gast­blo­cker

felix schwenzel

heu­te um 19 uhr fin­det in der pan­atom ga­le­rie in der tor­stras­se 100 in ber­lin die er­öff­nung der aus­stel­lung #ber­lin block statt. die er­öff­nung fin­det vorm fens­ter statt, es gibt glüh­wein.

wenn ich al­les rich­tig ver­stan­den habe, wird alle paar tage ein block ins schau­fens­ter ge­hängt, auf den je­weils ein text zum the­ma „Stadt, die kei­ner wahr­nimmt“ steht. die blö­cke hän­gen dann um­ge­kehrt chro­no­lo­gisch in der ga­le­rie und um äl­te­re bei­trä­ge zu le­sen muss man qua­si ins ar­chiv, in die tie­fe der ga­le­rie ge­hen. zur er­öff­nung heu­te wer­de ich wohl nicht kom­men kön­nen da­für bin ich „gast blo­cker“, ir­gend­wann wird also auch ein bei­trag von mir auf dem block ste­hen.

Block vs. Blog
Ein grau­er Block in­mit­ten von Mensch und Ma­schi­ne. Wer re­agiert auf wen? Was lässt sich auf­fan­gen, ab­weh­ren oder sicht­bar ma­chen? Zwi­schen Pro­zess­aus­schuss, Strah­lung, Ana­ly­se und Ob­jekt­fund­stü­cken.

Es geht um Stra­ßen in de­nen wir uns all­täg­lich be­we­gen;
Orte die wir nicht mit In­hal­ten be­le­gen kön­nen; Räu­me in de­nen wir in­ter­agie­ren – sicht­bar und nicht sicht­bar.
Städ­ti­sche Ku­ba­tu­ren, die sich aus­tau­schen ohne es zu mar­kie­ren.
(pan­atom-gal­lery)


da­vid gar­ret

felix schwenzel

ich weiss gar nicht was alle ge­gen die­sen da­vid gar­ret ha­ben. da scheint sich ja ne men­ge ag­gres­si­on an­ge­staut zu ha­ben.


ode an mich selbst

felix schwenzel

letz­te wo­che mitt­woch hab ich mich mit öz­gün öz­bey ge­trof­fen weil er der­zeit in ei­ner for­bil­dung zum „bi­kul­tu­rel­len cross­me­dia­len Jour­na­lis­mus“ im bil­dungs­werk kreuz­berg teil­nimmt und ger­ne ein por­trait über mich schrei­ben woll­te. er hab eine paar fra­gen zu mei­ner mo­ti­va­ti­on ins in­ter­net zu schrei­ben und er in­ter­es­sie­re sich für den men­schen, „der hin­ter Fe­lix von Schwen­zel steckt“. das hat er ge­mein­sam mit mir, ich in­ter­es­sie­re mich auch für den men­schen hin­ter mir und hat­te die hoff­nung viel­leicht et­was über mich zu er­fah­ren. so ha­ben wir uns mor­gens im bal­zac in der schön­hau­ser al­lee ge­trof­fen und drei stun­den spä­ter schick­te er mir die­sen text:

„Ich bin nicht dick, ich seh nur so aus“ 09.12.2009
Von Öz­gün Öz­bey

Ich er­kann­te ihn von wei­tem. Schon nach dem ers­ten su­chen­den Blick durch das Café fällt ei­nem der statt­li­che Mann mit der wu­sche­li­gen Lö­wen­mäh­ne und dazu pas­sen­dem Bart auf. Er sticht her­aus. Fe­lix Schwen­zel ist ei­ner der­je­ni­gen, mit de­nen al­les an­ge­fan­gen hat. 8 Uhr 30 hat­ten wir ge­sagt. Ich bin zu früh. Er auch. Passt.

Auch wenn er sich nicht un­be­dingt als Blog­ger be­ti­teln las­sen will, könn­te man ihn als Ur­ge­stein der deut­schen Blogo­sphä­re be­ti­teln. Wir­res.net nennt sich sein Blog, des­sen Logo ei­nen ka­cken­den Hund dar­stellt und in dem er über ver­schie­de­ne The­men sei­ne Mei­nung ab­lässt. Laut „Vi­ral­my­then“ ist es der zweit­äl­tes­te Blog Deutsch­lands, er­stellt im Jah­re 2000. Netz-tech­nisch ge­se­hen war das die ge­fühl­te Stein­zeit des In­ter­net-Zeit­al­ters, im Ver­gleich zu den heu­ti­gen Aus­ma­ßen, die es in­zwi­schen an­ge­nom­men hat. Von po­li­ti­schen The­men, bis hin zu per­sön­li­chen Ge­schich­ten schreibt er über al­les, was er für schreib­wür­dig emp­fin­det. Nicht un­be­dingt um sei­ne Mei­nung zu äu­ßern, son­dern „um be­stimm­te Din­ge zu sam­meln und fest­zu­hal­ten“.

Wenn ihn et­was auf­wühlt oder be­schäf­tigt, emp­fin­de er das Ge­fühl, es ver­ar­bei­ten und da­mit auch los­wer­den zu müs­sen. Auch wenn ein Blog im­mer ir­gend­wo auch jour­na­lis­tisch ist, be­zeich­net er sich selbst nicht als Jour­na­list. „Das ist mir ein zu an­ge­pass­ter Be­griff, ich möch­te mich da nicht mit ein­ord­nen, weil man von ei­nem Jour­na­lis­ten auch eine be­stimm­te Vor­ge­hens­wei­se er­war­ten wür­de“. Mit die­ser Aus­sa­ge be­grün­det er auch sei­nen Wi­der­stand, als Blog­ger ein­ge­ord­net zu wer­den. Er will so nicht ge­nannt wer­den, da er nicht der Mei­nung ist, dass er „bloggt“. „Ich bin nicht dick, ich sehe nur so aus. (Wir­res.net) ist kein Blog, es sieht nur so aus“.

Der Mann er­scheint wie ein le­ben­dig ge­wor­de­nes Pa­ra­dox­um. Ein Cha­rak­ter zwi­schen Ord­nung und An­ar­chie. Ei­ner­seits im säu­ber­li­chen An­zug, aber mit lo­cke­rem Hemd und dazu pas­sen­den Schu­hen, an­de­rer­seits ra­di­ka­ler Wild­wuchs al­ler­orts. Den­noch: Es passt. Ir­gend­wie.

Beim Schrei­ben küm­mert er sich nicht um Satz­auf­bau, Gram­ma­tik oder Recht­schrei­bung. Groß­schrei­bung lässt er ganz weg, schreibt nur in klei­nen Buch­sta­ben. Es scheint ihm egal zu sein. Er schrei­be von der See­le weg, und ma­che sich nicht son­der­lich Ge­dan­ken dar­um, was dies bei dem Le­sen­den er­zeu­gen soll­te oder könn­te.

