welt.de: Jürgen Fliege: "Alles kostet Geld, und auch mein Service kostet" habe meine welt.de- und stuckrad-barre-aversion überwunden und statt günther jauchs ARD-debüt weiterzugucken den stuckrad-barre text über jürgen fliege gelesen. verlinke den jetzt auch schon gleich nach der ersten stelle an der ich gelacht habe:
Die Redewendung „einen an der Waffel haben“ kommt einem in den Sinn, während Pfarrer Fliege irgendein Bibelzitat bemüht, das macht er häufig, und es ist ja auch ein dickes Buch. Bibelzitat und dann ohne Punkt und Komma weiter mit einer Interpretation, in der Wörter wie „Kotzen“, „Mist“ oder „Scheiße“ vorkommen, das ist die Rhetorik des Pastors Fliege, so erdet er die Heilige Schrift.
allthingsd.com: Walt Mossberg Ethics Statement walt mossbergs „ethics statement“, in dem er beschreibt was er tut und was er nicht tut, wenn er produkte testet. sehr beispielhaft. auch beispielhaft: wenn man die seite erstmals besucht, erscheint ein popover, der erklärt dass und welche cookies beim leser für werbung gesetzt werden. /via frédéric filloux
However, one thing is clear from Cheney's memoir, and his promotion of it: He is not likely to be traveling abroad soon. Cheney's “In My Time" speaks to the mentality of a contemporary war criminal, but it certainly provides no defense. Along with videos of him dressed as Darth Vader, it would make a nice exhibit at his war crimes trial.
daringfireball.net: Why Didn't Google Sue Apple Directly? google benimmt sich wie die anderen arschloch-konzerne, hat offenbar aber nicht den mut zu sagen, dass sie jetzt genau so ein arschloch-konzern wie apple, microsoft und die tyrell corporation sind.
erinnert sich noch jemand an die erste deutsche ausgabe der vanity fair? auf dem titel stand laut schreiend: „DAS NEUE MAGAZIN FÜR DEUTSCHLAND“.
Ich behaupte: Uns ist ein Heft gelungen, bei dem es keine Zielgruppe gibt, die daran keinen Spaß haben wird. Jeder Deutsche wird einen substanziellen Teil der „Wired“ interessant und lesenwert finden.
wired ist also — in klein und leise — das was die vanity fair sein wollte. was für jeden „deutschen“ dabei. weniger arsch und titten, etwas mehr geronnenes netz, ein hauch brandeins, aber alles schön flach und glattgefeilt, damit sich niemand stösst oder piekst.
inhaltlich kann man gegen die deutsche wired wirklich (fast) nichts sagen. solide, gar nicht mal langweilige journalistische kost, nichts worüber man sich aufregen müsste, aber auch nichts was einen grossartig bewegt. die kolumnen sind ordentlich und angenehm kompakt, selbst der text von richard gutjahr ist ausnahmsweise mal unhysterisch, auch wenn die fetten reste gutjahr-euphorie sich offenbar nicht rausredigieren liessen. statt apple ist diesmal halt israel das tollste auf der welt. auch die nerd-portraits sind OK. ein bisschen wie man das eben von der brandeins kennt: leute die was können oder was aufgebaut haben, werden in einem möglichst rosigen licht dargestellt. das angenehm geerdete portrait des it-sicherheits-experten sandro gaycken von thomas wiegold bringt sogar ein bisschen politik ins heft und anke gröner hat mit dem portrait einer ehemaligen telekom-managerin die jetzt edel-schokolade herstellt, ein thema gefunden, dass ihr wie auf den leib geschneidert ist. musste beim lesen sogar einmal laut grinsen.
selbst die auf dem cover schmierig angekündigte köder-sex-story über das soziale- geschlechtsverkehr-netzwerk badoo ist lesenswert.
