Update vom 19. Oktober 2015, 17:21
Felix Schwenzel hat mit einem Beitrag auf meine Gedanken zur bargeldlosen Gesellschaft reagiert. Er hat recht, wenn er schreibt, dass es heute schon möglich ist, jemanden die „Zahlungsmöglichkeiten“ zu nehmen. Aber, und das ist der grosse Unterschied zum bargeldlosen Zustand, wenn mir heute meine elektronischen Zahlungsmittel genommen werden, habe ich eben noch die Möglichkeit auf Bargeld auszuweichen. Ein ganz wichtiger Aspekt ist dabei, dass mir Freunde mit Bargeld aushelfen können. In einer Welt in welcher die staatliche Währung nur noch digital existiert, ist das nicht mehr möglich. Der Grad der Hilflosigkeit bzw. des Gefühls des Ausgeliefert seins, ist dann schon noch ein paar Stufen höher. Wir haben uns schon weit in Richtung bargeldlose Gesellschaft bewegt, wie Felix richtig feststellt, aber wir haben den letzten Schritt noch nicht getan und das ist gut so.
Dann steht der Vorwurf im Raum, dass ich mich dumpfer Staatskritik hingebe und mich auf dieselbe Stufe begebe, wie diejenigen die freien Waffenbesitz für die Bürger fordern. Felix weisst uns darauf hin, dass der Staat die Menge seiner Bürger sei und dass wir der der „angstmache der rechten law-und-order-fraktionen etwas entgegensetzen, aber bitte keine angstmache, auch wenn sie dem guten zweck dient“ (sic!).
Nun, es ist in der Tat so, dass ich der Meinung bin, dass wir gerade auch aus linker Perspektive die Staatskritik nicht verlernen dürfen. Gerade weil wir dem Staat das Gewaltmonopol abtreten, sind wir dazu verpflichtet, besonders gut hinzuschauen. Gerade weil wir als Bürgerinnen und Bürger diesen Staat bestimmen, müssen wir uns mit den systemimmanenten Problemen des Staatswesens auseinandersetzen und Fehlentwicklungen kritisieren. Das Böse ist banal, wie wir wissen. Es braucht keine bösen Menschen dazu, ein schlechtes soziales System genügt. Den Staatsapparat kritisch zu beobachten, bedeutet nicht die solidarische Gemeinschaft in Frage zu stellen, sondern bedeutet vor allem seine Verantwortung als Teil einer demokratischen Gemeinschaft wahr zu nehmen.