Unerwünschte Ausbeulungen

dasnuf, , in wirres.net    

Ästhetikverstöße gibt es viele. Manche werden sogar Mode. So las ich gestern in einem Frauenmagazin, dass es diesen Herbst in ist, offene Sandalen mit Strümpfen zu tragen. Vermutlich ist dies ein Phänomen des verpatzten Sommers, in dem Frauen ihre hübschen Sandalen nicht zur Schau tragen konnten.
Neben den vergänglichen Entgleisungen einer einzelnen Saison, gibt es dauerhafte Verstöße gegen jede Anschaulichkeit.
Bei Männern fiel mir heute früh wieder das Kuriosum des Geldbeuteldellengesäßes unangenehm auf. Abgesehen von jedem Geschmacksempfinden empfiehlt es sich ohnehin nicht das Portemonnaie in der Gesäßtasche zu transportieren, da dies den gemeinen als solches Taschendieb geradezu einlädt.
Ich will nicht leugnen, dass das Geldgeklautbekommen tatsächlich Privatsache ist. Das Scheiße-Aussehen hingegen nicht.
Viele Männer haben Flachpopos und meinen deswegen an genau dieser Stelle Platz für Ledertäschchen zu haben. Doch ob Flachpopo oder nicht, das Einstecken des Geldbeutels in die hintere Hosentasche verursacht ein optisches Ungleichgewicht, welches ich nicht sehen möchte. Es macht mich nervös. In mir regt sich ein Impuls, ganz ähnlich dem, der mich überkommt, wenn ich Blisterfolien* sehe. Die will ich zerdrücken. Plop! Plop! So möchte ich das mit den geldbeutelgefüllten Hosentaschen auch machen. Durch die U-Bahnstation laufen und Männern auf die Hinterteile hauen und dabei den Kopf hin und herwerfen und dabei rufen: „Nein! Nein! Nein!“.
Wenn die Beule nicht platzt, so hämmere ich immer heftiger auf den Po ein und werfe mich zu guter letzt zuckend auf den Boden.
Weil das natürlich nicht geht, habe ich stets ein Bilderbuch dabei, das ich aufschlage und hineinstarre, wenn ich wieder einen dieser Frevler sehe und dabei mantraartig murmele: Nicht hinschauen, nicht hinschauen, nichthinschauen, nichhinschauen [...] .

*Blisterfolie ist das falsche Wort für das was ich meine, was aber schnöde „Luftpolsterfolie“ genannt wird.