le­sen und gu­cken

felix schwenzel

* watch­men ge­kauft, weil wil wea­ton es sehr ein­dring­lich emp­foh­len hat.
[die ers­ten sei­ten ma­chen lust das ding in ei­nem rutsch durch­zu­le­sen. ich frag mich nur, ist es klug erst die vor­la­ge zu le­sen und dann ins kino zu ge­hen?]

* das­Frei­tag ge­kauft und bei­na­he we­gen der blöd­sin­ni­gen an­gli­zis­men, bläh-wor­ten und sprach­li­cher spa­ckig­keit wie­der weg­ge­schmis­sen.
[al­lein schon der un­ter­ti­tel „Das Mei­nungs­me­di­um“, über­all steht „Blog­gen Sie mit!“ und über­all wird „das blog“ „der blog“ ge­nannt. über­all hin­wei­se dar­auf, dass man in der „Com­mu­ni­ty“ le­ser beim dis­ku­tie­ren be­ob­ach­ten kön­ne oder selbst dis­ku­tie­ren kön­ne. ein pro­bo­abo wird un­er­klär­li­cher­wei­se „Das mei­nungs­star­ke Kurz­abo“ ge­nannt, eine stink­nor­ma­le ko­lum­ne von adria­ne se­li­ger, die ei­nem als in ber­lin le­be­ne­de pu­bli­zis­tin vor­ge­stellt wird, wird „Blog­kom­men­tar“ über­schrie­ben, wohl­ge­merkt in der print­aus­ga­be. in der ei­gen­wer­bung für die frei­tag.de-site steht un­ge­lo­gen „Sie wol­len mehr als nur kom­men­tie­ren? Set­zen Sie ei­ge­ne The­men und Ak­zen­te! Fül­len Sie Ihr Pro­fil aus und star­ten Sie ihre ei­ge­nen Blog.“

klar, das sind al­les klei­nig­kei­ten, aber ge­ra­de die zeu­gen nor­ma­ler­wei­se von der lei­den­schaft der ma­cher ei­nes dings. de­tails sind wie her­pes, wer auf sie scheisst, wird ruck­zuck von ih­nen zu­ge­deckt. an­de­rer­seits; auf ei­ni­ge de­tails ha­ben die ma­cher vom frei­tag sehr sorg­fäl­tig ge­ach­tet, das lay­out und for­mat ist enorm lie­be­voll zu­sam­men- und ab­ge­kup­fert.

auch die tex­te selbst, die die ich bis jetzt in der print­aus­ga­be ge­le­sen habe, sind ganz ok. selbst der spie­gel­fech­ter wirkt im print nicht mehr so lang­at­mig und aus­schwei­fend wie in sei­nem blog­dings. das klug­scheis­se­ri­sche und er­klär­bä­ri­ge hat er sich frei­lich bei­be­hal­ten, passt da­mit aber auch ganz wun­der­bar in den print-jour­na­lis­mus.

was ich mich al­ler­dings wirk­lich fra­ge, wer soll den gan­zen mei­nungs­scheiss auf frei­tag.de le­sen? wozu die­nen die vie­len neu­en blogs bei frei­tag.de? wie und wo er­ken­ne ich re­le­van­tes, her­aus­ra­gen­des, le­sens­wer­tes? nach spä­tes­tens 10 klicks auf frei­tag.de bin ich müde, ver­lo­ren, ver­wirrt und habe die schnau­ze voll vom schril­len und be­lie­bi­gen rum­ge­mei­ne auf der site.]

* mal wie­der gla­ser ge­le­sen. ich fra­ge mich wie man sol­chen mas­sen an text pro­du­zie­ren kann, bei gleich­blei­bend ho­her qua­li­tät. sät­ze die ich in stein meis­seln möch­te:

  • „Bei man­chen Mo­bil­te­le­fo­nen muss man fast schon auf­pas­sen, sie nicht un­ab­sicht­lich ein­zu­at­men.“
  • „Die­ses son­der­ba­re Be­dürf­nis, es sich schwe­rer zu ma­chen als nö­tig, fin­det sich in fast je­dem mo­der­nen Ge­rät.“
  • Le­wis Mum­ford: „In der gan­zen or­ga­ni­schen Welt be­ruht Ent­wick­lung auf An­stren­gung, In­ter­es­se und ak­ti­ver Teil­nah­me - nicht zu­letzt auf der sti­mu­lie­ren­den Wir­kung von Wi­der­stän­den, Kon­flik­ten und Ver­zö­ge­run­gen. Selbst bei den Rat­ten kommt vor der Paa­rung die Wer­bung.“

* bau­er­feind ge­guckt. nein, ich habs nicht ge­guckt, ich hab mich durch­ge­quält.
[al­lein als kat­rin bau­er­feind ganz am an­fang sag­te „bär­äck oba­ma“, roll­ten sich schon mei­ne fuss­nä­gel hoch. wenn sie schon aus den ers­ten bei­den „a“ ein „ä“ macht, war­um nicht auch mit dem drit­ten „a“? wenn schon falsch, dann bit­te ganz falsch, „bär­äck obä­ma“. dann die­se blö­de num­mer, dass sie, of­fen­sicht­lich von ih­rer re­dak­ti­on ge­tex­tet und von ihr aus­wen­dig auf­ge­sagt, be­haup­te­te, in der sen­dung al­les al­lei­ne zu ma­chen: „und weil ge­ra­de kri­se ist, ha­ben wir ein paar leu­te gar nicht erst ein­ge­stellt, das heisst ich mach jetzt hier al­les sel­ber, bin die per­so­nal­uni­on, ich star­te bei­trä­ge, ich stop­pe bei­trä­ge […].“ was zur fol­ge hat, dass sie so tut als ob sie mit ei­ner maus und re­tor­ten-maus­klick-ge­räu­schen bei­trä­ge star­tet, bei­trä­ge un­ter­bricht oder bei­trä­ge stoppt.

rum­faken, so tun als ob — das ist nicht in­no­va­tiv, mo­dern oder au­then­tisch, das ist nicht aus­zu­hal­ten­des, prä­ten­tiö­ses po­sen.

ich fra­ge mich war­um es dem deut­schen fern­se­hen so schwer fällt ech­te im­pro­vi­sa­ti­on, ech­tes mo­gu­lus­ar­ti­ges di­le­tie­ren zu zei­gen, statt es zu glät­ten und zu faken? müll fin­de ich ok, aber hoch­glanz­müll läuft im fern­se­hen ohne dass ich zu­gu­cke.]