albernen missionarischen eifer legt dann wieder thomas knüwer aufs parkett, indem er einfach behauptet, dass leute mit ungewöhnlichen begabungen oder interessen statt in die schublade „nerd“ lieber in die schublade „geek“ gesteckt werden möchten. jemanden nerd zu nennen sei „unterdurchschnittlich nett“, behauptet er auf seite 60. im off-the-record-interview beschreibt er seine selbstgestellte mission folgendermassen:
Das Wort „Nerd“ ist eine Beleidigung. Das positive Wort „Geek“ wird in Deutschland nie verwendet. Das wollen wir ändern.
das ist natürlich quark. eine umfrage in meinem kollegenkreis (alles leute die man potenziell nerd nennen könnte, was ich aber nicht im traum täte) ergab, dass niemand das wort nerd als beleidigung empfindet, einige aber den kopf schüttelten und zurückfragten was denn der scheiss mit den schubladen überhaupt solle (in meinen worten zusammengefast). einige nennen sich selbst oder sogar ihre ehepartner gelegentlich nerd.
selbst knüwers autoren nennen sich selbst nerds. teresa bücker schreibt: „In Sachen Liebe bin ich passionierter Laie. Durch meine Nerdbrille habe ich über die großen Gefühle für die Wired geschrieben.“ auch cem basman lässt sich durch die wired-lektüre nicht von der benutzung des wortes „nerd“ abbringen.
abgesehen davon, dass es sich ähnlich unschön anhört wenn thomas knüwer „geek“ schreibt, wie wenn thomas gottschalk „rockmusik“ sagt, fragte ich mich warum knüwer ne schublade umbenennen will, statt daran zu arbeiten, sie loszuwerden. ich fürchte beinahe, dass knüwer im nächsten heft den konflikt um den richtigen artikel für das wort „blog“ zum leithema des heftes machen könnte.
gestalterisch trägt das heft für meinen geschmack ein bisschen zuviel ornament. möglicherweise wurde aus dem guten vorsatz opulenz im eifer des gefechts schnörkel.
die verschnörkelte heftgestaltung ist gleichzeitig irre trend-fixiert. das führt bedauerlicherweise dazu, dass zum beispiel die aktuelle lenovo-kampagne die gleiche visuelle sprache spricht, wie viele redaktionelle seiten. durch das ganze heft hinweg sind werbung und inhalt kaum voneinander zu unterscheiden.
entweder hat sich artdirector markus rindermann zu sehr von aktuellen werbetrends inspirieren lassen, oder die leserverarschung leserverwirrung hat prinzip. mir fiel es ausgesprochen schwer redaktionelle inhalte von anzeigen — und umgekehrt — zu unterscheiden. aber vielleicht werde ich auch zu alt und falle einfach zu schnell auf solche rentnerfallen rein.
man kann das auch kürzer ausdrücken:
#bbpBox_111773089183961088 a { text-decoration:none; color:#8f8b8b; }#bbpBox_111773089183961088 a:hover { text-decoration:underline; }
Konnte die Print-Wired nicht lesen weil mein Adblocker aktiv war.
versteht jemand das cover? das ding was auf dem cover abgebildet ist ist mit „Hotel Deutschland“ beschriftet und wird offensichtlich umgebaut. das steht auch nochmal in grossen lettern drauf. auf der obersten etage stehen satelittenschüsseln und ein windkraftrad. unten steht das hotel deutschland auf einer art analog-computer mit usb- und firewire-anschlüssen, aber ohne tastatur. es gibt aber einen joystick und drei space-invader. unter dem joystick ein schild mit der aufschrift „wired builder 0811 DE“. ist die auf dem cover abgebildete maschine ein symbolbild für thomas knüwer (wired builder de?) oder kann man mit solch einer maschine deutschland verbessern? oder ist das bild einfach ein WTF-provokateur?
