dumm­heit und thi­lo baum

felix schwenzel

ich weiss nicht ob das wort dumm­heit zu thi­lo baums lieb­lings­wor­ten ge­hört, er be­nutzt es auf je­den fall recht häu­fig. goog­le fin­det auf sei­ner web­site un­ge­fähr 168 fund­stel­len (da sei­en be­reits ei­ni­ge dopp­lun­gen aus­ge­fil­tert, sagt goog­le). die an­geb­li­che dumm­heit an­de­rer men­schen be­schäf­tigt thi­lo baum je­den­falls sehr, sehr stark (es ist im­mer die dumm­heit der an­de­ren, nie sei­ne ei­ge­ne). selbst mein lieb­lings­wort arsch­loch habe ich in 10 jah­ren nur 68 mal auf wir­res.net ge­braucht (thi­lo baum auf thi­lo-baum.de nur ein­mal).

mir fiel thi­lo baums ob­ses­si­on mit der dumm­heit der an­de­ren kürz­lich mal wie­der auf, als er die­se kri­tik von tina groll an sei­nem jüngs­ten buch als „das dümms­te“, was er je­mals über sein buch „Denk mit!“ ge­le­sen habe. lei­der hat er die­se kri­tik an der kri­tik sei­nes bu­ches wie­der von sei­ner web­sei­te ge­löscht. so fing das da­mals an:


vor ein paar ta­gen wo­chen schrob thi­lo baum über die dumm­heit des men­schen. ganz ge­ne­rell, des men­schen. die gan­ze mensch­heit also, aus­ser thi­lo baum na­tür­lich wahr­schein­lich.

in die­sem ar­ti­kel (ein­sor­tiert in „all­tags­phi­lo­so­phie“) ste­hen auch sehr schö­ne sät­ze, de­nen ich un­ein­ge­schränkt zu­stim­men mag:

Ich er­ken­ne an und re­spek­tie­re fol­ge­rich­tig, dass auch mir ge­ne­tisch oder auch im Ver­hal­ten eher fer­ne Tie­re ein We­sen ha­ben, spü­ren, le­ben, eine Wür­de ha­ben. Vor­aus­set­zung da­für ist das biss­chen De­mut an­zu­er­ken­nen, dass wir nicht der Na­bel der Welt sind und dass es um uns nicht geht. Und das ist ei­gent­lich ganz leicht.

leicht ist es ganz of­fen­sicht­lich nicht, denn zwei ab­sät­ze spä­ter be­weist er, dass er den (dum­men) men­schen, doch als den na­bel der welt an­sieht:

Das Ge­gen­teil von Ego­zen­trik ist die Fä­hig­keit, die Per­spek­ti­ve ei­nes an­de­ren ein­zu­neh­men. Aus Sicht an­de­rer Tie­re über­le­ben wir Men­schen ei­nen Win­ter nicht ohne Hilfs­mit­tel, brau­chen so­gar zum Hin­set­zen ein Werk­zeug und sind da­bei, den Pla­ne­ten zu zer­stö­ren. War­um soll­ten wir mehr Wür­de ha­ben als Tie­re, die den Pla­ne­ten nicht zer­stö­ren?

(her­vor­he­bung von mir)

wir zer­stö­ren den pla­ne­ten? fal­scher, an­thro­po­zen­tri­scher kann man das fast nicht aus­drü­cken. das was wir um­welt­zer­stö­rung nen­nen, ist ei­gent­lich die zer­stö­rung un­se­rer na­tür­li­chen le­bens­grund­la­gen. wir zer­stö­ren uns selbst, ge­fähr­den un­ser über­le­ben. die na­tur über­lebt uns men­schen alle, für die na­tur sind wir nicht schlim­mer als ein paar na­tur­ka­ta­stro­phen. ganz ohne den men­schen ha­ben na­tur­ka­ta­stro­phen es in der erd­ge­schich­te ge­schafft, 99 pro­zent al­ler je­mals exis­tie­ren­den ar­ten von le­ben aus­ster­ben zu las­sen. trotz­dem ha­ben na­tur­ka­ta­stro­phen es in den letz­ten 3,5 mil­li­ar­den jah­ren nicht ge­schaft die na­tur, oder ge­nau­er das le­ben auf die­sem pla­ne­ten zu zer­stö­ren. im ge­gen­teil, vie­le ka­ta­stro­phen er­mög­lich­ten vie­len le­bens­for­men erst das en­ste­hen. ge­nau­so wird es der mensch nicht schaf­fen „den pla­ne­ten zu zer­stö­ren“ oder das le­ben auf die­sem pla­ne­ten aus­zu­lö­schen.

den pla­ne­ten zer­stö­ren wird die son­ne, in ca. 5 mil­li­ar­den jah­ren, ganz si­cher nicht der mensch. für den pla­ne­ten ist der mensch eine art juck­reiz, nicht viel mehr. die na­tur braucht uns nicht und der mensch stört die na­tur auch nicht über­mäs­sig. der bio­lo­ge jo­nas salk soll das ein­mal so aus­ge­drückt ha­ben:

If all the in­sects were to di­s­ap­pear from the earth, wi­thin 50 ye­ars all life on earth would end. If all hu­man beings di­s­ap­peared from the earth, wi­thin 50 ye­ars all forms of life would flou­rish.

(quel­le)

trotz­dem, bis auf die­se bei­den denk­feh­ler, dass er selbst nicht auch dumm sein könn­te und dass der mensch den pla­ne­ten zer­stö­ren könn­te, hat thi­lo baum na­tür­lich in al­lem was er sagt, und noch nicht ge­löscht hat, recht. ego­zen­trik, oder ge­nau­er an­thro­po­zen­trik ist ein klas­si­sches mensch­heits­pro­blem.


ken ro­bin­son ist üb­ri­gens gar nicht dumm, aber da­für von be­rufs we­gen an­thro­po­zen­trisch. aus die­ser gran­dio­sen TED-prä­sen­ta­ti­on habe ich auch das zi­tat von jo­nas salk. der vor­trag von ken ro­bin­son ist üb­ri­gens ex­trem phil­an­throp und kommt trotz al­ler kri­tik an uns men­schen ohne das wort dumm­heit aus.