zahnausfall
könige, kaiser und lakaien

Die Todgeweihten beugen sich vor dem neuen Kaiser.
mit den „todgeweihten“ meint hanfeld journalisten und mit dem kaiser facebook. er redet vom spiegel, der new york times, dem guardian, der BBC, the atlantic und davon, dass diese „nun bei einem Programm von Facebook mitmachen, das sich ‚Instant Articles‘ nennt“. er redet von „Objektivität und Wahrhaftigkeit“, um die es beim „Qualitätsjournalismus“ gehe. und er greift tief in die grabbelkiste mit abgenutzten vokabeln für oberflächliche online-kritiker und spricht von „kostenloskultur“, filterblasen und „shitstorms“.
von wem hanfeld witzigerweise nur einmal, in einem nebensatz, spricht, sind „leser“. und eigentlich, so scheint es, sind diese „leser“ eine echte gefahr für den journalismus. denn deren „vermeintliche Vorlieben“ werden den journalismus ins unglück stürzen:
Da gibt es dann vornehmlich angenehme Storys im Katzenbilder-Stil oder echte, schnelle Aufreger, die zum Shitstorm werden bis zur Online-Exekution, dann wieder weg sind, aber eher nichts dazwischen und nicht zu komplex.
nun ist michael hanfelds artikel natürlich auch nicht gerade besonders komplex oder klug, sondern eher ein schneller, hingekotzter aufregertext der fleissig auf facebook diskutiert (102 kommentare), geliked (224 likes) und geteilt (122 shares) wird (stand 17.05.2015, 8 uhr). aber auffällig ist hanfelds misstrauen gegenüber den lesern schon. ich habe das gefühl, er würde lieber nur für seine kollegen schreiben, für kollegen die katzenbilder doof finden, sich niemals empören oder an empörungswellen teilnehmen und jeden tag gegen die von der umwelt und den medien auferlegten filter kämpfen, indem sie hegel und kant lesen und sich täglich durch 200 abonnierte tageszeitungen kämpfen, um ein differenziertes bild der welt zu erlangen.
aber die abscheu vor dem pöbel leser ist gar nicht das was mich an hanfelds text am meisten stört, es ist die unaufrichtigkeit. denn die gefahr die er heraufbeschwört, die eines populistischen journalismus, der den vermeintlichen interessen seiner leser hinterherläuft und sie mit katzenbildern, empörung und flachheiten bewirft, diese gefahr besteht nicht erst seit online oder facebook.
leser und zuschauer und ihre vorlieben werden seit jahrzehnten gemessen und inhalte werden seit jahrzehnten auf ihre vorlieben hinoptimiert. auch die faz versucht die vorlieben ihrer leser mit unzähligen trackern und nutzungsanalysen zu erfassen und zu optimieren. 24 solcher leservorlieben-tracker werden zusammen mit hanfelds artikel aufgerufen.
auch in einer zeit, als journalistenmeinungen lediglich auf papier und im fernsehen zum „nutzer“ getragen wurden, fanden wettrennen statt um die „vorlieben“ der empfänger zu erfassen und zu bedienen. der „qualitätsjournalismus“ den hanfeld voreilig betrauert war nie ein massengeschäft, er musste sich immer schon im rauschen des massenmarktes behaupten und versuchen seine zielgruppe zu erreichen. dem journalismus ging es auch nie nur um „Objektivität und Wahrhaftigkeit“, sondern immer auch um popularisierung und annährung an den massengeschmack. ebenso ging es dem dem journalismus auch immer schon um skandalisierung und emotionalisierung. das war und ist immer thema der medienkritik und wird es auch in diesen zeiten bleiben. aber popularisierung, unterkomplexität, emotionalisierung allein mit facebook in verbindung zu bringen ist, nunja, unterkomplex, populistisch und emotionalisierend.
