wolf­gang­mi­ch­al.de Wie Eu­ro­pa wirk­lich ent­steht

wer meint es sei be­reits al­les ge­sagt zu grie­chen­land und eu­ro­pa, dem emp­feh­le ich noch die­sen text von wolf­gang mi­ch­al zu le­sen:

Die In­nen­ein­rich­tung Eu­ro­pas wird nicht mehr al­lein den Eli­ten über­las­sen. Im grie­chi­schen Re­fe­ren­dum konn­ten wir ei­nen ers­ten zag­haf­ten An­satz zur For­mu­lie­rung ei­ner Al­ter­na­ti­ve er­ken­nen. Und durch das Re­fe­ren­dum er­leb­ten wir erst­mals eine So­li­da­ri­sie­rung (und Po­la­ri­sie­rung) der Men­schen quer zu den eu­ro­päi­schen Na­tio­nal­staa­ten: Auf den Stra­ßen von Ir­land bis Ita­li­en fei­er­ten die Ver­tei­di­ger der grie­chi­schen „Nein“-Po­li­tik ihre Hel­den; an den Stamm­ti­schen von Mün­chen bis Riga re­gier­ten die An­hän­ger der har­ten Li­nie ge­gen die „Ver­schwen­der“ des Sü­dens.

ich fin­de die po­pu­lis­ti­sche (und be­que­me) ver­ein­fa­chung der grie­chen­land-kri­se auf die fra­gen nach „un­se­ren“ wohl­stand (also steu­er­gel­dern) oder „de­ren“ [faul­heit|kor­rup­ti­on|ver­schwen­dung|über ihre kos­ten le­ben] über­sieht im­mer wie­der eine der ent­schei­den­den fra­gen: un­ser wohl­stand, un­se­re po­li­ti­sche zu­kunft hängt ent­schei­dend vom jahr­hun­dert­pro­jekt der eu­ro­päi­schen ei­ni­gung ab. es ist eben ge­ra­de im deut­schen in­ter­es­se eu­ro­pa zu ei­nem funk­tio­nie­ren­den mo­del zu ma­chen. die zu­kunft deutsch­lands liegt nicht in ei­nem ge­sun­den, rei­chen und kraft­strotz­de­nen na­tio­nal­staat — son­dern in der po­li­ti­schen eu­ro­päi­schen uni­on.

Es ist ein Trug­schluss zu glau­ben, die Grie­chen hät­ten sich mit der Ei­ni­gung von Sonn­tag wie­der nur Zeit ge­kauft, nein, es ist die Troi­ka, es sind die durch die Troi­ka ver­tre­te­nen Son­der-In­ter­es­sen, die sich im­mer wei­te­re Zeit kau­fen. Der Kon­flikt selbst bleibt un­ge­löst.

Der nächs­te Auf­stand wird des­halb dra­ma­ti­scher aus­fal­len als der jet­zi­ge, der über­nächs­te könn­te in ei­nen Bür­ger­krieg mün­den. Wer die Ge­schich­te der Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Ame­ri­ka stu­diert, wird se­hen, dass auch die­ses Pro­jekt nicht von heu­te auf mor­gen auf dem Pa­pier ent­stan­den ist, son­dern nach har­ten Aus­ein­an­der­set­zun­gen im Rah­men ei­nes öko­no­misch-po­li­ti­schen Nord-Süd-Kon­flikts.

(bei wolf wit­te ge­fun­den)

in die­sem zu­sam­men­hang ist ei­gent­lich auch die rede von ge­or­ge sor­os in ber­lin von 2010 ganz le­sens­wert.