konsumenten sind nur als schafe erwünscht

felix schwenzel, , in wirres.net    

rechte-inhaber, kopierschutz, DRM, DMCA, fairplay, plays for sure — ich kann das alles nicht mehr hören. leiden konnte ich es auch noch nie.

übersetzt bedeuten diese ganzen begriffe nicht schutz für künstler oder gar schutz für die verwerter von künstlerischen arbeiten, sondern probleme für den konsumenten, unbedienbarkeit oder schwerbedienbarkeit oder verkrüppelung von elektronischen geräten und kriminalisierung von kulturschaffenden. schützen oder „rechte managen“ können diese technologien nicht, am ende bleiben nur menschen die ihre online gekaufte musik oder videos nicht mehr hören und sehen können, die ihre gekaufte musik oder videos nicht auf jeden beliebigen mp3- oder video-player abspielen können, kunden deren geräte zwar fernsehsendungen aufnehmen können, diese aber nicht mehr oder nur auf umwegen wieder herausgeben, DVDplayer die screenshots unterbinden, DVDs die sich weigern sich abspielen zu lassen weil sie auf der anderen seite des antlantiks gekauft wurden — kurz: diese ganzen techniken schaden dem konsumenten — und damit auch der industrie.

mir fällt gerade kein besseres beispiel ein, aber würde man eis in einem eisladen kaufen wollen, in dem einen der verkäufer erst in den schwitzkasten nimmt, bevor er einem das eis aushändigt? würde man in eine bar gehen, in der einem der bartender vorschriften macht, wie man den drink zu trinken hat?

nicht nur dass einem die industrie geräte verkauft die absichtlich in ihren technischen möglichkeiten eingeschränkt sind, nicht nur, dass käufer von filmen oder eintrittkarten wie widerborstige kinder behandelt werden, denen vor dem genuss ihres bezahlten vergnügens mantraartig erzählt wird, dass man für das was man gerade bezahlt hat auch bezahlen muss und in den knast oder in die hölle kommt, wenn man es nicht tut — die industrie misstraut ihren kunden abgrundtief.

das problem dabei ist, dass man glaubt, die eigenen rechte, die eigenen geschäftsmodelle stünden über den freiheitsrechten. nicht nur das erinnert mich an die kirche, die in ihren besten zeiten meinte über jedem recht zu stehen, jeden zu bedrohen und zu belehren zu können, der nicht der wahren lehre folgte und schlussendlich menschenrechte, freiheistrechte und humanität ihrem geschäfts- oder glaubensmodell unterordnete. den glauben, die einheit der kirche mit gewalt erzwingen — mich erinnert das an die „content-industrie“, bzw. die rechteverwerter.

  • die predigt findet nicht mehr in der kirche statt, sie findet vor dem hauptfilm statt.
  • wer sündigt muss ablass bezahlen, wer uploadet den gegnerischen anwalt.
  • um die gläubigen ruhig zu halten, wird ihnen für jede menschliche regung ein schlechtes gewissen eingeredet, um die leute vom download abzuhalten mobilisert die industrie ihre sklaven um den konsumenten ein schlechtes gewissen zu machen.

genug davon. nur eins noch. wenn diese dinge, kundenfeindliche kopierschutzmechnismen, innovations- und kulturfeindliche proprietäre, geschlossene technische systeme, industriefreundliche statt kundenfreundliche richtlinien als „unglaublich wichtig“ und „für die Nutzer einfach […] und verständlich“ dargestellt werden, dann sag ich auch, macht euren scheiss doch alleine. schliesst eure „contents“ ein, löscht mashups und kritisches beim ersten leisen juristischen furz, zeigt euren kunden den stinkefinger. die nachricht kommt an.

[nochmal kurz erklärbärig: am 5. august kündigt sevenload an, sich künftig verstärkt für „den Schutz des Urheberrechts Forderungen der Content-Eigentümer“ einzusetzen und „professionelle Content Partners“ zu schützen indem es künftig der UGC-Richtlinie folge. am 7. august kickt sevenload lanus und strappatos video über onkel bankhöfer. wie gesagt. die nachricht kommt an: geht weg, wir wollen euch nicht.]

[nachtrag 09.08.2008]
ibo bessert seinen artikel vom 05.08.2008 nach:

nachbesserung

hinzugefügt wurde folgender absatz:

Mit dem Beitritt zur Initiative bedeutet das auch für sevenload, dass wir sehr viele Page Views verlieren werden, da wir derzeit alle gefunden Videos speeren, die grobe Copyright Verletzungen darstellen. Dafür nutzen wir verschiedene Filtertechniken. Dieser Schritt ist für uns wichtig, da wir der Industrie zeigen wollen, dass wir definitiv kooperieren. Unser Wunsch ist es professionellen Content zu unseren Usern zu bringen.

[nachtrag 09.08.2008]
die pr-maschine von sevenload erwacht. der sichelputzer räsoniert (privat) über über sensationslgeile blogger, ibrahim evsan meldet sich in den fixmbr-kommentaren zu wort und nennt sich den „Freund der Leute“ und bei mir und boocompany in den kommenataren, meldet sich axel schmiegelow, der „zweite“ geschäftführer von sevenload, per copy+paste-stellungnahme.

[nachtrag 12.08.2008]
das video von lanu und strapato ist wieder online, jetzt irgendwie journalistisch. hm.