Doch die Rech­nung scheint auf­zu­ge­hen. Sein Blog zählt zu den er­folg­reichs­ten und meist ver­link­ten Blogs in Deutsch­land. Den­noch be­mü­he er sich, über das The­ma in ei­ner ad­äqua­ten Form zu be­rich­ten. Wenn es zum Bei­spiel über per­sön­li­che Din­ge geht oder Men­schen in sei­ner un­mit­tel­ba­ren Um­ge­bung be­trifft. Doch was auf­ge­schrie­ben wer­den muss, wird auf­ge­schrie­ben.

Ein we­nig Angst be­schlei­che ihn schon, meint er, be­son­ders wenn es um Me­di­en oder Be­trie­be geht, de­ren Hand­lungs­wei­sen er in man­chen Blog-Bei­trä­gen kri­ti­siert. „Bei der Ab­mahn­wel­le, die zur Zeit durchs Land rollt..“. Man lebt heut­zu­ta­ge halt ge­fähr­lich als Blog­ger.

Es war schon ko­misch. Ich schien ihn, schon fast per­sön­lich, zu ken­nen, da ich schon län­ge­re Zeit sei­nen Blog ge­le­sen habe. Doch von mir hat er noch nie ein Wort ge­hört. Eine ein­sei­ti­ge Freund­schaft so­zu­sa­gen. Doch die Art wie er schreibt, passt ir­gend­wie nicht zu der Art, wie er mit mir re­de­te. So ge­ord­net. Man merkt, er weiß von was er re­det, hat sich oft Ge­dan­ken dar­um ge­macht, wer er wirk­lich ist und was er tut. Sei­ne Bei­trä­ge kom­men oft sehr spon­tan und, wie er selbst meint, „hin­ge­rotzt“ rü­ber. Doch egal ob Kri­ti­ken, Link-Tipps, per­sön­li­ches oder Oden über ge­lieb­te Din­ge und Per­so­nen, hin­ter je­dem Bei­trag steckt eine Aus­sa­ge, auch wenn es „nur“ die per­sön­li­che Mei­nung ist.

Trotz all des Ruh­mes, den sein Blog ern­te­te, emp­fin­det er sich nicht als Pro­mi­nent. Im In­ter­net viel­leicht schon. „Man wird schon von an­de­ren Blog­gern er­kannt und auch ab und zu auf der Stra­ße. Aber rich­ti­ge Pro­mi­nenz ist was an­de­res“.

Ich habe ihn er­kannt. Auf den ers­ten Blick. Für mich bleibt er Pro­mi­nent und ein Pio­nier der Deut­schen Blogo­sphä­re. In­so­fern muss er sich mei­ner Mei­nung nach ein­ord­nen las­sen. Zu­min­dest von mir.

mir ge­fiel der text und mir ge­fiel der schreib­stil, der sich merk­lich und an­ge­nehm von öz­gün stil emails zu schrei­ben ab­hob und sei­nem teils über­eu­pho­ri­schen und chao­ti­schen auf­tre­ten un­ter­schied. so wirk­te er teils un­kon­zen­triert, teils ver­peilt und choa­tisch, sei­ne auf­nah­me­ge­rä­te ver­sag­ten und er konn­te sich nicht ent­schei­den ob er mich du­zen oder sie­zen soll­te. aber ta­lent zu schrei­ben, das hat er, fin­de ich. und er hat mir er­laubt sei­nen text hier zu ver­öf­fent­li­chen und freut sich si­cher über feed­back.


fra­gen-dings

felix schwenzel

of­fen­bar ma­chen das ge­ra­de alle, mach ix es halt auch.


ham­bur­ger fah­ne

felix schwenzel

hier soll­te ei­gent­lich ein bild ei­ner fah­ne zu se­hen sein. tech­ni­sche pro­ble­me ha­ben das ver­hin­dert. wird nach­ge­lie­fert.


ode an adi­um

felix schwenzel

eins mei­ner ers­ten aha-er­leb­niss im zu­sam­men­hang mit dem in­ter­net hat­te ich mit dem so­ge­nann­ten „IRC-chat“. es muss so um das jahr 1995 ge­we­sen sein, als ich mich mit ei­nem 1und1-14.000-baud-mo­dem über die uni ins in­ter­net ein­klink­te. bis da­hin be­stan­den die in­hal­te auf mei­nem com­pu­ter aus­schliess­lich aus da­ten die ich selbst per flop­py-disk oder CD-ROM ge­la­den und ko­piert hat­te oder aus in­hal­ten die ich über die tat­s­ta­tur ein­gab. an ir­gend­ei­nem tag um das jahr 1995 pas­sier­te dann das bis­her nicht da­ge­we­se­ne. ich logg­te mich in den „in­ter­net re­lay chat“ (IRC) ein, tipp­te ein biss­chen auf der tat­staur rum und plötz­lich er­schie­nen auf mei­nem com­pu­ter­mo­ni­tor die wor­te: „Hal­lo Fe­lix!“

ir­gend­je­mand hat­te mich im IRC be­grüsst und aus mei­ner schreib-, zei­chen oder spiel­ma­schi­ne wur­de mit ei­nem schlag eine kom­mu­ni­ka­ti­ons­ma­schi­ne in der mehr stecck­te als ich hin­ein­ge­steckt hat­te. das in­ter­net mach­te aus mei­nem bis da­hin au­tis­ti­schen rech­ner eine kom­mu­ni­ka­ti­ons­ma­schi­ne.

ein paar jah­re spä­ter nut­zen wir im uni-netz ein pro­gramm na­mens „hot­line“. hot­line be­stand aus ei­nem ser­ver und ei­nem cli­ent der auf ap­ple und win­dows-rech­ner lief und mit dem man chat­ten und da­tei­en tau­schen konn­te. den ser­ver lies­sen wir auf ei­nem ol­len, aus­ran­gier­ten mac lau­fen und ca. 20 oder 30 leu­te logg­ten sich in un­se­rem uni-ar­beits­raum, an­de­ren ar­beits­räu­men in und aus­ser­halb der uni ein. das man per hot­line da­tei­en tau­schen konn­te und ich die grund­la­ge mei­ner MP3-samm­lung le­gen konn­te war an­ge­nehm, aber das ei­gent­li­che kil­ler-fea­ture war, dass ich auf mei­nem desk­top alle mei­ne freun­de se­hen und, wenn ich woll­te, an­spre­chen konn­te, egal ob sie ne­ben­an im raum sas­sen oder wo­an­ders in der stadt oder ganz wo­an­ders. die kon­takt-lis­te war im­mer da. am rech­ner zu sit­zen sieht ein­sam aus, ist aber seit es das in­ter­net gibt das ge­gen­teil: man ist ver­bun­den.

