Wir haben es wirklich lange friedlich versucht, einfach drinnen zu bleiben und Euch zu ignorieren. Ihr habt aber einfach nicht aufgehört, uns mit „Schönem Wetter“ vollzutexten, von „Frischer Luft“ zu jubeln und von den Freuden der Bewegung bei minus fünfzehn Grad. Es reicht. Nein, wir möchten nicht spazieren gehen, wir möchten nicht aufs Eis, wir möchten nicht in den Schnee, nein. Akzeptiert die Wahrheit: Es ist nicht schön draußen, es ist rattenkalt.
ich kann den satz ja eigentlich nicht leiden: „wissenschaftliche studien haben ergeben, dass ...“ aber wenn seth godin sagt
Research shows us that what people remember is far more important than what they experience.
dann lass ich das mal durchgehen. seth godin sollte man eh alles durchgehen lassen. ich mag es sehr wie er oft profane selbstverständlichkeiten einfach mal mit seiner verbalen taschenlampe anleuchtet und sie so in ganz anderem licht erscheinen lässt. und wenn seine schlussfolgerungen dann auch noch meinen erfahrungen entsprechen, dann hagelts seth godin-links:
The easiest way to amplify customer satisfaction, then, is to underpromise, then increase the positive peak and make sure it happens near the end of the experience you provide. Easy to say, but rarely done.
gute frage: bleibt mit dem vermehrten einsatz von immer kommunikationsfroheren sensoren unser energiekosum privat? und warum sollte er das? seth godin:
A significant byproduct of the connection revolution is that things that were private because they were difficult to measure will no longer be private. When devices can talk to each other, the information rarely remains private. It's not going to stop with energy, of course.
interview mit sascha lobo im cirero. sascha lobo:
Ich mag die Idee des Urheberrechts sehr - es handelt sich auch um einen rechtlichen Schutzraum der Kultur gegen den reinen, unregulierten Markt - aber es bedarf dringend einer Anpassung an die digitalen Realitäten. Das alte Urheberrecht wird im Internet nur unter Verletzung des halben Grundgesetzes aufrecht zu erhalten sein. Und das geht nicht. Alternativen müssen her.
da ist nicht so irre viel neues in dem interview, ich finde aber das urheberrechtsschutz-kollateralschadens-argument super. wer den schutz des alten urheberrechts durchsetzen will, kommt nicht daran vorbei kräftig aufs grundgesetz zu scheissen. und wahrscheinlich hilft selbst das nicht gegen den lizenzraub.
übrigens:
Das Interview führte Petra Sorge schriftlich
da hätte ix doch mal die gelegenheit etwas früher als boingboing zu veröffentlichen. vor zwei tagen schrob mir ein leser über das unicode-zeichen „pile of poo“. ich hab nichts drüber geschrieben, und jetzt hat boingboing das getan.
manchmal ist ein wikipedia-artikel zweitausend mal interessanter und informativer als ein von einem journalisten geschriebener artikel. die frage ist: sagt das was über die qualität von wikipedia aus, oder über die qualität von DWDL.de?
ich habe bei typekit mal ein account angelegt und dort die brevia von hannes von döhren ausgewählt/abonniert. die schrift ist schon etwas kompakter als die helvetica neue die ich zuerst als brotschrift ausgewählt hatte, ich hab sie aber noch einen ticken kleiner gemacht. auch die überschriften sind jetzt statt futura in brevia semibold gesetzt.
zuerst war ich kurz davor die ganze site mit der futura zu setzen. ich mag die futura ja sehr gerne, aber ich glaube dann hätte ich mir einiges von wegen lesabrkeit und so anhören können:
ein auge hatte ich auch auf die camingodos von jan fromm geworfen. sie ist der brevia gar nicht mal so unähnlich, hat aber weniger auffälligkeiten. die beifahrerin fand sie auf den ersten blick „zu glatt“. die brevia hat ein abgefahrenes, irritierendes kleines k, das g mag ich auch, auch wenn es unterstrichen nicht so super aussieht. auch die brevia-zahlen mag ich lieber. in der engeren auswahl war auch die gesta von rui abreu. der setzt sie auch auf seiner website als brotschrift ein und ich mag vor allem die buchstaben die unten rausragen (j, y, p und g).
jetzt bin ich mal gespannt, ob die brevia mich irgendwann anfängt zu nerven und vor allem wie das mit typekit funktioniert. typekit liefert die fonts von deren server, angeblich für alle betriebsysteme und browser. zumindest auf iOS funktioniert das ganz gut.
[die schrift und die grösse für die kommentare wird von echo festgelegt. ich habe eben mal probiert sie mit der brevia auszutauschen, das sah aber nicht so toll aus. deshalb lasse ich die kommentar-schrift auf der standard-einstellung, auch wenn das im gegenteil zu den anderen schriften etwas mikrig aussieht.]
wirres hat angefangen mit einem tabellen-basierten layout. ganz schreckliche konstruktionen waren das damals, aber so hat man das halt damals gemacht.
vor ein paar jahren habe ich das layout dann ohne tabellen, mit CSS und HTML gebaut.
jetzt fand ich es an der zeit, ein layout zu bauen das zumindest ansatzweise auf HTML5 basiert. ansatzweise deshalb, weil die konstruktion, glaube ich, nichtmal im traum den validator-test besteht. aber auch das ist ein dauerzustand, seit beinahe 10 jahren. ausserdem war mir nach mehr weissraum und vor allem nach einem reaktionsfähigen (responsive) layout, ein layout also, dass keine separate mobil-site benötigt um auf mobilen geräten einigermassen auszusehen, sondern sich mit hilfe von media-queries an das ausgabegerät, bzw. die darstellungsfähigkeiten anpasst (das ist unter anderem hier ganz schön erklärt). denn auch das nervte mich ein bisschen, wie wirres.net auf dem mobiltelefon aussah. vor zwei jahren war ich kurz davor eine separate mobile version zu bauen, die die browser-kennung analysiert und entsprechend zur desktop- oder mobilvariante weiterleitet. das hätte aber für jeweils eine seite, verschiedene URLs erfordert. das fand ich dann doch irgendwie doof.
