hei­ra­ten in las ve­gas

felix schwenzel

hei­ra­ten in las ve­gas ist ganz ein­fach. ich kann das aus ei­ge­ner er­fah­rung be­rich­ten. man muss nur hin­fah­ren, sich im „Mar­ria­ge Bu­reau“ eine li­zenz zum hei­ra­ten aus­stel­len las­sen und da­nach eine ka­pel­le aus­su­chen. die be­hör­de hat üb­ri­gens täg­lich, auch an fei­er­ta­gen, bis 24 uhr ge­öff­net, man zeigt sei­ne aus­wei­se, füllt ein for­mu­lar aus und fer­tig.

in las ve­gas gibt es zehn tril­lio­nen ka­pel­len in de­nen man hei­ra­ten kann. al­len ge­mein­sam ist, dass sie mit li­zen­sier­ten stan­des­be­am­ten oder pfar­rern zu­sa­men­ar­bei­ten, die die hoch­zeit durch­füh­ren (und se­pa­rat, per „spen­de“ be­zahlt wer­den). aber im prin­zip kann man mit sei­ner hei­rats­li­zenz in eine ka­pel­le her­ein­psa­zie­ren und ver­hei­ra­tet wie­der raus­ge­hen.

um die hoch­zeit da­nach in deutsch­land (rück­wir­kend) an­er­ken­nen zu las­sen braucht man dann al­ler­dings noch ein paar un­ter­la­gen, sehr viel ge­duld und die fä­hig­keit, deut­sche be­am­te zu er­tra­gen. ei­ner­seits ver­lan­gen die deut­schen be­hör­den für die rück­wir­ken­de an­er­ken­nung der hoch­zeit eine be­glau­big­te ko­pie, die man sich mit ei­ner 10 dol­lar geld­an­wei­sung recht ein­fach auf dem post­weg be­sor­gen kann. aus­ser­dem wol­len die deut­schen be­hör­den, dass man die­se of­fi­zi­ell be­glau­big­te ko­pie noch­mals be­glau­bi­gen lässt, mit ei­ner so­ge­nann­ten „apos­til­le“. an­de­re eu­ro­päi­sche län­der schen­ken ame­ri­ka­ni­schen ur­kun­den auch ohne apos­til­le glau­ben, die deut­schen, so sag­te uns ein freund­li­cher mit­ar­bei­ter im ein­woh­ner­mel­de­amt in ham­burg, tun das nicht, weil hoch­zeits­ur­kun­den so oft ge­fälscht wür­den.

ab­ge­se­hen da­von dass hoch­zei­ten in las ve­gas in den au­gen ei­nes mit­ar­bei­ters des ein­woh­ner­mel­de­am­tes ham­burg wahr­schein­lich eh ein fake sind, so ganz ohne auf­ge­bot, deut­sche stem­pel und bü­ro­kra­ti­sches ge­bim­mel — wel­chen grund gibt es eine hoch­zeit zu „fäl­schen“? oder war­um soll­te die be­glau­big­te ko­pie leich­ter zu fäl­schen sein als eine apos­til­le?

egal, die apos­til­le kann man eben­falls per post be­an­tra­gen, man muss ein­fach die be­glau­big­te ko­pie und eine $20 geld­an­wei­sung ans „re­cor­der’s of­fice“ des clark coun­ty schi­cken und be­kommt sie in­ner­halb von zwei bis drei wo­chen zu­rück.

im bür­ger­amt mit­te in ham­burg, wo wir un­se­re hoch­zeit von den deut­schen be­hör­den an­er­ken­nen las­sen woll­ten, wies man uns al­ler­dings mit un­se­ren un­ter­la­gen em­pört ab. da deutsch schliess­lich die amts­spra­che sei, könn­ten wir ohne ei­nen or­dent­li­che amt­li­che über­set­zung der ur­kun­de und der apos­til­le lei­der nicht den deut­schen be­amt­ense­gen be­kom­men. er­staun­lich fand ich, dass sich eine stadt die sich „das tor zur welt“ nennt, be­am­te leis­tet die die spra­che die­ser welt nicht spre­chen. qua­si eine welt­me­tro­po­le mit dem be­hör­den­geist von hin­ter­arsch­heim.

also ha­ben wir noch­mal 60 euro und zwei wo­chen war­te­zeit in ei­nen amt­li­che über­set­zung in­ves­tiert und sind dann, das schlimms­te ah­nend, wie­der zum amt ge­gan­gen. wie er­war­tet, war die be­die­nung im bür­ger­amt mit un­se­ren un­ter­la­gen im­mer noch nicht zu­frie­den. die über­set­zung wür­dig­te sie ko­mi­scher­wei­se mit kei­nem blick, da­für aber die apos­til­le. die sähe nicht rich­tig aus. die sehe sonst ganz an­ders aus. aus­ser­dem sei sie nur an die be­glau­big­te ur­kun­de an­geta­ckert und nicht, wie das ei­gent­lich zu sein hät­te, mit ei­nem of­fi­zi­el­len sie­gel be­fes­tigt. sie müss­te das mal mit ih­rem chef be­spre­chen. nach 10 mi­nu­ten kam sie zu­rück und sag­te uns, kurz be­vor un­se­re köp­fe kaf­ka­esk ex­plo­dier­ten, dass sie beim stan­des­amt ge­fragt hät­te und dort habe man ge­sagt, die apos­til­le sei in ord­nung so.

mer­ke: deut­schen be­am­ten ist nicht nur die be­glau­bi­gung und über­set­zung der be­glau­bi­ten ko­pie wich­tig, son­dern auch das aus­se­hen die­ser un­ter­la­gen. deut­sche be­am­te in ei­ner welt­stadt ist das welt­stadt­i­mage scheiss­egal. deutsch­land hat ein pro­blem mit ge­fälsch­ten hoch­zeits­ur­kun­den.

trotz­dem. ix bin jetzt nicht nur ver­hei­ra­tet, son­dern habe auf der lohn­steu­er­kar­te steu­er­klas­se III und 0,5 kin­der.