über die jah­re hin­weg wuchs mei­ne kon­takt-lis­te, es än­der­ten sich die pro­gram­me mit de­nen man se­hen konn­te wel­che be­kann­ten ge­ra­de am rech­ner sas­sen (von „IRC“, „hot­line“, „AIM“, „ichat“, „ICQ“ zu „jab­ber“, „goog­le talk“ und al­lem mög­li­chen an­de­ren), aber das be­ru­hi­gen­de ele­ment, je­der­zeit zu se­hen wer ge­ra­de on­line war, blieb. ob­wohl ich seit dem stu­di­um nicht viel öf­ter als ein bis zwei­mal pro jahr mit ihm chat­te oder te­le­fo­nie­re, freut es mich bei­spiels­wei­se je­den tag zu se­hen, dass dirk on­line ist. ich sehe ihn, ich weiss ich kann ihn po­ten­zi­ell an­quat­schen und das reicht.

rein theo­re­tisch muss man für je­des chat-pro­to­koll ei­ge­ne cli­ents auf dem rech­ner lau­fen las­sen. ICQ lief an­fangs nur mit dem ICQ-cli­ent, AIM hat­te ei­nen ei­ge­nen cli­ent, ap­ple koch­te mit ichat an­fangs ein ei­ge­nes süpp­chen, ir­gend­wann kan­men sky­pe und jab­ber hin­zu. mit ichat konn­te man zwar bald so­wohl das AIM-, das .mac-, das ICQ- und das jab­ber-pro­to­koll be­die­nen, aber ir­gend­was fehl­te im­mer.

seit wohl un­ge­fähr fünf jah­ren be­nut­ze ich adi­um zum chat­ten. adi­um kann alle mög­li­chen pro­to­kol­le, setllt die kon­tak­te aber per­so­nen­be­zo­gen dar. wenn also ei­ner mei­ner be­kann­ten gleich­zei­tig bei AIM, ICQ und jab­ber ein­ge­loggt ist, sehe ich nur sei­nen na­men und dass er on­line ist, um­ge­kehrt kann ich mich aber mit adi­um auch gleich­zei­tig mit mei­nen zwei AIM-ac­counts, mit mei­nem ccc-jab­ber-ac­count, dem goog­le-talk-ac­count und mei­nem fir­men-jab­ber-ac­count ein­log­gen.

neu­er­dings kann ich mich in adi­um so­gar mit mei­nem kürz­lich re­ak­ti­vier­ten face­book-ac­count an­mel­den und be­kom­me alle face­book-kon­tak­te und -chats un­ter der glei­chen ober­flä­che wie die von AIM, jab­ber und ICQ an­ge­zeigt. ich muss mir kei­ne sor­gen ma­chen mit wel­chen ac­counts ich mich wo zum chat an­mel­de, wel­che pro­gram­me ich öff­nen muss oder wel­che web­sei­ten ich of­fen ha­ben muss um er­reich­bar, bzw. an­sprech­bar zu sein. ich star­te ein­fach adi­um und bin da.

mit der face­book-in­te­gra­ti­on und zeigt sich die ei­gent­li­che stär­ke von adi­um. für die üb­li­chen chat-pro­to­kol­le muss ich die ge­nau­en ac­count-ko­or­di­na­ten mei­ner kon­tak­te ken­nen, hin­zu­fü­gen und teil­wei­se be­stä­ti­gen las­sen. mei­ne kon­tak­te bei face­book sind be­reits durch face­book ge­fil­tert und in grup­pen sor­tiert, aber die kon­takt­auf­nah­me dort ist ei­ner­seits viel ein­fa­cher als je­man­den eine mail zu schrei­ben, hal­lo zu sa­gen und nach dem AIM-, ICQ- oder jab­ber-ac­count zu fra­gen. so tum­meln sich dort ent­fern­te be­kann­te aus schul- und stu­di­en­zei­ten, be­kann­te die ich auf rei­sen ken­nen­ge­lernt habe oder nur vom hal­lo-sa­gen ken­ne. plötz­lich sind die­se men­schen alle ganz nah - ohne mir auf den sen­kel zu ge­hen. denn ge­nau wie ein vol­les adress­buch nicht zu stun­den­lan­gen und stän­di­gen te­le­fona­ri­en führt, führt eine vol­le kon­takt­lis­te in adi­um zu stän­di­gem ge­plap­per. es ist ein­fach be­ru­hi­gend sei­ne kon­tak­te um sich zu ha­ben — und gleich­zei­tig auf di­stanz.

an­ge­nehm ist auch die be­die­nung von adi­um. chats öff­nen sich nicht in je­weils neu­en fens­tern, son­dern alle in ei­nem gros­sen fens­ter, das die ein­zel­nen chats über­sicht­lich und leicht er­reich­bar in tabs an­zeigt. die be­nach­rich­ti­gungs­ge­räu­sche für neue mit­tei­lun­gen oder chats kann man auf ein ner­ven­scho­nen­des ni­veau her­un­ter­re­geln und die kon­takt­lis­te zeigt, wenn man will, klar­text­na­men (die adi­um sich aus dem ap­ple-adress­buch be­sorgt) statt pseud­ony­me an.

das prin­zip von adi­um, da­ten aus ver­schie­de­nen quel­len un­ter ei­ner ober­flä­che trans­pa­rent zu­sam­men­zu­füh­ren möch­te ich in wei­te­ren be­rei­chen se­hen. palm hat das mit dem pre-adress­buch ähn­lich be­ein­dru­ckend hin­be­kom­men, bei der fritz­box ist das te­le­fo­nie­ren durch die zu­sam­men­füh­rung mei­ner 5 VOIP-kon­ten und der ei­nen ana­log­te­le­fon­lei­tung völ­lig mühe- und sor­gen­los, weil die fritz­box ei­ner­seits im­mer au­to­ma­tisch die güns­tigs­te lei­tung wählt und es mir egal sein kann ob der an­ruf per VOIP oder te­le­kom-lei­tung raus geht.

so muss gute soft­ware sein: ein­mal ein­stel­len und dann ver­ges­sen über wel­chen ka­nal der an­ruf oder der chat geht oder wo­her die adres­se kommt. auch wenn es so scheint, dass wir durch neue tech­no­lo­gien auf im­mer mehr ka­nä­len kom­mu­ni­zie­ren, kom­pli­zier­ter muss es nicht wer­den.

[theo­re­tisch kann adi­um üb­ri­gens auch twit­ter und sky­pe, aber durch twit­ter und den stän­di­gen strom an tweets flies­sen mir dann doch ein biss­chen vie­le in­for­ma­tio­nen zu und sky­pe ist lei­der noch nicht 100pro­zen­tig in adi­um in­te­griert und be­nö­tigt noch sky­pe selbst als hin­ter­grund­pro­zess. aber viel­leicht än­dert sich das durch die neue stra­te­gie bei sky­pe ja auch bald.]


kunst

felix schwenzel

her­vor­ra­gen­der text von wolf­gang ull­rich in der ak­tu­el­len brand­eins über eine der zen­tra­len funk­tio­nen der kunst: macht- und über­le­gen­heits­de­mons­tra­ti­on. (text lei­der noch nicht on­line)