vor allem ist es aber grundfalsch, denn gerade die digitalisierung hat es geschafft, neben dem massengeschmack profitable nischen für spezialinteressen oder „qualitätsinhalte“ zu schaffen. das zeigt vor allem die renaissance der „qualitätsfernsehserien“, die auch an hanfeld nicht vorbeigegangen ist. was er aber offenbar verpasst hat: die hinwendung zu den „vermeintlichen vorlieben“ der zuschauer ist ein entscheidender baustein für den erfolg der neuen „qualitätsserien“. eben genau weil zuschauer sich gegenseitig diese serien empfehlen können, weil sich die vorlieben für diese serien viral in sozialen netzwerken aufschaukeln können, finden sie ihre zuschauer abseits des massengeschmacks. auf facebook, in der vernetzten welt, kann man ein massenpublikum finden, aber eben auch ein spezialpublikum mit nischen- oder qualitätsinteressen.
es gibt für mich keinerlei hinweise darauf, warum das mit journalistischen formaten anders sein sollte.
apropos „wahrhaftigkeit“. darauf legt hanfeld ja in seinem text grossen wert. trotzdem scheut er sich nicht, sinnentstellend zu vereinfachen:
Dabei stellen die Verlage und Sender Beiträge auf Facebook zur Verfügung, die nicht verlinkt, also nicht mit der Originaladresse des Urhebers verbunden sind. Zahlen muss Facebook dafür nichts. Beziehungsweise: Der Netzwerkkonzern zahlt mit den Daten seiner Nutzer, auf die die Verlage und Sender zugreifen dürfen. Sie können zu den Artikeln auch in eigener Regie Werbung setzen.
das stimmt so nicht. die ersten beispiele für facebook instant articles funktionieren anders: für jeden artikel den ein verlag als „instant article“ bei facebook anlegt, gibt es auch ein pendant auf der verlagswebsite. dieser buzzfeed-artikel auf facebook wird auf einem iphone (mit der neuesten facebook-app) zu einem instant article. für alle anderen führt er auf buzzfeed.com. das ist bei diesem nyt-artikel nicht anders. auf dem iphone ist es ein instant article, für alle anderen geht’s zur nytimes.com.
das zweite: auch in der faz werden artikel nicht mit der „Originaladresse des Urhebers verbunden“. dieser artikel von stefan niggemeier linkt zum beispiel nicht zu stefan-niggemeier.de — obwohl stefan niggemeier der urheber ist. ich verstehe schon was hanfeld meint: er meint verwerter (nicht urheber). aber das hörte sich für ihn wahrscheinlich zu kommerziell an — und kommerziell, populistisch oder emörungswellenreitend sind ja immer nur die anderen.
worauf ich aber eigentlich hinaus wollte: instant articles sind eigentlich nichts anderes als „Publish (on your) Own Site, Syndicate Elsewhere“, kurz „POSSE“. POSSE beschreibt eine indieweb-technik, bei der man (obviously) inhalte zuerst auf seiner eigenen webseite veröffentlicht und sie dann auf beliebige weitere seiten syndiziert. das indiewebcamp-wiki drückt den entscheidenden punkt so aus:
POSSE lets your friends keep using whatever they use to read your stuff (e.g. silo aggregators like Facebook, Tumblr, Twitter, etc.).
die leser so lesen lassen, wie sie gerne lesen möchten …
das ist ein satz den man leider von journalisten oder verlagen viel zu selten hört.
nach meinem verständnis umfasst das „POSSEn“ zum beispiel auch RSS, weshalb ich gestern behauptete, dass diese instant articles eigentlich nichts entscheidend neues seien. schliesslich lautet eine der bedeutungen von RSS auch: „Really Simple Syndication“.
syndikation ist nichts neues. in den USA werden zeitungsartikel oder comic strips seit langem syndiziert, also von verschiedenen zeitungen nachgedruckt. wenn jetzt verlage ihre inhalte zu facebook syndizieren, ist das unterm strich das gleiche: die inhalte werden übernommen, leserfreundlich gestaltet und präsentiert und im gegenzug gibt’s dafür werbeeinnahmen und reichweite. man erreicht so leser, die man sonst nicht erreichen würde und man kommt dem leser entgegen. was man damit verliert, will mir nicht so recht einleuchten, zumal der vorgang jedem autor bekannt sein sollte, der schon mal für medien produziert hat: wenn man einen text für eine zeitung schreibt, statt beispielsweise für die eigene webseite, bekommt man ein honorar und reichweite und gibt im gegenzug ein bisschen kontrolle über sein werk auf. der deal ist seit jahrzehnten der gleiche. wenn man es nicht aus eigener kraft schafft reichweite aufzubauen, wenn man es nicht schafft seinen lesern aus eigener kraft entgegenzukommen, nutzt man eben spezialisten. früher waren das verlage, jetzt sind es (auch) soziale netzwerke und suchmaschinen und morgen kann es wieder ein ganz anderer sein.
