qua­li­tät tät tä

felix schwenzel

man­che din­ge muss man bru­tal aus dem zu­sam­men­hang reis­sen, da­mit sie lä­cher­lich und sinn­ent­stel­lend wir­ken. jour­na­lis­ten oder jour­na­lis­ten­dar­stel­ler ler­nen das of­fen­bar auf jour­na­lis­ten­schu­len und nut­zen die er­wor­be­ne fä­hig­keit aus­gie­big.

spie­gel on­line hin­ge­gen schafft es re­gel­mäs­sig tex­te zu pro­du­zie­ren zu ver­öf­fent­li­chen in de­nen gan­ze ab­sät­ze selbst im kon­text un­glaub­lich dumm und un­be­hol­fen wir­ken. ein bei­spiel da­für ist ein text von bru­no schrep im spie­gel der vor pa­thos trop­fend, im stil von mit­leids­hei­sche­den sat1 oder rtl pseu­do-re­por­ta­gen ge­hal­ten ist. die lei­dens­fä­hi­gen un­ter mei­nen le­sern kön­nen sich den gan­zen text an­tun, für die we­ni­ger lei­dens­fä­hi­gen zi­tie­re ich ei­nen kom­plet­ten ab­satz, der an idio­tie kaum zu über­bie­ten ist:

Seit dem Kol­laps des Ost­blocks ge­hö­ren de­for­mier­te Men­schen wie­der mehr und mehr zum All­tags­bild deut­scher Städ­te, be­drü­cken­des Sym­bol für das enor­me Wirt­schafts­ge­fäl­le in­ner­halb Eu­ro­pas.

wohl­ge­merkt, die­ses glanz­stück deut­schen qua­li­täts­jour­na­lis­mus, wahr­schein­lich un­ter krämp­fen ver­fassst, ist ein in sich ge­schlos­se­ner ab­satz, ein­ge­rahmt von wei­te­ren schrift­lich ver­fass­ten, zu­sam­men­hangs­lo­sen denk­res­ten. ein an­de­rer ar­ti­kel im spie­gel über die le­ser­wan­de­rung von ta­ges­zei­tun­gen zu „on­line-me­di­en“ regt eine völ­lig neue art der in­for­ma­ti­ons­be­schaf­fung an:

Wer die neu­es­ten Nach­rich­ten er­fah­ren will, schaut Ka­bel­fern­se­hen oder er ruft das In­ter­net auf.

dass der spie­gel nicht un­be­dingt ein hort des schwach­sinns und der un­be­hol­fe­nen for­mu­lie­rung ist, im ge­gen­teil, be­weist die­ses klu­ge, dif­fe­ren­zier­te stück von hans ma­gnus en­zens­ber­ger (via vowe). der trick in­tel­li­gen­te tex­te in den spie­gel oder spon zu be­kom­men ist of­fen­bar ganz ein­fach: au­toren aus­ser­halb der re­dak­ti­on su­chen.

mor­gen rufe ich wie­der das in­ter­net auf. jetzt schal­te ich es erst­mal ab, wie mei­nen quelll­code.

[nach­trag]
herr k. hat das „in­ter­net-auf­ru­fen“ treff­lich il­lus­triert.

[nach­trag 2]
chris­tia­ne link wun­dert sich auch über den spie­gel-ar­ti­kel.