über die wired-app kann ich nichts sagen, da sie mir eindeutig zu teuer ist: 479,00€ + 2,99€ = 481,99€. ich habe aber gehört, dass sie neben „zückerchen“ auch feenstaub „funkelnde Sterne oder Vogelgezwitscher“ enthalten soll.
christoph kappes (sehr lange rezension. christoph kappes weist unter anderem darauf hin, wie sehr die „infografiken“ im heft eigentlich nichts mehr als „zückerchen“ sind, die keinen grossen informationswert haben und mehr fragen offen lassen als sie beantworten.)
michaelis pantelouris (zerppflückt thomas knüwers wired artikel und geek/nerd-gelaber als „abenteuerlich jenseits der Realität angesiedelte Vorstellung von der Welt, dass ich nicht einmal weiß, wie man darauf antworten soll.“ bisher meine lieblingsrezension. fazit: „Dass ich das Konzept persönlich nicht mag, heißt nicht, dass es nicht funktionieren kann. Aber ich finde es langweilig.“)
wired.de: Moritz von Laffert über WIRED condé-nast deutschland chef moritz von laffert (sinngemäss): erste frage: „wir scheissen auf marktforschung. die deutsche ausgabe von wired ist ein sprung ins kalte wasser, open beta.“ zweite frage: „die markforschung zeigt ...“
Wir können mehr Multimedialität bieten: Videoporträts, verschiedene Ebenen bei Infografiken, Zoomeffekte, Akustik. [...] Wir haben an Stellen, bei denen es passte, einige kleine schöne Dinge eingebaut wie funkelnde Sterne oder Vogelgezwitscher. Das verändert nicht die Welt, soll aber ein leichtes Schmunzeln auslösen und schafft eine emotionale Nähe.
christian stöcker hat vor ungefähr zwei jahren einen vielbeachteten artikel über die generation C64 vs. ursula von der leyen geschrieben. ich habe ihn damals auch beachtet und gelobt. spätestens seit dem generation C64-Artikel bin ich bekennender stöcker-fan.
im prinzip hat christian stöcker seinen artikel von damals mit einer ordentlichen einführung über sechs oder sieben kapitel versehen und am ende den bogen aufgespannt um seine kernthese an aktuellen beispielen zu illustrieren. die kernthese, die essenz des buches steht bereits im zwei jahre alten spigel-online-artikel, nämlich: die dinge die wir heute im internet beobachten können, sind alle mehr oder weniger eine direkte folge der hacker- und cracker-kultur die rund um den C64 entstanden ist.
Gleichzeitig leben in diesem Land an die 20 Millionen Menschen zwischen 15 und 35 (um mal eine willkürliche Grenze für die Angehörigen der Generation C64 zu ziehen), in deren Leben digitale Technologie eine zentrale, eine vor allem selbstverständliche Rolle spielt. Für die das Internet nicht "der Cyberspace" ist, sondern ein normaler Teil ihres Alltags, ebenso wie Telefone für die Generationen davor.
in seinem buch steht auf seite 264:
Gleichzeitig leben in diesem Land mehr als 20 Millionen Menschen, die jünger sind als 35 oder 40 (um mal eine willkürliche Grenze für die Angehörigen der Generation C64 und der nachfolgenden Generationen zu ziehen), in deren Leben digitale Technologie eine zentrale, eine vor allem selbstverständliche Rolle spielt. Für die das Internet nicht »der Cyberspace« ist, sondern ein normaler Teil ihres Alltags, ebenso wie Telefone für die Generationen davor. Die Computerspiele seit ihrer Jugend kennen und deshalb nicht für gefährliche Amoktrainer halten. Die wissen, was ein Browser ist.
das was stöcker über seine jugend, also unsere jugend, bzw. die jugend der menschen um die 40 schreibt liest sich gut und füllte mir beim lesen so manche gedächnislücke. teilweise wurde ich sehr nostalgisch und stellte mal wieder erschütert fest, wie ähnlich die lebensläufe von mittelstandkindern im westen der bundesrepublik verliefen. eine generation der erlebnis-klone.
und stöcker zieht kluge schlüsse, bzw. erklärt schlüssig wie sich hacker- und cracker-ethik, kinderzimmer-disketten-kopiererei (die man heute raubkopiererei nennt) vermischten und haltungen schufen die wir heute im internet beobachten können. er spannt den bogen von crackern, die ohne kommerzielle interessen den kopierschutz von spielen entfernten, zur heutigen demo- und open-source-szene, von john perry barlow, zu julian assange und zensursula-protesten, vom C64-kopierprogramm „fastcopy“ zur piratebay.
