nerdcore.de: There will be Blood: Wie Hate-Speech das Netz verändert
dieser (gar nicht viel zu) lange text von rené walter dürfte wahrscheinlich mein lieblingstext des monats werden. ich hab zwar erst 2000 wörter verdaut, aber freue mich sehr auf den rest. meine lieblingspassage hab ich gleich mal rauskopiert:
„Checking Privilege“ ist schwer, sehr oft gelingt es nicht wirklich und meistens sinken die Leute zurück in ihre drölfzehntausenden Individual-Kognitionen, weil es einfacher ist und bequemer. Ich weiß das, denn ich gehöre öfter zu diesen Menschen, als mir lieb ist.
Aber ich halte es eben auch mit John Hodgeman, der auf Twitter als Erwiderung auf einen Artikel von Jonathan Chait (zu dem wir später nochmal kommen werden) folgendes schrieb:
„I will say that the ‚PC‘ critiques, even at their most infuriating to me, almost always make me think and yes check my privilege. I’d never heard of cis-gender until it had been hurled at me as an invalidating insult on Twitter. I bet it’s true for @jonathanchait too. but I am glad I know it now. I am glad to give these issues thought. It enlarges me. it enlarges me to be called out, even when I conclude the caller is a troll, and especially when it’s by a person I respect.“
Denn selbst wenn Leute Ihr gechecktes Privileg zunächst nicht annehmen mögen, das Bewusstsein darum bleibt und sie ahnen vielleicht, dass etwas dran sein könnte. Im ollen Höhlengleichnis liest sich das so: „Wenn man den Befreiten nun mit Gewalt aus der Höhle schleppte und durch den unwegsamen und steilen Aufgang an die Oberfläche brächte, würde er sich dagegen sträuben und wäre noch verwirrter, denn er wäre vom Glanz des Sonnenlichts geblendet und könnte daher zunächst gar nichts sehen. Langsam müsste er sich an den Anblick des Neuen gewöhnen […] und zuletzt würde er es wagen, die Sonne unmittelbar anzusehen und ihre Beschaffenheit wahrzunehmen. Dann könnte er auch begreifen, dass es die Sonne ist, deren Licht Schatten erzeugt.“
Genau daran arbeiten Feministinnen und genau das ist „Check your privilege“.
wer heute nichts besonderes zu tun hat kann ja mal den ganzen text lesen. sonst, so wie ich, heute abend dann …
[nachtrag 02.07.2015]
hab jetzt den text zuende gelesen und muss sagen: super! mit viel herzblut, differenzierung, fachkenntnis, tiefe und einer david foster wallace würdigen anzahl von fussnoten geschrieben. meine leseempfehlung wiederhole ich jetzt aber nicht nochmal. der verschleierte lesebefehl steht ja schon oben.