wichtig ist: wer die interessen der leser, der konsumenten, der zuhörer, der zuschauer aus den augen verliert, verliert auch reichweite. wer es konsumenten schwer macht zu konsumieren, hat es schwer konsumenten zu halten.
einfach mal malen
endlich ordnung im schrank dank höfta
instant articles = gepimptes RSS zu facebook-bedingungen

zu facebooks neuen instant articles ist in den letzten tagen ja viel gesagt worden. vor allem auf turi2 (eins, zwei, drei, vier, fünf, etc.). substanzieller äussert sich john gruber, den vor allem die geschwindigkeit der instant artikel auf facebook fasziniert:
I’m intrigued by the emphasis on speed. Not only is native mobile code winning for app development, but with things like Instant Articles, native is making the browser-based web look like a relic even just for publishing articles.
tatsächlich ist geschwindigkeit und bequemlichkeit („convenience“) auch eins der hauptverkaufsargumente der instant-artikel von facebook. und das aus gutem grund. nicht nur diese webseite lädt mit suboptimaler geschwindigkeit, auch die von grossen verlagen tun das mitunter. und viele grossen verlage haben auch nichts aus den letzten 20 jahren www gelernt und nerven ihre leser mit popupwerbung die den ganzen bildschirm einnimmt und mit schlecht erreichbaren schliess-knöpfchen fehlklicks provozieren und benutzer nerven. statt werbung auf eine angenheme art nerven zu lassen, haben sich viele verlage entschieden auf konfrontationskurs zu ihren benutzern zu gehen und ihre mobilenwebseiten unlesbar und unbenutzbar zu machen.
(ein positivbeispiel für aufmerksamkeitsgenerierende mobile werbung kann man auf der mobilen variante der wired.de sehen. dort haben die seiten manchmal ein seitengrosses loch, das die dahinterliegende werbung beim scrollen zeigt.)
jedenfalls wollte ich john gruber und vielen anderen zustimmen: geschwindigkeit und gute benutzbarkeit zählen. ob facebook das versprechen einlösen kann wird sich zeigen, die ersten beispiele die bereits zu sehen sind finde ich teilweise zu verspielt und man hat den eindruck, facebook hat 200 entwickler drangesetzt den berühmten html-<blink>-tag neu zu erfinden. aber schnell sind diese instant-artikel in der tat — und gut benutzbar auch — wenn man sich an ein paar gesten gewöhnt hat.
nur: so richtig neu ist die idee nicht. es gibt eine gut etablierte technologie, die die verlage allerdings nach leibeskräften vermeiden: volltext RSS. auf dem weg zur arbeit kann ich trotz funkloch 30 bis 60 artikel überfliegen oder durchlesen. jeder artikel ist innerhalb von microsekunden da, mit bildern und angenehmen, konsistenten bedienelementen. auf meinen iphone benutze ich dafür die reeder-app, die wiederrum ein paar hundert RSS-feeds für mich aus meiner fever-installation einliest und die texte und bilder auf meinem iphone zwischenspeichert. das macht reeder dankenswerterweise im hintergrund, so dass ich auch fast immer im ubahn-funkloch auf dem letzten stand der dinge bin, weil sich der reeder vor dem eintritt selbst aktualiisert hat
der witz ist jedenfalls, dass verlage und magazine dieses RSS fast noch mehr fürchten als google, facebook oder die NSA. volltexte einfach weggeben, so dass der leser die lesen kann wo und wie er will? niemals! und offenbar haben die anzugträger in den verlagen sich auch mit ihrer (falschen) ansicht durchgesetzt, dass man in RSS-feeds keine werbung unterbringen kann. statt für eine offene technologie, haben sich jetzt einige verlage dafür entschieden sich in die obhut von facebook und seiner geschlossenen, opaken technologie zu begeben um benutzerfreundlichkeit und -nähe zu üben.
ich verknüpfe damit die hoffnung, dass sich jetzt vielleicht doch irgendwann die ansicht durchsetzt, dass man seinen lesern zur abwechselung mal entgegen kommen könnte, statt immer nur auf die vertriebler zu hören. aber, ganz ehrlich, viel hoffnung mache ich mir nicht.
nick heer verweist auf diesen artikel von peter-paul koch, in dem er darauf hinweist, dass das was facebook macht, vor allem das weglassen von überflüssigem programmiermüll (cruft) ist: keine tonnenschweren javascript frameworks, keine tracker, weiterführende artikel:
Remove the tools, and we’ll recover speed.
