hydrokultur (dank LEDs besser als in den 80ern)

felix schwenzel in artikel

seit ein paar ta­gen nervt mich die bei­fah­re­rin mit der täg­li­chen fra­ge: „was wünschst du dir denn zum ge­burts­tag?“ ich sag dann im­mer: „ich hab al­les“, weil ich al­les habe. selbst in sa­chen tech­ni­scher spie­le­rei­en hab ich ge­ra­de nicht das ge­fühl, dass mir et­was fehlt. die haus­au­to­ma­ti­sie­rung fühlt sich ge­rä­te­mäs­sig ab­ge­schlos­sen an; alle lam­pen in der woh­nung las­sen sich fern­steu­ern und selbst die sen­so­ren un­se­rer zahn­bürs­ten er­fas­se und wer­te ich aus.

vor ein paar ta­gen no­tier­te ich mir „ver­ti­ka­ler gar­ten“. ich dach­te: wäre doch schön, wenn wir nicht im­mer kräu­ter kau­fen müss­ten und die ba­si­li­kum-töpf­chen die wir ab und an kau­fen nicht we­gen nähr­stoff- und licht man­gel nach we­ni­gen ta­gen ein­ge­hen. mit LED wachs­tums­lich­tern ha­ben wir seit ein paar mo­na­ten ganz gute er­fah­run­gen ge­sam­melt. ich habe ich chi­na drei LED-leuch­ten ge­kauft, weil un­se­re zim­mer­pflan­zen in un­se­rer woh­nung wirk­lich kaum son­nen­licht ab­be­kom­men.

die wachstums-leds leuchten tagsüber für 10 stunden, abends und nachts sind sie aus. hier wurde die led nur fürs foto angeschaltet.

ich schal­te die wachs­tums­lich­ter täg­lich au­to­ma­tisch ür ca. 10 stun­den ein und ich habe das ge­fühl, dass es ih­nen da­mit um ein viel­fa­ches bes­ser geht. die kos­ten hal­ten sich dank su­per spar­sa­mer LEDs auch in gren­zen.

ich er­in­ner­te mich bei ikea die­se et­was schrot­tig an­mu­ten­den in­nen­gär­ten ge­se­hen zu ha­ben, die es mitt­ler­wei­le auch zwei­stö­ckig und drei­stö­ckig gibt (die drei­stö­cki­ge va­ri­an­te wird in deutsch­land al­ler­dings nicht ver­kaufft). die ikea-wer­bung mach­te je­den­falls ap­pe­tit und auch det­lef rö­misch war in ei­ni­gen sei­ner „dau­er­wer­be­sen­dun­gen“ ganz an­ge­tan vom vä­xer-sys­tem.

als ich die­ses vi­deo der bei­fah­re­rin zeig­te, frag­te sie: „ist das nicht ikea-wer­bung?“ mir war das aber egal, weil der kohl und der man­gold, den man dort se­hen konn­te, sa­hen wirk­lich gut aus.

also sag­te ich der bei­fah­re­rin, dass ich mir die­ses set wünsch­te. das passt auf die fens­ter­bank in der kü­che und ich hat­te das ge­fühl, dass das ver­spre­chen von ikea, dass das ein ge­tes­te­tes, idio­ten­si­che­res sys­tem sei, kein rei­nes und lee­res wer­be­ver­spre­chen war.

växer anzucht set für 130 euro

trotz­dem ver­such­te ch noch ein biss­chen wei­ter zu re­cher­chie­ren. in chi­na kann man sol­che sets auch kau­fen, er­staun­li­cher­wei­se gar nicht mal so güns­tig wie ich es er­war­tet hät­te. ir­ri­tie­ren­der wei­se wur­den die meis­ten sets dort mit ei­ner luft-pum­pe an­ge­bo­ten, die dem was­ser, bzw. der nähr­lö­sung der hy­dro­kul­tu­ren luft­bläs­chen zu­führ­te. das fand ich ko­misch und ei­gent­lich hät­te ich es lie­ber, dass mein in­nen­gar­ten ru­hig vor sich hin­wächst, ohne zu brum­men.