die basis für mein redesign war die HTML5 boilerplate. in diesem grundgerüst war die grundstruktur vorgegeben und bibliotheken wie modernizr.js, respond.js (bei mir noch nicht 100%ig implementiert) oder die CSS-ansätze für CSS-resets und media-queries enthalten, auf die ich aufbauen konnte. dank HTML5 ist die struktur der seite auch ansatzweise semantisch und etwas DIV-reduzierter als vorher. aber auch das ist noch verbesserungswürdig. ein paar microformate hatte ich bereits in der alten version eingebaut, neben hcard und dem datumsgedöns wie microformats es empfiehlt, ist jetzt auch das hnews-microformat, wie es von readability empfohlen wird, eingebaut. apropos datumsformat. bisher habe ich das datum immer so codiert, damit es suchmaschinen auch erkennen (bei google klappt das ganz gut):
da ich das datum jetzt zweimal anzeige, steht das jetzt weiterhin unten mit <abbr> codiert und oben in html (der time-auszeichnung traue ich noch nicht so ganz):
nach dem boiler-plate-grundgerüst hab ich mir die ia-seite ziemlich genau angesehen und von dort einige CSS-styles einfach übernommen. anfangs auch das raster und die in sich zusammenfallenden spalten-konstruktionen für weniger breite browser-fenster.
von der boilerplate und dem ia-design habe ich auch die schriftgrössen übernommen: 100% oder 1em. ob das so bleibt oder welche schriften ich künftig verwende überlege ich noch. das feedback auf die 100%-schrift war ja auch nicht so dolle. vielleicht ist das alles wirklich noch nen tacken zu gross.
der spass am responsive-design ist natürlich, dass man nicht für ein layout, sondern mindestens drei layouts gestalten muss. die seitenleiste mit den artikelbildern oder der „factbox“ die im desktop-layout links rausragt, hat im layout fürs telefon oder tablet keinen platz mehr, muss also hübsch kollabieren. so sieht das dann aus:
auch die dreiecke für die aufklapp-slider haben auf mobilen geräten keinen platz, dort werden also per mediaquery statt dreiecken plus- und minuszeichen angezeigt. auch die favicons bei den links rücken auf dem desktop (grösser als 1024px) nach links, bei kleineren layout nicht.
die navigation hat mir ein bisschen kopfzerbrechen bereitet. grundsätzlich wollte ich das layout so minimalistisch wie möglich haben, fand aber eine hauptnavigation ausschliesslich am fuss etwas zu minimalistisch. für telefone bleibts dabei, ein klick aufs logo springt an den fuss zur hauptnavigation, von wo aus man auch wieder hochspringen kann. auf dem desktop öffnet sich rechts ein slider, der die hauptnavigation, aber auch die hauptkategorien und ein paar einstellmöglichkeiten anzeigt. der nachteil ist natürlich, dass man zum navigieren immer mindestens zwei klicks braucht. der vorteil ist, dass man in so einem slider ne menge unterbringen kann und den rest der seite schön minimalistisch halten kann.
einstellungen
die werbung konnte man auf wirres.net schon immer abstellen. früher über einen button in der hauptnavi und die taste „w“ (wie werbung). das kann man jetzt im seiten-slider machen. wenn man will. ebenso kann man auf den übersichtsseiten eine kompaktansicht aktivieren, entweder per button oder mit der taste x. das geht auch schon seit ein paar jahren (weil ich es praktisch fand), war aber nirgendwo dokumentiert. das isses jetzt. früher war die darstellung allerdings einfach so, dass der ganze artikel per jquery ausgeblendet wurde, jetzt habe ich das statt wie anfangs angedacht mit einem jquery-plugin der die texte kürzt, mit der höhe der article-auszeichnung gemacht, die ich per CSS verkleinere, unten eine linie und in webkit und mozilla browsern noch einen CSS-schatten einblende (CSS-code für den schatten im google-reader geklaut). find ich ziemlich toll, da so auch die bilder angeteasert werden. weitere einstellungen über die ich derzeit noch nachdenke sind ein optionaler instapaper-button hinter jedem täglichen link („read later“) und eine option die schriftart auf serifen oder so umzustellen. das funktioniert natürlich alles mit keksen, der browser merkt sich die einstellung also (für zwei wochen — könnt ich eigentlich auch länger speichern?).
faltmenues und social buttons
das social-button-gedöns nervt eigentlich ziemlich, aus genau drei gründen. die facebook-, +1- oder flattr-buttons sind alle irre hässlich, erhöhen die ladezeiten und erlauben den betreibern die besucher zu tracken. deshalb habe ich für facebook, google und flattr schon länger als heise eine zwei-klick-lösung eingebaut. das heisst die buttons werden nicht nur ausgeblendet, sondern sind bei zugeklappten menüs auch nicht geladen. erst wenn man den button explizit aufruft, wird der javascript-code der jeweiligen betreiber nachgeladen und der button gezeichnet. das ist jetzt etwas leichter zu erkennen als vorher, aber eigentlich ein alter hut.
ebenso die anzahl der reaktionen die ich von einem unterprogramm per json bei google, facebook, delicious, twingly, echo, twitter und flattr abfrage und zwischenspeichere (15 minuten). so kann ich unter und über jedem beitrag dynamisch die anzahl der reaktionen anzeigen, ohne dass eine http-anfrage vom benutzer an den jeweiligen button-betreiber geht. die queries und den code dafür kann ich bei interesse gerne hier veröffentlichen.
die blase neben der anzahl der reaktionen habe ich bei spreeblick geklaut, die grosse blase mit den einzelnen zahlen, macht der jquery-plugin tipped. ohne javascript sieht man die zahl der reaktionen natürlich nicht. wobei die noscript-version der seite und die printversion noch baustellen sind.
