indie war gestern — oder umgekehrt

felix schwenzel, , in wirres.net    

vortrag über das bloggen und das indieweb, den ich am 6. juni 2015 auf der nebenan.hamburg gehalten habe. auf youtube gibt es eine aufzeichnung.

* * *

den titel für diesen vortrag, habe ich mir nicht selbst ausgedacht, sondern ole reißmann. so lautete die ankündigung auf der veranstaltungsseite:

Indie war gestern. Warum niemand mehr bloggt oder seine eigene Seite fürs Publizieren nutzen möchte und warum sich niemand für das Indieweb und reclaim.fm interessiert.

und bevor ich erkläre was „indieweb“ und „reclaim“ überhaupt sind, würde ich gerne darauf hinweisen, dass der titel und der anreissertext totaler quatsch sind.

ich würde nämlich gerne behaupten, dass „indie“ eine grosse zukunft hat und dass man eigentlich nicht behaupten kann, dass „niemand mehr bloggt“. ich glaube nämlich mittlerweile, dass das bloggen in bestimmten bereichen boomt, nur nicht so sehr im mainstream, bzw. unsichtbar in nischen versteckt, die wir gelegentlich abfällig mit mutti-, strick, food- oder whatever-blogs abtun.

diese frage hingegen

warum sich niemand für das indieweb und reclaim.fm interessiert

ist leicht zu beantworten: für das indieweb und reclaim interessiert sich niemand weil’s zu kompliziert istniemand kaum jemand, hat den sinn sinn vom indieweb verstanden. kaum jemand hat den sinn sinn von reclaim verstanden.

ich habe mich, als ich vor zwei, drei jahren versucht habe reclaim zu bauen, mal intensiver mit dem indieweb auseinandergesetzt und dabei weniger als die hälfte verstanden. normalerweise werfe ich anderen gerne vor, dass ihnen bei der entwicklung von web-projekten oft das abstraktionsvermögen und die fähigkeit potenziale zu erkennen fehlt. die potenziale des indiewebs habe ich damals ansatzweise verstanden, die konzepte, protokolle und technologien dahinter hingegen kaum. mir fehlt teilweise immer noch das abstraktionsvermögen, um auf manchen indiewebseiten einen sinn, potenziale oder struktur zu erkennen.

die webseiten von aaron perecki sind exemplarische und vorbildliche indiewebseiten — und während gut nachvollziehbar ist was artikel oder notizen (kurze, tweetartige artikel ohne überschrift) sind, ist die frage bei antworten schon schwieriger. antworten? auf wen? warum? warum dort?

replies on aaronparecki.com

was steht auf dieser seite? eine antwort auf ne antwort? kann ich auf die antwort auch antworten? wo? wie? kann ich auf diese antwort auch auf twitter antworten?

kann ich hier auch kommentieren? wo ist das kommentarfeld? was ist ein webmention, den ich von dort aus senden kann? wohin geht das? an wen?

das gleiche galt und gilt für das reclaim-projekt: da haben ich und einige andere potenziale, sinn und praktischen nutzen erkannt, aber viele andere nicht.

ich sehe schon, ich komme nicht drum rum, kurz zu erklären was indieweb und reclaim eigentlich sind. obwohl ich eigentlich vorher noch klären sollte was bloggen ist. denn die wurzeln des indiewebs stecken natürlich im bloggen — glaube ich zumindest. zum bloggen habe ich vor allem eins zu sagen:

ich blogge in erster linie erstmal nur für mich.

vor allem um dinge, ideen, momente festzuhalten — und mich später dran zu erinnern oder das verflossene wiederzufinden. wenn ich dinge aufschreibe ist das eine art verdauungsvorgang. ich strukturiere die gedanken, formuliere sie aus, bearbeite sie tiefer, als wenn ich nur in der dusche oder auf dem weg zur arbeit drüber nachdenken würde. tatsächlich habe ich vor 15 jahren angefangen mit dem schreiben, dem regelmässig ins internet schreiben, als mich meine arbeit, mein studium anfingen zu langweilen und zu frustrieren. schreiben war ein kreativer gegenpol. neben dem festhalten von gedanken, erlebtem, war (und ist) das schreiben eine form der kreativen selbstbefriedigung.

antje schrupp sieht das ähnlich: für sie ist das dokumentieren ihrer ideen eine neue, eine andere art zu denken.

