„zückerchen“

felix schwenzel, , in wirres.net    

thomas knüwer kündigt die wired-ipad-app mit „zückerchen“ an:

[…] Neben den Magazin-Inhalten [wird die iPad-App] eine Reihe von Zückerchen enthalten: Videos, zum Beispiel, und interaktive Grafiken.

und ich haue mir mit der hand auf die stirn. ob die wired-app videos „beinhaltet“ interessiert doch wirklich kein schwein. echt, welchen dorfdeppen will knüwer mit dieser ankündigung aus dem häuschen locken? das netz ist voll mit videos, jeder, wirklich jeder kann sich ungefähr zwanzig schrillionen videos ansehen oder auf ebensovielen kanälen empfehlen lassen.

und die dorfdeppen benutzer machen das auch. für 22% des mobilen traffics ist youtube verantwortlich. knüwers ankündigung hat die qualität einer biergarten-werbung, die mit „extra viel frischer luft“ wirbt.

wie wäre es statt einer luft-ankündigung, mit einer ankündigung wie dieser: „wir produzieren extra für die ipad-ausgabe hochwertige videos und nehmen dafür richtig viel geld in die hand.“ natürlich kann thomas knüwer soetwas nicht ankündigen, weil es dafür mit ziemlicher sicherheit kein budget gibt.

dann glaubt knüwer auch noch, dass man mit „interaktiven grafiken“ benutzer begeistern könnte. auch hier scheint ein missverständnis vorzuliegen. oder will knüwer tatsächlich sagen, dass die grafiken im heft so scheisse und langweilig sind, dass sie erst durch interaktivität aussagekräftig werden? oder andersrum: warum interaktive grafiken benutzen, wenn die nicht interaktiven grafiken gut genug sind? oder will knüwer, als blattmacher auf abruf sagen: auf papier kann man keine anständigen grafiken abbilden, wir müssen die interaktiv machen, damit sie was nutzen?

andy rutlegde beschreibt das problem das knüwer und seine redaktion haben auf den punkt (auch wenn er natürlich etwas ganz anderes meint):

In an effort to disguise and mitigate the fact that they have little idea how to publish digital content properly—often sneakily called “differentiation”—some news outlets release apps for digital devices.

rutlegde bezieht sich natürlich nicht aufs papier, sondern sagt (und zeigt) deutlich, dass medienhäuser zunehemnd unfähig sind, interessante inhalte interessant an den mann zu bringen und ipad-apps als lösung ihrer inkompentenz ansehen.

rutlegde weiter:

Instead of working with a handful of redundant, mitigating formats (websites, mobile sites, apps, etc…) for content delivery to popular devices, news organizations should simply deliver it correctly in the first place, one time; using html, css, JavaScript, …oh, and design. The employment of content design would be quite refreshing, actually.

also statt kinkerlitzchen wie interaktive grafiken in eine ipad-app einzubauen, macht ein ordentliches heft und linkt in der ipad-app auf teufel komm raus auf eure quellen oder weiterführende informationen oder filme die im internet rumliegen. hört sich einfach an, ist aber offenar schwer in die köpfe von medienfuzzis reinzukriegen.

immerhin hat knüwer nicht „multimedia“ gesagt. das ist ja auch schon was.