CSS3 pseudo-klassen
irre was man mit CSS-selectoren so alles selektieren kann. oder anders gesagt: darüber habe ich in den letzten wochen so einiges gelernt. man kann mit CSS zum beispiel alle bilder selektieren, die das alt-attribut „*“ haben:
der selektor mit der url des bildes oder links ist ja bereits ein klassiker:
oder wenn man einen anker in der url hat, kann man die DIV oder die HTML auszeichnung mit der gleichen ID wie der anker selektieren und beispielsweise den hintergrund ändern (mach ich beispielsweise bei den permalinks für links (beispiel)):
keine pseudoklasse, aber auch sehr hilfreich folgender CSS-code:
damit werden beispielsweise bei iOS eingabe-felder die 100% breit sein sollen auch wirklich 100% breit angezeigt. ohne den code oben sind bestimmte felder trotz der 100%-breiten-deklaration breiter. trieb mich fast in den wahnsinn und sollte eigentlich in alle CSS-reset vorlagen mit aufgenommen werden.
keine selektoren, aber die CSS-transitions für effekte sind auch ganz toll und sparen ne menge jquery. das mokono-logo oben rechts hab ich vorher beispielsweise bei einem hover per jquery langsam ein und ausgeblendet. das geht jetzt per CSS. muss man nur wissen.
jquery
ich beschreibe jquery immer so: das ist so einfach, dass selbst ein honk wie ich es versteht. neben allerlei selbst zusammengehackten code, benutze ich neuerdings folgende plugins:
auf meiner todo-liste stehen noch ganz viele kleinigkeiten und beispielsweise ein HTML5-videoplayer, derzeit benutze ich einen flash-plugin ohne HTML5-fallback von 1975.
technisch begeistert mich das neue layout ziemlich doll. ich habe viel gelernt und habe noch viel zu lernen, was HTML5, semantik, schlanken aufgeräumten code und so angeht. sehr schön gemacht, vor allem im hinblick auf den code hat jeriko sein responsive-design übrigens. ein sehr schönes reaktionsfähiges layout, sauber gecodet. unübertroffen natürlich ia. oder diese 10. oder das wordpress react theme. alles ziemlich toll. und viel arbeit.
auch wenn das neue layout (noch) nicht allen gefällt und sich sicher noch ändern wird, mir gefällt die haptik der seite jetzt wieder. fühlt sich einfach besser an. und das war ja auch der sinn der aktion.
Das Blog ist immer noch am ehesten meine Form. Für die persönlichen Inhalte. Und nur die persönlichen Inhalte. Neuerdings las ich mehrmals, das jemand Wert darauf lege, seine Blogtexte als Fiktion verstanden zu wissen. Ich nicht. Mein Blog ist nur autobiographisch. Es gibt nicht einmal eine Kunstfigur (ok, ein Farbfilter -rosa- liegt vielleicht drüber). Ich glaube, ich will auch nur Blogs lesen, die autobiographisch sind. Ich lese Blogs, weil ich den Charakter hinterm Blog mag (ähnlich lese ich auch Bücher, mich interessieren die Figuren), ich mag die Subjektive Sicht der Person auf die Dinge. Wenn jemand mir eine Kunstfigur vorgaukelt: auch okay, aber Gemeinschaftsblogs lasse ich üblicherweise liegen, oder fiktive Sachen finde ich auch schwierig. Ich habe vier fiktive Texte in meinem Blog, offensichtlich Fiktion, die fühlen sich alle fremd an. Sie bleiben aber da wo sie sind, vielleicht weil sie jetzt Teil der Chronik sind, meiner Chronik, was weiß ich.
ich wiederhole: was haben kim schmitz und kim jong-il gemeinsam? nichts. noch nichtmal den vornamen. na gut. doch was: ein unfreiwilliges tumbl-blog.
Meiner Meinung nach war meine Mutter der Ausschlag dafür, dass sich nur 15 km vom Haus meiner Eltern entfernt, ein riesiges Outletcenter angesiedelt hat.
grandios erfolgreicher pr-spin von twitter bezüglich neuer zensur- und filter-mechanismen, die angeblich zu weniger zensur führen, weil jetzt beanstandete tweets nicht mehr global, sondern nur länderspezifisch entfernt werden (können). bloss:
All this distracts us, however, from a simple fact: Twitter currently performs no political censorship at all and has never once removed a tweet at the request of a foreign government. The false choice between degrees of political censorship belies Twitter's third option, of continuing its censorship-free tradition instead of playing with political fire abroad.
also ein lupenreiner arschloch-spin von twitter. scheint ein megatrend 2012 zu sein: firmen die sich bisher mühe gaben den eindruck zu erwecken die guten zu sein, versuchen weiter diesen eindruck zu erwecken, zeigen aber ihr wahres, von wirtschaftlicher gier zerfressenes gesicht hinter einer dünnen schicht journalisten-spin.
I imagine half of my readers are smugly thinking "See, I told you Google was evil all along". I don't think that's right. In particular I refuse to give in to a cynical view of Google's "Don't be evil" motto; that ethos was very real, a sincere and important guiding principle. And if a big company like Google can't avoid being evil, then what world-changing enterprise can? But I think Google as an organization has moved on; they're focussed now on market position, not making the world better. Which makes me sad.
Google is too powerful, too arrogant, too entrenched to be worth our love. Let them defend themselves, I'd rather devote my emotional energy to the upstarts and startups. They deserve our passion.
Die US-amerikanische Autorin Valerie Monroe machte den Selbsttest, eine Laserbehandlung, die angeblich gegen Cellulite helfen soll, und schrieb darüber.
[...]
Zweimal pro Woche rollte eine junge Dame eine Maschine, die aussah wie R2D2, über meinen Hintern und meine Oberschenkel. Es fühlte sich an, als würde jemand meinen Arsch staubsaugen.