dann hab ich mich im ka­nal des mi­gar­den­ers fest­ge­se­hen.

in die­sem vi­deo zeigt der mi­gar­de­ner, dass er statt fer­tig­ge­rä­ten aus chi­na oder von ikea, sich al­les selbst baut und — wich­ti­ger noch — auch das mys­te­ri­um der luft­zu­fuhr er­klärt. sei­ne wuchs­con­tai­ner (und ike­as sys­tem) funk­tio­nie­ren näm­lich nach der krat­ky-me­tho­de von bern­hard krat­ky der an der uni­ver­si­tät von ha­wai forscht und des­sen nicht zir­ku­lie­ren­de hy­dro­po­ni­sche auf­zucht-me­tho­de auch ohne sau­er­stoff­zu­fuhr in die nähr­stoff­lö­sung funk­tio­niert. wenn ich es rich­tu­ig ver­stan­den habe, ist der ent­schei­den­de punkt, dass die wur­zeln der pflan­zen nicht kom­plett im was­ser ste­hen, son­dern zum teil auch in der luft. aus­ser­dem ist die me­tho­de auch nur für schnell­wach­sen­de pflan­zen, bzw. kür­ze­re an­zucht­pe­ri­oden ge­eig­net, da­nach wird die näh­stoff­lö­sung aus­ge­tauscht und eben auch neue pflan­zen an­ge­zo­gen.

hier noch­mal die vi­deo des mi­gar­de­ner zum the­ma, in chron­lo­gi­scher rei­hen­fol­ge:

das ern­te­vi­deo hat mich (und die bei­fah­re­rin) dann um­ge­hau­en. sol­che sa­lat­köp­fe in sechs wo­chen? das wäre was, wenn das funk­tio­nie­ren wür­de!

„hydroponic lettuce harvest“

nach den vi­deo vom mi­gar­de­ner war ich plötz­lich wie­der ganz weit weg vom ikea-sys­tem, nach wei­te­rer re­cher­che und nach­den­ken kam ich da aber wie­der an. denn statt mir selbst licht­dich­te plas­tik­be­häl­ter zu kau­fen, die de­ckel auf­zu­boh­ren, fand ich es dann doch ef­fek­ti­ver, mir die con­tai­ner, in­klu­si­ve netz­be­chern, de­ckeln (wich­tig, da­mit kein licht durch un­be­setz­te pflanz­öf­nun­gen in die nähr­lö­sung kommt und da al­gen­wachs­tum an­regt) für vier euro zu kau­fen.

und statt des ikea-ge­häu­ses, ent­schied ich mich für ein ikea-re­gal, in dem ich dann, wenn ich woll­te, gleich vier (oder fünf) con­tai­ner par­al­lel be­spie­len könn­te. und statt das al­les vor das kü­chen­fens­ter zu stel­len, fand ich ei­nen idea­len platz in un­se­rem kleins­ten raum: der kam­mer. dort her­schen im win­ter zwar et­was tie­fe­re tem­pe­ra­tu­ren (16 bis 18 grad), aber ge­ra­de sa­lat scheint das laut in­ter­net nicht all­zu viel aus­zu­ma­chen.

der kleinste raum unserer wohnung hat jetzt die meisten möbel

bei ikea habe ich zwei pflanz­scha­len ge­kauft (8,00 €), für die sa­men-an­zucht hat­ten wir be­reits ei­nen setz­ling-con­tai­ner, eine wachs­tums­lam­pe (35,00 €) und ein ivar re­gal (43,00 €), stein­wol­le für die setz­lin­ge, bims­stein für pflanz­körb­chen, dün­ger und ein paar ikea-sa­men (17,00 €). in chi­na hab ich mir noch­mal zwei wachs­tums­lam­pen ge­kauft (29,00 €) was dann ei­nen ge­burts­tags­ge­schenk­preis von 124,00 euro macht und hof­fent­lich dem­nächst für viel sa­lat sorgt.