Das Wesentliche ist das Dokumentieren meiner Einfälle und Wahrnehmungen, wofür es seit dem Internet eine technologische Möglichkeit gibt, die es früher nicht gab. Mit „Mikropostings“ im Internet denke ich sozusagen öffentlich. Früher gab es nur die Möglichkeit, diese Eindrücke mit denjenigen zu teilen, die zufällig in der betreffenden Situation ebenfalls anwesend sind – he, guck mal hier! Ich denke dazu das, was meinst du?

sie erweitert den dokumentationsgedanken hier allerdings noch um einen wichtigen aspekt, den der kommunikation, des gesprächs, des plauderns. technologie ermöglicht es uns mit leuten zu plaudern die gerade nicht körperlich anwesend sind. und das ist der aspekt, der bloggen erst wirklich interessant macht — im gegenteil zum beispiel zum tagebuch-, oder genauer, nicht-öffentlichen schreiben.

und noch spannender ist natürlich das ganze blogding als eine art gehirnerweiterung, als externes denkwerkzeug zu sehen:

Dieser kleine, tägliche, unspektakuläre Austausch ist für mich inzwischen so eine Art Werkzeug meines Denkens geworden, ein Tool, auf das ich nicht verzichten möchte. Denken funktioniert ja nicht im abgeschlossenen Gehirn einer isolierten Persönlichkeit, sondern im permanenten Austausch mit der Welt und mit anderen Leuten.

das ist keine allgemeingültige definition des bloggens, aber eine mögliche, meine:

verdauen — denken — veröffentlichen

oder anders: ich veröffentliche, also denke ich …

der witz ist allerdings, dass die verständnisprobleme schon genau hier anfangen:

  • warum machst du das?
  • was sagt dein arbeitgeber dazu?
  • was ist mit deiner privatsphäre?
  • mir wäre das zu anstrengend!
  • liest das denn überhaupt jemand?
  • das gibt doch nur ärger …

die faszination des bloggens ist in der tat wahnsinnig schwer zu vermitteln und die einstiegshürden (gar nicht mal unbedingt die technischen) scheinen irre hoch zu sein. als ich angefangen habe zu bloggen dachte ich: „mann! dieses bloggen ist toll, das will bestimmt jeder.“

und meine enttäuschung darüber, dass das nach wie vor so wenige tun, ist seit 15 jahren auf einem gleich hohen niveau.

ABER! … in den letzten fünf, sechs jahren hat sich etwas verändert. die leute schreiben plötzlich ins internet! allerdings nicht in blogs. sondern ins facebook. und ganz ehrlich: ich finds grossartig. ich finds grossartig das plötzlich ganz viele ins internet schreiben.

dass facebook funktioniert liegt übrigens nicht nur an niedrigeren technischen hürden, sondern daran dass facebook bestimmte psychologische hürden senken konnte: dort zu reden, zu schreiben wo niemand oder wenige sind, ist kommunikation eher frustrierend. dort reden wo alle sind, ist party.

facebook hat das jedenfalls ganz gut hinbekommen. ich hatte vor vielen jahren mein facebook-konto auch ruhen gelassen, bis ich merkte: auf facebook sind mittlerweile „alle“. facebook ist kuschelig und freundlich. blogs, das internet, wirken auf viele kalt und abweisend.

aber ich schweife ab. ich wollte erklären was reclaim ist und was das indieweb ist. aber eigentlich bin ich gar nicht abgeschwiffen, denn das grossartige was facebook, twitter, instagram oder das hier bewirkt haben (niedrigschwelliger zugang zum veröffentlichen, gemeinschaftsbildung, kommunikation über grenzen hinweg) ist gleichzeitig auch der grund für bestimmte frustrationen.

ich wollte zum beispiel immer gerne meine letzten tweets, twitpics, instagramme auf der rückseite von wirres.net sammeln. und auch wenn die meisten dieser dienste eine API-schnittstelle bieten, war es doch irre kompliziert die daten dort zur eigenen verwendung rauszuholen. ich habe mir über monate hinweg scripte zusammengeschraubt, die ein paar meiner daten aus den silos der grossen anbieter per API rausholten, um sie auf meiner rückseite anzuzeigen. (die „widgets“ der hersteller wollte ich dafür nicht benutzen, da sie fast ausnahmslos scheisse aussehen und tonnenweise javascript in die eigene seiten injezieren.)

