kau­dern

felix schwenzel

vol­ker kau­der hat der ber­li­ner zei­tung ein in­ter­view ge­ge­ben. auf­merk­sam dar­auf wur­de ich durch se­bas­ti­an reichl, der sich be­reits tref­fend und le­sens­wert dar­über auf­reg­te. was se­bas­ti­an rei­chel nicht kom­men­tier­te ist fol­gen­der satz von vol­ker kau­der:

Mei­ne Er­fah­rung ist, dass al­les was mög­lich ist, ge­macht wird.

die­ser satz ist ei­gent­lich sen­sa­tio­nell. denn kau­der ist bei­spiels­wei­se ein gros­ser be­für­wor­ter der vor­rats­da­ten­spei­che­rung, bei der be­kannt­lich ver­dachts­un­ab­hän­gig da­ten von al­len bür­gern er­ho­ben, ge­spei­chert und ver­ar­bei­tet wer­den. die­se da­ten sind, wie je­der der sich im be­reich von in­for­ma­ti­ons-tech­no­lo­gie aus­kennt, auch miss­bräuch­lich zu nut­zen. wenn ich mich recht er­in­ne­re hat vol­ker kau­der auch dem „zu­gangs­er­schwe­rungs­ge­setz“ zu­ge­stimmt, ei­nem ge­setz, das im prin­zip die grund­la­gen ei­ner zen­sur­in­fra­struk­tur le­gen wür­de, in­dem es dem BKA ohne wei­te­re ge­richt­li­che über­prü­fung er­lau­ben wür­de, web­sei­ten zu sper­ren.

und wenn nun, frei nach vol­ker kau­der, al­les was mög­lich ist, auch ge­macht wird, wie kann er dann rei­nen ge­wis­sens ge­set­zen zu­stim­men de­ren miss­brauchs­po­ten­zi­al so hoch ist?

in­ter­es­sant.

apro­pos glau­be. das zi­tat von vol­ker kau­der dass sich se­bas­ti­an rei­chel vor­ge­knöpft hat lau­tet:

Ich glau­be nicht, dass sich Kin­der wün­schen, in ei­ner ho­mo­se­xu­el­len Part­ner­schaft auf­zu­wach­sen.

ich fin­de das in mehr­fa­cher hin­sicht be­mer­kens­wert (hab ich schon ge­sagt, dass man den ar­ti­kel von se­bas­ti­an rei­chel dazu un­be­dingt le­sen soll­te?). ei­ner­seits: seit wann ist po­li­tik eine glau­bens­fra­ge? oder an­ders for­mu­liert: soll­ten po­li­ti­ker wie vol­ker kau­der nach ih­rem gut­dün­ken ent­schei­den oder be­wer­ten, wie kin­der auf­zu­wach­sen ha­ben? was ist, wenn ein po­li­ti­ker glaubt, dass kin­der sich nicht wün­schen in ei­nem haus­halt mit fern­se­her auf­zu­wach­sen? soll­te dann der ge­setz­ge­ber da­für sor­gen, dass fa­mi­li­en, in de­nen ein fern­se­her vor­han­den ist, kei­ne kin­der ad­op­tie­ren dürf­ten? soll­te fa­mi­li­en die in der nähe von atom­kraft­wer­ken le­ben, das recht kin­der zu ad­op­tie­ren ent­zo­gen wer­den?

auch wenn vol­ker kau­der of­fen­bar aus christ­li­chen leit­kul­tur­grün­den der wis­sen­schaft tief miss­raut („was mög­lich ist wird auch ge­macht“), ich fin­de es gut, dass es wis­sen­schaft­li­che un­ter­su­chun­gen gibt. zum bei­spiel un­ter­su­chun­gen dar­über, wie „Kin­der mit zwei Müt­tern oder mit zwei Vä­tern“ sich ent­wi­ckeln. das er­staun­li­che er­geb­nis:

Nach den neu­es­ten Er­kennt­nis­sen von Stacey und Bi­blarz ist auch wei­ter­hin da­von aus­zu­ge­hen, dass Kin­der in ho­mo­se­xu­el­len Fa­mi­li­en so glück­lich (oder un­glück­lich) sind wie in he­te­ro­se­xu­el­len Fa­mi­li­en auch.

mehr noch:

Doch die Stu­di­en zeig­ten, so die bei­den So­zio­lo­gen, dass die Kin­der ho­mo­se­xu­el­ler El­tern dem­ge­gen­über "eine be­ein­dru­cken­de psy­chi­sche Stär­ke an den Tag zu le­gen schei­nen."

und kin­der die von ho­mo­se­xu­el­len paa­ren auf­ge­zo­gen wer­den, nei­gen we­ni­ger zu ste­reo­ty­pen. ich glau­be ja, dass dass es vol­ker kau­der zu wün­schen ist, dass er in ei­ner ho­mo­se­xu­el­len part­ner­schaft auf­ge­wach­sen wäre. das hät­te ihn vor sei­ner pie­fi­gen igno­ranz, ar­ro­ganz und pein­li­chen arsch­krie­che­rei in kon­ser­va­ti­ve är­sche selbst­dar­stel­lung als kon­ser­va­ti­ver be­wahrt.

vor al­lem wo es doch ei­gent­lich ganz ein­fach ist:

Kin­der sind dort glück­lich, wo sie mit Lie­be, Re­spekt und kla­ren Li­ni­en er­zo­gen wer­den […].

ach so, eins noch. zum the­ma volks­ent­schei­de weist kau­der auf die schweiz als ab­schre­cken­des bei­spiel und sagt:

Schau­en Sie sich die Schweiz an: Da gibt es Ent­schei­de über den Raus­schmiss von Asyl­be­wer­bern. Das kann man doch Deutsch­land gar nicht wün­schen.

da muss ich ihm recht ge­ben. in deutsch­land be­schlies­sen gott­sei­dank po­li­ti­ker so­was und nicht das volk.

[wie man sieht, schrei­be ich wie­der klein. ich bre­che das ex­pe­ri­ment mit gross- und klein­schrei­bung nicht aus faul­heit oder weil ich es schön fin­de ab, son­dern weil mei­ne le­ser das so wol­len.]