Der C64 und das um ihn herum wuchernde Ökosystem installierten in unseren Köpfen ein Gefühl von nahezu unbegrenzter Machbarkeit, der Kalte Krieg, die drohende Umweltkatastrophe eines von nahezu absoluter Ohnmacht. Vieles von dem, was den heute 30- bis 40-Jährigen von den Älteren vorgeworfen wird – politische Apathie, ein Mangel an gesellschaftspolitischen Visionen, eine laxe Einstellung zum Urheberrecht und nicht zuletzt die Bereitschaft, sich technologischen Wandel ohne Rücksicht auf Geschäftsmodelle, gesellschaftliche Konventionen oder rechtliche Fragen zunutze zu machen – sind mittelbare oder unmittelbare Folgen dieser paradoxen Kombination aus Ohnmacht und grenzenlosen Möglichkeiten.
die beiden ersten kapitel in denen stöcker seine schlüsse vorbereitet hat er jetzt auch stark gekürzt auf spiegel online veröffentlicht. das liest sich alles sehr gut und beim lesen kommt man aus dem kopfnicken kaum raus.
man liest das und fühlt sich gebauchpinselt. wir waren schon tolle checker damals — und sind es heute im internet immer noch! wobei diese eher unkritische eigenbauchpinselei natürlich auch problematisch ist: wer soll das bitte lesen, ausser leute die jetzt um die 40 sind und damals ihren eltern mit der platten lüge damit hausaufgaben zu machen einen homecomputer aus dem bauch geleiert haben? deren eltern vielleicht, die jetzt von ihren kindern stöckers buch zu weihnachten geschenkt bekommen, damit sie mit 20 jahren verspätung erfahren, was sich damals im kinderzimmer wirklich abgespielt hat?
stöcker hat ein buch geschrieben, dass bei den angehörigen der generation C64 offene türen einrennt und sie bauchpinselt und für den rest der welt den erklärbär macht. wenn der rest der welt sich denn dafür interessieren würde. beim lesen fühlte ich mich wie ein heisses messer, dass durch butter schneidet. hängengeblieben ist nicht viel, ausser ein bisschen fett, ein paar vorgefertigte argumente die künftige diskussionen etwas schmieren und aufladen könnten.
das buch hat mir ausserordenlich gut gefallen — und das ist auch ein bisschen das problem. am ende sagt man „ja“ und vermisst das was wirklich gute bücher in einem hinterlassen: ein kleines inspirations-pflänzchen das man weiter hegen und pflegen und grossziehen kann.
immerhin habe ich jetzt ein weihnachtsgeschenk für meine eltern.
der umschlag sieht aus, als hätte christian stöcker ihn höchstpersönlich gezeichnet — mit dem mund. auf dem umschlag fand ich dann nach einigem suchen auch den urheber der gräslichen illustration (ein krakelig gezeichneter tisch mit einem fernseher, einer datasette, einem joystick und einem c64): www.buero-jorge-schmidt.de
bevor ich den link in meinen browser eingab, schloss ich eine wette mit mir selbst ab. wetten das die büro jorge-schmidt-site eine voll-flash-site ist? in der tat, vollflash es war. nachdem ich den flash-blocker deaktiviert hatte: musik. gräslich. immerhin, wenn man in der flashdatei ein bisschen rumklickt rettet das büro jorge-schmidt seinen ruf ein bisschen: die haben nicht nur scheussliche buchumschläge gestaltet, sondern auch ein paar ganz ansehnliche.