"Unklar" ist journalistendeutsch für: "um das womöglich herauszufinden, hätten wir länger als dreißig Sekunden recherchieren müssen".
in den db-lounges gibts neuerdings kostenloses wlan. wenn man sich allerdings in den wlan-hotspot einklinkt und die startseite (bzw. irgendeine seite aufruft), bekommt man nur den quelltext der login-seite zu sehen.
im quelltext stehen freundlicherweise die logindaten im klartext, mit denen man sich auf der regulären hotspotseite (die eigenartigerweise funktioniert) einloggen kann. die logindaten lauten:
login: „G-Bahnlounges.rs@t-mobile.de“
passwort: „ f8w9lrf6k“ (mit einem leerzeichen am anfang!)
mit diesen logindaten sollte man sich eigentlich überall in telekom-hotspots einloggen können. danke telekom.
[nachtrag 02.02.2012 12:30]
ich weiss nicht wie es bei anderen hotspots aussieht, aber als ich mich heute früh in altona in einen telekom-hotspot einwählen wollte hat er das passwort nicht akzeptiert. kann natürlich auch sein, dass ich mich vertippt habe — oder dass die telekom den zugang mit dem lounge-passwort tatsächlich auf hotspots in den db-lounges beschränkt hat. obwohl ich mir das eigentlich nicht vorstellen kann. scheint aber so, schreibt auch nico in den kommentaren.
Mit Google+ und der Sozialisierung der Suchergebnisse macht sich Google nun nicht nur angreifbar, sie zersetzen die Ordnung des Imaginären selbst. Wenn sie neben dem Suchergebnis anmerken 'weil der Autor 15.000 Follower auf G+ hat' oder 'weil das der und der Kontakt geshared haben' schreiben, ich aber weiß, dass derjenige vom jeweiligen Thema keine Ahnung hat und besser nicht als Hauptreferenz zitiert werden sollte, und wenn das Ergebnis dann auch noch nicht gut ist, oder wenn Google Vermutungen über das, was ich wohl meine, in die Suchergebnisse hineinfakturiert und mir deshalb falsche Antworten auf Fragen liefert, die ich gar nicht hatte, dann bringen sie das Konzept ihrer eigenen Dummheit selbst auf den Tisch. Indem Google in der Suche das ehemalig Implizite explizit macht, macht es sich selbst kritisierbar, wenn die Interpretation nicht funktioniert. Und dann liegt auch der Schluss nahe, dass Google auch ansonsten nicht so besonders schlau ist.
Wenn sie glauben, sie wissen besser was ich will, als ich selbst, aber sie lösen das nicht ein, dann wirken sie dumm.
stefan plöchinger schreibt schön differenziert über ansgar hevelings 24 stunden ruhm. erstaunlich daran: der text ist mit unzähligen echten links nach draussen gespickt. nicht den verkackten fake-links wie sonst in texten auf sueddeutsche.de. achso. das was stefan plöchinger („leitet seit 2011 die Onlineredaktion der SZ und arbeitete zuvor bei Spiegel Online und der FTD“) dort füllt, ist ein blog. deshalb! trotzdem gut.
die CSU-bundestagsabgeordnete dagmar wöhrl versucht „digitale brücken“ zu bauen -- und macht das gar nicht mal so schlecht:
Und so wie die Piratenpartei zu eigentlich allen Themen außer dem Internet Lösungen auf die Fragen und Nöte der Menschen finden muss, so müssen die anderen Parteien Antworten auf die Bedürfnisse der Netzgemeinde finden. Politisch erfolgreich wird künftig sein, wer beide Pole am besten verbinden können wird. Denn meines Erachtens ist es falsch, die Problematiken der Netzpolitik immer abgekoppelt von den anderen Politikfeldern zu sehen. Nichts ist monokausal und eine derartige Betrachtungsweise ist schlicht zu eingeengt, um dauerhafte und allseits befriedende Lösungen zu finden.
nach einer längeren phase in der sascha lobo offenbar besseres zu tun hatte als gute texte zu schreiben (er schrieb ein paar wochen lang nur mittelgute texte), hat sascha lobo am dienstag wieder etwas geschrieben, das hand und fuss hat. und ein konstruktives textende:
Genau hier besteht für das freie und offene Netz, wie wir es heute kennen, die Chance. Mit Tim Wu gesprochen war die Vermarktung medialer Inhalte bisher stets entscheidend für die Weiterentwicklung von großen Informationsstrukturen. Wenn also ein legaler Web-2.0-Markt für Musik, Filme, Bücher entsteht, mit ernstzunehmenden Umsätzen, der die Kraft der digitalen Vernetzung nutzt, statt sie zu bekämpfen - dann wird jeder dort ausgegebene Euro das Netz stärken. Denn es ist völlig legitim und wünschenswert, mit Inhalten Geld zu verdienen.
ich habe gestern, quasi in vor letzter minute meinen vorschlag für meinen vortrag auf der republica 12 eingereicht. da ich bisher nur ein paar vage ideen habe und das thema relativ unscharf formuliert ist, würde ich mich natürlich freuen hier feedback oder gar impulse für den vortrag zu bekommen. und natürlich würde ich mich freuen, wenn der vorschlag vom organisationskomitee der republica angenommen würde.
soylent green, äh, the internet is people!
die sogenannte reale welt, unsere zivilisation, ist voll mit virtuellen und künstlichen konstrukten: geistiges eigentum, weltfinanzsystem, landesgrenzen, nationalitäten, hitparaden, vollbeschäftigung — um nur einige zu nennen die mir in der viel zu kurzen vorbereitungszeit für diese bewerbung einfielen.
auf der anderen seite wird dem ebenso künstlichem konstrukt der „netzgemeinde“ häufig vom nicht minder virtuellen konstrukt der politischen und journalistischen klasse vorgeworfen, weltfremd und in virtuellen konstrukten beheimatet zu sein.
ist es aber nicht vielleicht eher so, dass das angeblich virtuelle, algorithmische und raumslose viel realer, viel einflusstärker ist, als wir alle uns das vorzustellen vermögen? ist in wirklichkeit das was wir uns bisher als realität vorstellen, viel konstruierter und geistiger als die angeblich virtuelle, computer- und netzbasierte welt?
um diese steile these ansatzweise zu belgen, werde ich mit hilfe von architektur, hobby-soziologie und -kulturwissenschaft, musik, film, dem netz und sozialen netzwerken aufzeigen, wie virtuell die welt in der wir leben bisher ist und wie sehr das angeblich virtuelle hilft die realität zu formen, erleben und zu erkennen.