The web’s answer to the native challenge should be radical simplification, not even more tools.
das ist im übrigen auch das, was RSS macht, bzw. was ein guter RSS-reader macht: kein javascript, kein gedöns, kein oder wenig tracking.
siehe auch: könige, kaiser und lakaien, wo ich weiter ausholend über facebooks instant-article-dings schreibe.
kartoffelschalen und kartoffelfrikadellen

man sagt ja, mit käse überbacken schmecke alles besser.
"Heute gibt es ROSENKOHL!"
"Du weißt, ich HASSE ROSENKOHL!"
"Mit KÄSE überbacken."
Sie weiß, wie man mich rumkriegt...
was aber fast noch besser als mit käse überbacken ist, ist frittieren. diese blumenkohlsuppe wird zum beispiel mit hauchdünn geschnittenen, frittierten rote-beete-scheiben croutoniert. dünn geschnittene, fritierte rote-beete-scheiben sind unfassbar lecker, so lecker, dass sogar das kind um sie kämpft. um rote beete!
frittieren ist so toll, dass man damit sogar kartoffelschalen zu delikatessen machen kann. von diesen drei kartoffel-rezepten die yotam ottolenghi in den guardian geschrieben hat, hatte ich vor ein paar tagen das kartoffelgratin nachgebaut und jetzt den kartoffelschalensalat — oder wie ottolenghi es nennt: geröstete kartoffelhaut mit eisbergsalat.
das rezept ist eigentlich ganz einfach, kartoffeln waschen (ich hatte ungefähr ein kilo) und andertalb stunden im ofen bei 200° garen. kartoffeln leerkratzen und die schalen mit ein bisschen öl (1-2 esslöffel), harissa-pulver und salz vermischen und auf einem backblech verteilen. das fühlt sich an wie feuchte hühnerhaut, aber nach sieben minuten im ofen, wenn man sie einmal wendet und dann nochmal 7 minuten röstet, fühlt es sich an wie kartoffelchips.

kartoffelschalen
für das salatderessing habe ich einen esslöffel (schnell) eingelegte zitronen zerkleinert, eine zitrone ausgepresst und 1-2 esslöffel olivenöl, und die haut von einer bio-zitrone abgerieben. die schnell eingelegte zitrone hatte ich vorbereitet, nach diesem rezept:
1 bio-zitrone teilen und in sher dünne scheiben schneiden, etwas zucker, etwas salz, etwas paprikapulver (scharf oder süss — egal), etwas gemahlenen kreuzkümmel, etwas gemahlenes kurkuma, chilipulver, zitronensaft und viel knoblauch mischen und durchziehen lassen.

so haben die beifahrerin und ich einen eisbergsalatkopf mit kartoffelschalen sehr schnell weggeatmet.
aus dem kartoffelinhalt schlägt ottolenghi vor kartoffelfrikadellen zu machen. dadrin sind frühlingszwiebeln, basilikum, thymian und irgendwelche exotischen würstchen, die ich nicht da hatte und stattdessen schinken genommen habe. dass alles wird — siehe oben — mit gruyère überbacken und sieht dann am ende so aus:

“You’ve read your last complimentary article this month. Please switch browsers”
umami kartoffelgratin

manchmal schickt mir die beifahrein einfach links zu rezepten und sagt: „koch das mal“. das „hasselbacken hotel and restaurant“ in stockholm hat wohl diese art kartoffeln als „trademark dish“, sagt jotam ottolenghi. der hat das rezept jedenfalls aufgeschrieben und ich habs nachgekocht. ist nicht ganz unaufwändig, schmeckt aber überraschend … interessant.
