curt bloch an seine deutschen leser
dieses gedicht hat mir meine mutter per messenger geschickt.
Curt Bloch, Juni 1944
(Transkription: Thilo von Debschitz)
meine mutter hat das gedicht natürlich ohne quelle gesendet, aber es liess sich leicht googlen und — wie so oft — tat sich da gleich ein rabbit hole auf in das ich mit meinem browser fiel: curt-bloch.com
curt bloch floh in den dreissiger jahren aus deutschland in die niederlande. als die wehrmacht 1940 in die niederlande einmarschierte und 1942 systematische deportationen begannen, „ging“ curt bloch in den untergrund. im untergrund fing er an satirische gedichte zu bloggen.
Während der Zeit, in der ich mich verborgen halten musste, ließ ich jede Woche ein Bändchen satirischer Gedichte in deutscher und holländischer Sprache erscheinen und im kleinen Kreise zirkulieren.
auf curt-bloch.com sind die „bändchen“ die curt bloch „erscheinen“ liess transkribiert, übersetzt und werden auf wunsch vorgelesen. während die hefte in den 40er jahren wohl eher eine leserschaft von um die dreissig personen (unique visits) erreichten, dürfte es curt bloch „ein Vergnügen“ sein, dass seine texte jetzt auch von moffen wie mir gefunden, gelesen und reproduziert werden können.
man kann von curt bloch viel lernen, zum beispiel über nazis, ihre eitelkeit und verwundbarkeit durch worte, aber eben auch, dass es sich lohnen kann, dass man die welt ein bisschen verändern kann und relevante spuren hinterlasen kann, auch wenn man für ein sehr, sehr kleines publikum schreibt.
