Die traurige Geschichte von Sabine S.

Ich erzähle nun die erfundene Geschichte einer jungen Frau, nennen wir sie Sabine S., die in einem Büro arbeitet, in dem alle anderen Frauen (nicht namentlich genannt) weit über 50 sind.
Sabine S. hat einen eigenen Haushalt. Da sie eine Putzfrau beschäftigt, ist dieser meistens in einem hygienischen Zustand. Dennoch sieht ihre Wohnung nie dauerhaft aus, als sei sie fotografierbereit für "schöner wohnen". Kleidung liegt herum, es wird nicht täglich gespült und manchmal türmt sich im Flur das Altpapier. Sabine S. wundert sich, wie Frauen der Generation ihrer Mutter es schaffen, ihre Wohnungen immer in topform zu halten.
Wenn sie sich an die Wohnung der eigenen Mutter erinnert, kommt ihr nie ein Bild von Unaufgeräumtheit in den Sinn. Menschen, wie Sabine S. Bürokolleginnen ticken ähnlich. Sie bügeln sogar Handtücher, Socken und Unterwäsche.
Sabine S. hat aus diesem sozialen Druck heraus auch schon mal versucht ihre Tangas zu bügeln. Die Tangas sahen danach aus wie davor, nur die Hände von Sabine S., die waren an verschiedenen Stellen verbrannt.
Sabine S. ist ein nachdenklicher Mensch und so fragt sie sich, wenn sie im Büro die sanitären Anlagen benutzt, wie es sein kann, dass sie dort immer wieder sogenannte "Bremsspuren" entdeckt. Sabine S. ist entsetzt. In der Abteilung gibt es keinen Kundenbesuch, SIE hinterlässt diese Spuren nicht. Wer dann?
Die junge Frau hat die Hypothese das Frauen über 50, die 80% ihrer Freizeit mit waschen, kochen und bügeln verbringen, ihre Dusche nach jedem Gebrauch abledern, alle zwei Tage staubsaugen, Lichtschalter polieren und Steckdosen reinigen, während ihrer Arbeitszeit all ihren zwanghaften Sauberkeitswahn loslassen und einfach mal gediegen in die Porzellanschüsseln kacken - alles raus lassen sozusagen - sich dann nicht umdrehen und befriedigt an ihren Computer zurückkehren.