die kartoffeln werden wie beim klassichen kartoffelgratin in scheiben geschnitten, aber nur zu ⅔ln, so dass sie noch zusammenhalten. so werden sie 15 bis 20 minuten in butter (!) frittiert. die butter die nach 15 minuten schwenken und schütteln nicht in die kartoffeln eingesogen ist, wird wieder weggekippt, aber dafür kommt sahne (ich hatte zu wenig) und viel geschmack in form von knoblauch, etwas brühe, sardellen, zitronenschale, rosmarin, parmesan und thymian dazu. mit dem geschmack werden die kartoffeln 5-10 minuten im topf gegart und dann wird das ganze mit parmesan bestreut im ofen geröstet.

wenn das zeug aus dem ofen kommt lächeln einen die kartoffeln freundlich an. schmeckt alles sehr umami, dank des parmesan, der sardellen und der eingekochten sahne. die sardellen schmecken nicht unangenehm raus, obwohl ich sie nicht vorher abgewaschen habe. waren aber laut rezept auch nur 3 stück, fein gehackt. dazu hab ich (offensichtlich) einen halb-warmen bohnensalat mit tomaten gemacht, das rezpt dafür hab ich vor ein paar wochen mal auf chefkoch.de gefunden. das hasselback-kartoffel-rezept stand im guardian. der link zeigt eigentlich auf drei kartoffel-rezepte, eins davon ist ein rezept für geröstete kartoffelschalen.
(erinnerung daran, dass man bei facebook „notizen“ verfassen kann: richard gutjahr.)
das zuhause hosten lassen
heute früh stand wirres.net (oder meine reclaim-installaton, die hab ich vorerst mal deaktiviert) offenbar unter einer leichten floodingattacke aus griechenland und der ukraine. der provider (canhost.de) hat die website zuerst dichtgemacht, dann gedrosselt. die „flooding-angriffe“ (ausdrucksweise des providers) kamen offenbar trotz cloudflare durch, als ich cloudflare dann aber auf den „angriffsmodus“ („under attack mode“) umgeschaltet hab, hat das wohl das gröbste abgehalten. „leichte“ floodingattacke schreibe ich, weil ich keine besonders krassen spitzen bei den zugriffen sehen konnte. cloudflare ist da ja eigentlich sehr akkurat. jetzt frage ich mich natürlich, inwieweit ich mich auf meinen hoster verlassen kann, wenn der schon bei nem milden lüftchen den saft abdreht und auf panikmodus umschaltet oder ob die attacke wirklich schwerwiegend war. oder ob mein altertümliches CMS doch viel resourcenfressender ist, als ich mir das denke.
den ganzen tag über lief wirres.net dann unrund, weil der provider die website „gedrosselt“ hatte. ab einer bestimmten anzahl anfragen antwortete der webserver mit einem 503-fehler, statt dateien auszuliefern. so luden gelegentlich die CSS-dateien nicht oder bilder oder scripte fehlten. sowas verursacht bei mir wirklich schlechte laune, zumal ich mein handy heute auch noch für 20 stunden im apple-store lassen musste, um die das kameramodul austauschen zu lassen.
jetzt läuft wirres.net jedenfalls wieder rund, weil eben die „drosselung“ deaktiviert wurde.
ich hab eigentlich überhaupt keine lust den provider zu wechseln (sehr viel arbeit), schliesslich läuft wirres.net jetzt schon seit über 13 jahren bei candan/canhost.de auf einem regulären shared hosting account. aber seit nem ganztägigen stromausfall vor ein paar monaten, dem umzug in ein neues rechenzentrum und eine umstellung auf 64bit-architektur hakelt es immer wieder. langfristig bin ich glaube ich bald so weit alternativen in betracht zu ziehen.
als budget will ich eigentlich nicht mehr als 10 bis 15 euro pro monat ausgeben. bei all-inklusive das premium-paket sieht ja ganz gut aus. wie sind denn eure erfahrungen mit grösseren hostern? all-inkl.com scheint ja nen ganz guten ruf zu haben. zu strato will ich nie wieder. bei hetzner irritiert mich der name.
wirklich toll hört sich ja in jeder hinsicht uberspace an. ich habe nur ein bisschen bedenken, ob ich dort auch noch in 20 jahren mein zuhause hosten lassen kann. für mich hört sich das alles fast zu gut und toll an um wahr zu sein, obwohl es sich offenbar ganz gut trägt. wer hat sonst noch erfahrungen mit uberspace.de gemacht?
