ta­ge­buch 21.08.2025

felix schwenzel in artikel

ver­schla­fen und erst um 7 uhr auf­ge­wacht, ob­wohl ich schon um 23 uhr ins bett ge­gan­gen bin. al­ler­dings sass ich auch zwi­schen vier und halb vier am schreib­tisch. ich mach das seit un­ge­fähr 10 jah­ren so, dass ich, wenn ich nachts auf­wa­che, am com­pu­ter prü­fe ob in der welt al­les in ord­nung ist, was auf­schrei­be, op­ti­mie­re, re­pa­rie­re. so wie tags­über der mit­tags­schlaf ein lu­xus ist, den ich seit ho­me­of­fice-zei­ten sehr zu schät­zen weiss, ist das nachts-wach-sein ein lu­xus. bei­des sind pha­sen in de­nen ich ganz für mich bin und das rau­schen der welt aus­blen­den kann.

in zei­ten wenn fri­da krän­kelt und nachts öf­ter raus muss freue ich mich bei­na­he ei­nen grund zu ha­ben auch mal nachts raus zu ge­hen. die nacht ist des­halb be­son­ders und ma­gisch, weil alle an­de­ren nicht da sind. wä­ren nachts alle wach, wäre das ein­zig be­son­de­re an der nacht, dass es dun­kel ist.

vor­ges­tern hab ich mich bei mor­gen­spa­zier­gang an klim­zü­gen ver­sucht. die knapp 10 kilo we­ni­ger auf den rip­pen ha­ben nicht ge­hol­fen, ich habe ge­ra­de mal ei­nen 16tel klim­zug ge­schafft. un­ge­fähr 6,2 cm. ich ver­mu­te ich muss noch 90 kilo ab­neh­men, bis ich ei­nen klimm­zug schaf­fe. den witz (mit den 90 kilo) hab ich mir auf dem­sel­ben mor­gen­spa­zier­gang aus­ge­dacht, als mein geist ins blog abshwiff. ins­ge­samt nimmt mich die­ses blog­dings sehr in be­schlag, aber das ist auch gut so. weil ich hier ma­chen kann was ich will und ohne hoch­tra­bend klin­gen zu wol­len und ob­wohl ich mit jazz nichts an­fan­gen kann, ist das schrei­ben ins in­ter­net für mich wohl tat­säch­lich ge­nau das: jazz.

ich sag das na­tür­lich auch, weil ich die hel­ge schnei­der doku heu­te abend zu­en­de ge­schaut habe. in der doku trifft hel­ge schnei­der un­ter an­de­rem vie­le alte weg­ge­fähr­ten vor der ka­me­ra, aber fast jede die­ser be­geg­nun­gen en­det im ab­sur­den oder wur­de kurz und klein ge­schnit­ten. was teil­wei­se sehr lus­tig und sehr ir­ri­tie­rend ist. als hel­ge schnei­der schnei­der alex­an­der klu­ge trifft, „ei­ner der letz­ten phi­lo­so­phen … äh … mit de­nen … äh … ich noch spre­che …“, ist das fol­gen­de das ge­sam­te ge­spräch:

schnei­der: du hast dir die fra­gen vor­her ja ei­gent­lich gar nicht aus­ge­dacht?

klu­ge: nein, das geht auch bei dir gar nicht. fra­gen die man so­zu­sa­gen ab­sicht­lich stellt, das merkst du und dann ant­wor­tes­te nicht.

[schnitt]

klu­ge: die vö­gel wa­ren ja mal sau­ri­er. die vö­gel sind sau­ri­er.

schnei­der: ja, jaja.

klu­ge: und viel­leicht ha­ben die schon töne von sich ge­ge­ben.

schnei­der: ja, na­tür­lich

klu­ge: … schwin­gung, ja, nich. und in­so­fernn ist so­zu­sa­gen …

[schnitt]

klu­ge: ha­fer­flo­cke mit sa­xo­fon. ja, und man … wer mal rol­len

[schnitt]

klu­ge: also komm, so …

schnei­der: sehr schö­ne grüs­se!

klu­ge: machs gut!

eins der we­ni­gen zi­ta­te, das hel­ge schnei­der nicht ri­di­küli­siert, zer­fled­dert oder zer­schnei­det kommt kurz vor dem ende aus dem off und lau­tet so:

Jazz ver­kör­pert für Hel­ge Schnei­der nicht nur ein Stück un­ver­zicht­ba­rer Frei­heit, die ge­lebt wird, son­dern ver­kör­pert zu­gleich Dis­si­denz, Ab­wei­chung, Au­ßen­sei­ter­tum. Aber man darf nicht den Feh­ler ma­chen Jazz und Pop ge­gen­ein­an­der aus­zu­spie­len, denn Jazz ist für ihn ei­gent­lich die Me­tho­de, per­ma­nen­te Über­ra­schun­gen zu er­zeu­gen, die dann na­tür­lich auch po­pu­lär sein kön­nen. Von da­her ist Jazz und Pop und Po­pu­la­ri­tät bei Hel­ge Schnei­der kein Ge­gen­satz.

das zi­tat stammt von pe­ter kem­per, aber das er­fährt man im film nicht, das muss man sich schon zu­sam­men­goog­len.

und das ist das ins in­ter­net schrei­ben für mich eben auch, ein stück un­ver­zicht­ba­rer frei­heit, das zu schrei­ben und zu ma­chen was ich möch­te, was ich in­ter­es­sant fin­de, din­ge aus­pro­bie­ren, din­ge ob­ses­siv zu ver­fol­gen bis sie mich lang­wei­len, ge­le­gent­lich den ge­schmack an­de­rer zu treff­fen und ge­le­gent­lich das ge­gen­teil. al­les in der öf­fent­lich­keit, aber ei­gent­lich nicht für die öf­fent­lich­keit.