irgendwann fragte mich sascha lobo ob er auch sowas haben könnte und ich habe versucht die scripte die ich zusammengehämmert hatte ein bisschen zu systematissieren und professionalisieren. daraus ist dann das projekt reclaim geworden, ein auf wordpress basierender plugin, mit dem man sich tatsächlich alle seine aktivitäten aus sozialen netzwerken ziehen kann (tweets, facebook- und googleplus-aktivitäten, pins, flickr-bilder, instagramme, youtubevideos, favs und likes) und auf einem/seinen wordpress-blog republizieren kann.

vimeo-video
vimeo

wir konnten plötzlich alles was wir in die silos bliesen durchsuchen, sortieren, archivieren oder darstellen.

aber ausser uns uns sahen es eher wenige als erstrebenswert an, all die inhalte die man favt, liked, shared oder manchmal selbst veröffentlicht auf der eigenen seite zu sammeln. dazu kam, dass die technischen hürden für die software sehr hoch waren (und sind) und es viele ungeklärte rechtliche fragen gibt. vor allem aber hatte ich furchtbar wenig zeit und motivation um die entwicklung voranzutreiben. die APIs ändern sich ständig. irgendwas war ständig kaputt. alle wollten ein fertiges produkt, aber nur wenige wollten mitentwickeln.

* * *

als eine der ersten versionen von reclaim fertig war entdeckte ich das indieweb. ich erfuhr, dass die indiewebleute das was reclaim macht „PESOS“ nannten (post elsewhere, syndicate [to your] own site). den rest verstand ich nur so halb. ich las faszinierende ideen und konzepte, konnte aber nicht alzuviel damit anfangen. was ich verstand: das bevorzugte konzept bei den indiewebleuten lautete übrigens nicht PESOS, sondern „POSSE“ (post [on your] own site, syndicate elsewhere). ich habe das damals fasziniert beobachtet, aber konzeptionell kritisch gesehen. denn einer der vielen vorteile von PESOS ist ja, dass man teilweise sehr tolle und benutzerfreundliche web- oder app-interfaces nutzen kann um inhalte zu veröffentlichen und dann zu sich rüberziehen:

das ganze web und das ganze app-universum der welt als schnittstelle für das eigene blog benutzen.

mein eindruck damals, wie heute, war: alles furchtbar kompliziert.

dazu kam, in den letzten monaten fehlte mir für reclaim ein echter, befreidigender nutzen. so habe ich zum beispiel in den letzten monaten relativ viele essensbilder auf facebook gepostet. das gab dort erfreulich viel feedback und reichweite. ich mag auch die einfache, unkomplizierte methode bilder auf FB posten zu können. klick, klick, fertig. die essensbilder wurden von meiner reclaim-instanz kopiert, aber die essenbilder dann auch dort in kopie zu haben, war unbefriedigend, leblos. ich hätte die essensfotos und das feedback und die reaktionen gerne auf meinem richtigen blog. aber wirres.net läuft eben nicht auf wordpress, sondern auf einem 14 jahre alten CMS.

dann wurde ich auf die nebenan.hamburg-konferenz eingeladen. ole reissmann schlug mir vor über das indieweb und reclaim und das bloggen zu reden. also musste ich über den ganzen scheiss nochmal nachdenken und recherchieren, was ich, während ich essensfotos auf facebook veröffentlichte, stark vernachlässigt hatte.

und dann sowas: kritik an meinem vortrag, meiner thematischen-kompetenz, noch bevor ich den vortrag überhaupt vorbereitet hatte. das war aber in der tat ne gute frage. bis zu diesem tweet wusste ich nämlich, wie 99,99999 % der weltbevölkerung nicht, was h-card und h-entry sind.

vorab: sie sind total praktisch! und sie sind grundbausteine des indiewebs. h-card und h-entry sind teil der sogenannten microformate. im prinzip machen sie webseiten für maschinen, für programmierer, für crawler, für scripte lesbar.

so kann man zum beispiel aus dieser seite, das hier machen — wenn die seite microformate enthält. das sind strukturierte daten. angaben über den autor, den titel, die enthaltenen bilder, die artikel-art und so weiter und so fort.

das gleiche liefert twitter übrigens über jeden tweet, wenn man den passenden schlüssel hat, kann man diese daten über die twitter-API für jeden tweet abrufen:

twitter json — strukturierte daten

aber statt einer API hat eine webseite, die mit microformaten formatiert ist, maschinenlesbares, semantisches HTML. aaron parecki nennt das folgerichtig: HTML is my API — oder anders gesagt: wenn jeder zugriff auf die strukturierten daten einer website hat, kann jeder damit sachen machen.

