rein­heit und so

felix schwenzel

vor ei­ni­gen ta­gen hat der künst­ler jake chap­man dem ta­ges­spie­gel ein in­ter­view ge­ge­ben und un­ter an­de­rem fol­gen­des ge­sagt:

Neh­men Sie den Wi­der­stand ge­gen gen­ma­ni­pu­lier­te Nah­rung. Es ist ein na­tür­li­cher Pro­zess bio­lo­gi­schen Le­bens, sich selbst zu ver­än­dern. Die Idee, Leu­te da­von ab­zu­hal­ten, hat mit dem Glau­ben zu tun, dass je­des ein­zel­ne Gen eine rei­ne DNA hat, dass es eine rei­ne Spe­zi­es dar­stellt, die man schüt­zen muss. In der Wirk­lich­keit gibt es aber kei­ne rei­ne Spe­zi­es, nichts ist rein. Al­les ist in fort­wäh­ren­der Ver­un­rei­ni­gung. Al­les ist eine fort­wäh­ren­de Krank­heit. Ich den­ke, die­se ab­so­lu­ten Wer­te sind auf be­un­ru­hi­gen­de Wei­se wie Rein­heits­ge­set­ze, der Öko­lo­gie­dis­kurs ist sehr er­schre­ckend.

ich er­schre­cke im­mer wie­der über die­se „rein­heits­dis­kus­sio­nen“ die auch oft in dis­kus­sio­nen über das in­ter­net oder das blog­dings auf­tau­chen. da wird manch­mal vom „stre­ben nach rein­heit“ ge­spro­chen, der müll, der kom­merz sol­le „draus­sen“ ge­hal­ten wer­den, man­chen blog­ger for­dern ein neu­es in­ter­net weil das alte zu kom­mer­zi­ell oder zu we­nig sub­ver­siv sei und man­che pod­cas­ter be­kla­gen sich, dass die öf­fent­lich recht­li­chen sen­der die ka­nä­le mit ih­ren in­hal­ten „ver­stopf­ten“. ich mag „viel­falt, cha­os, frei­heit“, ich mag den misch­wald, den müll und den schmutz. zu­min­dest den­ke ich, sau­ber­ma­än­nern, egal aus wel­cher ecke sie nun kom­men, aus der öko-, der wer­be­has­ser- oder möch­te­gern-punk-sze­ne (mit riem­chen), aus der po­li­tisch lin­ken oder rech­ten ecke, man soll­te ih­nen im­mer mit ganz viel skep­zis be­geg­nen.

p.s.: na­tür­lich ist „sub­ver­siv“ gut, ein biss­chen ord­nung auch, aber ohne viel­falt, schrott und schmutz ist das al­les nix wert und wird kon­trast­los.

p.p.s: ich habe mal ei­nen kol­le­gen der mir sag­te „ord­nung ist das hal­be le­ben“ ge­fragt, was denn die an­de­re hälf­te sei. er mein­te „auch ord­nung“. wit­zig kann man das frei­lich nur fin­den, wenn man sei­ne woh­nung kennt.