ein sech­ser im lot­to

felix schwenzel

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am wo­chen­en­de hat­te ich das bes­te es­sen mei­nes le­bens. die „welt­bes­ten gast­ge­ber“ lu­den zum es­sen und zum vod­ka-trin­ken. nicht dass ich im lau­fe mei­nes le­bens nicht schon gut ge­ges­sen hät­te oder dass es be­son­ders schwer wäre mich mit es­sen zu be­ein­dru­cken, aber eine sol­che men­ge an un­ter­schied­lichs­ten köst­lich­kei­ten wie an die­sem wo­chen­en­de ist mir noch nie zu­vor un­ter­ge­kom­men. ein­zi­ger wer­muts­trop­fen: eine leich­te grip­pe, die un­fä­hig­keit zu trin­ken und zu kom­mu­ni­zie­ren spre­chen. da ich aber die bei­fah­re­rin da­bei hat­te, wur­de die­ses man­ko mehr als wett­ge­macht. sie sprach nicht nur für zwei, son­dern gleich für fünf.

schon die vor­spei­se liess mich ver­wun­dert und nach­denk­lich zu­rück: wie kann eine kar­tof­fel so le­cker sein? ich mei­ne so­wohl den ge­schmack, als auch die kon­sis­tenz, gar nicht so sehr den trüf­fel, den sau­er­rahm und den lachs-ka­vi­ar oben­auf, nein die kar­tof­fel selbst. es muss ma­gie ge­we­sen sein. eben­so ei­gen­tüm­lich emp­fand ich den rote-bee­te sa­lat. wie kann et­was, des­sen ge­schmack ich ei­gent­lich ver­ab­scheue (näm­lich rote bee­te), so köst­lich schme­cken? die rote bee­te war mit fein­ge­wür­fel­ten nüs­sen und back­pflau­men ab­ge­schmeckt, aber auch hier muss ein hauch zau­be­rei ge­hol­fen ha­ben der bee­te das er­di­ge aus­zu­trei­ben. fas­zi­nie­rend.

ir­gend­wann, wenn ich mich es mal traue, wer­de ich den „welt­bes­ten gast­ge­ber“ auch fra­gen, wo man ge­beiz­ten lachs her­be­kommt, des­sen fleisch noch kon­sis­tenz und biss hat und der nicht nach fisch riecht. ich fürch­te er wird sa­gen: sel­ber­ma­chen. apro­pos sel­ber­ma­chen: auch selbst­ge­mach­te sau­re gur­ken kön­nen ein­schla­gen wie hand­gra­na­ten. be­vor ich jetzt noch an­fan­ge über das pfef­fer-ge­beiz­te rin­der­fi­let, die selbst­ge­mach­te wurst (und ih­ren sud), die in kür­bis-vin­a­grai­te ma­ri­nier­ten he­rin­ge und die min­des­tens zwan­zig an­de­ren üp­pig dar­ge­bo­te­nen köst­lich­kei­ten zu schwär­men, will ich mich ein­fach noch­mal be­dan­ken. die­ses es­sen fühl­te sich in etwa so an, wie sechs rich­ti­ge im lot­to.