spiesser-idyll

felix schwenzel

am sonntag war ich zum ersten mal in meinem leben in einem schrebergarten. der schrebergarten war voller tand und kitsch (allerdings ohne gartenzwerge), die hecken waren vorschriftsmässig auf bauchnabelhöhe geschnitten und die nachbarn hatten, das spürte man durch und durch, alles im auge.

im schrebergarten ein nach new york ausgewanderter künstler mit seiner amerikanischen frau, ihrem athiöpischen adoptivsohn, die eltern des auswanderers, die beifahrein, ihr sohn und ix. auf dem elektrogrill würste. sehr viele würste, schinkenwurst und riesencurrywürste. auf dem tisch nudelsalat mit mayonaise und ständig nachgefülltes bier. das perfekte spiesser-idyll.

was mich ein bisschen erschreckt: mir gefiel das.

[witzig wie der ausgewanderte hamburger erzählte wie er in new york manchmal tagsüber auf dem spielplatz sitzt, umgeben von spielenden, weissen kindern und aufpassenden schwarzen oder mexikanischen „nannys“ und er der einzige weisse mann mit einem schwarzen kind. ich glaub ich brauch eine weile um dieses bild wieder zu vergessen.]