senf gefährdet würstchen

felix schwenzel

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  me­di­um.com: Trans­la­ted: THE WORLD GO­VERN­MENT How Si­li­con Val­ley con­trols our fu­ture   #

jeff jar­vis nennt das neue spie­gel-co­ver, bzw. die ti­tel­ge­schich­te sei eine scheis­se­bom­be und pre­war pro­pa­gan­da:

Then comes this Scheißebombe from Der Spiegel. It goes far beyond the publishers’ game. It is nothing less than prewar propaganda, trying to stir up a populace against a boogeyman enemy in hopes of goading politicians to action to stop these people. If anyone would know better, you'd think they would. Schade.

jar­vis lässt ein biss­chen in sei­ner ar­gu­men­ta­ti­ven klar­heit nach, wenn er sich auf­regt. in die­sem ar­ti­kel merkt man, dass er stark emo­tio­na­li­siert ist. ohne auf­re­gung ar­gu­men­tiert er bes­ser, zum bei­spiel hier in die­sem stück ...

  me­di­um.com: Is ever­y­thing in Ger­ma­ny Goo­g­le's fault?   #

hier ar­gu­men­tiert jeff jar­vis ge­gen das ar­gu­ment vom faz-ge­schäfts­füh­rer tho­mas lind­ner, dass goog­le ein senf­händ­ler sei, der dar­an schuld sei, dass die würst­chen­her­stel­ler ihre fleisch­ab­fäl­le kos­ten­los ab­ge­ben. ho­ri­zont.de:

Dann räumt er mit der These vieler Internetgurus auf, dass das Digitalzeitalter Informationen im Überfluss beschere - und Aufmerksamkeit das knappe Gut sei. Nun, dies sei die Argumentation der Google-Lobbyisten, um immer mehr freie Inhalte anderer verwerten zu können: „Google verhält sich hier wie ein Senfhändler, der das Verteilen von Gratiswürsten propagiert.“

Das Gegenteil sei wahr: Wirklich verlässliche Informationen seien in der „Gerüchte- und Verschwörungstheorieschleuder Internet“ knapp. Und in einer modernen Sozialstaats- und Freizeitgesellschaft habe das Gros der Bevölkerung außerdem immer mehr Zeit und suche nach Zerstreuung, siehe die prosperierende Unterhaltungsindustrie. Nicht Aufmerksamkeit sei also das knappe Gut, sondern verlässliche Information vertrauenswürdiger Absender.

das pro­blem der ver­le­ger ist in die­ser ana­lo­gie na­tür­lich, dass in ei­ner zeit in der je­der weiss wie wurst her­ge­stellt wird — und die­ser pro­zess im­mer trans­pa­ren­ter wird — nie­mand mehr an die hei­len­de wir­kung von würst­chen glaubt. wäh­rend die ver­le­ger die kon­su­men­ten glau­ben las­sen möch­ten, dass ihre jahr­gangs-würst­chen aus rei­nem fi­let und aus gol­de­nen käl­bern her­ge­stellt sind, wei­sen tau­sen­de von be­ob­ach­tern täg­lich de­tail­iert dar­auf hin, dass auch (und ge­ra­de) die gros­sen, eta­blier­ten wurst­her­stel­ler nur mit was­ser ko­chen und die glei­chen zu­ta­ten wie alle an­de­ren be­nut­zen.

um in der ana­lo­gie zu blei­ben: die wurst­her­stel­ler glau­ben ihre würst­chen sei­en de­li­ka­tes­sen wie ka­vi­ar, sin­gle malt whis­keys oder cham­pa­gner. aus­ser ih­nen, glaubt das aber mitt­ler­wei­le kaum je­mand, zu­mal sich die meis­ten leu­te der­zeit auch mehr für bun­tes su­shi, raf­fi­nier­te ra­men-sup­pen oder kom­ple­xe cur­rys in­ter­es­sie­ren. die­sen et­was an­ders her­ge­stell­ten spe­zia­li­tä­ten wei­sen vie­le leu­te die ei­gen­schaf­ten zu, die wurst­her­stel­ler ger­ne ih­ren pro­duk­ten at­tes­tier­ten: gut be­kömm­lich, ge­sund­heits­för­dernd, auf­re­gend, be­frie­di­gend. für su­shi oder eine auf­wän­di­ge ra­men sup­pe las­sen die leu­te auch (noch) ger­ne was sprin­gen.

oder um das mal ohne me­ta­pher aus­zu­drü­cken: wenn et­was nicht ver­kauft wer­den kann, ist das oft ein zei­chen da­für, dass sich nie­mand für das pro­dukt aus­rei­chend in­ter­es­siert.

mein lieb­lings-senf­witz han­delt üb­ri­gens von ei­nem ver­le­ger am im­biss:
— „zwei knack­würst­chen bit­te.“
— „fünf­acht­zig.“
— „dan­ke. was kost der senf?“
— „nichts.“
— „dann hätt ich gern nen ei­mer.“


[nach­trag]

Lustig. Der #Spiegel und sein Vorbild. #Nerdnazis Via @jeffjarvis
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— Rüdiger Fries (@r_fries) 01.03.2015 8:58