So wur­den etwa am Hof von Franz I. in den 1530er Jah­ren Künst­ler da­mit be­auf­tragt, viel­deu­ti­ge und ver­schlüs­sel­te Wer­ke zu schaf­fen. Be­su­cher soll­ten ge­zielt in­tel­lek­tu­ell über­for­dert wer­den. Und so war es das Pri­vei­leg des Kö­nigs, sei­ne Kunst­schät­ze zu in­ter­pre­tie­ren, um auf die­se Wei­se sei­ne Über­le­gen­heit zu be­wei­sen und sei­ne her­aus­ge­ho­be­ne Stel­lung zu recht­fer­ti­gen.
[…]
An­stren­gen­de Kunst ruft bei Au­ßen­ste­hen­den Un­ter­le­gen­heits­ge­fühl­te her­vor — und lässt da­für den­je­ni­gen, der sich da­mit um­gibt umso coo­ler und stär­ker er­schei­nen. […] Auf die­se Wei­se wer­den rät­sel­haf­te Kunst­wer­ke zu Sie­ges­zei­chen und ex­klu­si­ven Tro­phä­en: zu Be­wei­sen da­für, dass der Samm­ler ein her­aus­ra­gen­des Maß an Stär­ke und Vi­ta­li­tät be­sitzt. (quel­le)

das bringt die crux vie­ler spiel­ar­ten der kunst auf den punkt. kunst ist in vie­len fäl­len ein ge­schickt in­sze­nier­tes psy­cho­spiel­chen, das die rei­chen und mäch­ti­gen stützt und sich da­mit selbst hoch­jazzt.

an­de­rer­seits ist es na­tür­lich toll, dass es sa­chen gibt, die ei­nen ver­wir­ren oder nicht auf den ers­ten blick ver­ständ­lich sind und ei­nen zur aus­ein­an­der­set­zung rei­zen. man darf sich nur nicht von kunst ner­vös ma­chen las­sen oder gar dem irr­glau­ben ver­fal­len, der künst­ler oder der samm­ler sei ei­nem über­le­gen. meist ist das ge­gen­teil der fall.

mein per­sön­li­cher zu­gang zu kunst ist üb­ri­gens re­leativ ein­fach und auch für den rest des le­bens ganz hilf­reich: ich kann ganz gut da­mit le­ben, be­stimm­te sa­chen nicht zu ver­ste­hen. oder an­ders­rum: zu mei­nen, man müs­se al­les um ei­nen her­um ver­ste­hen, macht ei­nen mit si­cher­heit fer­tig. auch hilf­reich: sich vor au­gen füh­ren, dass vie­les was man an­fangs nicht ver­steht, im nach­hin­ein pro­fan und pri­mi­tiv ist — hat man es erst­mal ver­stan­den. drei­satz ist so ein bei­spiel. wer es nicht ka­piert staunt bau­klöt­ze über leu­te die da­mit pro­zent­zah­len aus­rech­nen kön­nen. wer es ein­mal ka­piert hat, er­kennt wie pri­mi­tiv und ein­fach es ist.

und apro­pos hoch­jazzen. vor ein paar wo­chen lief auf arte die do­ku­men­ta­ti­on „Die Mil­lio­nen­bla­se — Zer­platz­te Träu­me am Kunst­markt“. dar­in zeigt ben le­wis wie die prei­se und hype-bla­sen im kunst­markt en­ste­hen. auf arte kann man es nicht mehr se­hen, da­für aber (noch?) auf you­tube. auch in der ak­tu­el­len aus­ga­be der brand­eins wird das the­ma von pe­ter lau­den­bach auf­ge­grif­fen und wun­der­bar auf den punkt ge­bracht. wie der text von wolf­gang ull­rich ist auch der von pe­ter lau­den­bach noch nicht on­line. es lohnt sich wirk­lich (wie im­mer) das heft zu kau­fen.

[le­sens­wert ist in die­sem zu­sam­men­hang auch noch die­ser text im frei­tag über da­mi­en hirst.]

weiterlesen

ode an die ama­zon-hot­line

felix schwenzel

es ist schon wie­der eine gan­ze wei­le her, dass ich eine ode ver­fasst habe. jetzt in der vor­weih­nachts­zeit, wo sich men­schen von roll­trep­pen stos­sen, christ­li­che sym­bo­le über die sym­bo­le an­de­rer re­li­gio­nen zu stel­len ver­su­chen (der streit um mi­na­ret­te und kirch­tür­me ist ja, ge­nau be­trach­tet, nichts an­de­res als ein schwanz­ver­gleich zwi­schen grös­sen­wahn­sin­ni­gen heuch­lern), sich in fuss­gän­ger­zo­nen an­rem­peln und mit süs­sem, heis­sen wein voll­lau­fen las­sen, wür­de ich dem weih­nachts­ter­ror ger­ne et­was po­si­ti­ves ent­ge­gen­stel­len. alle paar tage möch­te ich ir­gend­et­was über den klee lo­ben. in den kom­men­ta­ren neh­me ich auch ger­ne an­re­gun­gen ent­ge­gen, was ein­mal kräf­tig von mir ge­lobt wer­den soll­te.

das ers­te lob kas­siert ama­zon. seit knapp ei­nem jahr bin ich dort „ama­zon prime“-kun­de. ge­gen eine ge­rin­ge jah­res­ge­bühr be­kommt man von ama­zon alle sen­dun­gen por­to­frei und als DHL-ex­press-sen­dung ge­lie­fert. das hört sich zu­nächst po­si­tiv an, wäre da nicht die­ser win­zi­ge ha­ken na­mens „DHL“. DHL hat sich (nicht nur) bei mir sorg­fäl­tig den schlech­tes­ten mög­li­chen ruf er­ar­bei­tet. von pa­ket­trä­gern die statt zu klin­geln, ein­fach be­haup­ten die sen­dung sei nicht zu­stell­bar, über pam­pi­ge hot­line-na­sen die ei­nen am te­le­fon schon mal zu­recht­wei­sen („frech­heit, sie un­ter­bre­chen mich stän­dig“) über „er­satz­zu­stel­lun­gen“ in ki­lo­m­ter­weit ent­fern­ten zen­tral­la­gern oder ki­os­ken habe ich in den letz­ten mo­na­ten bei­spiel­haft die aus­wir­kun­gen des ri­go­ro­sen kon­zern-spar­kur­ses am ei­ge­nen leib er­lebt. die bei­fah­re­rin steht kurz da­vor eine DHL-psy­cho­se zu ent­wi­ckeln, de­ren sym­to­me von der un­fä­hig­keit die woh­nung zu ver­las­sen (der bote könn­te ja klin­geln) bis zu bei­na­he hys­te­ri­schen, stun­den­lan­gen glücks­an­fäl­len rei­chen, wenn mal eine sen­dung zu­ge­stellt wird.