real,-life präsentationsprofis
katiakelm.de/blog: cowboys und netzwerke #
die beifahrererin über den zweiten teil eines textes von holm friebe, über dessen ersten teil ich mich gestern bereits gewundert habe. holm friebe hat den text auf facebook übrigens so angeteasert:
über Alternativlosigkeit, Reagan, Thatcher, Merkel, Schäuble und Yanis Varoufakis Greek, über Ulf Poschardt, Stephen Greenblatt und die Renaissance, eigentlich aber über das Gallery Weekend Berlin mit einer „Strong buy“-Empfehlung für die Opposition (artistweekend.com). Vermutlich der beste und richtungsweisendste Text, den ich jemals geschrieben habe, auch wenn Thomas Venker das naturgemäß anders sieht. („Sorry, aber ich kann das kaum lesen. Du versucht mich doch zu verarschen oder?“)
ich finde holm friebe sehr, sehr witzig.
links vom 12.05.2015
krautreporter.de: Der Herr Bürgermeister und ich #
friedemann karig über den langjärigen bürgermeister seiner heimatstadt. lang und toll.
vox.com: The Problems With Seymour Hersh’s Osama bin Laden Story #
max fisher dekonstruiert seymour hershs „verschwörungstheorie“ über osama bin ladens tod.
operation-harakiri.de: Das fliehende Klassenzimmer #
ralf heimann über die republica.
friedemannkarig.de: re:publica 15 #
friedemann karig über die republica, die erwartungen an die republica und vorträge halten:
Ich glaube ja fest daran, dass man, wenn man eine Bühne betritt, vor der Leute ein paar Minuten ihrer Zeit verbringen, verdammt noch mal unterhalten muss. Also: Unterhalten MUSS!
Das geht durch Inhalt, durch mehr oder weniger gelungene Gags oder durch Haltung, an der man sich reiben kann. Wenn ich alles drei ein bisschen verbinde und dabei nicht zu peinlich auf der Bühne rumgeister, bin ich’s zufrieden.
youtube.com: Frank Rieger: Warum wir aufhören müssen, zu versuchen, Technologien als solche zu reguieren #
frank rieger mit dem längsten vortragstitel der republica und einem ziemlich guten blick auf den technologiewandel. unter anderem verrät er, warum uns lieferunternehmen oft sagen, dass der paketbote uns nicht angetroffen habe, obwohl wir den ganzen tag zu hause waren.
aber die entscheidende these von frank rieger ist, dass wir uns fragen sollten wie wir eigentlich leben wollen und nicht wie wir technologie regulieren könnten.
youtube.com: James Bridle: Living in the Electromagnetic Spectrum #
james bridle macht dinge sichtbar, die bereits sichtbar sind, sich aber in „plain sight“ verstecken. kunst als wahrnehmungsschulung und hilfestellung beim verstehen der abläufe und funktionen der welt. hab ich mir sehr gerne angesehen.
stefan-niggemeier.de: Die „Huffington Post” zieht’s nach Kassel, Germany #
hab ich sehr drüber lachen müssen, über diesen artikel von boris rosenkranz.
time.com: Apple Pay Is Creaming Walmart in the Mobile Payment Wars #
sieht nicht gut aus für den apple-pay-killer von walmart und freunden.
vorbereitung
wired.de: Was Johnny Haeusler auf der re:publica gelernt hat #
johnny haeusler über die rp15 und was er dort gelernt hat (in praktischer listenform):
#3 Eine gute 30-Minuten-Show braucht 120 Stunden Vorbereitung
allerdings. bei mir war es ein bisschen weniger, von einem weiss ich, dass es mehr aufwand war. der hat aber auch fast ne stunde geredet. wenn man andererseits die vorbereitungszeit mitrechnet, die man gemeinhin erfahrung oder bildung nennt, dann dürfte sich die summe der aufwände die in die vorbereitung eines vortrags oder einer bühnen-präsentation fliessen nochmal massiv erhöhen.