Liebe - hoffentlich - netzpolitisch nicht mehr ganz so uninteressierten Freunde, ihr merkt, das Netz geht uns alle an. Es ist ein wichtiger Baustein für eine demokratische Zukunft. Wir müssen auf es aufpassen, denn es gibt viele undemokratische Menschen, die es aus eigennützigen Interessen zerstören wollen und viele Politiker, die das nicht verstehen. Um es zu beschützen, braucht es auch eure Wachsamkeit, denn glaubt mir, das ist alles erst der Anfang.
der erklärbärige sendung-mit-der-maus-tonfall ist doch immer für einen blogeintrag der das zeug zum klassiker hat gut. als johnny haeusler vor sieben jahren den „jamba kurs“ veröffentlichte, sah spreeblick übrigens genauso aus wie mspr0.de jetzt: kubrick. tolles wordpress theme!
[nachtrag: man sollte sich die argumente aber nicht nur bei mspro, sondern auch genauer ansehen.]
Wäre es jetzt nicht endlich mal an der Zeit, über Eigentum nachzudenken?
schöne analogie: bei facebook wohnen wir nur zur miete, sollten hier und da aber mal über eigentum nachdenken. andererseits zeigt es, dass viele blogger auch nur ganz schreckliche unpragmatische, ideologische spiesser sind. was nicht meins ist, sondern nur zur miete, ist doof. andererseits ist spiessig sein auch toll. um mal die werbung zu zitieren: wenn ich gross bin, will ich auch spiesser werden.
[bemerkenswert ist übrigens noch, dass julius endert bei carta auch nur zur miete wohnt.]
ulf schmidt formuliert ein sehr bedenkenswertes statement für „Urheber gegen den sogenannten kommerziellen Urheberrechtsschutz“:
1. Als Kreative verurteilen wir es aufs Schärfste, dass unsere Kreationen in Wort, Bild, Klang, Code durch die Verwertungsindustrie als Vorwand genutzt werden, um den freien Informations- und Meinungsaustausch im Internet durch technische oder polizeiliche Maßnahmen einzuschränken, unsere Rezipienten durch Abmahnungen zu drangsalieren und durch Strafverfolgung zu kriminalisieren.
7. Ein Recht der Verwertungsindustrie auf Bezahlung digitaler Inhalte anzuerkennen, hieße auch der Post das Recht zuzugestehen, Porto für Emails zu verlangen. Es ist eine Absurdität von historischen Ausmaßen.
das sollte eine ständige kategorie in allen blogs der welt werden: statt einer blogrolle eine im klar- und langtext kommentierte linkliste. von mir aus nennt man das dann lieblingsblogs, blogaward oder „ein ♥ für blogs“ — hauptsache die begründungen dazu lesen sich gut.
peter schumacher hat sich „Das neue Handbuch des Journalismus und des Online-Journalismus“ von wolf schneider und paul-josef raue angeguckt. besonders begeistert ist er offensichtlich nicht:
Der Bescheidwisser-Ton der beiden ist im neuen Kapitel Online-Journalismus noch mal eine Spur nerviger als in den alten Auflagen zu den alten Themen. In Anbetracht des Wandels im Journalismus sind vermeintliche Wahrheiten dieser Art ähnlich wie Bauernregeln: Man weiß zwar nicht, warum es um einen herum stürmt, zimmert sich aber ein paar Glaubensätze, die nicht immer eine innere Logik haben müssen. Und der Jungbauer staunt.
ausführliches dings von ars technica über kim schmitz. kim schmitz „freund“ michael b. schmidt (aka smudo) kommt auch drin vor, im bewegbild. mann, das ist so peinlich, dass man es kaum aushält. ich hab das angebervideo gerade mal 5 minuten ausgehalten. /via nico brünjes
schöner rant von nico brünjes über das nicht vorhandene predictive behavioral targeting auf webseiten die eigentlich genug daten haben sollten um damit etwas sinnvolles anzufangen:
Gleiches gilt natürlich nicht nur für immobilienportale, sondern auch für die Gebrauchtwagensuche oder beispielsweise Partnerbörsen. Der Nutzer wird dort überall bis ins letzte Detail getrackt, aber den Service verbessert man damit nicht. Wahrschienlich werden die Daten dann eher genutzt, um mir anderenorts die passende Bannerwerbung für Toiletttensitze zu zeigen. Und eins ist natürlich auch klar, eine Internetbörse ist ja irgendwie schizophren: sie will einen als Besucher da behalten, stelllt sie mch aber zufrieden, bin ich als Kunde verloren...
predictive behavioral targeting ist wohl etwas, das man analog zum traum vom papierlosen büro und der künstlichen intelligenz ansehen sollte: dass wir es uns vorstellen können und zum beispiel ansatzweise verstehen wie man ohne papier auskommen könnte oder wie man intelligente maschinen bauen könnte, heisst noch lange nicht, dass man es dann auch kann. meistens dauerts einfach 20 bis 30 jahre länger als man dachte. und dann braucht man trotzdem immer noch papier, siri versteht einen nicht und die werbung ist so scheisse und zielgruppenfern wie 1970 im stern.
