mar­ten­steins ver­dau­ung

felix schwenzel

über ste­fan nig­ge­mei­ers vg-wort-ti­ra­de bin ich mal wie­der auf ein mar­ten­stein-vi­deo ge­stos­sen. frü­her hat mar­ten­stein das ja re­gel­mäs­sig auf watch-ber­lin ge­macht. da sass er im­mer in der kü­che und er­zähl­te ir­gend­was. das war manch­mal wit­zig, manch­mal nicht, aber ich habe es mir re­gel­mäs­sig an­ge­se­hen. jetzt sitzt er im trep­pen­haus:

da­mals, zu watch-ber­lin-zei­ten, habe ich auch ein buch mit ge­sam­mel­ten ko­lum­nen von ihm ge­le­sen, an das ich mich et­was bes­ser als sei­ne vi­de­os er­in­ne­re. ich fand das buch irre wit­zig und toll. ich fand eine von mar­ten­steins ko­lum­nen so­gar vor etwa ei­nem mo­nat wit­zig. da­mals schrieb ich:

wenn mar­ten­stein nicht über po­li­tik und kor­rekt­heit schreibt, son­dern aus sei­nem ba­de­zim­mer be­rich­tet, ist er rich­tig wit­zig.

wenn man ihn über po­li­tik re­den hört, eben über et­was dem nach­denk­lich­keit, abs­trak­ti­ons­ver­mö­gen und di­stanz gut tä­ten, dann wirds für mar­ten­stein eng. er be­haup­tet zwar in dem wir-ge­ben-8-vi­deo, dass er für die ar­beit sei­nen kopf be­nut­ze (er sagt, sein „werk­zeug“ be­fin­de sich im we­sent­li­chen „hier“ und zeigt auf sei­nen kopf). wer et­was über die funk­tio­na­li­tät von men­schen weiss, dass auch au­to­me­cha­ni­ker ohne ih­ren kopf kei­ne au­tos re­pa­rie­ren kön­nen. mar­ten­steins we­sent­li­ches werk­zeug ist auch für 99,9 pro­zent al­ler an­de­ren men­schen es­sen­zi­ell.

aber ohne je­des haa­re­spal­ten merkt man (zum bei­spiel wenn man sich das vi­deo an­sieht oder ei­ni­ge sei­ner jüngs­ten ko­lum­nen durch­liest oder ste­fan nig­ge­mei­ers re­ak­tio­nen dar­auf, hier oder hier), dass das was mar­ten­stein für sich re­kla­miert, über din­ge in­ten­siv nach­zu­den­ken, eben nicht sei­ne stär­ke ist.

ich glau­be mar­ten­steins stär­ke ist das ver­dau­en des all­tags. sei­ne ko­lu­men und re­por­ta­gen sind dann (meis­tens) gross­ar­tig, wenn er sich auf das be­ob­ach­ten und leich­te ver­dre­hen des ge­se­he­nen kon­zen­triert. so be­trach­tet, hät­te er in dem vi­deo nicht auf sei­nen kopf zei­gen sol­len, son­dern auf sei­nen ver­dau­ungs­trakt.