kürz­lich habe ich eien DVD und ei­nen „fat­boy“ bei ama­zon be­stellt, des­sen ver­pa­ckung fast zwei me­ter hoch ist, und et­was tran­tü­tig erst nach der be­stel­lung be­merkt, dass die lie­fer­adres­se eine pack­sta­ti­on war. gleich am nächs­ten tag rief ich die DHL-ex­press-hot­line an, um zu fra­gen ob man die sen­dung an eine an­de­re adres­se aus­lie­fern las­sen kön­ne. die nase konn­te mir we­der er­klä­ren ob das um­lei­ten mög­lich sei, noch war­um er und ich zeu­gen ei­ner stö­rung des zeit-raum-kon­ti­nu­ums wur­den, denn laut der pa­ket-ver­fol­gung, wur­de die ende no­vem­ber be­stell­te sen­dung be­reits an­fang sep­tem­ber in köln aus­ge­lie­fert.

ne­ben der tat­sa­che, dass DHL nur über eine teu­re und kun­den­un­freund­li­che 0180er-te­le­fon­num­mer er­reich­bar ist, hat die ama­zon-hot­line, die un­ter ei­ner kos­ten­lo­sen und kun­den­freund­li­chen 0800er-num­mer er­reich­bar ist, auch irre freund­li­che und kom­pe­ten­te mit­ar­bei­ter. be­son­ders an­ge­nehm: die mel­den sich nicht mit ir­gend­wel­chen vor­ge­ge­be­nen af­fi­gen mar­ke­ting-sprü­chen, son­dern ein­fach mit ih­rem na­men. das tol­le an der ama­zon hot­line ist aber nicht nur ihre kom­pe­tenz („ach, das ist ne dop­pelt ver­ge­be­ne track­ing-num­mer, das hat­ten wir letz­tes jahr weih­nach­ten schon­mal, dass DHL die num­mern aus­ge­gan­gen sind.“) son­dern dass die ama­zon-mit­ar­bei­ter of­fen­bar die­rek­ten zu­griff auf DHL-mit­ar­bei­ter mit ah­nung ha­ben. man schil­dert dem kos­ten­lo­sen ama­zon-men­schen das DHL-pro­blem, der ruft di­rekt bei DHL an und löst das pro­blem für ei­nen.

dank der ama­zon-hot­line kam dann nicht nur das rie­sen­pa­ket am ver­ab­re­de­ten tag zu­hau­se an, son­dern mich rief so­gar ein DHL-mensch mit ah­nung und de­vo­ter hal­tung zu­rück, um mir zu er­klä­ren, war­um die DVD nicht in der pack­sta­ti­on an­ge­kom­men sei und dass es ihm ein ver­gnü­gen sei die sen­dung eben­falls zu ei­nem ver­ab­re­de­ten zeit­punkt zu mir nach­hau­se zu schi­cken.

was mir auch sehr ge­fällt: un­ge­fähr zwei mi­nu­ten nach­dem man das ge­spräch mit der hot­line be­en­det hat, be­kommt eine email in der der name des hot­line-mit­ar­bei­ters steht und ge­fragt wird, ob der an­ruf bei der hot­line hilf­reich war.

die ama­zon-hot­line ist so gut, dass ich am liebs­ten je­den tag dort an­ru­fen wür­de. und: das soll­te die alarm­glo­cken beim ein­zel­han­del schril­len las­sen, dass ein gross­kon­zern es schafft den ein­druck zu er­we­cken, dass man kom­pe­ten­ter, ver­bind­li­cher und freund­li­cher be­dient wird als bei tan­te emma um die ecke.


7 drän­gen­de fra­gen

felix schwenzel

  • war­um tra­gen men­schen in der stadt gum­mi­stie­fel?
  • war­um war die be­nut­zung von gum­mi­stie­feln auf roll­trep­pen frü­her ei­gent­lich ver­bo­ten?
  • war­um ste­hen deut­sche nie rechts auf roll­trep­pen, eng­län­der und ame­ri­ka­ner aber schon?
  • war­um steht auf schil­dern an roll­trep­pen im­mer „fahr­trep­pe“?
  • war­um heis­sen dann roll­stüh­le nicht fahr­stüh­le?
  • war­um gibt es roll­bän­der nur in flug­hä­fen und nicht in fuss­gän­ger­zo­nen oder auf mei­nem nach­hau­se­weg?
  • nennt man „roll­bän­der“ of­fi­zi­ell „fahr­bän­der“?

„What the hell is it good for?“

felix schwenzel

der wahr­schein­lich zeit­lo­ses­te und bes­te text über das in­ter­net und kul­tur­pes­si­mis­mus und klug­scheis­ser den ken­ne. kath­rin pas­sig schreibt sehr lang und bril­li­ant über „Stan­dard­si­tua­tio­nen der Tech­no­lo­gie­kri­tik“:

Ähn­lich un­be­geis­tert schei­nen die Pa­ri­ser die 1667 un­ter Lou­is XIV. ein­ge­führ­te Stra­ßen­be­leuch­tung be­grüßt zu ha­ben. Diet­mar Kam­me­rer ver­mu­tet in der­Süd­deut­schen Zei­tung, es habe sich bei der häu­fi­gen Zer­stö­rung die­ser La­ter­nen um ei­nen Pro­test der Bür­ger ge­gen den Ver­lust ih­rer Pri­vat­sphä­re ge­han­delt, weil ih­nen klar war, »das ist eine Maß­nah­me des Kö­nigs, um die Stra­ßen un­ter sei­ne Kon­trol­le zu brin­gen«. Eine ein­fa­che­re Er­klä­rung wäre, dass der Bür­ger auf un­be­auf­sich­tigt in der Ge­gend her­um­ste­hen­de Neue­run­gen ge­ne­rell ag­gres­siv re­agiert.

den gan­zen text beim on­line-mer­kur le­sen.


was tun ge­gen ach­sel­ge­ruch?

felix schwenzel

ach­sel­bä­ren-aus­stel­lung im ber­li­ner haupt­bahn­hof.


alu-fas­sa­de

felix schwenzel


köln

felix schwenzel

in köln ver­sam­meln sich die leu­te sonn­tags in der fuss­gän­ger­zo­ne um in den schau­fens­tern der ört­li­chen kauf­hof-fi­lia­le eine „spiel­zeug-schau“ von ani­mier­ten stoff­tie­ren an­zu­se­hen. of­fen­bar gibts in köln sonn­tags we­nig kul­tu­rel­le her­aus­for­de­run­gen.

wenn man vom haupt­bahn­hof die se­ve­rins­stras­se rich­tung sü­den ent­lang­läuft, prä­sen­tiert sich die gan­ze stras­se, bis in die süd­stadt, als bau­stel­le. als ich zu­letzt sel­ten, aber re­gel­mäs­sig in köln weil­te, so um das jahr 2004, gabs die bau­stel­len auch schon. wenn ich das rich­tig ver­ste­he, ver­gra­ben die köl­ner un­ter der se­ve­rins­stras­se glei­se um dar­auf ihre stras­sen­bahn fah­ren zu las­sen. stras­sen­bah­nen die un­ter der stras­se fah­ren heis­sen in köln u-bah­nen. manch­mal ver­wand­len sich die köl­ner u-bah­nen plötz­lich in stras­sen­bah­nen. das ist ziem­lich fas­zi­nie­rend. das pro­blem mit den köl­ner u- und stras­sen­bah­nen ist al­ler­dings nicht wo sie fah­ren oder wie lan­ge an ih­nen ge­baut wird, oder wie­viel die­se bau­ar­bei­ten kos­ten, son­dern, das die bah­nen in köln fast nie fah­ren. der takt der köl­ner bah­nen fühlt sich in etwa so an wie der der ber­li­ner s-bahn, als im som­mer nur noch zehn (oder so) s-bah­nen fuh­ren, weil die an­dern ent­we­der ka­put­te ach­sen, ka­put­te rä­der oder un­ge­nü­gen­de war­tungs­in­ter­val­le hat­ten.