Habt ihr eben nen Moment? Nehmt euch mal 12 Minuten Zeit und schaut euch Drop an. Ein ganzganz toller Kurzfilm von Gavin Toomey über die spontane Bekanntschaft zweier Männer auf einem Dach mitten im Herzen Londons.
ich hab den film angeguckt, alle 12 minuten, und bin nicht begeistert. aber das gehört wohl auch dazu, zum leben, dass man sachen verlinkt, die man selbst langweilig findet.
nett aber auch langweilig. ich fand auch schon „creature comforts“ von aardman nur 5 minuten lang ganz witzig, bis die überraschung verflogen ist. die aardman-figuren sind ja wirklich alle total liebenswert und toll, aber superhelden und tiere zu den stimmen von kindern holen mich nicht hinterm sofa hervor.
da guck ich mir lieber die zehnte wiederholung von shaun das schaf in der sendung mit der maus an. darüber kann ich bis zum clipende immer köstlich amüsieren.
johnny haeusler macht aus spreeblick wieder sein persönliches, eigenes blog. war ja nicht alles schlecht in der multiautoren-zeit, im gegenteil. irgendwie zeigt spreeblick, aber auch carta und ein paar andere beispiele, wie schwer die gratwanderung ist, zwischen ursprünglichen bloggen (unredigiert von dritten einfach, nach lust und laune ins internet schreiben) und dem redaktionell organisierten gruppen-bloggen mit hoffnung auf erfolg. erfolgsdruck oder finanzieller druck tun dem bloggen glaube ich nicht gut.
aber vielleicht ist es auch gar keine gratwanderung und es gibt einfach bloggen — frei und frank ins internet schreiben — und online publizieren mit redaktionellem gedöns. beides sollte man vielleicht nicht zu mischen versuchen, sondern sich entscheiden: will ich machen was ich will oder eine erfolgreiche, regelmässig erscheinende publikation machen? nur warum soll man das redaktionelle dings dann überhaupt blog nennen? warum nicht „magazin“, „online-dienst“ oder „[beliebiger nachname] post“?
Als ich jünger war, da war es mir wichtig, das Leben zu beschreiben, festzuhalten. Den roten Faden finden, und Pointen - immer diese Suche nach Pointen. Jetzt denke ich: Dinge passieren, das Leben geht weiter.
Als ich jünger war, da hatte ich nicht immer recht. Die Metaphern, die ich spann, waren oft mehr Poesie als Wahrheit. Ich habe mit beiden Händen nach dem Leben gegriffen. Jetzt zieht es an mir vorbei, und meine Hände bleiben leer.
fragmente lesen ist wie the cure hören: deprimierende töne, die inspirieren.
marcel weiss hat sich verschiedene suchmaschinen-alternativen zu google angesehen. das fazit deckt sich mit meinen erfahrungen:
Duck Duck Go oder Blekko für alltägliche Suchen
Blekko für das Durchsuchen einer festen Zahl an Websites aus der eigenen Branche oder andere Aufgaben, die man vorher einer CSE von Google anvertraut hat.
Bing für die Bildersuche
Google für alle Suchanfragen, die auf den anderen keine zufriedenstellenden Ergebnisse brachten
liegt auf der hand, aber doch ein aha-effekt, wie sehr google (noch) von den standard-einstellungen der meisten browser profitiert:
Über die letzten anderthalb Jahre ist mir noch etwas bewusst geworden, dass man leicht übersieht: Google ist praktisch überall default, abgesehen von IE. Egal welchen Browser man auf dem Desktop installiert (abgesehen von IE), egal ob iPhone oder iPad: Überall ist Google voreingestellt. Die Wechselkosten weg von Google sind zwar minimal. Aber sie sind vorhanden.
ich habe wirres.net mal ein bisschen umgestaltet. möglicherweise klappt noch nicht alles. wenn was kaputt ist oder nicht funktioniert, bitte einen kommentar hier drunter und ich reparier es. was ich wie und warum gemacht habe schreib ich später gesondert auf.
Well, of course, to Dodd, actual democracy is an abuse of power. He prefers backroom dealing to actually letting the people out to have their say...
Besonders die neueren Stücke an diesem Abend klangen mit ihrem Geigengeschluchze und der wie über ferne grüne Hügel her hallenden Flöte, als habe Knopfler sie direkt für die Deostick- oder Flaschenbierwerbung designt: friesisch herb!
die gute nachricht: die fussbroichs drehen eine neue staffel „die fussbroichs“. die schlechte nachricht: nicht ute diehl produziert die neue staffel, sondern bernd schumacher, laut express „Erfolgsproduzent von Formaten wie „Auf und davon“ oder „Natürlich blond“ mit Daniela Katzenberger“.
ich bin übrigens sehr zufrieden mit duckduckgo. wenn die suchergebnisse mal nicht passen lautet er ausweg: ein g! zur suchanfrage hinzufügen und mit google suchen. ich glaube die default-suche bleibt für lange zeit bei mir auf duckduckgo eingestellt. auch weil man dank diverser !bangs so schnell und bequem rauskommt.
etwas ungelenk formuliert, aber irgendwie auf den punkt; leonhard dobusch und mathias richel:
Jugendliche tanzen zu ihrer Lieblinsmusik, filmen sich dabei mit ihrem Handy und verletzten das Urheberrecht, weil sie dieses Video mit ihren Freunden im Netz teilen. Urheberrechtsverletzung steht in der digitalen Gesellschaft an der Tagesordnung.
wir sind alle piraten. ausser christoph keese. der ist auch einer, wills aber nicht zugeben.
fantastical ist toll. was mir aber kürzlich auffiel: früher waren die mitgelieferten programme von apple state of the art. immer etwas schlanker, eleganter, hübscher, praktischer als die von drittentwicklern. seit kurzem hat sich da geändert. gegen fantastical ist ical ein rostiger dampfer. und seit ich lion installiert habe, ist aus dem schlanken apple vorschau-programm (preview.app) dass jahrelang zuverlässig und schnell pdf-dateien und bilddateien öffnete ein oller, rostiger dampfer geworden. es dauert mitunter ewig bis sich vorschau öffnet, es stürzt ständig ab und mittlerweile öffnet pixelmator bilddateien, egal ob gross oder klein, schneller als vorschau. muss man sich mal vorstellen. die zeiten ändern sich.