mathias richel hat mich gebeten eine „blattkritik“ zu seinem projekt das-ist-sozialdemokratisch.de zu schreiben. ich schätze matthias richel. nicht nur weil er mich mal kurzzeitig so gut fand, dass er mir einen job verschaffte (bei watchberlin.de), sondern weil ich weiss, das er eine furchtbar ehrliche und aufrichtige haut ist und sich für das was er für richtig hält einsetzt. zumindest privat.
und mathias kann ordentlich trommeln. leute die ihm auf twitter, facebook, per RSS oder sonstwo folgen oder abonniert haben, konnten der erwähnung seines projekts das-ist-sozialdemokratisch.de nicht entgehen. leider interessiert mich sozialdemokratie oder sozialdemokratische werbung nicht allzusehr, ausser es gibt schnittchen, bier oder was unterhaltsames drüber zu schreiben. deshalb hatte ich bisher davon abgesehen, mir die seite näher anzusehen.
was ich meine mit aufrichtiger haut und engagement für dinge die er für richtig hält, sieht man in diesem video-interview. in dem interview erklärt mathias die einfache idee der plattform, warum er es macht und dass er glaubt, eine plattform ins netz zu stellen auf der leute ihre meinung äussern können, führe zu partizipation oder besser noch zu impulsen, die die partei voranbringen können.
ich glaube mathias richel alles was er sagt. ich glaube, dass er glaubt auf diese weise für impulse zu sorgen. aber ich glaube nicht, dass das so funktioniert. schlimmer noch, ich sehe nirgendwo, dass das funktioniert. die kommentare die ich beim überfliegen der site sah, zeichnen sich vor allem durch kunstvoll ziselierten platitüden, worthülsen und traditionsbeschwörung aus. impulse oder anregende beiträge habe ich keine gesehen. die am besten bewerteten beiträge beiträge die dann auf den themenseiten stehen oder am besten bewertet sind hören sich dann in etwa so an:
ganz schlimm auch die redaktionellen beiträge im zugehörigen blog. dort darf „Franz Walter über [den] Zustand und [die] Entwicklung der fast 150-jährigen Sozialdemokratie“ referieren. komplett unlesbares geseier.
wo bleibt die empörung? wo bleibt die haltung? oder andersrum gefragt, ist besinnung auf tration und brauchtum eine haltung?
die intention vom mathias richel ist ehrbar, aber das ergebnis ist ähnlich weltbewegend und mit einem ähnlichen veränderungspotenzial versehen, wie der bild leserbeirat.
mir kommt die ganze sache ein bisschen so vor wie eine aktion von dampflokomotiv-freunden, die eine plattform ins netz stellen um herauszufinden, wie man dampflokomotiven rauchfrei gestalten könnte: eure besten ideen zur rauchvermeidung werden wir im dampflokomotiv-präsidium diskutieren!
wie gesagt. die intention ist nobel. mitglieder, nicht-mitglieder und sympatisanten um ihre meinung fragen und versuchen das in den meinungsbildungsprozess einzubauen zeigt guten willen. das problem ist: es gibt kaum noch SPD-sympathisanten und die SPD ist so ein irre unsympatischer verein, für den normale menschen nichtmal bei freizeitüberschuss energie investieren würden. wenn die SPD erfolge bei wahlen feiert, dann nicht als SPD sondern dank des image der jeweiligen kandidaten. wowereit wirds in berlin reissen, nicht die SPD. in mecklenburg-vorpommern hats nicht die SPD gesiegt, sondern erwin sellering. der letzte SPD-kanzler hat die wahl nicht wegen seines parteibuchs gewonnen, sondern trotz seines parteibuchs.
ich glaube politik ist der entertainment-industrie gar nicht mal so unähnlich. man kann das publikum nicht bitten witze einzureichen und die dann die publikumswitze auf der bühne vortragen. die witze muss man schon selbst mitbringen. und damit jemand lacht, muss man auch ein bisschen könnerschaft mitbringen und eigensinn.