eine vier­tel­stun­de fuss­weg vom haupt­bahn­hof ent­fernt tut sich das loch auf, wo frü­her das köl­ner stadt­ar­chiv stand.

der ein­sturz des stadt­ar­chivs hing mit ei­nem was­ser­ein­bruch in den u-bahn-stol­len zu­sam­men. als ich das loch sah und die trau­ri­gen ver­trock­ne­ten blu­men am ran­de des lochs und auf ei­ner stütz­mau­er mit­ten im loch, fürch­te­te ich plötz­lich, dass viel­leicht die gan­ze stadt bau­fäl­lig sei. plötz­lich sah ich an al­len mög­li­chen wän­den und ecken ris­se. und ich frag­te mich, was ei­gent­lich ge­gen stras­sen­bah­nen auf der stras­se spricht.

die neue ei­sen­bahn­tras­se auf der tha­lys dem­nächst von köln über aa­chen nach brüs­sel fährt ist üb­ri­gens auch qua­si eine art u-bahn, al­ler­dings ohne de­ckel. zwi­schen köln und aa­chen konn­te ich die tras­se tief in die land­schaft ein­ge­gra­ben nicht se­hen. nur ein ki­lo­me­ter­lan­ges, tie­fes loch.

ei­gen­ar­tig fand ich wie man in köln milch­kaf­fee ser­viert: mit zu­cker, bu­chen­holz und do­sen­milch.

wahr­schein­lich wird in köln auch das kölsch mit becks, kraut­sa­lat mit es­sig, cur­ry­wurst mit sa­la­mi und das gu­lasch mit fri­ka­del­le ser­viert.


stein­rei­che gär­ten

felix schwenzel

so eine rei­se in die pro­vinz kann ei­nem schon die die trä­nen in die au­gen trei­ben.


ge­schei­ter­te pro­fes­sio­na­li­sie­rung?

felix schwenzel

mal­te lässt sich im ak­tu­el­len blog­blik über die „ge­fühlt ge­schei­ter­te Pro­fes­sio­na­li­sie­rung“ der deut­schen blogs aus. kann man ja mal ma­chen, auch wenn das be­reits seit ge­fühl­ten 100 jah­ren im­mer wie­der in re­gel­mäs­si­gen ab­stän­den ge­macht wird.

mal­te schreibt:

Wenn man ei­nen Freund hat, der nach der Ar­beit ein we­nig malt, dann wird man in der Re­gel ge­willt sein, die Bil­der zu mö­gen, wenn er sie ei­nem zeigt, man wird be­wun­dern, dass je­mand ne­ben sei­ner ei­gent­li­chen Pro­fes­si­on noch so ta­len­tiert auf ei­nem ganz an­de­ren Ge­biet ist. Lädt der­sel­be Freund zu ei­ner Aus­stel­lung ein, dann wird er es sich ge­fal­len las­sen müs­sen, nach den Maß­stä­ben des Mal­be­triebs be­ur­teilt zu wer­den. Und häu­fig nicht so gut ab­schnei­den.

ich weiss zwar nicht ge­nau was mal­te da­mit zum aus­druck brin­gen will, aber ich bin si­cher er irrt. es zeigt näm­lich ein naiv ver­klär­tes bild der „pro­fes­si­on“ oder des pro­fes­sio­na­lis­mus. ge­ra­de die kunst ist das schlech­tes­te bei­spiel um dem blog­dings man­gel­den pro­fes­sio­na­lis­mus nach­zu­wei­sen. so gut wie alle künst­ler sind das ge­gen­teil von pro­fes­sio­nell: sie ver­die­nen kein geld mit kunst, sie wer­den kaum an­er­kannt und fast alle ha­ben ne­ben­bei ei­nen brot­job von dem sie le­ben. schau­te man sich die deut­sche kunst­sze­ne an, müss­te man zur glei­chen, blöd­sin­ni­gen und in­halts­lee­ren aus­sa­ge wie der von mal­te zi­tier­te main­gold kom­men:

Der Traum der Pro­fes­sio­na­li­sie­rung, und so­mit der Mo­ne­ta­ri­sie­rung von Blogs im gro­ßen Um­fang ist aus­ge­träumt.

ex­akt so, könn­te man das sa­gen, wenn man das wort „blogs“ ge­gen „kunst“ tauscht. ist die kunst des­halb tot? doof? lang­wei­lig? von schlech­ter qua­li­tät?

ich glau­be das ge­gen­teil ist der fall.

und ich glau­be dass die ka­te­go­rie „pro­fes­sio­na­li­tät“ ge­nau die fal­sche ist um die qua­li­tät von blogs (oder kunst) zu be­wer­ten. ob ein werk zum geld­ver­die­nen oder „ne­ben­bei“ ent­steht, ob es ei­nem freund oder der öf­fent­lich­keit zu­gäng­lich ge­macht wird sagt doch nichts über die qua­li­tät aus. und vor al­lem was sol­len die „Maß­stä­be des Mal­be­triebs“ sein, nach de­nen bil­der be­ur­teilt wer­den? ab­so­lu­te mas­stä­be gibt es we­der im kunst­be­trieb, noch im blog­be­trieb, noch im jour­na­lis­mus. ge­nau­so­we­nig wie die­ter boh­len mas­stä­be für mu­sik fest­le­gen kann (auch wenn er be­hap­tet es zu kön­nen), exis­tie­ren all­ge­mei­ne mas­stä­be für blogs, kunst oder mu­sik nach de­nen ir­gend­ei­ne be­triebs­ju­ry be­ur­tei­lun­gen fällt. ge­nau wie die künst­ler (blog­ger, mu­si­ker, wa­sauch­im­mer) selbst, sind auch die kunst­kri­ti­ker, ga­le­ris­ten, käu­fer und zaun­gäs­te in ei­nem stän­di­gen wett­be­werb um auf­merk­sam­keit, re­le­vanz, au­to­ri­tät und an­er­kennng. ich glau­be man nennt das markt.