die essenz eines guten vortrags ist eigentlich die gleiche wie die eines guten textes: komprimierte zeit hat constantin seibt das mal genannt (quelle):
Das Konzept von komprimierter Zeit ist auch das der Grund, warum Leute gern lesen: Sie machen ein blendendes Geschäft. In einer Minute haben sie eine Stunde fremde Denkarbeit oder mehr gewonnen.
beim schreiben, vor allem hier auf wirres.net, rotze ich meine texte ja auch gerne mal einfach so hin. das ist auch grösstenteils OK. wenn ich für texte bezahlt werde, geb ich mir meist mehr mühe und überarbeite das hingerotzte. bei vorträgen funktioniert das hinrotzen meiner erfahrung nach nicht. man muss schon sehr brilliante rhetorische fähigkeiten haben, um spontan so dicht und auf den punkt zu reden, dass man die zuhörer nicht langweilt oder nervt. oder man muss sehr, sehr schnell und präzise im kopf sein. bin ich beides nicht, im gegenteil, ich neige auf bühnen zum geistigen blackout, zu geistiger leere, wenn ich nichts habe, an dem ich mich festhalten kann oder was ich vorbereitet habe.
von kathrin passig hab ich aufgeschnappt (ich hoffe ich gebe es akkurat wieder), dass die qualität eines vortrags äquivalent zur vorbereitungszeit ist. und ich muss sagen: stimmt leider. /via
tomatensalat
tomatensalat ist ja ganz einfach: ein paar tomaten würfeln, eine zwiebel würfeln, etwas essig, etwas öl, salz, pfeffer — fertig.
wenn man dann noch ein paar schwarze oliven (kerne vorher raus!), kapern (grob gehackt), etwas gemahlenen piment, feta, brotstücke und petersilie dazutut schmeckts noch besser und ausserdem hat man dann auch gleich nach ottolenghi gekocht.


schlonziger apfelkuchen nach ottolenghi #latergram #earlierbake
„keine angst vor der wahrheit“
klaus brinkbäumer, chefredakteur des spiegel im neuen image-video des spiegel:
der spiegel hat die wahrheit nicht für sich gepachtet, aber er sucht danach.
das image-video des spiegel in dem er das sagt, endet dann mit dieser einstellung:

mir ist natürlich klar, dass das brinkbäumer-zitat als claim zu lang ist, aber ich finde den unterschied zwischen „wir suchen nach wahrheit“ und „wir haben keine angst vor der wahrheit“ schon, nunja, auffällig.
natürlich bemüht sich der spiegel, wie kaum ein anderes blatt darum, journalistisch einwandfrei zu arbeiten. aber ich habe grundsätzlich ein problem mit dem wort wahrheit. ich habe da kürzlich eine halbe stunde öffentlich drüber nachgedacht (youtube-link) und gegen ende gesagt:
wer im politischen, im gesellschaftlichen kontext von „der wahrheit“ spricht, sollte prinzipiell mit skepsis betrachtet werden.
und ich glaube tatsächlich, dass in weltanschaulichen, politischen fragen an dieser aussage was dran ist.

(im zusammenhang meines vortrags auf youtube ergibt das mehr sinn, als auf der schlussfolie die hier zu sehen ist.)
etwas differenzierter und tiefergehend hat das friedmann karig kürzlich im gespräch mit philip banse besprochen. teilweise plädiert er für einen pragmatischen und kämpferischen umgang mit dem begriff der wahrheit, teilweise mahnt er auch vorsicht an:
ich glaube wir haben verlernt zu sagen: „ich weiss nicht“. wir sollten versuchen unsicherheit zu umarmen und öfter sagen: „ich weiss es einfach nicht.“
[…]
vorsicht wenn jemand sagt: ich hab die absolute wahrheit und alle anderen lügen. da kann man eigentlich sicher sein, dass er nicht so ganz richtig liegt.
unbedingte anguck-empfehlung, das gespräch ist sehr viel differenzierter und klüger als mein herausgerissenes zitat suggeriert:
und überhaupt, friedemann karigs vortrag über „digitale lügen und die abschaffung der wahrheit“ sollte man sich dann auch gleich angucken, wenn man ungefähr ne stunde zeit hat:
friedemann, ich will noch ganz viele vorträge von dir.
[inspiration, bzw. anstupser via turi2.]