und wem auf der bühne ehrlichkeit, aufrichtigkeit oder eine haltung fehlt, der wird halt rausgebuht. ich weiss, es ist vergebene liebesmüh, aber ich wünsche mir eine SPD in der aufrichtige und nicht karrieregeile menschen an der spitze stehen. aufrichtge menschen mit einer haltung, mit überzeugungen für die sie einstehen und streiten. menschen mit sachverstand und anstand.
unanständig und unvergesslich fand fand ich beispielsweise die abgefuckte haltung von 26 sozialdemokraten, unter anderem andrea nahles, die meinten der vorratsdatenspeicherung im bundestag „mit bauchschmerzen“ zustimmen zu müssen, weil das verfassungsgericht das eh wieder zum grossen teil kassieren würde. solche wählerverarschenden aktionen sind sozialdemokratisch (und christdemokratisch und liberal und auch grün) und genau der grund, warum es mir scheissegal ist, was die sozialdemokraten in ihre programme schreiben. wenns hart auf hart kommt, wird wieder aufs parteiprogramm geschissen und machterhaltende fraktionsdisziplin und in reihe stehen geübt.
mir will nicht einfallen was sozialdemokratisch ist, wohl aber, was sozialdemokratisch war. solche regierunsgerklärungen zum beispiel, anstand, gerechtigkeitssinn, bescheidenheit, transparenz, uneitelkeit. und darf ich mir auch was wünschen? humor, selbtkritik, menschlichkeit (ja ich gucke sie an, frank-walther steinmeier).
technisch ist die seite übrigens auch nicht optimal. ich mag zwar die tatsache, dass mathias richel und dennis morhardt die seite auf waordpress-basis zusammengeschraubt haben und auf flash-gedöns verzichtet haben, aber dass einzelne kommentare keine erkennbaren permalinks haben (die gibts, aber leider nur versteckt), das viele nutzerbilder nicht auf anhieb angezeigt werden und dass die benutzerführung sehr gewöhnungsbedürftig ist, trübt das vergnügen. immerhin: die seite sieht gutgemacht aus, hübsche icons und gut lesbare schrift.
facebook.com/der-spiegel: Die SPIEGEL-Kantine zieht um die spiegel-kantine lag bisher auf strassen-niveau. quasi von jedem passanten einsehbar und (ich glaube) auch betretbar. ein grossartiges, durchgeknalltes, aber geerdetes stück innenarchitektur aus den sechziger jahren.
jetzt ist die kantine umgezogen, zusammen mit dem spiegel, in ein neues hochhaus in der hamburger hafencity. die kantine sieht man immer noch vom bürgersteig aus, allerdings in luftiger höhe, im zehnten oder zwölten stock. da hängt sie schaufensterartig und leuchtet auffällig rot vor sich hin. (nachtrag: die original kantine ist ins museum gewandert, die neue kantine orientiert sich aber an der gestaltung der alten.)
ein paar etagen über der kantine, ganz oben: eine ganze etage spiegel online. ja die online-redaktion trohnt über der print-redaktion.
für mich sieht das so aus, als verliere der spiegel und insbesondere spiegel online die bodenhaftung. ich hoffe ich irre mich. vielleicht hat ja nur die kantine die bodenhaftung verloren.
Eine Demokratie, die sich darauf beschränkt, Rauchverbote in Gaststätten zu erlassen oder die Helmpflicht von Radfahrern zu diskutieren, also dem gegenseitigen Gängelungsverhalten der Bürger nachzugeben, aber die eine große Macht, die alle gängelt, nicht beherrschen kann, ist das Papier nicht wert, auf dem ihre Verfassung gedruckt wird.