Nüchtern betrachtet hat Kim Dotcom erfolgreich gezeigt, wie man mit Inhalten im Netz aus Nutzern dauerhafte Kunden macht: Indem man ihnen kundenfreundlich die Plattform liefert, die sie wollen, zu einem Preis, den sie zu zahlen bereit sind, und das alles, ohne sie dabei zu kriminalisieren. Ich habe wenig Zweifel, dass man ihm nun den Prozess machen wird - aber ich habe grosse Zweifel, dass diese 175 oder gar 500 Millionen Dollar in Zukunft bei den Rechteinhabern landen werden. Megaupload hat Zahlende und Inhalte zusammen gebracht und die Kunden zufrieden gestellt.
[fun fact: was haben kim schmitz und kim jong-il gemeinsam? nichts. noch nichtmal den vornamen.]
kurz vorher hate ich diesen spon-artikel gelesen, in dem die empörung im internet beschrieben wurde, die die äusserungen des chefs des filmindustrieverbandes MPAA chris dodd hervorriefen, als der drohte, obama künftig keine spenden mehr für seinen wahlkampf zu geben, weil obama sich gegen ein das SOPA-gesetzesvorhaben ausgesprochen hatte.
offensichtlich glaubt dodd, dass die tatsache, das man politiker unterstützt und diese unterstützung mit der künftigen verfolgung der eigenen interessen verknüpft irgendwie normal sei. soweit ich weiss ist es auch in der amerikanischen politik üblich, dass politiker sich dem wohl des volkes verpflichten und nicht dem wohl ihrer finanziellen unterstützer. in deutschland, das habe ich zumindest in der schule gelernt, ist ein abgeordneter im bundestag seinem gewissen verpflichtet — und nicht seinen spendern oder sonstwem.
die haltung die aus dodds äusserungen spricht, empfinde ich in der tat mafiös. alles was ich aus medien, film und fernsehen über die mafia weiss folgt dem gleichen muster: ich helfe dir, du hilfst mir, aber wenn du nicht loyal bist, bist du am ende.
Bestechung begeht, wer einem Amtsträger (Wahlamt, Beamter, Angestellter im öffentlichen Dienst usw.), einem für den öffentlichen Dienst besonders Verpflichteten oder einem Soldaten der Bundeswehr als Gegenleistung dafür, dass er eine Amtshandlung vorgenommen hat oder künftig vornehmen wird, einen Vorteil für sich oder einen Dritten anbietet, verspricht oder gewährt.
anders gesagt: wer spenden oder finanzielle unterstützung an bedingungen oder vorteilsgabe knüpft, begeht bestechung. dass genau das in den USA gängige praxis ist mag sein, aber der widerstand gegen diese schändliche praxis beginnt sich dort gerade zu formen. zumindest die etwas helleren menschen dort beginnen zu erkennen, dass etwas am system faul sein könnte.
obwohl mike masnik genau dieses problem das lawrence lessig und jon stewart kürzlich diskutierten, so zusammenfasst
The key point is not -- as some assume -- that money buys results, but that money buys access and attention, and Congress knows this.
zeigt sich spätestens durch die äusserungen dodds, dass spender etwas mehr als zugang und aufmerksamkeit erwarten.
und das ist auch das hauptproblem mit SOPA/PIPA. es ist eine gesetzgebung die ausschliesslich die interessen einer kleiner gruppe mit bestimmten wirtschaftlichen interessen berücksichtigt. formal demokratisch legitimiert, faktisch aber an der öffentlichkeit und ihren interessen vorbei.
das waren so in etwa meine gedanken, als ich johnny haeuslers überschrift las. dass johnny haeusler aber etwas ganz anderes in seinem artikel behandelte, nämlich die verharmlosung von kim schmitz und seinem megaupload-dings durch die piraten und anderen und schlussfolgerte
Sollten sich die Vorwürfe gegen Kim Schmitz und Kumpanen bewahrheiten, gibt es mindestens zwei Definitionen für den Begriff „Content-Mafia“.
hat mich dann doch ein bisschen enttäuscht, weil er über die andere art der definition für content-mafia nichts sagte.
ich glaube auch, dass wir es mit zwei arten von content-mafia zu tun haben. die einen wie kim schmitz, die (vermutlich) rechte anderer missachten und rücksichtslos für ihre eigenen profite nutzen und die anderen, die ihre rechte auch rücksichtslos gegen die (bürger-)rechte und interessen anderer durchzusetzen versuchen, um ihre profite zu maximieren.
beide „content-mafias“ sind extreme, an gegenüberliegenden polen und beide haben augenscheinlich jedes mass verloren. die content-industrie möchte gerne leicher filtern, inhalte entfernen und hinz und kunz noch einfacher verklagen können, die anderen glauben alles sei OK was geht. völlig grössenwahnsinnig und in ihrer selbsteinschätzung komplett allem irdischen entrückt, sind beide.
und dann war da noch christoph keese. der meint, dass eine gesetzesinitiative, die es rechteinhabern noch leichter macht leute zu verklagen, inhalte aus dem netz zu entfernen und eine zensurinfrastruktur aufzubauen, sei eine prima sache, „maßvoll und durchdacht“. er „analysiert“ den gesetzentwurf auf vielen seiten in seinem „privaten“ blog, in dem er auch hin und wieder gegen urheberrechte verstösst. keese verharmlost die gesetzesvorlage nach kräften, behauptet, dass sich das gesetz ausschliesslich auf ausländische seiten beziehe und ohnehin vorhandene rechte der rechteinhaber gegen „Netzpiraterie“ stärke. auch ein missbrauch sei so gut wie ausgeschlossen.
