiv bre­chen. an­de­rer­seits fin­de ich, dass man die ah­nungs­lo­sig­keit glo­ri­fi­zie­ren soll­te — so­lan­ge die­se ah­nungs­lo­sig­keit mit neu­gier ver­bun­den ist. kin­der sind so. ah­nungs­los und neu­gie­rig.

zwei­fel, iro­nie, brü­che, neu­gier, ah­nungs­lo­sig­keit, di­stanz. da­von will ich mehr le­sen. klug­scheis­ser die al­les wis­sen und beim schrei­ben ihre zei­ge­fin­ger he­ben nicht.