raul.de: Zwischen Sorgenkind und Superkrüppel einer der besten, klügsten, verständlichsten und aufrichtigsten texte über behinderungen und unseren umgang damit von raúl krauthausen. an dieser stelle sollte es eigentlich bei jedem „klick“ machen:
Denn nach Ansicht der modernen Disability Studies ist “Behinderung" das Produkt von abwehrenden Gefühlen, welche beim Anblick ungewöhnlicher Körper ausgelöst werden. Dieser die Behinderung zuschreibende Blick derjenigen, die sich dadurch selbst als “normal" definieren können, produziert auch die “Unheimlichkeit" der Behinderung. Damit wird die übliche Perspektive umgekehrt: Behinderung wird zum sozialen Abwehrkonstrukt, mit welchem dem Unwohlsein über die Fragilität des eigenen Körpers etwas entgegengesetzt werden soll.
taz.de: Ein Mann gibt Stoff stefan niggemeier über martin reinl. da kommen zwei zusammen, die den flausch lieben.
man kann von den piraten ja halten was man will, aber deren plakate sind mit abstand die besten im berliner wahlkampf. picklige, dicke, hässliche, normale und immer junge menschen, mit meistens gar nicht so doofen sprüchen drunter.
damit heben sie sich angenehm ab von den nullaussage-plakaten, die die verzweifelten versuche zeigen, die fotos von dicken, pickligen, hässlichen, normalen und fast immer alten menschen die für die etablierten parteien kandidieren, mit photoshop, perspektiv- und fotografentricks aufzuhübschen, zu glätten oder sympathisch und engagiert wirken zu lassen.
dieses plakat, auf dem steht „warum häng ich hier eigentlich, ihr geht ja eh nicht wählen“ ist schon fast ein klassiker.
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"Sie hält Zeitungen aus dem Hause A. Springer für etwas Böses. Das finden wir komisch" schreibt @weltkompakt heute über C. Roche. Wie elend!
Seitdem gibt es dort alles was Foodblogs mitunter so charmant und sympathisch macht: unscharfe Handy-Fotos von schlecht beleuchteten Tellergerichten, deutlich mit Leidenschaft formulierte Texte ohne größere Lektoratsanstrengungen, dazwischen ein bisschen Hinweis auf das eigene Schaffen und Herr Siebeck hat sogar auch schon ein paar KommentatorInnen jener Art, die er im Januar noch schmähte
rob janoff) das zeigt, dass ein gutes logo vom designer nicht mit bedeutung aufgeladen werden muss. die bedeutung wird später, je nach zeit und umständen, von dritten auf das logo projeziert.
Ich weiß manchmal zwar, wohin ich will, aber ich weiß die Adresse nicht. "Flughafen Frankfurt, Terminal 2". Gib das mal in einem TomTom ein. Und dann bitte einmal in Google Maps.
odem.org: Fefe ist ja ein ganz toller Leaker ... die ad hominem argumenattionsmuster machen das was alvar freude und felix von leitner sich so an den kopf schreiben ganz unterhaltsam, aber auch ziemlich frustrierend. ein bisschen kommt man sich vor als ob helmut schmidt sich mit erich von däniken streiten würde und irgendwann finge schmidt an von däniken an den haaren zu ziehen und auf den kopp zu hauen. erstmal ganz unterhaltsam, aber auch ziemlich frustrierend.
faz.net: Google und andere: Über Irland Gewinne in Steueroasen schleusen von gesellschaftlicher verantwortung in den ländern in denen firmen wie google, facebook oder apple agieren keine spur: milliarden von dollar schleusen diese firmen (legal) am fiskus vorbei. und dann unterstützt google mit ein paar alibi-milliönchen ein forschungszentrum für internet und gesellschaft . milliarden kassieren (google: »Wir sind es unseren Aktionären schuldig, eine steuereffiziente Struktur aufzusetzen.«) und der gesellschaft ein bisschen abgestandenes wurstwasser öffentlichkeitswirksam als grosse geste zurückgeben. statt „Don't be evil“ wirds zeit für ein realistischeres motto wie „Wir lieben — Wir lieben doch alle — alle Menschen — wir lieben doch — Wir setzten uns doch dafür ein.“