In dem Mo­ment, in dem Blog­ger Ma­ga­zin sein wol­len oder Nach­rich­ten­dienst, sieht man auf ein­mal, wie es in den Sät­zen knirscht, die Fak­ten ge­bo­gen wer­den, die Flickr-Bil­der häss­li­cher sind als die der Agen­tu­ren, das Ex­per­ten­wis­sen dann eben doch nicht von Fuß­ball bis Phi­lo­so­phie reicht. Es ist der­sel­be Grund, war­um je­der Deut­sche ver­mut­lich meh­re­re ko­mi­sche Freun­de hat, es aber kei­ne deut­schen Co­me­di­ans gibt, die man vor sei­nem ers­ten Schlag­an­fall er­trägt.

blöd­sinn. die tat­sa­che, dass mal­te sei­nen fern­se­her ein­schal­tet und nur blö­de, un­wit­zi­ge ko­mi­ker sieht ist doch kein be­weis da­für, dass es in deutsch­land kei­ne wit­zi­gen men­schen gibt oder dass es in an­de­ren län­dern mehr und wit­zi­ge­re gibt. es kann al­ler­dings ein hin­weis sein, dass die pro­fes­sio­na­li­sie­rung und mo­ne­ta­ri­sie­rung gift für die kunst sein kann. hans wer­ner olm hab ich vor 25 jah­ren mal in aa­chen auf ei­ner win­zi­gen büh­ne ge­se­hen. da war er ver­mut­lich ein ar­mer schlu­cker, der sein geld als gag­schrei­ber oder re­dak­teur ver­die­nen muss­te, aber ich habe mich be­pisst vor la­chen. in dem mo­ment als dank pri­vat-fern­se­hen sei­ne „pro­fes­sio­na­li­sie­rung“ star­te­te, ver­moch­te er noch nicht­mal ein lä­cheln auf mei­ne lip­pen zu zau­bern.

die tat­sa­che, dass es die bild-zei­tung oder ma­rio barth gibt, ist we­der ein zei­chen da­für, dass in deutsch­land der jour­na­lis­mus noch die ko­mik am ende ist. das ge­gen­teil ist der fall. es gibt gross­ar­ti­ge pres­se­er­zeug­nis­se, mare, brand­eins, dum­my, oft ge­nug fin­de ich wirk­lich brauch­ba­res in der FAS, der SZ, der ZEIT oder in blogs, über leu­te wie fil, hel­ge schnei­der, kon­rad bei­kir­cher, anke en­gel­ke, jo­hann kö­nig, kurt krö­mer kann ich mir nach wie vor mus­kel­ka­ter la­chen.

klar, es gibt schlech­te ko­mi­ker, öde blogs, doo­fe kunst, in­kom­pe­ten­ten jour­na­lis­mus, un­glaub­lich viel schrott, aber den gibts auch in ame­ri­ka und dem rest der welt. aber das hat nichts mit „ge­schei­ter­ter Pro­fes­sio­na­li­sie­rung“ zu tun, son­dern mit viel­falt und dem un­wil­len sich auf die­se viel­falt ein­zu­las­sen. das ein­zig ty­pisch deut­sche an die­ser gan­zen de­bat­te, ist das la­men­tie­ren dar­über wie schlecht und un­pro­fes­sio­nell das al­les in deutsch­land im ge­gen­teil zum rest der welt ist. das könn­te man „un­pro­fes­sio­nell“ nen­nen, ich nenns aber lie­ber klein­ka­riert.


in­ter­net-er­klä­rer

felix schwenzel

das was der psy­cho­lo­ge pe­ter kru­se der süd­deut­schen zei­tung in form ei­nes in­ter­views ge­sagt hat, ge­hört mit zum klügs­ten, gleich­zei­tig aber auch bin­sen­wei­ses­ten, was ich seit lan­gem über die­ses in­ter­net-dings ge­hört habe. in dem in­ter­view geht es ei­gent­lich um frank schirr­ma­cher, der vom in­ter­net ein biss­chen ge­nervt und über­for­dert ist und statt zu sa­gen „ich bin vom in­ter­net ein biss­chen über­for­dert“ oder „ich bin vom in­ter­net ein biss­chen ge­nervt“ ein buch und ar­ti­kel dar­über schreibt, war­um das ge­sell­schaft­lich und po­li­tisch re­le­vant ist, dass er vom in­ter­net ein biss­chen ge­nervt und ein biss­chen über­for­dert ist.

aus dem in­ter­view und dem zu­sam­men­hang ge­ris­sen:

Das In­ter­net ist nur eine Zu­mu­tung, wenn man ver­sucht, es im Griff zu ha­ben.
[…]
Wenn ich das Re­den ver­wei­ge­re, kann ich kaum der Spra­che zum Vor­wurf ma­chen, dass nie­mand mei­ne Ge­dan­ken zur Kennt­nis nimmt. Die Netz­wer­ke kön­nen nicht die Men­schen aus­gren­zen, son­dern nur die Men­schen die Netz­wer­ke. Das In­ter­net ist eine Ein­la­dung zur Kom­mu­ni­ka­ti­on in ei­ner neu­en Di­men­si­on. (quel­le)

[kann mir mal je­mand er­klä­ren, war­um der spie­gel sei­ne kack su­che nicht ein­fach ver­schrot­tet und be­din­gungs­los vor goog­le ka­pi­tu­liert? we­der eine all­ge­mei­ne su­che nach „schirr­ma­cher“ noch eine su­che nach dem au­tor „schirr­ma­cher“ fin­det die­sen ar­ti­kel von „Frank Schirr­ma­cher“. hof­fent­lich hat die such­funk­ti­on auf spie­gel.de nix ge­kos­tet.]

[nach­trag 26.11.2009, 23:10h]
ben_ hat ein pas­sen­de­res zi­tat von­pe­ter kru­se aus dem zu­sam­men­hang ge­ris­sen als ix:

Nichts wür­digt die Be­deu­tung des Neu­en so auf­rich­tig und klar wie die Über­for­de­rung der Prot­ago­nis­ten des Ges­tern.

das pri­va­te po­li­tisch - und so

felix schwenzel

sa­bi­ne bei­k­ler macht es sich ganz ein­fach: erst ein paar frau­en auf der stras­se fra­gen ob sie ber­lus­co­ni „at­trak­tiv“ fin­den und sich da­nach von ei­nem pro­fes­sor in eng­land er­klä­ren las­sen was frau­en nu wirk­lich am ber­lus­co­ni gut fin­den und ei­gent­lich mei­nen.

ein biss­chen ist das wie trash-fern­se­hen in der zei­tung: däm­li­che stras­sen­um­fra­gen über un­in­ter­es­san­te the­men, am ende gar­niert mit ein paar wor­ten von je­man­dem der vie­le bü­cher in sei­nem büro hat.

jetzt bin ich mal ge­spannt, wann der ta­ges­spie­gel stras­sen­um­fra­gen über die pil­li-grös­se von ul­rich wi­ckert, die körb­chen­grös­se von anne will oder das prinz-al­bert-pier­cing von lady gaga brin­gen wird. in­ter­es­sant wäre auch die fra­ge, was die leu­te auf der stras­se so über die ver­brei­tung von „analblea­ching“ bei deut­schen spit­zen­po­li­ti­kern den­ken.


jau­che­gru­be

felix schwenzel

mal­te wel­ding im „blog­blick“:

Das so häu­fig als Jau­che­gru­be der Me­di­en­land­schaft ver­schrie­ne In­ter­net hat üb­ri­gens noch kei­ne ein­zi­ge au­ßer­ehe­li­che Be­ge­ben­heit ei­nes Po­lit­kers ent­tarnt. Ist am Ende der Mensch als Ama­teur, selbst wenn er an­onym auf­tre­ten soll­te, dem Pro­fes­sio­nel­len mo­ra­lisch über­le­gen? (wei­ter­le­sen)

„Aber wo ist ei­gent­lich die Op­po­si­ti­on“

felix schwenzel

Ach, ich ver­gaß: wenn es ein gu­tes Ver­trau­ens­ver­hält­nis zwi­schen den Par­tei­en gibt, dann braucht man kei­ne Op­po­si­ti­on.

pri­ma mini-rant von moni. stein­mei­er scheint aus­ge­las­tet mit sei­ner be­geis­te­rung über sich selbst als staats­tra­gen­der op­po­si­ti­ons­füh­rer.