zum beispiel faven. weil sowohl mein blog, als auch aaron pareckis blog microformate enthalten, bzw. „indieweb-ready“ sind, kann ich diese seite einfach faven:

vimeo-video
vimeo

ich versuche mal kurz, schritt für schritt, zu erklären was da passiert ist:

how to fav the indieweb way

mit einem quill-bookmarklet habe ich per klick einen artikel auf wirres.net erstellt der per microformat-auszeichnung (like-of) die information enthält: felix schwenzel mag einen artkel mit der url https://aaronparecki.com/articles/2015/04/26/1/html-is-my-api. sende ich jetzt einen webmention von wirres.net zu aaronpareki.com guckt aaronpareki.com was der schwenzel da gemacht hat — aha — ein like, und vermerkt das unter dem artikel.

genauso funktionierte das mit einem kommentar, den ich auf meiner seite veröffentliche und dann einen webmention verschicke oder einem repost.

einfach, ne?

in wirklichkeit stecken dahinter natürlich ein paar technische feinheiten die nicht ganz ohne sind, aber leicht genug, dass ich sie als nicht-programmierer an ein paar abenden umsetzen konnte und mein altes CMS damit aufrüsten konnte. wichtig ist aber: die anwendung an sich ist einfach — und ist im prinzip auch mit buttons möglich.

das problem sind beim indieweb aber nicht nur die technische hürden und noch nicht ganz ausgereifte technologien, sondern wie beim bloggen konzeptionelle hürden. oder anders gesagt: die frage warum man das mit indieweb-technologien alles auf seinem eigenen blog machen soll, wenn es doch mit facebook, twitter oder tumblr alles viel einfacher und per knopfdruck geht.

nutzungsbedingungen versus zivilgesellschaft

das ist einer von vielen gründen, etwas hochtrabend formuliert, das trifft aber einen ganz wichtigen punkt. facebook, twitter, blogger.com sehen so aus wie öffentlicher raum, sind aber private räume in denen der hausherr oder die hausfrau tun kann was sie will.

jüngstes beispiel politwoops, eine plattform die tweets sammelt, die politiker wieder zu löschen versucht haben. twitter hat denen einfach den saft abgedreht, unter hinweis auf deren nutzungsbedingungen. ausserdem gibt es fälle bei denen auf facebook oder instagram einträge gelöscht wurden, die mütter beim stillen zeigten oder von frauen, die meinen sie sollten die gleichen rechte wie männer haben und bilder von ihrem unbekleideten oberkörper veröffentlichen dürfen. die liste, warum es vorteile haben könnte auf der eigenen seite zu veröffentlichen und sich nicht zu abhängig von silo-anbietern zu machen, lässt sich beliebig fortsetzen. hier nur ein paar erratische beispiele:

webdienste die schliessen (geocities, twitpic), sich ständig ändernde AGB oder APIs, absurde nutzungsbedingungen, nicht vorhandene oder bekloppte suchfunktion, mangelhafte GIF-unterstützung, keine übersicht über reaktionen über dienste hinweg, geringe auffindbarkeit, geringe zugänglichkeit, keine möglichkeit suchmaschinenoptimierung für silo-inhalte zu betreiben, selbstermächtigung, keine unterstützung von microformaten, keine webmention-unterstützung.

auf der nebenan-konferenz habe ich an dieser stelle des vortrags einen etwas unvorteilhaften selfie mit instagram gemacht und auf instagram veröffentlicht. wenige sekunden später war der selfie auf wirres.net, twitter und facebook veröffentlicht. alles automatisch getriggert durch die veröffentlichung auf instagram.

die magie basierte auf diversen indieweb-technologien und dem grandiosen ownyourgram.com von aaron parecki.

how ownyourgram works

im detail funktioniert das so: instagram pingt nach der veröffentlichung ownyourgram an, ownyourgram veröffentlicht per micropub-schnitstelle das bild auf meinem blog und mein blog pingt bridgy an das bild auch auf twitter und facebook zu posten.

das alles ist jedenfalls dann einfach, wenn man sein blog ein bisschen gepimmt hat, sprich, für das indieweb vorbereitet hat. das kann man schritt für schritt auf indiewebify.me durchgehen und testen. was dann neben den massnahmen die auf indiewebify.me aufgezählt sind fehlt: ein micropub-endpunkt und eine anmeldung per indieauth bei ownyourgram. mein micropub-endpunkt basiert auf diesem script und einer anpassung der XMLRPC-funktion meines CMS.