ich habe keeses text gelesen, werde mich aber nicht auf allzuviele details eingehen, ich will nämlich heute abedn noch eine DVD die ich mir privat geliehen habe ansehen. aber drei dinge sind mir aufgefallen:
einerseits argumentiert keese, wie gesagt, dass das gesetz ausschliesslich ausländische seiten betreffe:
Wichtig an dieser Stelle ist vor allem die Definition von „Foreign Internet Site“, denn die neuen SOPA-Rechte des Staates gegen Piraten erstrecken sich ausschließlich auf ausländische Seiten.
aber wie kann man technisch oder juristisch unterscheiden ob eine site „ausländisch“ ist? am domainnamen? bit.ly ist keine lybische site, sondern eine amerikanische, obwohl ihr domainname nicht in amerika registriert ist. und ist beispielsweise axel-springer.nl ein niederländisches unternehmen, weil es eine niederlänsische domain benutzt?
dann verharmlost er die neuen zivilrechtlichen klage-rechte, die der gesetzentwurf rechteinhabern einräumt:
Amerikanischen Rechteinhabern wird damit das Recht eingeräumt, zivilrechtliche Ansprüche, die sie heute schon haben, auch gegen die inländischen Geschäftspartner ausländischer Webseiten durchzusetzen, sofern bestimmte Bedingungen erfüllt sich. [schreibfehler ausnahmsweise nicht von mir, sondern von keese]
seiten die piraterie ermöglichen, egal ob inländisch oder ausländisch können in grund und boden geklagt werden. wer nicht die mittel für eine schlagkräftige rechtsabteilung hat, sollte künftig lieber die finger von websites lassen, die nutzerinhalte erlauben. denn jeder link auf beanstandete seiten der von benutzern gepostet wird, öffnet die möglichkeit für rechteinhaber zu klagen. das kann man unter anderem hier nachlesen. oder hier.
viel rätselhafter aber ist, warum christoph keese zwar die gesetzesvorlage fleissig „analysiert“, aber nicht ein wort, nicht einen gedanken daran verschwendet, was diese netzpiraterie denn nun eigentlich ist, wie piraterie genau definiert ist? oder wer ist ein pirat? bereits jetzt können rechteinhaber familien-videos von youtube entfernen lassen, wenn im hintergrund urheberrechtlich geschütze musik läuft. das amerikanische FBI kann die verhaftung von deutschen staatsbürgern in neuseeland verlassen, wenn der verdacht besteht, dass sie urhebrrechte verletzt haben. aber wo läuft die grenze zwischen herrn kunz der sein baby filmt während das radio läuft und auf youtube lädt und kim schmitz? ist keese ein pirat, weil er auf mario sixtus’ urheberrecht scheisst und gegen seine lizenzbedingungen verstösst? wo ist der unterschied zwischen dem bereitstellen von torrent-dateien oder suchergebnissen und journalisten die auf facebook oder in anderen medien öffentlich einsehbare fotos klauen um ihren boulevard-scheiss zu illustrieren?
was ist piraterie? wer sind die piraten die es zu bekämpfen, zu filtern oder zu verklagen gilt? warum reichen die vorhandenen gesetze nicht aus (mit denen man bereits erfolgreich gegen kino.to, axel-springer-bilderklau oder megaupload vorgehen kann), bzw. warum werden im gegenteil die gesetze nicht so stark vereinfacht, dass auch journalisten wie christoph keese sie verstehen und beispielsweise fotos lizenzrechtlich einwandfrei verwenden können ohne in die fallen des urheberrechts zu tappen? /via rivva.
[nachtrag 25.01.2012, 01:12h]
netzpolitik:
Aussagen von MPAA-Chef Chris Dodd, der den direkten Zusammenhang zwischen dem Geldfluss an Politiker und der Unterstützung der Gesetzesvorhaben durch diese bestätigte, hatten denn auch eine Petition mit derzeit knapp 27.000 Unterzeichnern zur Folge, in der das Weiße Haus aufgefordert wird, gegen Dodd wegen Bestechung zu ermitteln.
faszinierender artikel warum (nicht nur) apple in china produziert. kurzfassung: die chinesen sind nicht nur günstiger, sondern auch besser als die amerikaner (und wir). natürlich via daringfireball.
google bescheisst (natürlich) bei den statistiken der google+-nutzung. google versucht mit allen mitteln den erfolg zu erzwingen und wird mir immer unsympathischer.
wie die filmindustrie den amerikanischen kongress bescheisst und statistiken verfälscht. immer noch unbeantwortet, zumindest seriös: wie gross der schaden durch raubkopieren denn nun wirklich ist.
wenn man sich die zahlen der filmindustrie ansieht, wie das julian sanchez im von cory doctorow verlinmkten artikel getan hat, kommt man schnell von jährlich 61 milliarden auf 446 millionen dollar schaden den amerikanische benutzer den filmstudios angeblich beigebracht haben sollen. julian sanchez:
Of the total $6.1 billion in annual losses LEK estimated to MPAA studios, the amount attributable to online piracy by users in the United States was $446 million--which, by coincidence, is roughly the amount grossed globally by Alvin and the Chipmunks: The Squeakquel.
so soll wirres.net demnächst aussehen. leider ist das noch lange nicht fertig, aber so in der art wirds aussehen. reaktionsfähig (responsive) isses auch.
De facto gibt es also auch im Bereich Mobilfunk immer noch eine Speicherung von Daten auf Vorrat, ergo Vorratsdatenspeicherung. Und diese Daten werden viel umfassender genutzt als uns in der Diskussion um die Vorratsdatenspeicherung immer verkauft werden soll. Jeder kann betroffen sein.
Interessant ist der zeitliche Zusammenhang zur #Sopa-Debatte. Wurden doch viele Maßnahmen in dem umstrittenen Gesetzesentwurf damit begründet, dass es keine Handhabe gegen Webseiten wie megaupload.com geben würde. Ob Zufall oder nicht, das FBI beweist vielleicht gerade, dass diese Maßnahmen gar nicht notwendig sind.