[sagt mir je­mand be­scheid, soll­te stein­mei­er mal was tref­fen­des sa­gen?]


le­sen hilft, lin­ken auch

felix schwenzel

aus die­sen drei links könn­te man ne schö­ne auf­ga­be für jour­na­lis­tik-stu­den­ten bas­teln. oder nen pri­ma ar­ti­kel für ne me­di­en­sei­te zu­sam­men­stöp­seln.

 


sig­mar ga­bri­el

felix schwenzel

sig­mar ga­bri­el hat mich über­rascht. als ich sei­ne rede hör­te dach­te ich zwar zu­erst, „was hat der denn für eine hohe stim­me“ und „kann dem nicht­mal je­mand ein ta­schen­tuch ge­ben“, er­wisch­te mich aber auch gleich­zei­tig im­mer wie­der beim zu­stim­men­den (leich­ten) ni­cken.

ga­bri­el hat es ge­schafft in sei­ner rede nicht nur nicht ar­ro­gant zu wir­ken, son­dern so­gar ein biss­chen auf­rich­tig, of­fen und teil­wei­se so­gar wit­zig. ich weiss nicht wie er es ge­macht hat, aber an ir­gend­ei­ner stel­le hat er mich so ge­packt, dass ich ihm das was er sag­te ab­nahm. kann na­tür­lich sein, dass ga­bri­el ein­fach ei­nen bes­se­ren schau­spiel- oder rhe­to­rik-trai­ner als stein­mei­er hat, dem ich bei sei­ner rede auf dem letz­ten SPD-par­tei­tag un­ge­fähr gar nichts ab­nahm und hin­ter je­dem be­kennt­nis, je­dem satz und je­der ges­te kal­kül wit­ter­te.

ga­bri­el nahm ich es heu­te ab, dass er die SPD öff­nen will, dass er, wie er sagt, wie­der die „ner­ven­enden“ (nicht die ner­ven­den!) der ge­sell­schaft in die SPD ho­len will, dass er mit mit den ge­sell­schaft­li­chen grup­pen die sich von der SPD ab­ge­wen­det ha­ben nicht nur re­den will, son­dern sie zu ei­nem ech­ten und kri­ti­schen dia­log ein­la­den will.

zum ers­ten mal seit lan­ger zeit, hat­te ich bei ei­nem spit­zen­mann der SPD das ge­fühl, nicht die staats­tra­gen­de hal­tung ei­nes staats­par­tei-spre­chers durch­zu­hö­ren, son­dern, wenn auch sehr zwi­schen den zei­len ver­steckt, aber durch­aus rein­in­ter­pre­tier­bar, eine bei­na­he de­mü­ti­ge hal­tung — oder zu­min­dest eine neu­gie­ri­ge zu er­ken­nen. was ga­bri­el in sei­ner rede „po­li­tik-werk­statt“ nann­te, nann­te björn böh­ning vor­her „so­was wie po­lit-bar­camps“. nie­mand sei zu un­wich­tig oder klein, als dass es sich nicht loh­nen wür­de mit ihm zu re­den. das hört sich schon ein biss­chen an­ders an, als die alte wir-er­klä­ren-euch-das-jetzt-mal-hal­tung, be­son­ders deut­lich noch kürz­lich beim dia­log mit der „in­ter­net co­mu­ni­ty“ von mar­tin dör­mann il­lus­triert.

ob­wohl sig­mar ga­bri­el ei­nen gros­sen teil sei­ner re­de­zeit da­mit ver­brach­te für eine öff­nung der SPD zu ar­gu­men­tie­ren, alle ge­sell­schaft­li­chen grup­pen und die ei­ge­ne ba­sis zum mit­ma­chen an­zu­re­gen, for­der­te ga­bri­el die SPD am ende sei­ner rede, wie je­der gute flos­kel-lieb­ha­ber, zur „ge­schlos­sen­heit“ auf. of­fen­heit pre­di­gen und ge­schlos­sen­heit for­dern? okok, ix bin da viel­leicht et­was spitz­fin­dig, aber wahr­schein­lich fällt ei­nem das als po­li­ti­ker gar nicht so schwer, so­wohl ge­schlos­sen als auch of­fen zu sein.

ge­fühl­te 150mal be­zog sich ga­bri­el auf wil­ly brandt, 20 mal sag­te er zwi­schen den zei­len „tscha­ka“, piss­te al­len ein biss­chen ans bein, den jour­na­lis­ten, den „neun­mal­klu­gen BWL-jup­pies“, sei­nen vor­gän­gern im amt des par­tei­vor­sit­zen­den, der manch­mal un­mo­ti­viert und über­al­tert wir­ken­den ba­sis, den po­lit-blog­gern die an­geb­lich hin­ter ih­rer an­ony­mi­tät je­den „mensch­li­chen an­stand“ ver­lie­ren und schaff­te es doch gleich­zei­tig selbst­kri­tisch und mo­ti­vie­rend zu wir­ken.

das ziem­lich gute wahl­er­geb­nis von 94,2% hat sich ga­bri­el mit sei­ner ewiglan­gen rotz und was­ser rede zu recht ver­dient. als ich ihm ges­tern ein mie­ses wahl­er­geb­nis pro­phe­zei­te, hab ich sei­ne rhe­to­ri­schen fä­hig­kei­ten, bzw. sei­nen re­den­schrei­ber schwer un­ter­schätzt, aber im­mer­hin mei­nen wett­ein­satz, ein sni­ckers, nicht ver­lo­ren, weil kei­ner da­ge­gen ge­hal­ten hat. die hand­voll SPD­ler die ich vor der wahl frag­te wie sie die lage ein­schätz­ten wa­ren vor­sich­tigt und woll­ten sich nicht fest­le­gen — und auch kein sni­ckers von mir.

[nach­trag 16.11.2009]
die rede von ga­bri­el kann man, wie vie­le an­de­re re­den vom par­tei­tag, im SPD-you­tube-ka­nal se­hen.

weiterlesen