was ich am indieweb besonders angenehm finde ist, dass man unter artikeln auf der eigenen seite die reaktionen auf die syndizierten kopien per bridgy wieder einsammeln kann (zumindest die von twitter, instagram, g+ und facebook). das sieht man auch unter dem podiums-selfie.

reaktionen auf meinen podiums-selfie von twitter, facebook und instagram

zum prinzip der syndizierung von eigenen inhalten habe ich vor ein paar wochen schonmal was geschrieben. das prinzip ist auch schon mit dem guten alten volltext-RSS etabliert: wenn ich mich als leser entscheide einer seite per RSS zu folgen, muss ich die seite zum konsumieren nicht extra ansurfen. ich kann im RSS-reader bleiben. auch facebook hat die vorteile erkannt, die es haben kann, wenn man den lesern entgegen kommt und ihnen klicks und wartezeit erspart. bei facebook nennt man diese art von inhalte-syndizieruzng instant articles.

ich finde, indieweb-technologien wie POSSE oder syndizieren, sollten sich auch um die beantwortung dieser frage drehen: wie kann ich leser besser erreichen?

und in der tat ist das auch eines der prinzipien die sich die indieweb-menschen ausgedacht haben:

POSSE lets your friends keep using whatever they use to read your stuff (e.g. silo aggregators like Facebook, Tumblr, Twitter, etc.).

die leser so lesen lassen, wie sie gerne lesen möchten …

(siehe auch „könige, kaiser und lakaien“)

(zeitungen liegen ja auch nicht nur im verlagshaus aus. sie werden dahin gekarrt, wo die leute sind. in kaffeehäuser. in wohnungen. zu friseuren.)

das instagram-beispiel ist eines der beispiele, warum ich glaube dass das indieweb zukunft hat. ich kann inhalte erstellen, egal ob per per POSSE oder PESOS, ich lasse die inhalte dort konsumieren und diskutieren wo die interessenten sind.

und auch die technische weiterentwicklung von blogs, die manche sehr vermissen, geht hier in gutem tempo voran. auch das hat mit indieweb-prinzipien zu tun. dort liegt der fokus auf der konkreten umsetzung von konzepten, nicht auf der theoretischen ausarbeitung von ideen. in einem interview im screenguide magazin (leider nicht online verfügbar), sagte aaron parecki über die prinzipien des indiewebs:

machen statt reden
benutze deine eigenen tools
kontrolliere deine daten

diejenigen die das indieweb vorantreiben zu versuchen, benutzen die technologien alle selbst (eat-your-own-dogfood-prinzip). jeder in anderen geschmacksrichtungen, beinahe alle mit verschiedenen CMSystemen … aber fast alles was im rahmen des indiewebs entwickelt wird, ist natürlich open source. das was ich mit der indiewebifizierung meines blogs in ein paar wochen gemacht habe, konnte ich trotz programmier-analphebetismus in wenigen wochen abendfreizeit umsetzen, dank der grandiosen vorarbeit von vielen indiewebmenschen.

das ist alles kein erfolgsgarant, oder ein mittel schnell die massen, „alle“ zu begeistern und zum mitmachen zu motivieren, aber es ist eine sehr lebendige gemeinschaft, die ich als sehr hilfsbereit und kompetent erfahren habe. so ähnlich hat sich das auch zur frühzeit (in der steinzeit) der „blogoshäre“ angefühlt.

insofern ist die frage warum sich niemand für das indieweb interessiere eigentlich falsch gestellt. für das indieweb interessieren sich nicht alle, aber sehr viele. und das ist zum teil auch absicht, weil die technologieen alle noch nicht reif für einen massenmarkt sind, richtet sich das indieweb bisher explizit nur an entwickler und designer.

da ich aber weder entwickler, noch designer bin, hat mit meinen interesse am indieweb wohl bereits die popularisierung des indiewebs begonnen. und auch wenn die konzeptionellen zugangsschwellen noch recht hoch liegen, ich rufe gerne dazu auf, sich das alles mal näher anzusehen, denn der nutzen und der spass an diesen technologien ist grossartig.

* * *

relativ gefahrlos und mit niedriger einstiegsschwelle kann man sich diese technologien übrigens mit withknown.com ansehen. eine gehostete und selbst-installierbare blogsoftware, die viele indiewebtechnologien bereits eingebaut hat.

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[nachtrag 11.09.2015]
aufzeichnung des vortrag auf youtube:

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